Uber gibt nach: UberPOP wird künftig zur Mitfahrzentrale
Uber und die deutschen Gesetze – ein ewiges Kapitel. Doch wie es scheint ist das dieses nun zu Ende. Denn Uber scheint hierzulande einen kompletten Strategiewechsel anzupeilen. So soll Uber zwar weiterhin an seinen Plänen für UberBLACK und UberTAXI festhalten wollen, jedoch wird UberPOP zu einer Mitfahrzentrale umfunktioniert.
Nach diversen gerichtlichen Auseinandersetzungen in Berlin und Hamburg sowie eines kurzweiligen bundesweiten Beförderungsverbot, dass vom Landgericht Frankfurt am Main vor wenigen Wochen verhängt und wieder aufgehoben wurde, scheint Uber sich nach langem Kämpfen den Gesetzen beugen zu wollen. Auch die Taxi-Genossenschaften wollten Uber vehement einen Strick drehen.
Nun soll UberPOP eine Art Mitfahrzentrale mit vergünstigten Preisen werden. So soll eine Mitfahrt innerhalb Berlins bald 35 Cent pro gefahrenen Kilometer kosten. Aktuell sind dies zirka 1,60 pro Kilometer. Jedoch gilt auch hier wie bereits zuvor: Die 35 Cent sind ein Grundpreis und können je nach aktueller Nachfrage, Stoßzeiten oder möglichen Sonder-Events (Messen) nach oben variieren. Um als Mitfahrzentrale umfirmieren zu können, muss das Entgelt der Mitfahrgelegenheit laut Personenbeförderungsgesetz unter den Betriebskosten eines Autos liegen. Die Fahrteinnahmen werden ebenfalls gesetzlich gedeckelt, um eine Gewinnerzielung zu vermeiden. Das hat zur Folge, dass Uber mit UberPOP kein Geld verdienen dürfte.
Der Brandname UberPOP soll derweil ebenso wie das „Bestellverfahren“ eines Fahrzeugs via dedizierter Uber-App nicht geändert werden.
Ab wann die Änderungen an UberPOP in Kraft treten, steht noch nicht fest. Jedoch sollen die Änderungen zunächst nur in Berlin umgesetzt werden.
Uber will für seinen Chauffeur-Dienst UberBLACK sämtliche Auflagen eines Berliner Gerichts umsetzen. So soll eine generelle Betriebserlaubnis erworben und erforderliche Fahrzeuge gekauft werden. Das Uber dies mit Zähneknirschen tut, kann man sich denken. Man hatte bereits mehrfach in der Vergangenheit seinen Ansichten über die antiquierten Beförderungsgesetze in Deutschland Luft gemacht. Zuletzt hatte man sogar eine offene Petition vor der Verkehrsministerkonferenz, die vor wenigen Tagen stattfand, ins Leben gerufen. Hiermit hat man sich erneut an die Verantwortlichen der Politik gewandt, um darauf hinzuweisen, dass Deutschland einen zeitgemäßen Rahmen für die Mobilität benötigt.
An dem zuletzt aus der Taufe gehobenen Dienst UberTAXI, bei dem sich Taxiunternehmen offiziell für den Dienst zur Beförderung registrieren können, will Uber auch weiterhin festhalten.
Wie soll das gehen?
Eine Mitfahrzentrale ist eine Vermittlungsplattform von Fahrten die jemand eh tut. Und jemand einen mitnehmen will, um kosten zu senken. Seit wann gibt die Mitfahrzentrale die kostenbeteiligung der fahrten vor?
Sie mögen aufgeweisen sein, aber die kostenbeteiligung gibt doch der vor der fährt vor. Oder eben per Verhandlung der 2 Parteien?
Seit wann gibt es feste Mitfahrzentralen Tarife
Beispiel
http://www.mitfahrzentrale.de/fahrpreis_off
Das sind nur empfehlungen und keine Tarife?
Und was zu geier sollte ein Fahrer dazu bewegen sich auf so einen lächerlichen preis einzulassen? Die wo einen mitnehmen wollen ja kosten senken?
Klingt wieder einmal nach uber schwachsinn.
Klingt irgendwie nach Schwarzarbeit unter dem Deckmantel der „Mitfahrzentrale“.
