„Suicide Squad: Kill the Justice League“ im Test: Verschenktes Potenzial

"Suicide Squad" verschenkt leider Potenzial.

„Suicide Squad“ verschenkt leider Potenzial.

Es hätte so schön werden können: Rocksteady Studios hat mit den „Batman: Arkham“-Spielen einige der besten Superhelden-Games überhaupt entwickelt. Insofern hatte „Suicide Squad: Kill the Justice League“ enormes Potenzial. Doch zu vermuten ist, dass Warner Bros. Interactive zu sehr die Dollarzeichen in den Augen hatte. Denn das Ergebnis ist ein über weite Strecken recht dröges Live-Service-Game, dem eine Seele fehlt.

Schon vor Veröffentlichung gab es da ja Kontroversen um die Live-Service-Elemente und den Online-Zwang, der auch die Singleplayer-Kampagne betrifft. Dass es eine schlechte Idee gewesen ist, diesen anzulegen, zeigte sich gleich in meinen ersten Spielesessions. Noch im Tutorial stürzte „Suicide Squad: Kill the Justice League“ an meiner Xbox Series X ab. Anschließend konnte ich das Spiel nicht fortführen, da aufgrund von Server-Problemen kein Einloggen möglich gewesen ist. Das braucht es nun bei einer Singleplayer-Kampagne wahrlich nicht.

Doch kurz zum Setting des Spiels: Die Justice League um Batman, Superman, The Flash und Co. wurde von Brainiac korrumpiert. Der Schurke kontrolliert die ehemaligen Helden, sodass das Schicksal der Erde besiegelt scheint. Doch in Metropolis ruft Amanda Waller die Task Force X, auch bekannt als Suicide Squad, auf den Plan. Harley Quinn, Deadshot, King Shark und Captain Boomerang sollen Brainiac und seinen Schergen Einhalt gebieten.

„Suicide Squad: Kill the Justice League“: Hat da jemand „Avengers“ gesagt?

Dabei ist die Story zwar nicht sonderlich einfallsreich und könnte auch aus einer Folge der Animationsserie „Liga der Gerechten“ stammen, wird aber in unterhaltsamen Cutscenes weitergesponnen. Wer auf DC-Charaktere steht, wird hier am ehesten das Highlight von „Suicide Squad: Kill the Justice League“ entdecken. Charaktere wie Harley Quinn sind gut getroffen und die englischsprachigen Sprecher gut besetzt. Es ist insbesondere toll, noch einmal den grandiosen Kevin Conroy, welcher bedauerlicherweise Ende 2022 verstorben ist, als Batman zu hören.

Leider ist das Gameplay des Spiels über weite Strecken extrem monoton. Es gibt zwar im Spielverlauf unterschiedliche Missionstypen, die ihr jeweils von verschiedenen Questgebern erhaltet, doch die jeweiligen Typen sind an sich immer identisch. Da gibt es eben mal Eskort-Missionen, mal müsst ihr Gegnerwellen standhalten und mal bestimmte Punkte einnehmen / verteidigen. Das erinnert im Aufbau ein wenig an das allererste „Assassin’s Creed“ und ist nicht mehr zeitgemäß. Ansonsten mahnt „Suicide Squad: Kill the Justice League“ vor allem an  „Marvel’s Avengers“, ein Superhelden-Spiel mit Live-Service-Schwerpunkt, das ebenfalls hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist.

"Suicide Squad: Kill the Justice League" punktet am ehesten mit seinen Charakteren.

„Suicide Squad: Kill the Justice League“ punktet am ehesten mit seinen Charakteren.

So spielen sich auch in diesem DC-Abenteuer die rasanten Kämpfe mit der Zeit viel zu eintönig. Ihr ballert recht stupide auf Bullet-Sponges, setzt manchmal Nahkampf ein, um vorher ein Schild zu zerstören und über das gesamte Spiel ändert sich am simplen Muster zwischen „Reinballern und Ausweichen“ so gut wie nichts. Ihr findet zwar besser Waffen und Ausrüstung, da auch die Gegner stärker werden, fühlen sich die Scharmützel aber auch nach 10 Spielstunden im Grunde immer noch genau so an wie im Tutorial.

