WhatsApp wird in Brasilien gesperrt, Telegram freut sich über Zulauf
Des einen Freud, des andern Leid. So oder so ähnlich könnte man die Messenger-Situation in Brasilien aktuell beschreiben. Dort wurde nämlich nach monatelangem Streit dennoch relativ überraschend eine WhatsApp-Sperre ausgerufen. Das liegt aber nicht etwa daran, dass man die Kommunikation der Nutzer unterbinden möchte, sondern Brasilien möchte WhatsApp einen Denkzettel verpassen, wie es den Anschein hat. Es geht darum, dass WhatsApp nicht mit staatlichen Behörden zusammenarbeitet, wenn es um die Strafverfolgung geht. WhatsApp müsse als Telekommunikationsanbieter behandelt werden, da auch Gespräche über die App möglich sind. Folglich müsse man auch mit den Behörden zusammenarbeiten.
Während die Sperre auf 48 Stunden begrenzt ist und ab 17. Dezember läuft, freut sich ein anderer Messenger über großen Zulauf. Innerhalb von 3 Stunden konnte Telegram 1,5 Millionen Neuanmeldungen aus Brasilien verzeichnen. Dadurch wurden sogar die SMS-Gateways für die Bestätigungscodes lahmgelegt. Vor ein paar Stunden vermeldete Telegram dann, dass gar keine SMS mehr ausgeliefert würden, das Problem aber fast behoben sei.
Das Ganze ist eine interessante Vorgehensweise. Weltweit aktive Dienste zu sperren ist für kein Land so einfach durchführbar, Nutzer finden meist trotzdem einen Weg, einen Dienst zu nutzen. Und wenn es einen einfacheren Weg gibt – wie zum Beispiel die Installation eines anderen Messengers – wird eben der gegangen. DIe Auswahl ist zum Glück sehr groß.
Aber auch von staatlicher Seite nicht uninteressant. Muss man sich mal überlegen, da versucht ein Staat quasi WhatsApp durch eine Sperre zu nötigen, als Dienst mit dem Staat zusammenzuarbeiten. Kann ja auch nicht die richtige Lösung sein. Entweder ein Dienst geht mit den Gesetzen eines Landes einher oder er ist nicht verfügbar. Aber doch nicht mit temporären Sperren drohen und diese auch tatsächlich durchsetzen?
wird für 48 Stunden gesperrt wäre besser als titel geeignet um sich vom bildstil abzusetzen
Man fragt sich, warum Line nicht mehr verwendet wird…. ein Dienstanbieter, der wirklich funktioniert.
Oops! Missverstaendlich formuliert: die Betonung liegt auf „mehr“, wie in „noch mehr“.
Das würde ich mir auch mal für D wünschen, dann wären endlich alle bei Telegram – und es gibt auch keinen Grund mehr, jemals wieder WhatsApp zu nutzen 🙂
Ich stehe ja mehr auf LINE… Ist auch verbreiteter.. (Jetzt vielleicht nicht mehr ;.)
Welche Form der Zusammenarbeit hätten die Brasilianer denn gerne? Auf den Inhalt der Kommunikation hat Whatsapp (zum großen Teil) ohnehin keinen Zugriff, bleiben also Verbindungsdaten. Wer hat wann mit wem kommuniziert. Ich kann schon verstehen, dass Whatsapp (also Facebook) diese Daten nicht rausrücken will, denn das ist ja das, wovon sie leben.
Auch wenn ich von Zugriffen staatlicher Seite logischer Weise nichts halte, für mich ist das kein Rechtsstaat, der auf diese Daten Zugriff haben möchte, hoffe ich doch, dass Brasilien nach der unsinnigen temporären Sperre Whatsapp ganz sperrt. 😀
Den Nutzern in Brasilien empfehle ich natürlich Signal. Gute Idee von Telegram, Werbung durch diese Aktion zu machen. Schade nur, dass dieser Blog auf diese Weise darauf einsteigt.
Es sind ja nette Informationen im Artikel enthalten, aber mich hätte interessiert:
– was passiert bei anderen Diensten, wie viele Neuregistrierungen haben die, und kommen die besser mit der Flut klar?
– wie ist die Sperre technisch umgesetzt?
Ich muss Tom B. recht geben. Whatsapp ist schrecklich, Telegram um Welten besser. Aber die meisten Leute wollen nicht wechseln, weil Telegram viel weniger Nutzer hat. Dabei verstehen die Leute nicht, dass das Wechseln erst einen Sinn ergibt, wenn die Massen mitmachen!
