„Yakuza Kiwami 2“ angezockt: Mit Liebe zur Tradition

Die Spielereihe „Yakuza“ hat ihre Wurzeln in der PlayStation-2-Ära. Ich selbst stieg vor fast zehn Jahren erstmals mit „Yakuza 3“, dem PS3-Debüt, in die schräge Mischung aus Brawler, Action-Adventure und JRPG ein. Demo aus dem PS Store geladen, Gefallen dran gefunden – Game gekauft. Wer hätte gedacht, dass ich eine Dekade später mit Begeisterung sagen würde, dass der Protagonist Kazuma Kiryu mittlerweile zu meinen Lieblingscharakteren der Videospiele-Welt zählt. Nun hat er einen neuen Auftritt in „Yakuza Kiwami 2“.

Wo das erste „Yakuza Kiwami“ ein erweitertes Remake des PS2-Games aus dem Jahr 2005 darstellt, ist „Yakuza Kiwami 2“ folgerichtig eine Neufassung des zweiten Teils aus dem Jahr 2006. Allerdings legt „Yakuza Kiwami 2“ nicht nur gegenüber dem Original einen noch deutlicheren Sprung nach vorne hin, sondern auch gegenüber dem direkten PS4-Vorgänger. Denn dieses Spielchen setzt auf die neue Dragon Engine, welche erstmals für „Yakuza 6: The Song of Life“ zum Einsatz gekommen ist.

Da bedeutet, dass „Yakuza Kiwami 2“ zwar wie „Yakuza 6: The Song of Life“ nur noch 30 statt 60 fps anlegt, dafür aber mit deutlich hübscherer Grafik daherkommt. Aber auch für das Gameplay hat man sich beim neuesten Serienteil bedient. Etwa gibt es das gleiche, gestaffelte Fertigkeitensystem und einzelne Aufwertungsmöglichkeiten für Angriff, Verteidigung, Heat-Aktionen und natürlich eure Gesundheit. Und auch das Essen in Restaurants wurde 1:1 aus „Yakuza 6: The Song of Life“ übernommen – man sammelt darüber Erfahrungspunkte und hat somit viel Reiz die unterschiedlichen Locations in Tokyos Vergnügungsviertel Kamurocho abzuklappern.

Doch wie in „Yakuza Zero“, meinem bisherigen Lieblingsteil, verschlägt es den Hauptcharakter Kiryu dieses Mal auch nach Osaka bzw. den fiktiven Stadtteil Sotenbori. Dadurch wird Abwechslung geboten und Serienveteranen freuen sich über ein Wiedersehen mit Charakteren und Orten wie dem Club The Grand. Tja, und wer war nochmal früher der Manager jener Location? Richtig, Goro Majima, welcher ebenfalls zurückkehrt. Er erhält hier sogar eine neue Mini-Kampagne, die allerdings für sich genommen wenig zu bieten hat. Denn ihr könnt Majima weder aufwerten noch mit ihm allerlei Sidequests frönen. Es handelt sich also eher um eine nette Zugabe für 2-3 Stunden, aus welcher man mehr hätte machen können.

Die Story um Kazuma Kiryu ist allerdings wieder einmal grandios erzählt. Kein Wunder, denn schon das originale „Yakuza 2“ gilt mit seiner Geschichte als potentiell bester Teil der Reihe. So gibt es erneut sehr viele komplexe Intrigenspiele unter den verschiedenen Yakuza-Clans und jede Cutscene trieft nur so für Anspannung, Drama und weiteren emotionalen Momenten. Weiterhin ist „Yakuza“ eine Spielereihe, die wirklich erstklassige Geschichten erzählt, von denen sich viele Triple-A-Titel mehr als eine Scheibe abschneiden könnten.

