Streaming auf Vormarsch – Die bröckelnde Dominanz der TV-Sender
Streaming ist in. Streaming ist modern. Streaming liefert uns den Content, den wir brauchen, wann wir ihn brauchen, ob gratis oder kostenpflichtig. Im Zeitalter immer größerer Breitbandanbindungen ist es für viele User heutzutage selbstverständlich, sich rein auf die gewünschten Inhalte zu beschränken und die klassischen Wege, bewegte Bilder zu betrachten – sprich: TV-Sender oder Mediatheken – langsam aber sicher auf das Abstellgleis zu schieben. Doch auch der Weg weg vom klassischen Satelliten- oder Kabelanschluss bzw. DVB-T hin zum Content, der rein aus dem Netz kommt, ist vorgezeichnet. Heisst es also bald – leicht abgewandelt – „Streaming killed the TV star“?
Zugegeben: Die Qualität des Fernsehprogramms trägt viel dazu bei – und wer sich plötzlich auf Arte oder dem History Channel anstatt auf den „großen“ Sendern wiederfindet, muss nicht zwingend zu alt sein: Wo die Qualität und der Anspruch auf der Strecke bleiben, suchen sich die Konsumenten neue Wege – wohl ein Grund für den Siegeszug des Streamings.
Grund auch für uns, das Ganze einmal statistisch auszuleuchten und Euch den ein oder anderen Fakt zu präsentieren, den Ihr vielleicht schon kennt, aber nun in Wort, Schrift und Bild auch hier wiederfindet. Im Fokus sind hier nicht nur die bekannten Streaminggeräte, sondern speziell streamingfähige Apps aus Googles PlayStore und Apples AppStore, die bereits ein recht interessantes Bild skizzieren, was denn in Deutschland wie schon überwiegend auf mobilen Geräten gestreamt wird:
Unangefochtener Platzhirsch ist noch immer YouTube, wobei speziell Twitch und auch Netflix in den letzten zwölf Monaten entsprechend aufholen konnten – gleiches gilt für den Disney Channel. Schaut man auf die Downloads, so sind diese binnen eines Jahres um 30% gestiegen, während die Einnahmen während dieser Zeit sogar um 35% gestiegen sind – ein weiteres Indiz für den wachsenden Bedarf an Streaminganwendungen und den Blick über den TV-Rand hinaus.
Wirkt Deutschland da noch recht moderat, ist der amerikanische (+320 %) und speziell der chinesische (+960 %) Markt in Sachen Umsatzwachstum eine ganz andere Hausnummer. Schauen wir uns einmal die drei Märkte China, USA und Großbritannien bezogen auf das Jahr bis zum 31. Juli 2015 auf iOS-Basis an, so sieht man schon einmal eine Variation an einzelnen Diensten bzw. Segmenten, die jeweils einen regional starken Fokus haben, zum Teil (Bereich TV / Filme / Sport in China) noch quasi nicht erschlossenes Neuland sind:
Während in Nachrichten und diverse „Misch“-Dienste im Fokus sind, fällt in den USA speziell die Gewichtung auf Sport und TV/Filme auf, die dort sogar noch schwerer wirkt wie in Großbritannien, während Netflix und YouTube hier eine gemeinsame Rolle spielen.
Speziell in den USA ist Amazon auch noch gesetzt, während in Großbritannien vor allem die einzelnen Ableger der BBC den einzelnen Sparten ihren Stempel aufdrücken – man kann beim Vergleich der drei grossen Märkte also wirklich von demographischen Unterschieden in der Art der Streamingnutzung sprechen. Interessant wäre hier noch ein Vergleich zum deutschen Markt, die Zahlen liegen uns aber leider nicht vor – das Konstrukt sollte bei uns wohl aber auch am ehesten Ähnlichkeit mit Großbritannien haben.
Wenn wir dann noch einmal speziell einen Blick auf den Bereich „Sport“ legen, der in den USA mit ESPN (Disney) und BBC / Sky in Großbritannien ja klassisch stark vertreten ist, fällt vor allem im Vereinigten Königreich (sowohl App- als auch Play Store) folgendes auf:
YouTube führt nach wie vor noch die Downloadcharts an, erst dahinter schicken sich der BBC-eigene iPlayer und Netflix an, in Richtung Spitzenpositionen schielen zu können. Die BBC ist auch noch breiter aufgestellt, sind der Media Player, die BBC News- und die BBC Sport-Apps doch auch in den Top 10 vertreten, während Sky Go erst auf Platz 7 und 9 Sky Sports) die Top 10 komplettiert.
Wer jetzt denkt, dass diese Platzierungen die BBC auch direkt in Sachen Umsatz an die Spitze katapultieren, irrt – hier spielt Sky seine Trümpfe aus und holt sich die Pole Position allein durch Sky Sports Mobile TV, während das klassische Sky Sports und die Sky News das Ganze abrunden – die BBC hat hier gar keinen Stich. Ergo heisst es auch hier: Die reinen Downloadzahlen sind auch im Streamingsektor kein Garant dafür, auch den entsprechenden Umsatz einfahren zu können – Sky hat hier einfach seine Hausaufgaben gemacht, denn Sport zieht auch dort wohl immer.
