YouTube schränkt nachträglich die Monetarisierung zahlreicher Gaming-Videos ein
YouTube ist bekannt dafür, nicht zimperlich zu sein, was Anpassungen seiner Nutzungs- und Monetarisierungsbedingungen betrifft. Da ziert man sich auch dann nicht, wenn vorprogrammiert ist, dass man einige Videomacher vor den Kopf stoßen wird. Erschien die kürzliche Nachricht, dass bald Shorts über Werbung monetarisiert werden können, noch überaus positiv, so gibt es nun Ärger um nachträgliche Einschränkungen bei vielen Gaming-Videos.
Es geht hier darum, dass YouTube nachträglich viele Gaming-Videos mit Altersbeschränkungen versehen hat. Das schränkt konsequenterweise auch die Optionen zur Monetarisierung stark ein. Viele Videos wurden dann auch direkt aus der Monetarisierung gezogen. Im Übrigen hat YouTube hier auch die Herangehensweise an Schimpfwörter angepasst und behandelt hier mehr Wörter gleichwertig. Betroffen sind primär Videos, die schon in den ersten Sekunden Schimpfwörter enthalten oder Spiele mit Gewaltdarstellungen präsentieren.
Creators, die Gaming-Content erstellen, müssen jetzt damit leben, dass Videos zu Spielen mit hohen Altersbeschränkungen und Gewaltdarstellungen möglicherweise strikteren Altersbeschränkungen unterliegen. Da hat es einen enormen Aufschrei gegeben. Ich selbst habe da Verständnis für beide Seiten. So ergibt es auch aus meiner Sicht wenig Sinn, wenn YouTube etwa realistisch anmutende Gewaltdarstellungen nur für Erwachsene zulässt / eingeschränkt monetarisierbar macht, aber blutige Schnetzeleien in Spielen komplett freigibt. Den Schritt der Plattform finde ich daher verständlich.
Allerdings ist es natürlich „schwierig“ so etwas dann nachträglich anzuwenden, ohne, dass sich die Videomacher darauf hätten vorbereiten können. Insbesondere in den USA, wo man wesentlich liberaler mit Gewaltdarstellungen umgeht als in Deutschland, gibt es daher nun emsige Diskussionen unter betroffenen Videomachern. Für die fallen möglicherweise Einnahmen in großer Höhe aus älteren Videos komplett weg, auf die sie sich bisher verlassen konnten.
Wie so oft, erntet YouTube dabei vor allem für die mangelhafte Kommunikation Schelte. Es kam schon in der Vergangenheit öfters vor, dass die Plattform die Regeln änderte, selbst Kanäle mit Millionen von Abonnenten aber im Regen stehen ließ, wenn es Probleme gab.
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Kann mir jemand den Satz „Viele Videos wurden dann auch direkt aus der Monetarisierung gezogen“ erklären? Heißt das, Youtube zahlt dafür nicht mehr, oder stellen die Videoersteller die Videos nicht mehr zur Verfügung?
Die Videoersteller hätten doch nichts davon bzw. würden sich nur ins eigene Fleisch schneiden, würden sie die Videos herausnehmen. YouTube dreht da die Monetarisierung komplett ab.
Das bedeutet, dass es bei diesen Videos keine Werbe-Einblendungen mehr gibt. Was wiederum bedeutet, dass der der die Videos erstellt hat keine Einnahmen mehr generiert wenn sich jemand das Video anschaut.
Wenn du „von YouTube lebst“ und bisher (reine Fantasiezahl) monatlich mit deinen Video 5’000 Euro durch die Views und Werbung bekommen hast, und nun dein „alter Inhalt“ plötzlich wertlos wird und du nur noch 1’000 Euro monatlich bekommst ist das ein Einschnitt.
Ergänzend: Nicht nur Werbe-Einblendungen vor den Videos bringen Geld, auch von Nutzern mit YT Premium bekommen sie Geld, auch ohne dass diese Werbung sehen. Das fällt damit dann auch weg. Der größeren Batzen dürfte aber durch die Werbung generiert werden, vermute ich mal.
Das heißt die Videoersteller können kein Geld mehr mit den online zur verfügung stehenden Videos verdienen. YouTube selber verdient aber trotzdem weiter an diesen.
Ich verstehe natürlich die Aufregung. Wenn mein eigener Geldbeutel im Spiel wäre hätte ich da sicherlich auch eine ganz konkrete Meinung zu diesem Vorgehen.
Rein rational finde ich diesen Schritt, sofern er genau so umgesetzt wurde wie im Artikel geschrieben, einigermaßen in Ordnung. Dass sich die Gewaltdarstellung in Videospielen mit der Gewaltdarstellung von Filmen vergleichen lassen muss klingt plausibel.
Selbstverständlich hätte man regional unterschiedliche Regel auch umsetzen können. Wenn in den USA Gewalt lockerer gesehen wird dann kann man Gewalt ja in den USA weniger stark unterbinden. Wenn dafür aggressive Sprache, Alkohol oder Sexualität in Europa weniger strikt gesehen werden kann man das in Europa weniger stark unterbinden.
Andererseits kann ich mir auch denken, dass der Aufwand einer regional unterschiedlichen Beschränkung den Nutzen übersteigt.
Letztlich verdient Youtube ja mit. Die werden jede den Gewinn beschränkende Maßnahme so gering wie möglich halten, ohne Zwang schalte sich Youtube auch keine Geldquelle ab. Wenn dann bei uns Dinge beschränkt werden die bei uns völlig legitim sind nur weil sie anderswo nicht erlaubt sind kann das eigentlich nur daran liegen, dass die Alternativen teurer sind als der Umsatzeinbruch bei uns als Kollateralschaden.
Ich glaube allerdings, dass sich der langfristige Schaden in Grenzen halten wird. Youtube-Videos sind (zumindest im relevanten Umfang) kein passives Einkommen. Auch wenn sie noch nach Monaten ein paar Cent abwerfen können, der Löwenanteil wird in den ersten Tagen nach Veröffentlichung fällig. Die Creator werden sich also umstellen müssen, Schimpfwörter vermeiden und kritische Szenen unkenntlich machen. Das kann man für künftige Videos direkt mitmachen und der Drops ist gelutscht.
Heißt das dass das Thema völlig egal ist? Natürlich auch nicht. Die Creator haben etwas mehr Aufwand und die aktuellen Videos sind für die Tonne. Dieser Schaden ist selbstverständlich entstanden. Langfristig kann man dagegen allerdings angehen.
Aber wie gesagt: Wenn ich selbst auf Einnahmen verzichten müsste hätte ich sicher eine weniger gelassene Einstellung zu dieser Situation. So viel ist mir auch klar.
Uff, wir sind heute aber sehr entspannt, was 😀 Eine erratische Änderung der Nutzungsbedinungen
wahllos auf alle anzuwenden, und das ohne jede Vorankündigung aus dem Nichts heraus,
ist eigentlich nirgendwo in der seriösen Geschäftswelt in Ordnung.
Und es werden ja nicht einzelne Videos demonetarisiert, sondern der ganze Kanal, selbst bei
einem einzigem Video, das ein einzelnes „fuck“ enthält.
Das ist schon eher der Fall von grob geschäftsschädigendes Verhalten,
das Alphabet nur nicht jucken muss, weil es ein Quasimonopolist ist.