Doch „Yakuza“ wäre eben nicht „Yakuza“, wenn als Gegensatz zu der ernsten Hauptgeschichte nicht wieder allerlei abstruse Nebenaufgaben auf Kiryu warten würden. Diese sogenannten Substories sind häufig dermaßen absurd, dass einem fast die Spucke wegbleibt. In einer der ersten Sidequests überredet ein Fremder Kiryu etwa für einige Aufnahmen zu posieren. Als der Fotograf im Speedo auftaucht, wird der Yakuza ja bereits skeptisch, lässt sich aber noch zu einigen Bildern überreden. Doch alles eskaliert, als Kiryus Fotos an einem öffentlichen Wettbewerb teilnehmen sollen. Dabei hat die bizarre Aufgabe sogar ein gar nicht mal so dummes Ende, denn Kiryu hält dem Fotografen und seinen Assistenten nach einer Keilerei einen kleinen Vortrag darüber, dass echte Kunst die Freiheit sich auszudrücken sei. Und genau das könne man eben nicht unter Vorgabe falscher Tatsachen erreichen – herrlich.

Auch abseits von derlei Sidequests gibt es in der Welt von „Yakuza Kiwami 2“ viel zu tun. Etwa kehrt das Management eines Clubs zurück. Mir brachte diese Storyline in „Yakuza Zero“ bereits viel Spaß. Die Clan-Kämpfe mit leichtem Tower-Defense-Einschlag hingegen sind eher dröge geraten und haben mich persönlich nicht vom Hocker gerissen. Abwechslung hagelt es allerdings reichlich: Dart, Billard, Blackjack, Roulette… Etliche Minispiele buhlen in „Yakuza Kiwami 2“ um eure Aufmerksamkeit.

Im Gesamtergebnis soll dieser Titel in der Länge dann auch eher in eine ähnliche Kerbe wie „Yakuza 6: The Song of Life“ oder „Yakuza Zero“ schlagen. Schließlich war das erste „Yakuza Kiwami“ für einen Teil dieser Reihe fast schon ein wenig kurz geraten. Kurz muss man hier aber in Anführungsstriche setzen – ca. 36 Stunden habe ich mit „Yakuza Kiwami“ zugebracht, bis der Abspann über den Bildschirm flimmerte. Das ist aber eben nichts im Vergleich zu den rund 80 Stunden, die ich in „Yakuza Zero“ gebuttert habe.

Durchgespielt habe ich „Yakuza Kiwami 2“ noch lange nicht. Allerdings ist meine Begeisterung wieder voll da und noch größer als beim ebenfalls fantastischen „Yakuza 6: The Song of Life“. Dank der modernen Grafik aber des unterschwelligen Retro-Feelings verbindet „Yakuza Kiwami 2“ Tradition und Moderne. Man nimmt quasi die besten Elemente aus „Yakuza Zero“ und „Yakuza 6: The Song of Life“ und knallt hier ein tolles Game hin, das jeden Fan der Reihe zufriedenstellen sollte.

Neueinsteigern empfehle ich weiterhin erst einmal „Yakuza Zero“, weil die Handlung dort im Grunde ihren Anfang nimmt. Allerdings rekapituliert „Yakuza Kiwami 2“ am Anfang auf Wunsch die Ereignisse des Vorgängers, so dass auch hier ein solider Einstieg für Neuankömmlinge möglich ist, die direkt mit der besseren Technik durchstarten wollen. Für mich ist „Yakuza Kiwami 2“ nach dem guten, aber im Verhältnis zu den anderen Serienteilen etwas schwachen „Yakuza Kiwami“ durchaus eine positive Überraschung. Der schräge Humor der Nebenaufgaben ist genau mein Ding und die fesselnde Hauptgeschichte mit den vielen tollen Charakteren macht wieder enorme Laune. Das Game ist direkt zum Launch zum fairen Preis in einem schicken Steelbook zu haben, so dass ich nur raten kann: Haut gemeinsam mit Kazuma Kiryu ordentlich drauf!

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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