„Persona 3 Reload“ im Test
Die Spielereihe „Persona“ begann als Spin-off von „Megami Tensei“. Das erste Spiel der Reihe erschien 1996 noch auf der ersten PlayStation. Der bisher erfolgreichste Teil der Reihe ist eindeutig „Persona 5“, welcher die JRPG-Reihe einem deutlich breiteren Publikum bekannt machte. Doch auch ein Blick in die Vergangenheit lohnt sich. Denn mit „Persona 3 Reload“ ist ein vollwertiges Remake des 3. Spiels für PC und Konsolen erschienen. Im Test verrate ich euch, warum das Anspielen sich lohnt.
Zu meinem Hintergrund: Ich bin selbst auch erst mit „Persona 5“ in die Rollenspiel-Serie eingetaucht, habe mir anno dazumal aber extra eine PlayStation Vita gekauft, um „Persona 4 Golden“ spielen zu können. Inzwischen ist dieser Titel allerdings auch für weitere Plattformen verfügbar. „Persona 3“ hingegen hatte ich bisher ausgelassen, steige also mit dem Remake erstmals in das JRPG ein. Das bedeutet auch, dass ich direkte Vergleiche mit der Originalversion oder den späteren Versionen „Persona 3 FES“ und „Persona 3 Portable“ nicht aus erster Hand anstellen kann.
Merkt man „Persona 3 Reload“ denn seine Wurzeln an? Schließlich ist das Spiel ursprünglich 2006 auf den Markt gekommen, also vor fast 20 Jahren. Tatsächlich würde ich das nicht unbedingt sagen. Technisch ist das ohnehin aufgrund der generalüberholten Grafik, die an PC und Xbox Series X sowie PlayStation 5 gar Ray-Tracing für einige Reflexionen einsetzt, nicht der Fall. Klar, das ist kein Spiel mit High-End-Texturen, Charaktermodellen und extrem detaillierten Umgebungen. Aber der Anime-Stil erinnert stark an „Persona 5 Royal“ und wirkt in sich absolut stimmig.
„Persona 3 Reload“: Story mit Stil
Die Geschichte von „Persona 3 Reload“ dreht sich um eine Gruppe von Schülern, die alle in persönlichen Krisen stecken. Das Schicksal hat sie zusammengeführt, denn gemeinsam können sie die „Dark Hour“ untersuchen. Dabei handelt es sich um eine spezielle Phase zwischen zwei Tagen, der sich nur wenige Menschen bewusst sind. In dieser Zeit können die Protagonisten, die ihrer Gruppe selbst den Namen SEES (Specialized Extracurricular Execution Squad) gegeben haben, den mysteriösen Tartarus aufsuchen. Das ist ein riesiger Turm, in dem aggressive Schatten ihre Heimat gefunden haben. Wie Parasiten ernähren sie sich vom menschlichen Verstand. Doch SEES nimmt den Kampf gegen die Schatten auf.
Dabei spielt aber nicht nur das Grinding im Tartarus-Dungeon eine Rolle, sondern wie auch in anderen „Persona“-Spielen sind Elemente aus Visual-Novel und Social-SIM genau so dominierend. Denn abseits der Dark Hour verbringt ihr den Tag mit eurer Party bei diversen Aktivitäten oder baut soziale Beziehungen zu anderen Stadtbewohnern auf. Das steigert euere Attribute und / oder verheißt euch neue Ausrüstung bzw. verleiht euch neue Fähigkeiten, wovon ihr dann auch direkt in Kämpfen profitiert
Dabei ist „Persona 3 Reload“ deutlich düsterer als die beiden Nachfolger und nimmt sich gleich in den ersten Spielstunden etwa das Thema Suizid als eine tragende Säule. Wer hier empfindlich ist, sollte das Anspielen also überdenken. Allerdings findet man immer wieder eine gute Balance aus dunkler Tristesse und dem typischen Humor der Reihe, der vor allem den Tagesablauf auflockert. Und wie auch in „Persona 4“ und „Persona 5“ sind eure Fortschritte im Dungeon und der realen Welt jeweils eng verknüpft, sodass beides Spaß macht.
„Persona 3 Reload“ ignoriert die FES- und Portable-Versionen
Auffällig ist jedoch, dass die Entwickler von Atlus, wie schon in „Soul Hackers 2“, erneut für die Gegner einige Modelle 1:1 aus „Persona 5“ übernommen haben. Letzteres ist ursprünglich für die PS3 und PS4 erschienen, sodass da technisch sicherlich mehr drin gewesen wäre. Aus „Persona 5“ übernimmt man dann auch komplett überarbeitete Menüs und Interfaces, die mit dem Original nicht mehr viel zu haben und extrem durchgestylt aussehen. Auch in den Kämpfen hat man sich da bedient – der „Baton Pass“ aus „Persona 5“ nennt sich hier nur z. B. „Shifting“, bewirkt aber dasselbe.
Wer allerdings „Persona 3 FES“ oder „Persona 3 Portable“ gespielt hat: Es fehlen sowohl das Bonuskapitel „The Answer“ als auch der weibliche Protagonist. In „Persona 3 Reload“ hat man also wirklich die ursprüngliche Fassung dieses Titels neu aufgelegt. Dennoch handelt es sich hier aber um ein extrem umfangreiches Spiel, in das ihr gut und gerne 80 Stunden pumpen könnt. Dabei ist nicht nur die Hauptgeschichte mit einigen Twists gelungen, auch die vielen kleinen Nebengeschichten wissen immer wieder zu gefallen – mal mit auflockerndem Humor, mal mit einer gewissen Dramatik.
Kein „Persona“-Spiel wäre ohne einen tollen Soundtrack komplett und hier überzeugt auch „Persona 3 Reload“ voll und ganz mit eingängigen Nummern wie z. B. „Burn my Dread“. Auch die englischsprachigen Sprecher erledigen im Übrigen einen sauberen Job, sodass die Atmosphäre hier absolut passt. Im Endeffekt merkt man dem Spiel das eigentliche Alter der Vorlage also nicht wirklich an. Zumal die Story und die Charaktere mehr Tiefgang aufweisen als 99 % nicht nur anderer Spiele, sondern auch z. B. aktueller Filme und Serien.
Mein Fazit
„Persona 3 Reload“ mag die JRPG-Serie nicht auf die nächste Stufe hieven, so wie es „Persona 5“ erreichen konnte. Das wäre aber auch von einem Remake zu viel verlangt. Dafür liegt hier aber ein Game vor, dass dank seiner Modernisierungen und seiner zeitlosen Story und Charaktere mit neuem Anstrich absolut frisch wirkt. Getestet habe ich das Spiel im Übrigen an der Xbox Series X, wo es in 4K-Auflösung sehr knackig aussieht. Wer bezüglich eines Kaufs unsicher ist, kann sogar direkt über den Game Pass herein schnuppern.
„Persona 3 Reload“ ist allerdings auch für die Xbox One, PlayStation 4, PlayStation 5 und Windows-PCs verfügbar.
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