Engwe E26 im Test: Bulliges E-Bike für knapp 1300 Euro

E-Bikes sind heute ja eher Usus als eine seltene Erscheinung. Besonders die Möglichkeit, weitere Strecken und auch Steigungen einfacher bewältigen zu können, macht die Räder so interessant. Bei mir umfasst mein täglicher Arbeitsweg beispielsweise 17 km – nicht die Welt, aber je nach Wetterlage und vor allem mit norddeutschem Wind, mit einem nicht-elektrischen-Rad teils sehr anstrengend zu bewältigen. Mit dem „Engwe E26“ erreichte mich bereits vor Weihnachten ein E-Bike für den täglichen Gebrauch, welches aber auch für Abenteuer zu haben sein soll. Erst nachdem das Schneematsch-Wetter wieder abgezogen war, habe ich mich dann tatsächlich gewagt, das Rad für einen Testbericht in Betrieb zu nehmen.

Technische Daten im Überblick:

  • Motor: 250W Heckmotor
  • Akku: 48V 13Ah Lithium-Ionen-Akku (624 Wh)
  • Reichweite: bis zu 140 km (Herstellerangabe)
  • Höchstgeschwindigkeit: 25 km/h
  • Schaltung: Shimano 7-Gang-Kettenschaltung
  • Bremsen: mechanische Scheibenbremsen
  • Reifen: 26 Zoll Fatbike-Reifen
  • Gewicht: ca. 35 kg
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 150 kg
  • Preis: knapp 1300 Euro

Für den Zusammenbau – sofern ihr nicht ausgerechnet Experten in dem Gebiet seid – solltet ihr mit ein wenig handwerklichem Geschick etwa eine Stunde Zeit einplanen. Alles ist sicher und stabil verpackt und an sich auch logisch aufzubauen. Die Anleitung wird nicht in Deutsch, dafür aber zumindest in Englisch mitgeliefert. Das kann aber für den einen oder anderen bereits ein Problem darstellen, darum erwähne ich es hier lieber.

Das Engwe E26 fällt direkt ins Auge. Dafür sorgen die 26 Zoll großen Fatbike-Reifen in Kombination mit dem wuchtigen Rahmen. Das Design ist modern und sportlich gehalten. Die mattschwarze Lackierung mit farbigen Akzenten wirkt hochwertig. Als weitere Farbvarianten stehen Gelb und Saphirblau zur Auswahl. Zudem gibt es das Rad nicht nur als High-Step-, sondern auch als Step-Thru-Variante, also für den tieferen Aufstieg. Das große LC-Display ist zentral am Lenker angebracht und informiert über Geschwindigkeit, Akkustand, Unterstützungsmodus und weitere wichtige Daten. Die Verarbeitung des gesamten Rades macht einen soliden Eindruck. Alle Komponenten sind gut verbaut und es gibt keine auffälligen Mängel.

Auf den ersten Metern (inzwischen sind es nicht ganz 300 Kilometer) überzeugt das E26 mit einem angenehmen Fahrgefühl. Der Heckmotor unterstützt kraftvoll und gleichmäßig. Selbst steile Anstiege lassen sich damit mühelos bewältigen. Die Fatbike-Reifen bieten einen hohen Fahrkomfort und schlucken Unebenheiten auf der Straße problemlos weg. Auch abseits asphaltierter Wege, zum Beispiel auf Schotterpisten, lässt sich das Bike gut fahren. Durch die breiten Reifen hat man stets guten Grip und das Rad behält eine hohe Spurstabilität. Tatsächlich fühlt sich das Fahren mit den breiten Reifen hin und wieder schon etwas sehr wuchtig an, das meine ich aber im positiven Sinne. Da sowohl die Gabel als auch der Sattel gedämpft sind, kommen viele Unebenheiten gar nicht erst großartig beim Fahrer an.

Die vom Hersteller angegebene Reichweite von bis zu 140 Kilometern ist natürlich ein sehr optimistischer Wert. In meinem Test haben wir bei moderater Unterstützung und gemischter Streckenbeschaffenheit eine Reichweite von knapp 75 Kilometern erreicht. Dies ist immer noch ein guter Wert und für die meisten Alltagsstrecken mehr als ausreichend. Zudem darf man auch nicht vergessen, dass ich mit über 100 kg und knapp 1,90 m Körpergröße auch gar nicht mal so leicht zu befördern bin. Der Akku lässt sich einfach entnehmen und kann so auch in der Wohnung oder im Büro geladen werden. Die Ladezeit beträgt ca. 4 bis 6 Stunden.

