Facebook entschuldigt sich öffentlich für Newsfeed-Experimente

Ihr erinnert euch sicherlich an den Aufstand im Internet vor einigen Wochen, als bekannt wurde, dass Facebook eure Newsfeeds für psychologische Tests ein wenig verdreht hat. Damals hat Facebook mit den Newsfeeds experimentiert und die Posts nach unterschiedlichen Emotionen gefiltert, um zu sehen, wie ihr mit diesen Posts interagiert. Dies löste eine Welle der Empörung aus. Heute reagiert Facebook endlich auf die schweren Manipulationsvorwürfe und entschuldigt sich offiziell.

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Eine Studie der Stanford University aus dem Jahr 2011 hatte damals die These aufgestellt, dass positive Facebook-Posts von Freunden den Lesern schlechte Laune bereiten. Die Studie ging soweit, dass man Facebook als „Anti-Social Network“ bezeichnete. Dies nahm man sich bei Facebook offenbar zu Herzen und wollte es besser machen, doch das ging gehörig nach hinten los.

In einem offiziellen Statement beteuert Facebook zwar, dass man die eigene Studie betrieben habe, um den Newsfeed-Algorithmus und das Gesamtprodukt zu verbessern, gibt gleichzeitig aber auch zu, dass man vieles anders hätte machen sollen. Facebook sagt hierzu:

„Although this subject matter was important to research, we were unprepared for the reaction the paper received when it was published and have taken to heart the comments and criticism. It is clear now that there are things we should have done differently. For example, we should have considered other non-experimental ways to do this research. The research would also have benefited from more extensive review by a wider and more senior group of people. Last, in releasing the study, we failed to communicate clearly why and how we did it.“

Im gleichen Atemzug gibt Facebook bekannt, dass man von heute an sowohl für die interne Forschung als auch für die Kommunikation nach außen einige Sachen ändern wird:

  • Richtlinien: Die Richtlinien für externe Forscher wurden verschärft. Wenn künftig Userdaten zu Forschungszwecken von externen Forschungsinstituten oder Universitäten bei Facebook angefordert werden, wird das Anliegen einer strikten Überprüfung unterzogen.
  • Überprüfung: Die jeweilige Anfrage wird von Facebooks erfahrensten Mitarbeitern der jeweiligen Zielgruppen-Fachgebiete geprüft. Zusätzlich wird die Anfrage von Facebooks internen Technikern, Forschern, Juristen und Privatsphäre-Spezialisten überprüft.
  • Ausbildung: Facebooks neue Techniker werden während ihrer sechswöchigen Schulung im sogenannten „Bootcamp“ mit den neuen Richtlinien vertraut gemacht. Gleiches gilt für bestehende interne Forscher im Facebook-Team. Außerdem wurde ein spezielles Programm in Facebooks jährliches Privatsphäre und Sicherheitstraining eingebaut, welches jeder Mitarbeiter durchlaufen muss.
  • Forschungs-Website: Die Forschungsarbeiten von Facebook selbst werden ab sofort auf einer zentralen Website veröffentlicht und regelmäßig aktualisiert.

Wie steht ihr zu dem psychologischen Experiment von Facebook? Findet ihr es gut, dass eure Daten zu internen Forschungszwecken benutzt werden, um euch ein verbessertes Nutzererlebnis zu bieten, oder seid ihr immer noch sauer auf Facebook?

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Nerdlicht in einer dieser hippen Startup-Städte vor Anker. Macht was mit Medien... Auch bei den üblichen Kandidaten des sozialen Interwebs auffindbar: Google+, Twitter, Xing, LinkedIn und Instagram. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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8 Kommentare

  1. Bin schon lange von dem Verein abgemeldet.
    Ich frage mich wie oft sich Facebook noch „entschuldigt“, bis die Masse es ihnen endlich mal übel nimmt und sich nach Alternativen umsieht!

  2. Sich hinterher zu entschuldigen ist immer preiswert.
    Auf der anderen Seite muss ja jeder selber sehen, ob er FB benutzen möchte, immerhin ist es ein kostenloser Dienst, der einen enormen Mehrwert bietet. Ähnlich die bei den Googlediensten sollte es dann nicht überraschen, wenn sowas dabei rauskommt.

  3. „Wie steht ihr zu dem psychologischen Experiment von Facebook? Findet ihr es gut, dass eure Daten zu internen Forschungszwecken benutzt werden, um euch ein verbessertes Nutzererlebnis zu bieten, oder seid ihr immer noch sauer auf Facebook?“

    Bei Formulierung der Fragestellung musste ich bitter lachen. „…, um euch ein verbessertes Nutzerlebnis zu bieten…“
    Ist das jetzt vorauseilender Gehorsam oder einfach nur Dummheit, die Formulierung unreflektiert von Google zu übernehmen, Herr Wuttke?
    Es geht um Manipulation und Steuerung, das sollte jeder erkennen und benennen. Es sei denn, er wird von Google bezahlt oder ist scharf auf Einstellung.

  4. @cismor: Nichts besseres zu tun am Feiertag? Btw, was hat Google mit der Sache zu tun?

  5. Sorry für die Verwechselung, aber die Unternehmen sind bei mir beide auf dem Index.
    Bei solchem Nachgeplapper angesichts übelster Manipulation ohne Wissen der Nutzer habe ich in der Tat nicht besseres zu tun, als das anzugreifen.

  6. @cismor: Solange du keine klaren Belege hast ist das aber pure Mutmaßung und gehört nicht als Faktenaussage in ein Techblog.

  7. Was denn für eine Mutmaßung? Dass Facebook 2012 mit Unwissenden experimintiert hat, ist doch unbestritten! Im Übrigen habe ich die anbiedernde Distanzlosigkeit im Artikel kritisiert. Das „verbesserte Nutzerlebnis“ in Anführung zu setzen hätte mir ja als Minimallösung schon gereicht und ich hätte die Klappe gehalten.

  8. Kommentar löschen weil er Kritik enthält, auch nett 🙂

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