„Soul Hackers 2“ im Test: JRPG für Fans von Science-Fiction und „Persona“

Im Blog hatte ich schon über das Spiel „Soul Hackers 2“ berichtet. Es handelt sich um ein JRPG von Atlus, welches wie die Reihe „Persona“ ein Spin-off der Reihe „Shin Megami Tensei“ darstellt. Der Vorgänger, „Devil Summoner: Soul Hackers“, erschien 1997 in Japan ursprünglich für den Sega Saturn. Hierzulande tauchte dieser Titel erstmals 2013 als Portierung für das Nintendo 3DS auf. Glücklicherweise muss man den Erstling nicht kennen, um an dem Nachfolger Spaß zu haben.

„Soul Hackers 2“ schlägt in eine ähnliche Kerbe wie die von mir heiß geliebte JRPG-Reihe „Persona“. So mischt auch der neue Titel Rollenspiel, Visual Novel und einen Hauch Lebenssimulation miteinander. Das Highschool-Setting tauscht man aber gegen eine Cyberpunk-Welt mit leichten Fantasy-Elementen. So spielen einerseits Themen wie künstliche Intelligenz, der Cyberspace und hochmoderne Waffen eine Rolle, andererseits gibt es eben Dämonenbeschwörer und Zaubersprüche.

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Die Handlung ist ziemlich vertrackt und dreht sich im Kern um die künstliche Intelligenz Aion, welche die drohende Apokalypse voraussieht. Um sie zu verhindern, spaltet sie zwei Repräsentationen ihrer selbst in physischer Form ab: Ringo und Figue. Ihr übernehmt die Rolle von Ringo, deren Aufgabe es ist, den Tod mehrerer Menschen zu verhindern, die Schlüsselfiguren sind, um das Ende der Welt abzuwenden. Eine ihrer Fähigkeiten ist das Seelen-Hacking: Damit kann sie Verstorbene ins Leben zurückholen. Doch das hat seinen Preis, denn Ringo wird dadurch mit jenen Personen mental eng verbunden.

Diesen Kniff nutzt man nicht nur zum Philosophieren darüber aus, was passiert, wenn zwei unterschiedliche Menschen bzw. deren Psychen abrupt nah zusammenwachsen, sondern es ist auch ein Gameplay-Element. So haben die anderen Teammitglieder wie der Beschwörer Arrow mentale Probleme. Helft ihr ihnen bei der Lösung und nutzt soziale Events, wie das gemeinsame Abhängen in einer Bar, um gegenseitiges Verständnis aufzubauen, erstarken beide Seiten. In diesem Rahmen kämpft ihr euch auch durch ein Dungeon, in dem jedes Teammitglied einen eigenen Abschnitt aufweist. Je tiefer ihr vordringt, desto mächtiger könnt ihr und der Rest der Party werden. Wer „Persona 5“ gespielt hat, der findet hier im Grunde eine abgewandelte Version von Mementos vor.

Generell gibt es in „Soul Hackers 2“ aber mehr Freiheiten und mehr Nebenaufgaben: Viele davon sind Fetch-Quests, andere schöne kleine Geschichten. Das kommt nicht an die „Yakuza“-Games heran, gibt euch aber die Chance neue Gegenstände zu erhalten und eure Party zu stärken, um in der Hauptquest nicht auf Granit zu beißen. Ähnlich wie in „Persona 5“ könnt ihr in den Dungeons dabei neue Dämonen eurer Sammlung hinzufügen und sie nach dem Verlauf der ersten Spielstunden auch fusionieren, um noch mächtigere Wesen als Begleiter zu erhalten.

Rüstet ihr eure Charaktere mit den Dämonen aus, übernehmen sie deren Stärken und Schwächen: Ein Schneemann kann Gegner mit Eismagie malträtieren, ist aber schwach gegen Feuer – und so weiter. In jedem Dungeon hausen andere Dämonen und so entwickelt man schnell Lust möglichst viele der Monster zu ergattern, zu kombinieren und zu stärken. Die richtige Ausrüstung mit diesen Wesen kann, gerade bei Bosskämpfen, über Sieg und Niederlage entscheiden.

