Selbstbestimmung ab der Dose: Bundestag schafft Routerzwang ab
Der deutsche Bundestag hat einmal im Sinne der Bürger, beziehungsweise der Internetnutzer abgestimmt. Erlebt man nicht allzu oft, daher umso erfreulicher. Es geht um den Routerzwang, kein neues Thema, bereits seit 2013 beschäftigt sich die Bundesnetzagentur damit. Der Gesetzgeber legt nicht eindeutig fest, ab welchem Punkt das Netz nicht mehr dem Netzbetreiber gehört. Schlau wie die Netzbetreiber sind, immerhin geht es hier auch um generierbare Einnahmen, legten diese fest, dass der Router Bestandteil des Netzes ist. Ärgerlich für den Kunden, landet er bei einem Anbieter, der nur den eigenen Router ermöglicht, hat er keine große Wahl.
Der Routerzwang führte sogar dazu, dass Provider nicht einmal mehr Zugangsdaten herausgaben, oder für eigentlich selbstverständliche Dinge wie WLAN-Nutzung extra zur Kasse baten. Caschy berichtete 2013 schon einmal ausführlich darüber. Der Bundestag hat nun beschlossen, dass die Anschlussdose an der Wand den sogenannten Netzabschlusspunkt bildet und somit der Nutzer die alleinige Entscheidungsgewalt über die Verwendung von Hardware hat.
Heißt praktisch, dass Netzbetreiber, egal ob sie Internet über DSL, Glasfaser oder Kabel anbieten, dem Kunden keine Hardware mehr vorschreiben können. Der Router ist nicht mehr Bestandteil des Netzes, folglich müssen die Anbieter auch die benötigten Zugangsdaten herausrücken. Das ist nicht nur gut für Nutzer, der sich so die Hardware anschaffen kann, die er nutzen möchte, sondern dient auch der Sicherheit. Immer wieder kommt es vor, dass in Routern Lücken entdeckt werden, die dann nicht zeitnah auf den – meist mit einer extra Firmware versehenen – Routern gepatcht werden.
Mit diesem Beschluss ist das neue Gesetz bereits durch, das Inkrafttreten kann allerdings vom Bundesrat noch verzögert werden. Denn die Abschaffung des Routerzwangs hat nicht nur Fürsprecher. Logischerweise sehen mehrere Kabelnetzbetreiber die Sache ganz anders. Dass diese kein Interesse an der Abschaffung dieser Zusatzeinnahmequelle haben, dürfte für jeden verständlich sein. Umso mehr freut es einen, dass sie nun erst einmal nichts mehr dagegen unternehmen können.
Wie kann sowas technisch bei Kabel umgesetzt werden? Bei Kabel ist es ja sogar theoretisch möglich, durch ändern der Konfiguration im Modem sich eine höhere Geschwindigkeit zu geben.
Ja, erstaunlich das Verhalten mit den Routern. Da ist man kein Stück flexibel und besteht als Lieferant quasi darauf, dass es sich dabei um das Eigentum des Lieferanten handelt. Aber sobald bei einem Reseller oder ISP ohne eigenes Netz Probleme mit der Leitung auftraten, war plötzlich ab dem Hausanschluss der Zuständigkeitsbereich der ISP zu ende, weshalb man dann selbst für die Kosten eines Technikers aufkommen muss. Das war sogar lange bei Telekomkunden so, dass man dann für einen Techniker aufkommen musste. Freenet war (ist?) einer dieser Drecksvereine. Gibts Freenet überhaupt noch?
Das ist wirklich mal ein Lichtblick! Ich warte nun sehnsüchtig darauf, dass ich mir für meinen KabelDeutschland/Vodafone-Kabelanschluss ENDLICH ein „freien“ Router kaufen kann, und wieder Updates erhalten werde. Und das alles ohne Zwangs-Monatsgebühren mit dennoch veralteteter Hardware bzw. fehlenden Software-Updates, so wie es derzeit noch ist…
Man mag es wirklich kaum glauben. Und ich werde es auch erst glauben, wenn die Zugangsdaten von KD/Vodaf. auf meinem Tisch liegen und ich einen neuen, freien Router damit bestücken kann.
Wenn die „Entscheider“ sich mal beeilen würden, aber so müssen wir wohl noch mind. ein halbes Jahr bis zur Umsetzung warten (Bundesrat, Unterschrift Bundespräsident, Veröffentlichung Gesetzblatt etc. p.p.).
@ David Decker (deckerweb):
Router =! Modem.
Genau die Geschichte mit den Zugangsdaten wird bei Kabelanschlüssen nicht funktionieren. Man muss eher die MAC-Adresse dem Provider mitteilen.
Gerade keine Zeit dies weiter auszuführen. Gibt aber genug Artikel/Berichte darüber.
Strichwort: DOCSIS
@John gibt es überhaupt eine gescheite Auswahl für Kabelmodems? Mir wäre da gar nichts bekannt, bis auf die Fritzbox die man bei vielen Betreibern (leider) eh bekommt
Es gibt mehrere Kabelmodems die aber nicht im freien Verkauf, oder nur schwer zu bekommen sind.
Cisco hat z.b einige im Angebot: http://www.cisco.com/web/consumer/support/prod_modems.html
Heißt das ich kann meinen von K-Deutschland gestellten CBN Router durch meine Fritzbox ersetzen? (Kabelanschluss)
Ich verstehe das Problem zumindest bei den ganzen KD/Vodafone-Usern nicht ganz…
Ich habe hier ein Cisco-Modem von KD geliefert bekommen, der als Input das Signal via Coax aus der Multimediadose zieht und 2x analoges Telefon sowie 1x Internet via Ethernet rauswirft und absolut klaglos seinen Dienst verrichtet.