Bei den Komponenten setzt Engwe auf solide Hausmannskost, Highend-Hardware dürft ihr in diesem Preissegment allerdings nicht erwarten. Die Shimano 7-Gang-Kettenschaltung verrichtet ihren Dienst dennoch zuverlässig und die Gänge lassen sich größtenteils präzise wechseln. Größtenteils, da ich sowohl den vierten als auch den zweiten Gang händisch minimal nachjustieren musste, da beide sonst leicht klackerten. Die mechanischen Scheibenbremsen bieten eine ordentliche Bremsleistung, könnten aber bei starker Beanspruchung etwas besser sein.

Bonus: Das eh schon besonders helle und breit als auch weit streuende LED-Frontlicht wird von einer hellen Rücklicht-LED unterstützt, welche auch bei nicht eingeschalteter Beleuchtung den Bremsvorgang mit einem Bremslicht visualisiert.

Das LC-Display ist sehr übersichtlich gestaltet und lässt sich einfach bedienen. Alle wichtigen Informationen werden klar dargestellt. Über die schmale Bedieneinheit am Lenker lassen sich die Unterstützungsmodi, das Licht und weitere Funktionen einstellen. Nun war es in den vergangenen Wochen nicht wirklich stark sonnig, sodass ich zur Displaydarstellung bei viel Sonne nicht viel sagen kann. Ich würde aber behaupten, dass man immer noch mehr als ausreichend erkennen können wird, da die einzelnen Symbole allesamt angenehm groß dargestellt werden.

Was mir am Rad neben all der doch wuchtigen Optik sehr gut gefällt, ist die Laufruhe des Motors und dass selbst die breiten Reifen bei weitem nicht so laut dröhnen, wie es das beispielsweise beim von mir getesteten Engwe L20 der Fall ist. Bei jenem benötigt man keine Klingel, das Rad hört man auch so schon aus einer ordentlichen Distanz. Apropos Klingel: Eine solche wird auch mitgeliefert und muss manuell montiert werden. Hierfür ist am breiten Lenker allerdings gar nicht mehr so viel Platz, weshalb ich sie hier beispielsweise nach unten ausgerichtet montiert habe. Funktioniert genauso gut, ich komme allerdings während der Fahrt auch noch mit dem Daumen ran.

Das Engwe E26 ist ein gutes E-Bike, mit ein paar kleinen Schwächen. Es bietet einen richtig guten Fahrkomfort, eine gute Reichweite und eine solide Ausstattung. Die Fatbike-Reifen machen das Rad zu einem Allrounder, der auch abseits asphaltierter Wege gefahren werden kann. Einzig bei den Bremsen und der Federung gibt es Verbesserungspotenzial. Der Preis liegt bei ca. 1300 Euro, was ein durchaus fairer Preis für das Ausgerufene ist und mittlerweile doch eher der typische Preisbereich für entsprechende Bikes in der Kategorie ist.

Mit Blick in die Garantiebestimmungen von Engwe wird klar, dass auch beim E26 das gleiche Verfahren ansteht, wie es mit vielen E-Bikes aus China und Co. der Fall ist, wenn jene mal eine Reparatur benötigen. So steht kein direkter Kundendienst vor Ort zur Verfügung. Das Rad muss zur Not an einen vom Hersteller benannten Reparaturdienstleister versandt werden – meist per Spedition. Das sollte mittlerweile jedem klar sein, der sich so ein Rad nicht beim lokalen Händler kauft.

Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf ge­lan­gt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir ei­ne kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

15 Kommentare

  1. Wieso testet ihr hier eigentlich so viele China Bikes? Ist ja ganz nett mal ein wenig über den Tellerrand zu schauen aber ich würde mir niemals so ein Teil kaufen. Das hat auch seine Grüne: 1. Probefahrt/ Service/ Rückgabe/ Reperatur, 2. unbekannte, minderwertige Komponenten, 3, Mofa statt Fahrrad Fahrverhalten, 4. keine Lust das mir das Haus abfackelt.

    Nochmals im Detail zu 3. und 4:
    Die China Bikes haben fast alle kein natürliches Fahrverhalten, also keine typische Motorsteuerung die sich dem Tretverhalten / Stärke anpasst wie man es von Mittelmotoren hier gewohnt ist. Die ziehen entweder schon bei der kleinsten Unterstützungsstufe im flachen Gelände bei Pseudopedallieren irgendwann auf 25 kmh oder man regelt die Geschwindigkeit mit den Unterstützungsstufen. Von Daumengas will ich erst gar nicht reden. Das alles hat mir natürlichem Fahrrad Fahren leider nichts zu tun und wird hier auch nie angesprochen, bzw. wurde das glaube ich einmal ganz kurz angerissen und als positiver Punkt angebracht.

    Jetzt noch zum Haus abfackeln… klar kann man jetzt lachen aber mal ganz ehrlich, das sind verdammt große Akkus und da besteht auf jeden Fall eine gewisse Gefahr. Ich würde mir kein Noname China Megaakku mit China Ladegerät ins Haus holen von denen man gar nichts weis, die nicht kennt und keine Ahnung hat was da zusammengelötet wurde.

