Digitalisierung des Gesundheitswesen – laut Umfrage gewünscht, aber auch überfordernd

Laut einer Umfrage des Branchenverbands bitkom wünschen sich die meisten Befragten aus Deutschland (89 %) eine Digitalisierung des Gesundheitswesens. Rund die Hälfte fühlt sich gleichzeitig aber überfordert. 71 % wollen auch die elektronische Patientenakte nutzen. Ob das empfehlenswert ist, steht in der Kritik, da schon im Vorfeld Schwachstellen bei der Sicherheit breit diskutiert worden sind. Ab Anfang 2025 bekommen jedenfalls alle gesetzlich Versicherten automatisch eine elektronische Patientenakte, sofern sie nicht widersprechen.

Überfordert sind von der Digitalisierung im Gesundheitswesen 53 % der Befragten über 50 Jahre. Gleichwohl fühlen sich aber auch 42 % der Befragten zwischen 16 und 49 Jahren überfordert. Zu viel Aussagekraft solltet ihr den Ergebnissen aber nicht beimessen, da sie durch eine Umfrage der Bitkom selbst ermittelt worden sind und nicht durch eine strenge, wissenschaftliche Studie. Es handelt sich also eher um einen gewissen Fingerzeig, den man nicht verallgemeinern sollte.

93 Prozent der Befragten haben jedenfalls bereits von der elektronischen Patientenakte gehört. Laut Bitkom wollen zudem etwa 69 % der Befragten auch gerne die ePA in einer App auf ihrem Smartphone nutzen. 69 Prozent nutzen schon jetzt mindestens eine Gesundheits-App. Beliebt sind vor allem Anwendungen aus dem Bereich Sport und Bewegung – denkbar sind etwa Begleit-Apps von Smartwatches und Fitnessarmbändern.

E-Rezept wird gut von den Befragten angenommen

Das E-Rezept ist zwar holprig gestartet, wird von den Befragten aber gut angenommen. Die digitalen Verfahren werden gegenüber dem klassischen Ausdruck bevorzugt: 54 Prozent stecken am liebsten ihre Gesundheitskarte in der Apotheke ein. 20 Prozent bevorzugen die E-Rezept-App auf ihrem Smartphone oder Tablet und 8 Prozent wollen das E-Rezept am liebsten gleich in einer Online-Apotheke einlösen. Nur noch 14 Prozent bevorzugen den Ausdruck auf Papier, vor einem Jahr waren es noch 24 Prozent. 77 Prozent der Befragten geben an, bereits ein oder mehrere E-Rezepte eingelöst zu haben. Bei 83 Prozent verlief das Procedere reibungslos, 23 Prozent berichten von Problemen.

Auch die Video-Sprechstunde ist in Deutschland Bestandteil des Versorgungsalltags. 27 Prozent der Befragten haben bereits einmal oder mehrfach per Video-Sprechstunde mit einem Arzt oder einem Therapeuten kommuniziert. 2023 waren es 22 und 2022 waren es nur 15 Prozent. Im Vor-Corona-Jahr 2019 belief sich dieser Wert auf gerade einmal 5 Prozent. Seit 2017 werden die Kosten hierfür von der Krankenkasse übernommen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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6 Kommentare

  1. Was ich mich bei all der Digitalisierung immer frage: Warum gibt es 3 oder 5 private Plattformen zur Terminsuche, die noch dazu ziemlich verbuggt sind? Wieso gibt es nicht eine zentrale und verpflichtende Plattform über die KV (ohne diese blöden Einmal-Token), wo man bei allen Ärzten direkt sieht, ob was frei ist?

    Die Welt könnte so schön sein. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, woran das liegt. Sind es unfähige Produktmanager, sind der Politiker und Funktionäre, die sich überall einmischen, obwohl sie fachliche (Produktentwicklung) keine Ahnung haben?

