Verkehrsminister halten das Deutschlandticket für „ernsthaft gefährdet“

Um die Weiterführung des Deutschlandtickets gibt es aktuell viel hin und her zwischen Bund, Ländern und den regionalen Verkehrsunternehmen. Jetzt warnen die Landesverkehrsminister (via Tagesschau), dass die Weiterführung ernsthaft in Gefahr sei. Sollte sich der Bund ab 2024 nicht an den entstehenden Mehrkosten beteiligen, müsste es für das Ticket eine „deutliche Preissteigerung“ geben. Das könnte der Akzeptanz in der Bevölkerung erheblich schaden.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hatte bisher weitere Mittel strikt abgelehnt. Er schob den ÖPNV-Anbietern den schwarzen Peter zu und plädierte für Restrukturierungen in der Verwaltung. Die Verkehrsminister der Länder fordern allerdings weiterhin vom Bund, sich an den Mehrkosten zu beteiligen, die man erwartet. Noch im Oktober 2023 müsse eine Entscheidung getroffen werden. Die Länder stünden zu ihrer Verantwortung, jetzt müsse man dies auch vom Bund erwarten.

Bisher konnte man den Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) jedoch nicht von neuen Verhandlungen überzeugen. Er pocht darauf, dass erst 2025 wieder beraten werde. Der Bund halte sich an bestehende Vereinbarungen, werde dieser aber nicht abändern. Es gebe die Möglichkeiten, in Vertrieb und Verwaltung Sparmaßnahmen umzusetzen.

Streitpunkt ist, dass es für 2024 keine „Nachschusspflicht“ des Bundes mehr gibt, sodass Mehrkosten allein bei den Ländern und den Verkehrsanbietern hängen bleiben würden. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) prognostizierte für 2024 bereits Mehrkosten in Höhe von ca. 1,1 Mrd. Euro. Wissing will davon aber nichts hören, sondern legte mehrfach ohnehin überfällige Restrukturierungen nahe. Mit dem Argument dürfte er wohl auch nicht ganz falsch liegen, denke ich. So vertritt Wissing die Ansicht, mehr als 60 Verkehrsverbünde in Deutschland seien zu viele, da sollten die Länder ansetzen, statt stumpf mehr Geld zu fordern. Ebenfalls gelte es Konkurrenzprodukte zum Deutschlandticket abzuschaffen, was den Vertrieb erleichtern und die Verwaltung entlasten könne.

Die prallen aber verhärtete Fronten aufeinander. Die Länder und Verkehrsverbünde fordern, dass Wissing bis zur nächsten regulären Verkehrsministerkonferenz am 11. Oktober 2023 das Geld für 2024 zusage. Ansonsten drohe das Deutschlandticket deutlich teurer zu werden oder sogar zu scheitern. Tja, wie seht ihr die Sache?

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86 Kommentare

  1. Ganz ehrlich: Wohl dem der ein Auto hat! Ich hatte für ein paar Monate das 9€/49€ Ticket und war ehrlich gesagt erschüttert, wie schlecht es um den ÖPNV steht. Als Vergleich dient mein Schul- und Stuienzeit, wo ich nur mit ÖPNV unterwegs war (80er/90er Jahre). Da war zwar auch nicht alles perfekt aber was ich jetzt mit dem 9€/49€ Ticket erlebt habe… heruntergekommene Züge, extrem verspätete Züge, ausgefallene Züge, rüdes Bus/Bahnpersonal. Am schlimmsten aber war das Publikum, aufdringlich und laut in allen denkbaren Sprachen. Kann sein, dass dies alles hier im Ruhrgebiet ganz besonders schlimm ist, aber das sich viele Leute den ÖPNV überhaupt nicht mehr antun wollen, konnte ich nach einigen Monaten sehr gut nachvollziehen.

  2. Wenn Wissing das Deutschlandticket versaut (sterben lässt) kann er sich in den Geschichtsbüchern der schlechtesten Verkehrsminister gleich hinter Mautdebakel-Dobrindt einsortieren.

  3. Ich finde der Ticketpreis sollte an die gestiegenen Kosten angepasst werden. Also 10 % drauf mach 54,90. Ein erheblicher Anteil sind die hohen Lohn Tariferhöhungen. Die haben aber auch ein Großteil der Kunden bekommen. Nennt sich Inflation. Ich fahre selten ÖPNV und werde bei den Einzeltickets 10 % mehr bezahlen müssen. Finde ich ok.
    Unabhängig davon sollte es aber auch bei den Verkehrsverbünden Sparprogramme durch Zusammenlegung geben. Es sind ja nicht nur die Verbünde. Bei uns im VRR sind ja zich einzelne Verkehrsgesellschaften mit Versorgungsposten für lokale Politiker. Wenn ich da nur ans Ruhrgebiet hier denke. Oberhausen, Duisburg, Mülheim. Alle haben eigene Gesellschaften mit Aufsichtsräten. Und natürlich bei der Strassenbahn unterschiedliche Spurweiten. Und dann Tarife a,a1 und a2 abhängig von der Stadt. Dieses Wirrwarr sollte doch ursprünglich abgeschafft werden. Ist es aber nur für das Deutschlandticket. Nicht für den Gelegenheitsfahrer mit Einzelticket.

  4. Die FDP betreibt wieder mal Klientelpolitik. Das hat aber jeder FDP-Wähler vorher gewusst und sich trotzdem (oder deshalb) dafür entschieden. Bei den andren Partien ist das natürlich nicht weniger Klientelpolitik, die wechseln nur gelegentlich „ihr“ Klientel durch. Tatsächlich ist mir da die Konsequenz doch lieber, weil damit kann ich planen.

  5. RIP Deutschlandticket 2023-2023

  6. Beim Bürgergeld sind 45 € für Verkehr eingeplant, da liegt das DT schon drüber. Wenn es noch teuerer wird, wird es unattraktiver gegenüber anderen Angeboten der Verkehrsverbünde. Damit nutzen weniger Leute das DT und die Verkehrsverbünde können nicht zusammengefasst werden, weil sie sich ja um die regulären Kunden kümmern müssen.

    Nur wenn alle das DT nutzen, kann man die Verkehrsverbünde auch zusammenlegen.

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