Die sind schlau, die Brasilianer…. 😉
den teufel mit dem beelzebub austreiben? telegram gegen whatsapp? nicht euer ernst, oder? was bitte spricht denn mehr fuer telegram als fuer whatsapp? ein russischer „kostenloser“ dienst mit undurchsichtigem geschaeftsmodell und selbst gestrickter „verschluesselung“? laecherlich!
dann bitte konsequent sein und dienste wie threema, textsecure, signal, etc. empfehlen. aber nicht telegram als alternative zu whatsapp. selten so gelacht…
Wichtig wäre zu wissen was für eine Zusammenarbeit gemeint ist. Ich bin ein vehementer Verfechter von Datenschutz und Privatssphäre, aber bei konkretem Verdacht mit individuellem richterlichen Beschluß halte ich, sofern technisch machbar, eine Überwachung für gerechtfertigt. Falls FB sich dagegen bei Whatsapp wehrt, ist es in meinen Augen falsch.
@goodoo: „was bitte spricht denn mehr fuer telegram als fuer whatsapp?“ Man kann mit jedem beliebigen Gerät gleichzeitig eingeloggt sein und Nachrichten schreiben. Kann glaube ich keine deiner genannten Alternativen, zum ernsthaft schreiben für mich also ungeeignet, ich tippe doch nicht auf einer winzigen smartphonetastatur wenn ich am PC bin.
@goodoo: Russisch? Der Schöpfer kommt aus Russland, ihm gehörte das russische Facebook VK.com, wovon er jedoch vertrieben wurde, da er sich nicht wirklich der Regierung unterordnen wollte. Undurchsichtiges Geschäftsmodell? https://telegram.org/faq/de
Suchen darfst du selber, aber das Stichwort „Geld“ dürfte dich schnell weiterbringen. 😉
Zur Verschlüsselung, läuft da nicht immernoch ein Contest, die zu knacken? Bin da nicht mehr Up2Date. Klar, eigenkonstrukte sind nicht beliebt und sollte man vermeiden. Heißt aber nicht, dass die schlecht sind.
Sonst gebe ich Alex recht, Telegram ist wegen der masse an Funktionen (Bots, Channels, Sync auf mehreren Clients, und vieles mehr… btw guckt euch mal im Play Store den „Plus Messenger“ an.) beliebt. Nicht wegen den Aluhutträgern die meinen die Verschlüsselung sei besser als WhatsApp usw.
Dilma Rousseff, die sozialistische, macht nochmal einen auf hart, bevor man sie ins Exil schickt? XD
Fuer Line gibt es einen Client fuer Linux und Windows…
WhatsApp ist doch jetzt auch verschlüsselt. Also spricht doch nix dagegen.
@goodoo:
Erstens ist Telegram im Gegensatz zu WhatsApp zumindest clientseitig OpenSource. Zweitens sitzt Telegram nicht in Russland, sondern bei uns in Berlin, und ist außerdem ein Non-Profit-Unternehmen, vergleichbar mit Mozilla. Die Gründer sind gebürtige Russen, haben auch vk gegründet, mit denen hat Telegram aber nichts zu tun. Und drittens gibt es für Threema keinen Desktop-Client und von Signal kommt nur ne halbherzige Lösung als Chrome-App anstatt ner nativen Anwendung. Nur drei Gründe, die deinen Punkten entgegenstehen.
Im Übrigen ist es immer noch ein Unterschied, ob wir von Vorratsdatenspeicherung und anlassloser Massenüberwachung reden oder ob die Polizei aufgrund eines konkreten Tatverdachts durch andere Ermittlungsmethoden eine gezielte Observation durchführt. Gegen Ersteres bin ich auch kategorisch, gegen Zweiteres mit Sicherheit nicht. Ich hab keine Lust, dass irgendwelche Pädos als Beispiel den Sicherheitsbehörden durchs Raster fallen, dass die gefasst werden, sind wir unseren Kindern schuldig. Punkt.
Zum Therma:
Telegram ist ein großartiger Messenger, nur eben leider kaum verbreitet. Ich nutze WhatsApp auch nicht, hab dafür aber das Problem, dass ich für die Zeit noch erstaunlich viele Kontakte auf ICQ habe und die bisher nicht mal von einer Migration auf Skype überzeugen konnte. Wenn das irgendwann anders werden sollte, würde ich definitiv Telegram in die engere Wahl nehmen, aber soweit ist es leider noch nicht.
@Pinguin: Ich sehe keinen DL von LINE für Linux. Wenn du einen Link hast, poste ihn bitte. Ansonsten gibt es für Telegram keine echte Alternative, die wie Telegram auf allen Plattformen verfügbar wäre.
@goodoo: Kann dir nur die Telegram FAQ empfehlen (Wie verdienen wir Geld?, Verschlüsselung, Features…). Ansonsten +1 an Gouryella.
Brasilien ist mir gerade sehr sympathisch 😉 Leute, wechselt alle zu Telegram …
@ mwlod
Was wohl als nächstes gesperrt wird? Ob Dir dann Brasilien als angebliche Demokratie dann auch noch sympathisch ist?