    • Kein Gesamtkonzept. Im Ausland geht so vieles besser. Deutschland wird ja schon von der EU gerügt weil nichts umgesetzt wird.
      Wir warten seit über 3 Monaten auf Kindergeld. Arbeitgeber hat mich vor Elternzeit gekündigt, bin also arbeitslos und arbeitssuchend aktuell. Ich würde 7 Prozent mehr Arbeitslosengeld bekommen wenn ich mein Kind im Sinne des Einkommenssteuergesetzes nachweisen kann. Das ist der Kindergeldnachweis. Gleichzeitig will die Familienkasse Nachweise über das Kindergeld. Beide Behörden teilen sich dieselbe Webseite für die Anträge. Da Auslandseinkommen, geht alles nur schriftlich. Mittlerweile 10 Seiten Antrag und 15 Seiten Nachweise. Nichts passiert. Untereinander dürfen Behörden wegen Datenschutz nichts austauschen. Wir werden wirklich wahnsinnig und ich hab Angst wie wir an Bürokratie ersticken.
      In anderen Ländern gibt es Glückwünsche und es wird gefragt an welches Konto Kindergeld gehen soll. Bei uns ein Brief mit schlecht kopierten Broschüren und Infoblättern und wir man Kindergeld papierlos beantragen kann – nur halt nicht bei Auslandseinkommen…
      Die CDU Regierung hat ja eingeführt, dass das Einscannen als PDF schon Digitalisierung ist. Und Spahns Kumpel leitet Digitalisierung im Gesundheitswesen. Korrupt bis in die Haarspitzen alle, tragen die Daten raus.
      Patientenakte digital ist grausamst zum Laufen zu bekommen. Warum überhaupt tausend Krankenkassen? Was die alle Geld ausgeben für Werbung und Bürokratie. Einfach traurig.

      • Zum Thema „tausend Krankenkassen“: Stand 1/24 haben wir 95 Krankenkassen in Deutschland, und das ist im Sinne einer gesunden Konkurrenz gut so. Angesichts der immensen Kosten, die dieses und nächstes Jahr hauptsächlich im stationären Sektor auf die Krankenversicherung zukommen, müssen eh die Beiträge querbeet erhöht werden, und deswegen wird der Wettbewerb dann über die Leistungen, nicht mehr über die Beiträge laufen. Die von dir angesprochenen Kosten für Werbung und Verwaltung betragen übrigens nur ca. 4,5 % aller Ausgaben, sind also im Gesamtkontext fast vernachlässigbar.

  2. Wenn man bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens etwas mehr Augenmerk auf die Nutzerfreundlichkeit legen würde, könnte das die Akzeptanz erhöhen. So wie man es angegangen ist, muss man sich über das Umfrageergebnis nicht wundern. Selbst jemand, der sonst mit digitalen Anwendungen gut zurechtkommt, kann sich überfordert fühlen, wenn es um die Nutzung digitaler Dienste im Gesundheitswesen geht. Aus Sicht der Entwickler mag das, was sie bisher getan haben und wie sie es gemacht haben, durchaus richtig sein. Als guter Entwickler sollte man die Anwender nicht aus dem Blickfeld verlieren. Genau das scheint aber passiert zu sein? Trotz aller Bemühungen tun sich Schwachstellen auf. Sowas passiert, wenn man solche Projekte im Schweinsgalopp unbedingt an den Start bringen will. Auch politische Vorgaben dürften der Digitalisierung im Gesundheitswesen nicht immer dienlich sein.

  3. Es ist erst ein paar Tage her, als man über Stunden kein eRezept einlösen konnte, weil die Backend Server über Stunden nicht erreichbar waren…….
    Ich kann über die Befragung nur herzhaft lachen.

  4. Ich bin in dem Bereich tätig (Krankenversicherung) und viele Probleme mit z.B. der ePA kommen daher, weil die Systemanforderungen ziemlich hoch sind und die Kunden veraltete (im Sinne dieser Anforderungen) Hardware nutzen. Da werden eben Uralt-Smartphones (iPhone 5 oder Android 6…) genutzt, die schon in jeder Hinsicht ein Sicherheitsrisiko sind, und dann beschweren sich die Kunden, dass die sensiblen Gesundheits-Anwendungen darauf nicht laufen.

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