Ericsson will mit einer App Mobilfunkverbindungen auf Knopfdruck verbessern

Ericsson umgarnt in einer neuen Pressemitteilung die Mobilfunkbetreiber mit einer App, die auf Knopfdruck bei Kunden die Mobilfunkverbindung verbessern soll. Was vorteilhaft für Kunden klingt, ist aber wohl in erster Linie eine neue Monetarisierungsoption. So will man Endkunden anbieten, eine spezielle App mit „Boost-Taste“ auf Smartphones zu installieren, die dann bei Bedarf die Geschwindigkeit und Qualität ihrer Netzanbindung hochstufen könnte.

Man nennt die Chose „Dynamic End-user Boost“ für 4G- und 5G-Mobilfunknutzer. Die App ist ab sofort für Mobilfunknetzbetreiber weltweit verfügbar. Sie könne laut Ericsson auf jedem Gerät verwendet werden, das mit einem 4G- oder 5G-Netzwerk verbunden ist. Als Szenarien nennt Ericsson, dass der Anwender etwa temporär einen großen Download starten wolle oder unterwegs eine Videokonferenz führen müsse. Genau dann könne so eine Boost-Taste hilfreich sein.

Mobilfunkanbieter könnten sich schon die Lippen lecken, denn Ericsson behauptet, dass man durch Studien ermittelt habe, dass ca. „50 Prozent der Geschäftskunden und 40 Prozent der Privatkunden bereit sind, Geld auszugeben, wenn sie dafür ihre Mobilfunkperformance in wichtigen Momenten besser kontrollieren können“. Als erster Mobilfunknetzbetreiber weltweit bietet der SmarTone in Hongkong seinen Kunden die Lösung Ericsson Dynamic End-user Boost an.

Ericsson spricht dabei viel über die Chancen Geld zu machen, erklärt aber nicht, wie die Technik hinter der App nun exakt funktioniert. Vermutlich behandelt man Kunden mit aktiviertem Boost-Modus bevorzugt gegenüber „Normalsterblichen“. Der Service wird von Ericsson One Network unterstützt, einer Cloud-basierten Plattform, die auf flexiblen Netzwerk-Programmierschnittstellen (APIs) basiert. Ericsson Dynamic End-user Boost kann von Dienstleistungsanbietern auch unter ihrer eigenen Marke vertrieben werden. Da könnten also etwa die Telekom, Vodafone oder O2 eigene Bezeichnungen erfinden wie „Mega Speed Super Ultimate Fast Connection Booster Excellence“ oder was eben auch immer den Marketingabteilungen so einfällt.

Im Kopf behalten sollte man, dass solche Sperenzchen gar nicht erst notwendig wären, würden die Verbindungen von Haus aus stabil und schnell genug sein. Welche Kosten für die Boost-Funktion angelegt werden könnten, ist ebenfalls noch offen. Mal sehen, ob da eventuell auch hierzulande Anbieter vorpreschen. Mehr Informationen zu dem Feature findet ihr auch hier direkt bei Ericsson.

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18 Kommentare

  1. Und in Deutschland wohl nicht erlaubt, Stichwort „Netzneutralität“ 😉

    • Das trifft vermutlich nicht zu. Netzneutralität beschreibt ja die Gleichbehandlung aller Pakte, insbesondere aller Dienste. Also das ich nicht extra zahlen muss um Netflix zu nutzen, Netflix generell langsamer ist oder Netflix im Gegensatz zu anderen Anbietern auf das Datenvolumen angerechnet wird. Dem Kunden nur ein bestimmtes Datenvolumen oder Geschwindigkeit zu verkaufen ist hingegen legitim. Nichts anderes wird hier vermutlich gemacht.

      Am Ende wird der Boost nichts anderes sein, als den Kunden temporär für 5G freizuschalten, evtl. vertragliche Maximalgeschwindigkeiten zu erhöhen und evtl. das Datenvolumen nicht mehr zu begrenzen. Da dies alle Pakete/Dienste des Kunden gleichermaßen betrifft, gegenwärtig wohl keine Verletzung der in Deutschland angewendeten Netzneutralität. Wenn dadurch nachweislich der Traffic anderer Kunden gestört und eine Mindestleistung nicht mehr erbracht wird, sieht es vermutlich anders aus.

      • „Am Ende wird der Boost nichts anderes sein, als den Kunden temporär für 5G freizuschalten“
        Nein, dann ginge das auf allen nur-4G-Geräten nicht.

        Eher wird man die Pakete taggen, so dass sie in eine niedrigere QoS-Klasse kommen.

      • Aber gerade der letzte Satz ist es ja – in den meisten Fällen bekommt eigentlich niemand zum Zeitpunkt x die maximale Bandbreite seines Tarifs, unabhängig davon ob er perfekt zum Sender positioniert ist… Aber gemäß der Tarif wird keiner darüber hinaus benachteiligt – sollte 10 Leute mit einem 300er Tarif auf dem gleichen Fleck stehen (imaginär) und die Zelle hat rein hypothetisch 500Mbit Kapazität sollten alle 50Mbit bekommen, sollte da einer irgendeinen Boost aktivieren bekommt der womöglich 300Mbit und 9 Leute bekommen in dem Moment 200 MBit bzw. etwa 22Mbit… Gerade in der heutigen Zeit wo quasi jeder sein eigener Broadcaster ist, sei es das eigene Gameplay, aus dem heimischen Schlafzimmer oder sonstige Stream, bei denen es teils echt um Geld geht, verstößt das schon gegen die Netzneutralität…

        • Steht ja alles da, muss man halt auch lesen:

          How do CSPs ensure Dynamic End-user Boost does not affect the connectivity of other non-users?
          The Gatekeeper guardrail function of Dynamic End-user Boost allows CSPs to limit the number of simultaneous boosts within a cell.

