Telly: Details zur Funktionsweise der Gratis-TVs

Im Sommer 2023 will der Anbieter Telly / Teevee in den USA kostenlose Fernsehgeräte ausliefern. Laut dem Firmengründer Ilya Pozin, der zuvor bereits den werbefinanzierten Streaming-Anbieter Pluto TV aus der Taufe gehoben hatte, hätten sich bereits über 100.000 Menschen innerhalb von 36 Stunden auf die Warteliste setzen lassen. Jetzt hat der Unternehmer einige zusätzliche Details zur Funktionsweise der Gratis-TVs verraten.

Grundsätzlich arbeiten die Fernseher mit einem Haupt- und einem Zweitbildschirm. Letzterer zeigt Widgets und Werbung an. Letztere soll die Kosten für die TVs am Ende wieder reinholen. Die Nutzer zahlen also am Ende mit ihren Daten. Pozin hat dabei bestätigt, dass die Werbung via Automatic Content Recognition (ACR) eingeblendet werden soll, damit sie personalisiert ist und zu den jeweiligen Inhalten passt, die gerade konsumiert werden.

Man hat sich aber einige Kniffe ausgedacht, die durchaus sinnvoll klingen. Etwa hievt man keine Streaming-Apps direkt auf die Fernseher. Stattdessen liegt ein Dongle mit Google TV bei. Es soll aber auch möglich sein, andere Zuspieler wie z. B. einen Apple TV 4K zu verwenden. Laut Pozin sei dies sinnvoll, damit die Entwickler ihre Ressourcen besser nutzen können, statt für eine weitere Smart-TV-Plattform ihre Anwendungen zu portieren. Auf dem TV selbst wird im Übrigen Android AOSP werkeln. Vorinstalliert sein, werden z. B. Spiele, aber auch die App Zoom für Videokonferenzen.

Entwicklern will man auch ein SDK anbieten, damit sie eigene Apps erstellen können, die das Potenzial von Telly ausnutzen. Beispielsweise sollen eben zum Launch über 40 Games bereit sein. Einige davon werden auch die Kamera nutzen. Einen eigenen Sprachassistenten hat man ebenfalls an Bord. Zudem wird es einen EPG für lineares Fernsehen geben. Telly möchte aber keine eigene FAST-Plattform aufbauen, sondern auch hier auf Partner setzen.

500.000 Einheiten der kostenlosen Smart-TVs will Telly im Sommer 2023 ausliefern. Die Besitzer müssen dabei umfangreiche Rechte an ihren Daten abtreten. Da ist die Frage, ob das Geschäftsmodell also in der EU überhaupt so aufgehen könnte. Allerdings behauptet der Gründer, dass man sich da im Wesentlichen die gleichen Rechte sichere wie auch andere TV-Hersteller, die ebenfalls Werbung einsetzen. Man gehe sogar transparenter vor.

Dabei können die Fernseher auch über Sensoren die Präsenz der Anwender erkennen. Hier beruhigt man jedoch, dass dafür nicht die Kamera verwendet werde und auch keine Gesichtserkennung oder dergleichen verwendet werde. Stattdessen beruft man sich darauf, man arbeite mit ähnlichen Techniken wie die Google Nest. Es würden da auch keine Daten aufgezeichnet oder übermittelt.

Grundsätzlich sind die werbefinanzierten Fernsehgeräte von Telly ein interessantes Konzept. Ich bin gespannt, wie sich die Technik so schlägt, wenn sie am Markt verfügbar ist.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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15 Kommentare

  1. Wird interessant, zu erfahren, wie man verhindern will, dass die Benutzer den Werbebildschirm einfach zuhängen/-kleben. Ob da Sensoren verteilt sind, die das prüfen?