Und wieder hat kaum jemand verstanden, wie perfide Uber vorgeht, und interessanterweise lässt sich die Presse vor den Karren spannen, indem sie die Pressemitteilung komplett unhinterfragt übernimmt. Das ausschlaggebende Zitat aus dem Zeit-Artikel:
„Am Verfahren, wie ein Uber-Fahrer bestellt werden kann, soll sich aber nichts ändern.“
Damit ist Uber eben KEINE Mitfahrzentrale, sie behaupten nur eine zu sein, als ob der Preis der ausschlaggebende Faktor dafür sei. Im Gegenteil, Ubers Strategie scheint jetzt die Flucht nach vorne zu sein, sich „proforma“ zu beugen, einen neuen Hut aufzusetzen und durch gesenkte Preise die strukturierte Untergrabung der geregelten Sachverhältnisse noch schneller voran zu treiben.
@metal: „…lässt sich die Presse vor den Karren spannen, indem sie die Pressemitteilung komplett unhinterfragt übernimmt. Das ausschlaggebende Zitat aus dem Zeit-Artikel…“ – A: Zeig mir doch mal bitte diese ominöse Pressemitteilung, die ich so gedankenlos abgepaust habe. B: Die Quelle für diesen Artikel ist nicht die Zeit, sondern Welt. Steht auch in der Quellenangabe.
@Ralph: Gut zu wissen, dass du diesen „schwachen Artikel“ offensichtlich NICHT gelesen hast, denn deine Fragen werden im 3. Absatz beantwortet.
Was genau ändert sich denn jetzt außer der Bezeichnung für den Dienst und dem Preis? Sorry, aber schwacher Artikel.
@Pascal: Also im dritten Absatz sehe ich auch nur Angaben zum Preis… Was sich wirklich geändert hat damit das ganze jetzt den Gesetzen entspricht, kann ich in diesem Artikel auch nicht erkennen….
@Peter: Danach wurde ja auch nicht gefragt. Es wurde nach Preis und Änderung an der Bezeichnung des Dienstes gefragt. Und das steht sehr wohl drin. Inwiefern sich die Abänderung auf eine Art Mitfahrzentrale gesetzlich auswirkt kann ich dir auch nicht sagen. Weitere Infos über das detaillierte Vorgehen von Uber sind aber auch nicht bekannt. Solange man nach außen keine Details zu den Auflagen der jeweiligen Gerichte kommuniziert, wird man auch nicht mehr erfahren. Im Falle des Berliner Gerichtsurteils bez. UberBLACK wurden die Auflagen seitens Uber nach außen getragen. Und da lauteten die Auflagen u. A.: Karren kaufen, Betriebserlaubnis erwerben.
Also: Hätte ich genauere Informationen gefunden, hätte ich sie auch mitgeteilt. Kann ja noch nachkommen. Leider habe ich noch kein Vögelchen in die Gerichte eingeschleust, die für mich mitlauschen.
Das Taxigewerbe wird erst richtig in die Krise rutschen, wenn die aktuellen Vorstellungen umgesetzt werden, nach denen die Preise bis zum Jahresende zwischen 25 und 30 % steigen sollen.
@Pascal: Das sollte kein Vorwurf an dich sein, sondern an deine (verlinkte) Quelle. Und ja, es war die Welt. Ersteres war meinerseits schlecht formuliert, letzteres war ein simpler Fehler. Aber doch kein Grund, sofort defensiv die Keule um dich zu schwingen, alles ist okay.
@metal: alles klar, kam leider wirklich so rüber. Also: Schwamm drüber 😉
@Pascal: Nein, es wurde eben nicht nach Preis und Bezeichnung gefragt. Ralph hatte geschrieben „Was genau ändert sich denn jetzt AUSSER der Bezeichnung für den Dienst und dem Preis?“
Wichtig ist auch noch dieser Absazu aus dem Welt Artikel:
„Entscheidend für Uber ist, dass die neuen Tarife in Berlin deutlich unter den Betriebskosten für ein Auto in der Stadt liegen. Denn nur dann kann der Beförderungsdienst als Mitfahrzentrale firmieren. Die Preise, die Fahrer bei Vermittlungen dort nehmen dürfen, sind gedeckelt.“
@Peter: Da muss ich Dir absolut recht geben! Der Passus ist gestern beim Durchlesen komplett durchgerutscht. Ich werde sehen, dass ich den Artikel update.
In meinen Augen Clever und geschickt gekontert. Nachdem das Taxifahren in naher Zukunft nach teuer wird, dank Mindestlohn, dürfte das Taxi Geschäft noch weiter bröckeln. Der Mindestlohn wird also auch Arbeitsplätze kosten was ja unsere verehrten Politiker nie sehen wollten. Kein Wunder denn im Politikerhirn ist nur hohle Luft und stupidheit vorhanden aber kein Denken.
