Ubuntu 15.04 „Vivid Vervet“ gibt sich die Ehre
Nachdem mit der bisherigen Version schon wieder einige Monde ins Land gegangen waren, hat Canonical jüngst die Version 15.04 von Ubuntu Linux, Codename „Vivid Vervet“ veröffentlicht. Auch bei dieser Version gibt es vom Releasedatum ab neun Monate Support samt Updates und Security Fixes, dann steht wahrscheinlich wieder die nächste Ausgabe von Ubuntu vor der Tür. Nicht zu verwechseln ist dieses Release mit den „LTS“ (Long Term Support)-Versionen, die garantierte fünf Jahre mit Updates & Hotfixes versorgt werden und speziell auf das Geschäfts- bzw. Produktionsumfeld abzielen: Diese Version ist immer noch die 14.04.02. Doch zurück zum aktuellen Release, was hat sich seit Oktober 2014 und Version 14.10 („Utopic Unicorn“) getan?
Nun ja – erwartet wurde ja im Vorfeld viel und nach der Installation bzw. dem Upgrade (was problemlos von der Vorgängerversion her klappte) fällt einem bis auf den etwas anderen Hintergrund nicht allzu viel Neues ins Auge und man muss schon genau unter die Haube schauen, um festzustellen, dass man hier eine neue Ubuntu-Version auf seine Festplatte gebannt hat. Natürlich sind die üblichen Sicherheitsupdates und aktuelleren Versionen von Firefox, Thunderbird und LibreOffice von Haus aus mit an Bord – dem Büro- und Internetvergnügen steht so out-of-the-box also erst einmal nichts im Weg. Der Linux-Kernel ist auf die Version 3.19 angehoben worden der berühmt-berüchtigte systemd hat Upstart als Standard Boot- und Servicemanager abgelöst.
So weit, so gut – der Unity-Desktop in Version 7.3 kann jetzt standardmäßig Menüs an Fenster andocken (das Feature war seit Ubuntu 14.04 bekannt), ist aber immer noch nicht auf die erwartete Version 8 angehoben worden. Auch der Mir-Displayserver, der den X Window Manager als Displayserver ablösen sollte, lässt leider auf sich warten und so scheint unter Ubuntu 15.04 vieles altbewährt, ohne aber zwingend neu oder besonders innovativ zu wirken.
Das System an sich geht wie gewohnt leicht von der Hand und ist schlank und schnell installiert – Pluspunkt für alle, die sich einmal näher mit Linux beschäftigen wollen und vor den Größen von Distributionen wie SuSE oder Debian (dem Ursprung, auf dem Ubuntu fußt) bisher kapituliert haben. Zusätzliche Pakete (in den Screenshots der VLC Media Player, ein Spielchen oder der XBMC Media Server) waren über die Softwareverwaltung schnell und problemlos installiert und spielen in Summe einfach die gelungene Übersicht der Distribution aus, bei der sich auch Ein- oder Umsteiger schnell zurechtfinden. Wer mag, kann mit Firefox und Thunderbird direkt surfen und mailen und LibreOffice dazu nutzen, die Tipparbeit zu erledigen. Alles andere wie die Einbindung sozialer Netze von Google oder Dienste wie Flickr lassen sich über die übersichtlichen Systemoptionen schnell einrichten und runden den guten, aber nicht begeisterten Eindruck ab.
Ob systemd nun als wagemutiger Schritt oder Pionierarbeit zu bezeichnen ist, werden die nächsten Monate noch zeigen – Mir wird Gerüchten zufolge auch erst mit Version 16.04 den X Display Server ablösen und so hoffen wir alle mal, dass Canonical in den nächsten neun Monaten vielleicht doch ein wenig mehr riskiert und neben den gewohnt guten sicherheitstechnischen Änderungen unter der Haube vielleicht auch einmal was an der Optik – sprich der Karosse von Ubuntu – macht.
