Digitalisierung im Handwerk kommt schleppend voran

Digitalisierung und Deutschland kommen einem oft wie zwei Themen vor, die wie Feuer und Wasser sind – scheinen leider nicht zusammenzupassen. Dennoch gibt es sowohl in Unternehmen als auch im öffentlichen Bereich natürlich stetige Verbesserungen. Im Handwerk kommen die Prozesse ebenfalls nur schleppend in Gang. So rangiert das deutsche Handwerk bei der Digitalisierung im hinteren Mittelfeld.

Dabei würden z. B. Kunden gerne Rechnungen von Handwerkern direkt per Kartenzahlung oder online über einen Bezahldienst begleichen. Das hat bisher in Deutschland aber nur ein Anteil von 13 % unter den Befragten einer neuen Untersuchung genutzt – sicherlich auch mangels Möglichkeiten. Denn 37 % geben in einer Umfrage der Bitkom an, sie würden so eine Option gerne nutzen bzw. könnten sich das vorstellen. Den Termin beim Handwerksbetrieb hat erst jeder Elfte schon einmal online gebucht (9 Prozent). 27 % der Befragten können es sich vorstellen, das in Zukunft zu tun.

25 % der Befragten könnten sich auch vorstellen, ein Angebot zur digitalen Dokumentation der Arbeitsschritte zu nutzen. Beispielsweise könne das die Möglichkeit sein, online Fotos des Baufortschritts bei einem Projekt zu überprüfen, statt die Baustelle selbst zu besuchen. Wahrgenommen haben so eine Option bislang aber nur 8 %. Nur 5 % haben z. B. die Chance erhalten / genutzt, Handwerker per Videochat oder Messenger um eine Einschätzung oder Produktempfehlung zu bitten. Oft steht diese Möglichkeit eben wohl gar nicht zur Wahl. Vielleicht ist aber auch das Interesse der Kunden gering, denn nur 16 % der Befragten können sich das vorstellen.

AR und VR als Chancen fürs Handwerk?

18 % der Befragten würden auch in Erwägung ziehen, Bauvorhaben mittels AR oder VR als Visualisierungen zu betrachten. Auch das Verfolgen von Handwerksarbeiten per Live-Übertragung können sich 13 % der Nutzer vorstellen. Hier wieder meine Anmerkung: Solche Fragen / Antworten haben generell sehr wenig Aussagekraft, denn „vorstellen“ können sich die meisten Menschen eben so einiges. Ich kann mir beispielsweise auch vorstellen, als Anime-Gott die Welt von einem Refugium auf dem Mond aus zu beherrschen. Realistisch ist es aber nicht, dass ich das einmal tun werde.

49 % der Befragten geben zudem an, dass Handwerksbetriebe aktuell noch zu analog arbeiten. 42 % sehen die Handwerksbranche im Mittelfeld der Digitalisierung. 20 % sieht die Branche eher mit Nachholbedarf und 22 % denken gar, sie hätte den Anschluss verpasst. Immerhin: 9 % der Befragten meint, das deutsche Handwerk wäre sogar eher Vorreiter im Bereich Digitalisierung. An der Spitze der Branchen sehen das Handwerk aber nur noch 2 %.

70 % der Befragten geben an, das Handwerk könnte durch zunehmend Digitalisierung auch als Arbeitgeber attraktiver werden.

Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf ge­lan­gt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir ei­ne kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

15 Kommentare

  1. Viele Dinge sind gut und werden kommen, aber andere wiederum werden zu teuer sein, denn der Kunde muss das am Ende auch bezahlen.
    Ich betreue ein paar kleine Handwerksbetriebe und einer davon hat seinen Laden echt gut digitalisiert, mit digitalen Nachweiszettel etc. versehen.
    Auch weitere Dinge wie eine Kundencloud, für Nachweise der Baustelle und alles was dazu gehört. So ein Projekt kann sich da locker 1-2 Jahre ziehen.
    Das Resultat ist, dass die Handwerker Stundenlöhne für die Kunden um ca. 5€ gestiegen sind und das fanden auch einige Kunden als zu hoch.