Ich frage mich allerdings wie Uber Fahrer finden will wenn die Tarife unter den Betriebskosten eines Autos liegen… Wird sich zeigen wie flexibel Uber das auslegt 😉
„Der Mindestlohn wird also auch Arbeitsplätze kosten, was ja unsere verehrten Politiker nie sehen wollten.“
Es muss Arbeitsplätze kosten. Klingt komisch aber, wenn wir zb in der Straße 5 Friseure haben. Und dann nur noch 2 mit dem Mindestlohn hinkommen. Sind Arbeitsplätze weg ok.
Nur heißt das man soll Arbeit um jeden Preis machen?
Sonst kann ich ja sagen jeder verdient nur 2 Euro die Stunde dafür sind dann 10 Friseure in der Straße.
Ich finde den Spruch von Merkel „Sozial ist, was Arbeit schafft“ gefährlich. Wenn dann Arbeit im Mittelpunkt steht und nicht mehr die Art der Arbeit also, ob man davon leben kann.
So kann ich natürlich auch für Zwangsarbeit sein. Hauptsache irgendeine.
Das ist wie damals die Pin AG. Die sagten, „kommt de Mindestlohn dann müssen Sie zumachen“. Heißt doch, man kann der Post nur mit Lohndumping Konkurrenz machen. Und irgendwann muss die Post dann auch Dumping machen.
Oder nun uber. Wenn uber nun mit Ausbeutung und Lohndumping kommt. Sollten wir das Ablehnen.
Jeder Bürger sollte sich mal überlegen, wie er es fände, wenn andere für einen Job Lohndumping betreibt. Und er dann selber dafür Arbeiten muss. Langfristig passiert das eben.
Viele denken leider soweit nicht. Wenn wir immer weniger Löhne haben. Gibt es auch immer mehr Aufstocker. Und letztendlich kann man dann billig Taxi fahren aber hat eine hohe Steuerlast weil die Fahrer ergänzendes Hatz 4 bekommen das, wie alle mitfinanzieren.
Geiz ist einfach nicht Geil.
Wenn bestimmte Preise nur mit Ausbeutung von Menschen zu realisieren sind, lehne ich diese klar ab.
@Peter – danke, genau das hat gefehlt.
@John
Entscheidend für das Personenbeförderungsgesetz ist die Gewinnerzielungsabsicht – liegen die Betriebskosten höher als deine Entlohnung gibts per definitionem keinen Gewinn, die Fahrt ist somit eine Privatfahrt und unterliegt nicht dem Personenbeförderungsgesetz.
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Zum Thema Uber vs Taxi: Auch wenn ich Uber nicht mag (öffentlich zu Bekunden man werde das Urteil eines Gerichts ignorieren geht gar nicht), sehe ich ein Oligopol das verzweifelt versucht seinen profitablen Kapitalismus light zu erhalten – Oligopole sind genauso behämmert.
@shx: Falsch, eine Gewinnerzielungsabsicht kann vom Gericht relativ streng ausgelegt werden, schließlich geht es eben nur um die Absicht, nicht um den tatsächlichen Erfolg.
Beispiel: Ich kaufe mir Webspace für 4,99€/Monat, ziehe einen Blog mit ein bisschen Adsense auf, nehme 2€/Monat ein. Egal, ob meine tatsächliche Absicht ein Gewinn, die Deckung der Kosten für meinen Webspace oder eine Packung Haribo war: Wenn für den Kunden eine Gewinnerzielungsabsicht zumindest erwartbar ist (er davon ausgeht, dass sein Gegenüber Profit machen will), kann ein Gericht eine mögliche Gewinnerzielungsabsicht bestätigt sehen.
Ich halte von Uber gar nichts. Da schwingt sich ein Unternehmen als „Befreier“ gegen staatsgestützte Oligopole auf, lebt aber selber vom staatlichen Eingriff: Taxis müssen Versicherungen und co. bezahlen, Uber-Fahrer bisher nicht. Auch dadurch kommt der deutliche Preisvorteil zustande. Wenn gleiche Regeln für alle gelten, kann das Taxi-Gewerbe eher einen Preiskampf eingehen, dann gilt auf dem Markt eben „Das bessere Konzept setzt sich durch“. So geht Uber einen typischen Weg vieler Techunternehmen: Offiziell Unfreiheit und den Staat bekämpfen wollen, gleichzeitig so viele Vorteile wie möglich von Gesetzesschlupflöchern ziehen, viel PR-Zuckerguss drüber. Bäh!