    Und nur mal zum Vergleich, ich hab hier ein Trekking e-Bike für 1600€ stehn mit Shimano Deore Komponenten und 500W Bosch Mittelmotor System. Hochwertig, top ausgestattet mit Support und geringer Gefahr das es mir das Haus abfackelt. Fährt sich natürlich und ich komm damit mit schwacher Unterstützung im flachen Gelände tatsächlich 140km weit.

    • @ Bernd
      Dein Trekkingbike interessiert mich.
      Wärst Du so nett und könntest mal schreiben, um welches es sich genau handelt?

    • Deore Schaltung und dann Tourney Naben. Was ein Unfug. Die Schaltung ist nen Blender.
      Wenn man noch 100 bis 200 € für den Umbau auf vernünftige Kompletträder einrechnet, ist es für den Preis trotzdem gut.

      • Wieso? Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

        • Es geht darum, ein möglichst gut funktionierendes Fahrrad als Gesamtsystem zu erhalten. Die günstigen Tourney Naben haben eine relativ hohe Reibung, sodass das Fahrrad schlechter läuft, als wenn z. B. eine Altus Nabe verwendet wird. Der teure Deore Umwerfer bringt da wenig. Daher ist es besser, z,. B. eine Altus oder Alivio Schaltung zu verwenden und das gesparte Geld in bessere Naben zu investieren.
          Leider ist es bei vielen Herstellern üblich, mit wenigen „teuren“ Komponenten Werbung zu machen und die billigen zu verstecken.

    • „3, Mofa statt Fahrrad Fahrverhalten“.

      Nö.

      Hatte erst das Lidl mit Hinterradmotor und Drehzahlsensor und jetzt ein deutsches Bike mit Boschsystem. Und ob du es glaubst oder nicht, das Lidl-Bike hatte ein wesentlich natürlicheres Fahrverhalten. Das unnatürliche Anziehen in kleinen Gängen erlebe ich dabei eher von meinem jetzigen Bosch-System. Im Punkt Reaprierbarkeit hast du natürlich Recht, das war auch der Grund warum ich das Crivit Urban Bike X nach dem 3. Defekt zurückgegeben habe. Der örtliche Fahrradreparatuer scheut die Dinger wie der Teufel das Weihwasser. Aber nochmal: Wenn das Crivit mal fuhr, fuhr es sehr vernünftig und natürlich. Also bitte nicht immer pauschalisieren…

  2. Wäre mir für ein China bike zu teuer.
    Wie bereits welche geschrieben haben gibt es kein Händlernetz. Bei Problemen ist man auf sich alleine gestellt oder man schickt es um viel Geld in irgendeine Werkstatt.
    Das gleiche bei den eAutos. Wenn die nicht wirklich um 40% billiger sind dann gehe ich das Risiko nicht ein. Das sollte beim Preis nämlich immer mitgerechnet werden.

  3. Gewicht: ca. 35 kg

    Viel Spaß in einer Mietwohnung und Keller,LOL.

  4. Du schreibst, dass dem Fahrrad keine deutsche Anleitung beiliegt – vielleicht wäre ein Hinweis nett, dass das so gar nicht erlaubt ist und einen Wettbewerbsverstoß darstellt. Denn das sagt ja eigentlich schon alles darüber, wie seriös dieser Chinaschrott ist.

  5. Schon allein aus Servicegesichtspunkten würde ich mir kein „Günstig-Bike“ aus Asien kaufen. Vor drei Jahren habe ich mir ein Nevo-GT von Riese & Müller im Fachgeschäft gekauft. Platter Vorderreifen….Rad ausgebaut, zum Händler geschafft und eine Stunde später war das Bike wieder fahrbereit. Die defekte Hinderradbremse wurde im Rahmen der Frühjahresinspektion auf Garantie/Kulanz getauscht. Ja, Service kostet halt, aber das ist es mir wert. Lieber mehr Geld ausgeben, als später Ärger mit Reparatur und Kundendienst haben.

  6. Warum nur haben moderne Bikes fast nur noch (zu) schmale und (zu) kurze Schutzbleche? Die machen eine gute Optik, aber dafür sieht man nach dem Waldweg wie Sau aus. Ich hab mir eine Flosse hintendarn getackert, jetzt hat das seine Ruhe.

    Zum Thema Reperatur: Ich hatte einmal ein Custom-Bike eines deutschen Herstellers. Nach dreimal Spedition zurück zum Hersteller und drei Monaten ohen Fahren habe ich das Ding zurückgegeben. So etwas würde ich nie wieder machen. Bei Fahrrädern muss der Service um die Ecke möglich sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.