    • Druffgschisse says:

      Ups die Antwort sollte hier hin:
      Das frage ich mich auch. Selbst wenn es Sensoren gibt, wird es ein leichtes sein. Ich denke da an eine LED die auf die Sensoren scheint damit der Sensor nicht glaubt es sei zu gedeckt. Oder ein Foto mit Gesicht… Die Möglichkeiten sind für DIY Maker gewiss da. Oder einfach rooten/cracken.

      Schwieriger würde es werden, wenn die Sensoren hinter dem Hauptdisplay liegen würden, was aber aktuell wohl noch nicht der Fall sein wird.

  2. Peter Pantone says:

    Das Konzept wird nicht aufgehen. Warum? Weil diejenigen, die sich nicht mal einen Fernseher ohne Werbegedöns leisten können für die Werbewirtschaft uninteressant sind. Sie haben entweder kein Geld oder sind geizig. Klar wird das zu Beginn laufen wie geschnitten Brot. Bis sich jemand die Leute mal genauer anschaut, sie so einen Fernseher bestellen.

    • Druffgschisse says:

      Das frage ich mich auch. Selbst wenn es Sensoren gibt, wird es ein leichtes sein. Ich denke da an eine LED die auf die Sensoren scheint damit der Sensor nicht glaubt es sei zu gedeckt. Oder ein Foto mit Gesicht… Die Möglichkeiten sind für DIY Maker gewiss da. Oder einfach rooten/cracken.

      Schwieriger würde es werden, wenn die Sensoren hinter dem Hauptdisplay liegen würden, was aber aktuell wohl noch nicht der Fall sein wird.

    • dann haben sie wohl noch nie gesehen wie die Wohlhabenden bei mir im Bio Supermarkt um jeden Cent feilschen und bei allem Sparen wollen: ich sehe das Typische Klischee oft genug 100.000€ Auto Fahren aber jeden Cent Sparen…

      • Thorsten G. says:

        Ist ja nicht verboten. Die werden kaum kommen und nach „letzte Preis“ fragen. Und die fahren nicht das teure Auto obwohl sie sparen , sondern weil sie sparen. Auch im Kapitalismus schwingt das Pendel in beide Richtungen.

        • sag ich ja auch nicht, aber ich wollte danit nur sagen das sehr wohl auch die leute mit etwas mehr geld sicher zu diesem TV greifen werden… was ihr Kommentar ebenfalls indirekt tut

    • Glaub mir: Auch diese Gruppe ist für die Werbewirtschaft bzw. bestimmte Produkte wie bspw. Kredite und Lotterien äußerst interessant!

  3. Der Satz, „Die Besitzer müssen dabei umfangreiche Rechte an ihren Daten abtreten.“, dürfte das Konzept für die überängstliche deutsche Bevölkerung direkt ins Aus katapultieren.

    • Druffgschisse says:

      Nö glaube ich nicht. Da ist der Michel doch ganz weit vorn dabei

    • Glaube ich auch nicht. Bei „kostenlos“ setzt der Verstand bei einer großen Gruppe an Personen aus. Und hier noch in der Kombination mit Medienkonsum macht es noch „attraktiver“.

      • Die Daten- und Verbraucherschützer und die EU-Kommission werden schon die passenden Argumente finden, warum es im Michel-Land viel zu gefährlich ist so etwas zu nutzen. Vielleicht kommt ja auch ein Gesetz, das eine Steuer für den Datenstrom für die Werbung besteuert?

    • Ich kann mir vorstellen, dass die Geräte so in die EU gar nicht importiert werden dürfen. Die Interessen der Verbraucher standen noch nie im Fokus, wieso sollte es hier anders sein?

      • Gerade weil die Interessen der Verbraucher im Fokus stehen, ist so etwas in der EU eventuell nicht erlaubt. Datenschutz ist wie der Sicherheitsgurt im Auto, nervt so lange bis man ihn einmal braucht.

  4. Wenn ich einen Film schaue, gehen mir die LED so mancher Geräte schon auf den Sa**. Da brauche ich keinen 2nd Screen der mir Infos & Werbung einblendet.

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