    Hier muss man also aufpassen, wie schnell und wie stark man digitalisiert, denn das muss der Kunde am Ende ja auch zahlen.

    • Viele digitalen Schritte sollten dann aber auch letztendlich die Anzahl der abgerechneten Stunden reduzieren.

      Wenn ich immer wieder erlebe wie Betriebe z.B. nur für einen Kostenvoranschlag rausfahren um 5 Minuten ein paar Fotos zu machen – das ließe sich auch wunderbar in einem Video Call klären und beide Seiten würden so einiges an Zeit (Anfahrt/Abfahrt) sparen.

    • Wenn der Handwerker durch das Projekt keine Einsparungen an anderen Stellen hat, dann läuft aber auch im Projekt was falsch. Und gerade digitale Nachweisführung sollte hier deutlich andere Aufwände drücken, sowohl von den Arbeits- als auch Durchlaufzeiten.

      Gerade als Selbstständiger sollte ich vor so nem Projekt auch genau die Kosten und Effekte abklären. Digitalisierung nur der Digitalisierung willen macht wenig Sinn.

  2. Es gibt auch genug Angebot und Nachfrage, Leistungen ohne Rechnung abzuwickeln. In diesen Fällen wäre Digitalisierung vermutlich ein ungewünschtes Beweismittel.

    • Das kann und wird es sicherlich auch weiterhin geben. Aber wenn es um die Bezahlung einer ordentlichen Rechnung geht, sollte es m.E. heutzutage keine Frage mehr sein, ob der Kunde eine der im Artikel genannten Möglichkeiten nutzen kann.

  3. Termine bei Handwerker digital buchen. Beim Frisör ja. Wenn ich aber z.B. einen Notfall bei der Heizung habe, greife lieber zum Telefon.
    Digitalisierung soll kein Mittel zum Zweck sein, sondern einen Benefit liefern.
    Und der ist bei kleinen Betrieben häufig überschaubar.

    • Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.
      Wenn meine Haarschneidemaschine den Geist aufgibt, brauche ich auch den Friseur kurzfristig, den Termin zur Wartung der Heizung im Herbst kann ich bereits im Sommer digital machen.
      Hat also wie du siehst nichts mit dem Gewerbe zu tun.

      • +1

        Selbiges bei Ärzten. Akute Fälle kann ich natürlich nur adhoc vorstellen. Aber warum muss ich wegen nem Vorsorgetermin ewig versuchen in der Praxis anzurufen, nur um dann ne (verständlicherweise) genervte Mitarbeiterin dran zu haben, die auch nur in den Kalender guckt, wann der nächste Termin für sowas frei ist? In den Kalender gucken kann ich auch selber und es ist für alle Beteiligten entspannter, wenn ich nen, auch für mich gut passenden Termin in Ruhe raussuchen kann.

  4. Das Handwerk hat wahrscheinlich ganz andere Probleme als sich um die Digitalisierung zu kümmern. Überall fehlen Fachkräfte, weil man der Jugend immer erzählt hat, sie soll einen akademischen Bildungsweg einschlagen. Die Folge sind promovierte Taxifahrer und fehlende Auszubildende in den handwerklichen Berufen.

    Die Digitalisierung im Handwerk muss außerdem ja auch bezahlt werden. Sind die Kunden bereit, für die Arbeit eines digitalisierten Handwerksbetriebs mehr zu bezahlen? Ich denke, nein. Ganz abgesehen davon, dass es relativ schwer ist einen guten Handwerker zu finden, dessen Rechnung nicht vollkommen überteuert ist.

    Überfordert man das Handwerk, mit Vorschriften und Digitalisierung, wird Tür und Tor für Schwarzarbeit geöffnet.

    • Natürlich muss das auch bezahlt werden. Aber Digitalisierung führt ja auch zu Einsparungen an anderer Stelle, abgesehen von der initialen Einrichtung vielleicht. Insofern sehe ich nicht, dass Digitalisierung zwingend mit höheren Kosten für die Kunden einhergeht – auch wenn man wohl davon ausgehen kann, dass viele Betriebe das als Argument für höhere Preise anführen werden.