Fazit: Wer von Ubuntu 15.04 riesige Sprünge und Neuheiten erwartet hat, dürfte enttäuscht sein. „Vivid Vervet“ ist eher ein Vernunftsupdate als der erwartete Innovator und bringt hauptsächlich einmal solide Aktualisierungen der einzelnen Komponenten und des Linux-Kernels mit, ohne aber auf die noch recht junge Kernel-Version 4 zu schwenken oder gar Unity 8 im Gepäck zu haben. Bestandsuser können ruhigen Gewissens auf 15.04 aktualisieren und Um- bzw. Einsteiger werden sich eh schnell mit dem schlanken System zurecht finden. Fakt ist aber, dass der Nachfolger von „Vivid Vervet“ dann mit ein paar mehr Neuerungen daherkommen muss, um einen vom Hocker zu reißen und wieder mal einen „Aha!“-Effekt zu erzeugen! Diese Version ist eine solide Bestandspflege und einen Blick wert für jeden, der Linux einmal live sehen möchte und vielleicht noch einen auszumusternden XP-PC zuhause stehen hat.
Ein Hinweis für die Freunde von Virtualisierungslösungen: Das aktuelle Parallels 10 auf dem Mac ließ Ubuntu 15.04 zwar problemlos installieren, verweigerte aber die Installation der Parallels Tools – hier beißt sich wohl noch ein Modul mit dem neuen Kernel 3.19, das Problem ist bereits in den Parallels-Foren bekannt. VMware Fusion 7 hat dieses Problem nicht, hier klappten sowohl die Installation als auch die Anwendung der spezifischen VMware-Tools und somit auch eine entsprechende Bildschirmauflösung von Ubuntu 15.04 ohne Probleme.
Gibt es eigentlich Daten zur Nutzung von Ubuntu? Ich hab ja das Gefühl das es in den letzten 2 Jahren eher wieder abgenommen hat. War früher selbst mal begeisterter Anhänger von Ubuntu. Leider macht für mich OS X das selbe nur in besser. Dazu gibt es noch viel mehr „professionelle“ Applikationen. Linux nutze ich aber selber gerne noch im Server Umfeld (z.B. auf der Pi).
Ja, der Hype war schon mal grösser, den Eindruck habe ich auch – ich finde es aber immer wieder interessant, mal einen Blick über meinen sonstigen OS X / Windows-Tellerrand zu werfen und zu schauen, was Ubuntu gerade so macht. Die Servervariante ist für mich noch interessanter, weil es da mit ganz wenig Ballast für Kundenzwecke schnelle, schlanke Systeme für z. B. Web- oder Proxyserver gibt. Geht zwar auch mit den anderen Distris, aber da brauche ich mehr als die ISO-Datei mit der Größe eines CD-Rohlings 😉 !
@plantoschka: Ich glaube Ubuntu hat es mit den ganzen eigenen Dingen (z.B. Suchergebnisse inkl. Amazon-Werbung) und viele sind dann auf Ubuntu basiertene Distributionen umgestiegen wie z.B. Linux Mint
@plantoschka
Das liegt wohl auch an der Mentalität vieler „überzeugter Linux Nutzer“. Sobald da jemand die kleinste Kleinigkeit nicht gefällt, wird direkt demonstrativ entweder ein Fork gegründet/genutzt oder aus Protest eine der hundert anderen Distributionen.
Aus dem Grund ist Linux auf dem Desktop auch seit Ewigkeiten immer noch plus/minus am Rande der Bedeutungslosigkeit. Und dieses Verhalten lässt sich generell bei vielen OpenSource Projekten beobachten. Da wird im Traum nicht auf die Idee gekommen, sich mal an einen Tusch zu setzen und gemeinsam eine Lösung zu suchen. Lieber wird patzig demonstriert und mal wieder der zehnte Fork von irgendetwas gegründet. Daran Kranken leider viele, eigentlich sehr gute Projekte.
Jepp, so sehe ich das auch generell mit OpenSource!
Hab gestern mal wieder mein altes Netbook ausgekramt und das neue Ubuntu installiert. Läuft an sich alles ganz gut. Alle Treiber wurden von alleine erkannt, das war bei anderen Distributionen wie z.B. OpenSuse oder Linux Mint schon eher ein Problem. Insbesondere mit dem WLAN hat es nie geklappt. Nur ist Ubuntu alles andere als schnell auf dem Netbook. Hier ist ein Intel Atom N450 drin und als Grafikchip die Intel GMA3150 und das scheint das ein oder andere mal ziemlich an seine Grenzen zu kommen.
Hat jemand vielleicht ein paar Distributionen als Tipp parat die besonders Ressourcenschonend, einfach in der Bedienung sind und auch noch aktuell sind?
Es heißt Kodi, nicht mehr XBMC.
@Dustin
Schau dir doch mal Lubuntu oder Xubuntu an.