Dahinter habe ich einen Asus RT-N16 mit Tomato Firmware (Shibby), der monatlich seine Updates bekommt und an Funktionalität deutlich mehr bietet als ich jemals benötigen werde.
Daher meine Frage: Es ist doch eben nich so, dass man gezwungen wird, den WLAN-Router vom Anbieter zu beziehen, oder? Warum schnappt man sich nur das Modem vom Anbieter und hängt dahinter was das Herz begehrt?
Einziger Schwachpunkt könnte natürlich die nicht updatebare FIrmware des Modems sein… aber wenn ich die im LAN verfügbaren Geräte über den selbstgekauften Router gut absichere, dann ist das doch nicht wirklich ein Problem, oder?
Bitte klärt mich auf und korrigiert mich bei Bedarf… würde mich wirklich interessieren was ihr dazu denkt…
@ Marie:
Wenn es eine 6360 oder 6490 ist, dann ja. Ansonsten wird es sich um ein DSL-Modem handeln.
ich glaube irgendwie immer noch nicht, im letzten Moment kommt bestimmt irgendetwas dazwischen und zwar Ausnahme Kabelbetreiber
@Denis
Richtig lesen, Netzabschluss ist die Dose in der Wand und nicht das Modem oder der Router. Ich wüsste jedenfalls nicht das in meiner Wanddose ein Router eingebaut ist 😉
@John
Technisch kann alles umgesetzt werden. Die Konfiguration beim Kabelmodem läuft über das DOCSIS Protokoll und ist standardisiert.
Sprich man muss dem Anbieter nur die MAC des Modems geben und dann wird das Modem wie gehabt automatisch konfiguriert und zwar nur die nötigen Sachen.
Ggf. macht der Anbieter noch ein Zertifikatsprüfung, aber auch das wäre kein Thema dem Kunden das entsprechende Zertifikat zur Installation auf dem Modem zu geben.
Was anderes macht auch der Techniker der dir dein Modem vorbei bringt nicht, er hat eben Zugriff auf das entsprechende Portal des Kabelanbieters um die MAC einzutragen und das Modem entsprechend zu Provisionieren.
VoIP & co (darum geht es ja hauptsächlich) kann man dann endlich selbst verwalten weil der Anbieter gezwungen ist die Logindaten herauszugeben !
@ venice
Ja Netzabschluss ist die Dose an der Wand. Der Koaxial Anschluss der Dose muss aber mit dem Modem verbunden werden. Wenn das Modem noch eine Router-Funktionalität inne hat, dann schön. Viele Kabelmodems haben dies aber nicht. Die zwei genannten Firtzboxen zwar schon aber andere nicht.
Kollege von mir hat aber nun zum Beispiel von Unitymedia zu seinem Business Anschluss ein Cisco Modem bekommen, welches keine Router-Funktionalität integriert hat. Ein Router dahinter zu schalten ist also zwingend erforderlich wenn man mehrere Geräte hat.
Bei den DSL Routern die ja sowieso (meistens) ein Modem mit inne haben ist ja das egal. Bei den Kabel Dingern geht es ja aber hauptsächlich um das Modem, welches dann eben ebenfalls frei gewählt werden kann.
Eventuell reden wir auch aneinander vorbei aber seis drumm. 🙂
Ab wann muss ich dann die zwei Euro extra monatlich für WLAN nicht mehr zahlen? 🙂
@Denis
Warten wir mal ab wie KDG es hinkriegt, dass deren Modems passiv sind.
Der Abschlusspunkt hat passiv zu sein. Daher ist es die Dose und nicht das Modem an der Dose.
Jetzt muss es nur noch Alternativrouter/Modems geben, das Gesetz verpflichtet nämlich keinen Hersteller, bestimmte Router herzustellen…
So am Rande: in der gleichen Sitzung wurde auch wieder die Vorratsdatenspeicherung eingeführt 😛
@Florian K.: Zum Telekom Speedport Hybrid schau, wobei z.B. eine FritzBox per Firmware-Update und LTE-USB-Stick es sogar schaffen könnte.
Speziell für den Fall Kabel Deutschland: Für den Kunden verbessert sich da wohl eher nix. Die Zugangsdaten werden einem per DOCSIS Provisioning draufgeblasen, da ist es egal, wem der Router gehört. Einen eigenen WLAN-AP kann man jetzt auch schon problemlos hinter dem Router betreiben, man kann den KD-Router auch in den Bridge-Mode umstellen und einen eigenen Router dahinter anschließen.
Und wenn der Router nicht mehr vom Dienstanbieter kommt, ist er auch nicht mehr dafür verantwortlich. Was wird wohl die Standardantwort bei einem Anruf bei der Hotline werden? „Wir sehen auf unserer Seite keine Probleme, bitte überprüfen sie, ob ihr Router korrekt funktioniert“. Erstmal abwarten, aber ich werde wohl beim Mietrouter bleiben. Wenn dann irgendein Problem damit ist, sollen die sich drum kümmern.
AP kann man hinter dem Modemdingsbums betreiben ja. Dann hatte man auch zweimal Stronverbrauch. Eigene Telefonhardware konnte man eher nicht betreiben. Dann war man gezwungen z.b. die Fritzbox mit S0 zu nehmen.
Privat befürworte ich das Thema, beruflich sehe ich das skeptisch.
Ich bin bei einem Telekommunikationanbieter in der Entstörung und ich freue mich jetzt schon auf die Diskussion bei Kunden die nicht einsehen das ihr Router das Problem ist, bzw. das ich bei der Analyse blind bin wenn das Gerät z.B. auf Pings nicht anwortet oder sich bestimmte Werte nicht auslesen lassen. Schneller wird die Entstörung dadurch sicher nicht…