    • Die Diskussion um Nachwuchs ist aber teilweise auch hausgemacht. So wie ich das beobachte haben Betriebe die modern aufgestellt sind deutlich weniger Probleme welche zu finden als manch andere. Als potentieller Azubi überlegt man sich ja auch 2x ob man in einen Betrieb geht der relativ modern aufgestellt ist, oder einen der sichtlich der Zeit hinterher hinkt. Immerhin geht es da ja auch um die eigene Zukunft. Regelmäßige Präsenz in den sozialen Netzwerken um den Job und das Umfeld attraktiv zu bewerben spielt dabei sicherlich auch eine immer größer werdende Rolle.

      • Handwerk hat in meinen Augen auch etwas mit Tradition zu tun. Die Handwerker und auch ihre Kunden müssen sich zwangsläufig die Frage stellen, ob Digitalisierung die handwerkliche Tätigkeit verbessern kann, oder nicht?

        Klar kann ein Handwerksmeister die anfallende Büroarbeit digitalisieren. Dafür nutzt er dann aber lieber einen Dienstleister, statt sein eigenes Büro mit digitalen Gerätschaften vollzustellen, von denen er wenig Ahnung hat.

    • Zu Recht hat man der Jugend vom Handwerk abgeraten .
      Mein Bruder ist Handwerksmeister und ich arbeite in der Industrie. Unsere Gehälter sind bei ähnlicher Ausbildung nicht annähernd vergleichbar.
      Was rate ich wohl meinen Töchtern wenn die in vier Jahren mit Berufswahl dran sind ?
      Nicht falsch verstehen , wir brauchen das Handwerk . Aber wenn Ruf und Verdienst hinten anstehen muss man sich bei Fachkräfte Mangel nicht fragen woher es kommt . Wenn dann noch Homeoffice und Büro an anderer Stelle dazu kommt wird es doppelt unattraktiv .
      Zu Recht muss ich dann halt auf den Handwerker lange warten . Schwarzarbeit darf nicht für den Lebensunterhalt zwingend sein, dann macht das auch keiner .

  5. Ein Maurer im Home Office geht halt schlecht.
    Mich würde mal interessieren wie viele Leute die hier mitlesen, die hauptberuflich Handwerker sind und privat schonmal einen PC selbst zusammen gebaut haben.
    Die Handwerker die ich kenne wissen nicht mal den Unterschied zwischen einer HDD und SSD. „Das ist halt ne Platte wo alles drauf ist.“ Kommt da immer als Antwort.

  6. Ich kann nicht so ganz nachvollziehen, was „… Rechnungen von Handwerkern direkt per Kartenzahlung oder online über einen Bezahldienst begleichen.“ bedeuten soll. Es gibt hoffentlich keine Handwerker mehr, die sich bar auf Kralle bezahlen lassen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich in den letzten 20 Jahren von irgendeinem Handwerker keine ordentliche Rechnung bekommen habe – und die kann man immer online Bezahlen.
    Dass verfügbare Technik der Digitalisierung genutzt wird, habe ich auch bei ca. 90% der Handwerker erlebt. Der Gala-Bauer macht die Vermessung des Gartens per Laser und Lidar, Rückruftermin online auf der Webseite bei so ziemlich allen Handwerkern möglich. Videochat im Problemfall, damit nicht extra einer rauskommen muss um sich ein erstes Bild zu machen? Logo, das kann sowohl der Heizungsbauer als auch der Dachdecker. Letztgenannter hat keine eigene Buchhaltung mehr (zu teuer), sondern die Rechnungsstellung an einen Factoring-Dienstleister ausgelagert, alles digital. Keine Ahnung ob ich ein Ausnahmefall bin, aber Digitalisierung erlebe ich bei Handwerkern genau so wie überall anders auch. Was ich mir allerdings auch vorstellen kann ist, dass Handwerker nicht jede Spielerei mitmachen nur weil es gerade in ist. Da wird nur akzeptiert, was auch tatsächlich einen Vorteil bringt.

Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.