RPG-Elemente und Loot-System sind eher Staffage

Das sich am Ende also an den Kämpfen, die das Gameplay dominieren, nicht viel ändert, sind auch die Skilltrees und das Loot-System, welches sehr aufgezwungen wirkt, eher Staffage. Anders als in der Reihe „Batman: Arkham“ erhaltet ihr nicht völlig neue Gadgets, die einen Twist in die Gefechte bringen. Klar, eure Waffen bekommen neue Effekte wie „Frost“ und Co., aber die Ballereien beeinflusst das bestenfalls marginal. Mehr Unterschied macht dann, zu welcher Figur ihr schaltet.

Deadshot etwa kann mit seinem Scharfschützengewehr auch Gegner aus der Ferne ausschalten, während Captain Boomerang sich besonders schnell zurückziehen kann und der Koloss King Shark im Nahkampf seine Stärken hat. Jeder bewegt sich zudem auf etwas andere Weise durch die offene Spielwelt. Deadshot kann etwa mit seinem Jetpack über Dächer rauschen, King Shark macht große Sprüng und Harley Quinn spannt einen Enterhaken ein.

Es gibt im Übrigen auch Nebenaufgaben, von denen ihr aber nicht zu viel erwarten solltet, wenn sich schon die Missionen der Hauptgeschichte eher wie Füllwerk aus anderen Open-World-Spielen anfühlen. Letzten Endes kommt ihr so zwar an bessere Loot, aber sich die Statistiken aufzuhübschen, fühlte sich für mich mehr wie Arbeit an. Das gilt auch für das Endgame, das im Grunde für eines Grinding steht.

„Suicide Squad: Kill the Justice League“: Mikrotransaktionen zu absurden Preisen

Dazu kommen die geradezu absurden Mikrotransaktionen, bei denen ihr zusätzlich zu den bereits gelöhnten knapp 80 Euro für das Vollpreisspiel z. B. für 5 Euro Emotes kaufen dürft. Das ist nur als frech zu bezeichnen. Ähnlich wie anno dazumal bei „Marvel’s Avengers“ soll auch „Suicide Squad: Kill the Justice League“ noch über Monate durch Seasons mit neuen Inhalten befüllt werden. Ob sich ausreichend Gamer finden, die dem entgegenfiebern werden?

Erst einmal sollte Rocksteady auch technisch noch nachlegen. Zwar sehen die Cutscenes famos aus und das Spiel läuft mit 60 fps trotz Problemen mit dem Framepacing recht flüssig, doch Bugs hatte sich so einige. Neben den genannten Server-Problemen kam es z. B. vor, dass mein Charakter nicht zu bremsen gewesen ist und auch ohne jegliche Eingaben stur geradeaus lief. Das ließ sich erst durch einen Neustart beheben.

Fazit

Per se ist „Suicide Squad: Kill the Justice League“ kein schlechtes Spiel – aber ein sehr seelenloses und durchschnittliches. Es kommt im Gameplay rasch Monotonie auf und zumindest ich fragte mich nach einigen Stunden, warum ich nicht lieber stattdessen meine Zeit mit z. B. „Persona 3 Reload“ aufregender gestalte. Als DC-Fan hat mich die Story zwar gut unterhalten, wer sich fest an den Kanon der Comics klammert, wird da aber auch in einigen Szenen den Kopf schütteln.

Wird sich dieser Titel noch einmal durch weitere Updates fangen oder eher in die Geschichte der gescheiterten Games-as-a-Service eingehen? Das muss die Zeit zeigen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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Ein Kommentar

  1. Sehr schade.
    Ich würde sehr gerne Harley Quinn und Co spielen, der letzte Film hat mir sehr gefallen.

    Vielleicht gibt’s das Spiel mal im Sale für unter 10€, wie damals das Marvel’s Avenders, dann greife ich zu.
    Bis dahin spiele ich Marvel’s Avenders weiter oder vielleicht Marvel’s Guardians of the Galaxy nochmal durch.

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