@Jochen: wie im Screenshot deutlich zu sehen 😉
@Kamikater – das ist jetzt so, ändert aber nichts daran, dass das Ubuntu-Software-Repository noch XBMC an Bord hat 🙂 !
Ich meinte natürlich „@Kamikater“.
@elknipso, @Horst – Wahre Worte, kann ich so nur unterschreiben. Der Spirit, die Idee – wunderbar. Die Umsetzung und die zig Lager, in die die Community gespalten ist, waren und sind Gift für Linux. Allein die Diskussion Ende letzten Jahres über systemd und die Frage, wer denn nun der Launch Manager für das kommende Debian 8 ist, zeugt leider mehr von einer Art großem Kindergarten. Eigentlich schade – aber das Argument mit dem x-ten Fork könnte klasse Ironie sein, ist aber leider die Realität. Ich behaupte mal, wenn es dieses Gestreite über die Jahre nicht gegeben hätte und man sich mal distributionsübergreifend auf einen Standard geeinigt hätte (allein die Frage, ob KDE oder Gnome – grausam!), wäre Linux auf dem Desktop heute deutlich mehr als nur eine Randerscheinung für Interessierte…
Dafür läuft ja schließlich auf meinem NUC Ubuntu 14.04 LTS – damit man sich jahrelang nicht um Systemupdates scheren muss. Also Ubuntu 15.04 = Sack Reis in China 🙂
@Oliver Pifferi
Das sehe ich auch so. Und ich bin ebenso überzeugt davon, dass Linux auf dem Desktop ohne diesen Kindergarten durchaus das heute sein könnte was z.B. Android in der mobilen Betriebssysteme Welt geworden ist.
Durch diese ganzen kleinlichen Diskussionen wird der Blick für das große Ganze vollkommen vergessen.
Wer was Neues sehen möchte, greift entweder zu Ubuntu Mate (für traditionelle Linuxianer) und die klasse neue Optik von KDEs Plasma 5. Ham’se gut gemacht!
Auch wenn die vielen Forks durchaus den Tatsachen entsprechen sind sich die meisten Distributionen dennoch bei gewissen Kernelementen durchaus einig z. B. Wayland oder system. Ausgerechnet Ubuntu wollte hier eigene Wege gehen und hat sich meiner Meinung nach etwas verrant. Dazu noch der Versuch auf den Fernseher und das Telefon zu kommen. Und zu alle dem hat man sich mit dem Contributor Licence Agreement auch keine Freunde in der Community gemacht.
Also bei aller Forkerei hat Ubuntu irgendwie dennoch in die Bereiche geschossen, bei denen sich die Community dann doch einig ist.
Würde der neue Kernel etwas auf einem 4 Jahre alten System bringen? Manchmal friert mein FireFox für ein paar Sekunden ein und die Anzeige wird schwarz-weiß und die WLAN-Balken gehen gegen Null, bevor er sich dann wieder aufpumpt und der Seitenaufbau weiter geht. Wenigstens stürzt er dank v37.0.2 nicht mehr ab, wenn ich auf phonearena zwei Tabs öffen will. Bis jetzt habe ich noch 14.04 LTS.
Ich denke Linux wäre ein größerer Eefolg, wenn die Treiberinstallation so einfach zu handhaben wäre wie man es von Windows gewohnt ist. Mit meinem BrotherDruckerScanner kann ich zwar drucken, da hab ich die Anleitung noch hingekriegt, aber bei der Installation des Scannerteils hab ich den Überblick verloren, bei all den Vorbereitungen, die man erst noch abarbeiten musste. Ich kann unter Ubuntu heute noch nicht scannen. Dazu fahr ich dann doch wieder Windows hoch! 😉
…leider mit einem neuen 7600er APU auf win 8.1 „kleben gebliegen. Linux ist eindeutig besser – aber habe Probleme mit APU Support bekomme war zu tricky. Habe das zwar gefix aber WIndows hat mich eindeutig mit Log-Effekt gefickt, Image Boot..eine teure SSD und berufliche Erfordernis von WIndos als Zweitsystem….
@Benno: Über den Paketmanager ist es doch noch einfacher als in Windows.
Die Hersteller müssen nur vernünftige Treiber liefern.
Wieso sollte es mit dem Paketmanager einfacher sein?
Bei Windows oder auch OS X wird das Gerät abgeschlossen, das Gerät wird erkannt & direkt automatisch installiert und ist dann sofort nutzbar…