Wasser ist nass: Deutsche fordern langlebigere Technik

Während die Online-Shops rund um den Black Friday wieder mit Rabattaktionen um die Wette eiferten, zeigt sich bei den hiesigen Verbrauchern ein Trend, der der klassischen „Wegwerfgesellschaft“ widerspricht. Eine aktuelle Erhebung des WWF deutet darauf hin, dass der ständige Neukauf von Elektronik gar nicht im primären Interesse der Nutzer liegt. Dürfte bei den meisten Lesern hier vermutlich auch für zustimmendes Nicken sorgen, oder? Die zugrundeliegende Umfrage wurde vom Marktforschungsinstitut Quantilope im Auftrag des WWF Deutschland durchgeführt. Im August 2025 wurden dabei 1.001 Personen in Deutschland repräsentativ befragt.

Die Zahlen der Untersuchung sprechen eine deutliche Sprache: 83 Prozent der Befragten gaben an, ihre elektronischen Geräte deutlich länger nutzen zu wollen, wenn die Rahmenbedingungen dies zulassen würden. Dieser Trend beschränkt sich nicht nur auf den Techniksektor; auch bei Möbeln (87 Prozent) und Kleidung (73 Prozent) ist die Bereitschaft zur Weiternutzung hoch.

Das Problem liegt laut der Umfrage jedoch in der Praxis: Ersatzteile seien oft nicht verfügbar, Reparaturen sind im Vergleich zum Neupreis unverhältnismäßig teuer oder es fehlt an qualifizierten Anlaufstellen in der Region. Das aktuelle Marktsystem ist primär auf den Absatz von Neugeräten ausgelegt, während Wartung und Reparatur oft vernachlässigt werden.

Aus Sicht der Verbraucher gibt es klare Ansätze, um die Situation zu verbessern. Die Umfrage identifiziert drei Kernforderungen der Nutzer:

  • Langlebigkeit und Ersatzteile: Zwei Drittel der Befragten erwarten, dass Produkte von vornherein haltbarer konstruiert sind und Ersatzteile langfristig verfügbar bleiben.
  • Einfache Reparaturen: 62 Prozent wünschen sich simplere und kostengünstigere Möglichkeiten, ihre Geräte reparieren zu lassen.
  • Transparenz: Knapp die Hälfte der Teilnehmer fordert verbindliche Kennzeichnungen, die bereits beim Kauf Auskunft über Qualität und zu erwartende Haltbarkeit geben.

Die Mehrheit der Befragten sieht hier nicht nur die Hersteller, sondern auch den Gesetzgeber in der Pflicht. Für 58 Prozent sind gesetzliche Regelungen zum Ressourcenschutz wichtig. Konkret werden eine bessere Infrastruktur für Reparaturen (56 Prozent), steuerliche Anreize für langlebige Produkte (52 Prozent) sowie ein gesetzlich verankertes Recht auf Reparatur (43 Prozent) genannt.

Hintergrund dieser Debatte ist unter anderem der für Dezember angekündigte Aktionsplan der Bundesregierung zur nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS). Der WWF mahnt hierbei an, dass bloße Absichtserklärungen nicht ausreichen. Ziel müsse es sein, den Rohstoffverbrauch bis 2045 drastisch zu senken – von aktuell über 12 Tonnen auf 6 bis 8 Tonnen pro Kopf und Jahr.

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Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

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9 Kommentare

  1. die deutsche Definition von Langlebigkeit heisst: bloß keine Veränderung, bloß keine Neuanschaffungen, bloß nicht mit der Zeit gehen… und sich dann wundern, dass es mit der Digitalisierung nicht klappt.

    so ist das bei einer überalterten Gesellschaft… Rückständigkeit durch
    fehlende Innovationsbereitschaft… das Ganze dann unter dem Deckmantel des Umweltschutzes mit wohl wollender Unterstützung der öffentlich-rechtlichen Medien…

  2. Nunja, kommt natürlich immer drauf an mit welcher Absicht man fragt und wie genau man fragt. Ob sich das dann genau so auch materialisiert? Vor allem wenn man bedenkt, dass langjährige Ersatzteilhaltung Auswirkungen auf den Kaufpreis haben wird.

    Vielleicht sollt man doch eher das Recycling stärken. Die meisten Elektrogeräte halten doch heutzutage 10 Jahre. Und auch wenn die Technologiesprünge vielfach nicht mehr riesig sind, wollen dann doch viele ein neues Gerät mit besseren Eigenschaften.

  3. Na da frag ich mich aber, warum 83% der Leute nicht mit einem Fairphone durch die Gegend laufen. Stattdessen sehe ich bei gefühlt 90% der Leute iPhones mit einem sehr schlechten Reparatur Score.

  4. Langlebige Technik? Damit würden ja Konzerne deutlich weniger verkaufen, was einen Gewinnrückgang bedeutet. Das hat Auswirkungen auf die armen Aktionäre, an die dabei wohl niemand denkt. Ein paar Reiche, die dann weniger schnell reich werden. Geht ja mal gar nicht! Pff.

  5. Bestes Beispiel mein Handy:
    Pixel7Pro -> Leistungstechnisch noch absolut perfekt, aber der Akku….

  6. Hach, ein Thema was mir sehr am Herzen liegt! Aber nicht nur fordern, fordern, fordern, einfach mal machen! Nicht nur Gesetzgeber, Hersteller, etc.pp., die Verbraucher sehe ich in erster Linie in der Pflicht, jeder hat’s in der Hand was er kauft, wie er es nutzt, wann es ersetzt und ob es lieber repariert.
    Ich repariere alles was nur geht, mein iPhone 11 läuft nach 5 Jahren mit aktuellem iOS immer noch Top, Intel MacBooks laufen hier mit Linux 1A weiter – weil Apple sie nicht mehr supportet; das gleiche gilt für PCs die Microsoft wegen Win 11 für tot erklärt hat usw, usf. Finanziell könnte ich mir alles in Neu leisten, mag ich aber nicht, denn es tut mir im Herzen weh, dass noch gut funktionierende Technik aufm Werthof landet. Nein, da mache ich nicht mit!

  7. Auch die Ersatzteilpreise sollten nicht zur Gewinnmaximierung dienen.
    Beispiel 1:
    Für unseren defekten Plastik-Waschmitteleinsatz inkl. integrierter Waschmittelpumpe einer Waschmaschine ruft man 180€ auf. Die Pumpen alleine, die man leider selbst nicht wechseln kann, bekommt man bei chinesischen Anbietern für rund 5 €.
    Beispiel 2:
    Für das Ersatzmesser unseres Smoothiemakers soll man inklusive Versand knapp 50 € zahlen. Den kompletten Smoothiemaker erhält man neu für 45 € inklusive Versand.

  8. Weiss ich gar nicht mal.

    Fernseher? Ja. Interessiert mich kaum, gucke selten, unser Gerät ist ein ca. 15 Jahre alter HD-Ready. Passt.

    Handy? Nein. Die technische Entwicklung schreitet da so schnell voran, bessere Kamera, stromsparenderes Bluetooth, schnelleres WLAN, größere Bildschirme, mehr Akku, aktuelles Android: Da kauf‘ ich durchaus „gern“ alle 2 Jahre neu — das ist ja auch ein Gerät, das ich 100x am Tag nutze.

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