„Soul Hackers 2“ bietet keine Open-World, sondern kleinere Areale, die ihr separat über eine Karte der Stadt ansteuert – ähnlich wie in „Persona 5“. Dieses Mal werden aber keine Tage im Kalender heruntergezählt. Dadurch entsteht trotz der anstehenden Apokalypse manchmal eine eher verspielte Stimmung, wenn ihr etwa für einen Türsteher Liebesbriefe zustellt oder Ringo und Co. gemeinsam in ihrer Unterkunft Mahlzeiten verspeisen, um deren Stat-Boosts zu diskutieren.

Die Screenshots und Videos zeigen euch ja bereits, dass „Soul Hackers 2“, da voll in seiner Anime-Ästhetik aufgeht. Entsprechend mischen die Entwickler hier auch oft eine gute Portion Humor mit hinein. Das Geschehen wird trotz einiger düsterer und überraschend blutiger Einsprengsel nie zu trist. Ich habe dieses Game an der PlayStation 5 gezockt, die zwei Modi anbietet: Im Resolution-Modus läuft das Spiel in 4K mit 30 fps. Der Performance-Modus zückt 60 fps, senkt die Auflösung aber merklich – ich würde auf dynamische 1440p tippen. Hier habt ihr also die Wahl, ob euch Bildqualität oder eine hohe Framerate wichtig sind.

Ansonsten ist die Grafik eher typisch für PS4-Games und deutlich in der letzten Konsolengeneration verwurzelt. Die Umgebungen sind recht detailarm und auch die Gegner quellen nicht gerade vor Polygonen über. Dafür ist das Art-Design sehr stimmig. Zudem ist der Soundtrack herausragend und mischt orchestrale Klänge, Electro-Beats und feuernden Rock bunt durcheinander. Auch die englischsprachige Synchronisation spielt auf sehr hohem Niveau und ist durchweg sehr emotional und passend. Deutsche Sprecher gibt es nicht, ihr könnt aber deutsche Untertitel zuschalten.

Man kennt es von Atlus: Ihr könnt mit „Soul Hackers 2“ etliche Stunden verbringen, je nachdem wie tief ihr in die Nebengeschichten, das Sammeln unterschiedlicher Monster und Co. eintaucht. „Vom alten Schlag“ sind auch die umfangreichen Equipment-Optionen, mit denen ihr eure Charaktere ausstatten könnt, je nachdem, welche Werte ihr besonders wichtig findet.

Fast hätte ich es dabei unterschlagen: Die Kämpfe laufen rundenbasiert ab, ganz wie bei „Persona 5“. Schnelle Action bleibt also aus, vielmehr müsst ihr die Schwächen der Gegner ausloten und taktisch Angriffe, Buffs und De-Buffs sowie die Verteidigung und den Einsatz von Items abstimmen. Ich mag diese Sorte JRPG nach wie vor, ungeduldigere Naturen könnte das aber abschrecken.

Ähnlich wie die hier immer wieder erwähnte Serie „Persona“ ist „Soul Hackers 2“ dabei mehr als die Summe seiner Teile. Die spannende, aber auch verspielte Story, die liebenswerten Charaktere und das Gameplay mit Tiefgang sowie der treibende Soundtrack sorgen dafür, dass sich dieser Titel wie ein Cyberpunk-Anime zum Mitspielen anfühlt. Westliche, politische Korrektheit interessiert die Japaner dabei übrigens wenig und würde in diese Science-Fiction- und Fantasy-Welt auch nicht so ganz passen. Das kann also auch eine erfrischende Realitätsflucht sein.

Mein Tipp: Wenn ihr euch für Anime oder JRPGs interessiert, insbesondere, wenn ihr auch die „Persona“-Reihe liebt, dann schaut unbedingt bei „Soul Hackers 2“ rein. Das durch und durch japanische Spiel macht mir jedenfalls eine Menge Spaß und regt mit manchen philosophischen Ansätzen und Plot-Twists sogar ab und an zum Nachdenken an. „Soul Hackers 2“ erscheint am 26. August 2022 für die PS4 und PS5, Xbox One und Xbox Series X|S sowie für den PC.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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Ein Kommentar

  1. Peter Lustig says:

    Schöner Test, klingt vielversprechend. SH2 wird auf jeden Fall geholt.

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