          • Dann kann also in DE idR kein Boost verwendet werden? Denn die Zellen sind ja -gemäss Klagen der User- auch ohne Booster schon überlastet, zu viele Benutzer je Zelle.

            P.S. Selbst beim idealen Provider, der die Zellen nicht ‚überbucht‘: Dass es User 27/100 nicht beeinträchtigt, wenn er (weil die User 3, 17, 41, 85 und 99/100 in seiner Zelle schon Boostern) seinen Boost nicht einschalten kann ist dann aber auch eine recht eigenwillige Auffassung von „nicht beeinträchtigen“.

            • Passt doch wunderbar zu den andern Technologien, die Ericsson und andere nutzen, um die „Qualität“ einer Funkzelle zu verbessern. Am Ende müssen die Mobilfunknetzbetreiber die entsprechenden Funkmasten bereitstellen.

              Es ist doch überhaupt kein Problem (gerade im Mobilfunkbereich) den Kunden im Kleingedruckten darauf hinzuweisen, dass das gekaufte Produkt nur verfügbar ist, wenn nicht gerade 10 andere in der Funkzelle den Boost nutzen. Ich möchte gar nicht wissen, wie viel bezahltes „Datenvolumen“ am Ende jedes Monats „verfällt“, weil es gar nicht genutzt wird. Haben ist besser als brauchen….

    • Wahrscheinlich wird man zumindest Europaweit diese App NUR in Deutschland benötigen. Alle anderen Länder haben ja offenbar schnelle, stabile Netze. Mein Kollege lacht immer wenn er mitbekommt, dass er in den polnischen Karpaten beim Angeln einen besseren Empfang und viel mehr leistung für einen Bruchteil der Gebühren hat, als in NRW in ländlichen Gebieten. ‍♂️

      • Ja das liegt an der Melkkuh Deutschland. Die wird nicht müde für alles mehr zu bezahlen mit schlechteren Leistungen als in unseren Nachbarländern!

  2. Das riecht übel nach der Serie „Upload“ auf Amazon (i.ü. sehr zu empfehlen) und sollte verboten werden.

  3. Was ein Schwachsinn. Ich will nicht erst eine App öffnen und dann einen Button drücken um gute Verbindungsqualität zu haben. Umständiger geht es wohl kaum. Und wer richtig Speed will sollte dann wohl einen entsprechenden Vertrag abschließen. Die meisten Mobilfunkanbieter bieten doch jetzt schon individuelle Geschwindigkeiten im Download und Upload an.

  4. „Mega Speed Super Ultimate Fast Connection Booster Excellence“ herrlich, danke für den Lacher. Jetzt noch eine hohe Zahl (60.000!) und Premium dazu und du kannst im Marketing anfangen 😉

  5. Mein erster Gedanke ist, eventuell Komprimieren die im Hintergrund.

    Und dass 50% der Kunden uns wichtigen Momenten extra dafür zahlen, ist doch eher eine Ausnutzung der schlechten Situation mit einer Nötigung.

  6. Heute im Doppelpass bei Sport 1 wieder gesehen wie schlecht die Qualität ist bei Skype/Internet. Keine flüssige Übertragung von Bild und Ton. Und das im Jahr 2022.
    Es muss doch für solche Dienste ausreichend vorhanden sein. Ständig wird man mit der Leistung benachteiligt, ständig muss man noch mehr kaufen.

  7. Begrüßenswert wäre es, wenn die Mobilfunktarife analog zum Festnetz langsam von Volumenbegrenzung auf Geschwindigkeitsbegrenzung umgestellt würden.

    Ich würde gerne Pakete mit unbegrenztem Volumen und z.B. 50Bit Geschwindigkeitsbegrenzung buchen, statt 10gb Volumen mit maximaler Geschwindigkeit…

    Aber die Anbieter werden diesen Kampf wohl nicht so schnell aufgeben…beim Festnetz ist er ja schon „verloren“.

  8. Wenn ich das mit dem Hinweis auf die API von Ericsson richtig deute heißt das wohl, dass im Backbone die Technik von Ericsson verbaut sein muss? Kann ich mir kaum vorstellen dass sich das sinnvoll umsetzen lässt wenn Provider auch Technik von anderen Anbietern parallel einsetzen.

  9. Naja, wie die Technik funktioniert, steht schon in den Hashtags der Feature-Seite bei Ericsson, nämlich „Network Slicing“, so wie z.B. hier (https://www.telekom.com/de/konzern/details/network-slicing-485774) von der Telekom erklärt.
    Grob gesagt, kann man es ungefähr mit QoS vergleichen, sodass z.B. bei einem Download die maximale Leistung der Funkzelle freigegeben wird (statt nur dem gebuchten Durchsatz).
    Das Clevere ist, dass das Ganze sogar in Echtzeit, sodass man es durchaus als Service verkaufen kann.

  10. Hab die Befürchtung, dass der Ausbau von Funkstationen und gewöhnliche Tarife zugunsten von teuren Boost-Knöpfen benachteiligt werden.

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