Bleibt noch der amerikanische Markt, der ja neben dem Sportsektor vor allem in Bezug auf Filme und Serien stark ist und mit Hollywood ja quasi die Wiege der Filmindustrie darstellt. Wer führt hier nach Downloads und nach Umsatz? Wir waren an dieser Stelle ein wenig überrascht:
YouTube steht unangefochten auf Platz 1 bei den Downloads und damit vor Netflix und Hulu. Amazon, mit Instant Video eigentlich auch sehr gut unterwegs sind, reihen sich hier allerdings erst auf Platz 9 ein – also weit abgeschlagen von dem Triumvirat an der Spitze. Dazwischen sind mit ESPN, WatchESPN von Disney und NFL Mobile die sportlichen Inhalte sehr gefragt, während die Top 10 von CNN News komplettiert werden – speziell die Rolle von Amazon und CNN überrascht hier meiner Meinung nach.
Doch das sind die Downloads, wie steht es in Sachen Umsatz? Hier rollt der Rubel natürlich durch den Time Warner-Konzern, der mit HBO (u. a. „Game of Thrones“, „Rome“) wohl das aktuell heißeste Eisen im Feuer hat, während auch hier speziell der Sport mit der MLB (Platz 2), NFL (Platz 4) und sogar UFC (Platz 6) vor der NBA (7.) die Sportverliebtheit der Amerikaner bestätigt, während Hulu auch hier den dritten Platz innehat und die Disney Junior Appisodes (welch ein Wortspiel!) auf Platz 5 landen.
Doch wohin geht die Reise, was steht als nächstes an? Sicherlich werden die jeweiligen Anbieter alles daran setzen, ihre jeweiligen Portfolios weiter auszubauen und sich weiterzuentwickeln. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen ihnen auch noch mehr – der Endkunde hat dann die Qual der Wahl, solange nicht der ein oder andere Dienst mit einem absoluten Alleinstellungsmerkmal daherkommt.
Die Zeichen für Eigenproduktionen, wie sie aktuell schon von Amazon und Netflix erstellt werden, stehen gut und aktuell gibt es auch Pläne, die amerikanische NHL in Sachen Eishockey ebenfalls auf mobile Geräte zu bekommen und das nicht nur als Aufzeichnung, sondern eben live. Das wird auch die jeweiligen Provider auf den Plan rufen, entsprechende Infrastrukturen zu schaffen – der Markt lebt also und auch der Bedarf an Neuerungen ist noch längst nicht gedeckt.
Die Abgrenzung zwischen TV und Stream wird weiter verfasern und schaut man sich allein einmal das Wachstum auf dem chinesischen Markt an, wird dem Endverbraucher wohl noch die ein oder andere Streamingrevolution ins Haus stehen, die TV-Inhalte unabhängig von der Art des Anschlusses, eben nur über das Internet, liefert.
Die Tage des klassischen Fernsehens – und vielleicht auch einmal die Tage der Gebühren für die öffentlich-rechtlichen Sender, die viele von uns ja zwecks nicht vorhandener Nutzung eigentlich nicht bezahlen wollen – sind zwar noch nicht gezählt, aber zumindest steht ihre Rolle mehr denn je auf dem Prüfstand. Wenn der Endanwender kein Pflichtprogramm mehr benötigt, sondern nur noch das schaut, was er auch schauen möchte – welchen Weg gehen dann GEZ und Co. ?
Aber das ist ein anderes Thema, wenngleich wir es an dieser Stelle auch nicht gänzlich weglassen wollten – nun sind Eure Meinungen gefragt. Ist das klassische Fernsehen überhaupt noch zeitgemäß? Ist Streaming wirklich die Zukunft? Wie sieht Euer „Guckverhalten“ aus?
via App Annie / Storymaker
Ich schau gern noch traditionell TV zu festen Zeiten, gerade auch mal gern eine Runde TrashTV (Schwiegertochter gesucht/Bauer sucht Frau/Die Höhle der Löwen/etc). Andererseits schau ich mir gern auch Sachen an, die ích aus den Mediatheken downloade im Zug auf meinem Tablet. Klassisches Fernsehen hat für mich aber nichts an Relevanz verloren. Btw: Live-Fußball darf beim klassischen Fernsehen auch nicht fehlen bei mir 🙂
Ich besitze Sky und Amazon Prime Video, schaue vllt zu 10% noch TV, aber meist kann man nach paar Minuten stumpfen Dialogen wieder abschalten, was interessiert mich die Schlager Hitparade auf ARD oder das Theaterstadle oder wie das heisst auf ZDF, will ich wissen was Dieter Bohlen zum 100000 mal rumblubbert, oder welche Mutter bei Frauentausch die bessere Rabenmutter ist? Nicht wirklich, also wird eben gestreamt, damit kann ich das schauen was ich möchte. Für soetwas bin ich auch bereit zu zahlen, nicht aber für die öffentlich-rechtlichen oder dieses HD+ der privaten mit ihrem verstumpfenden Programm.
Nachrichten und Dokus bekomme ich auch im Netz, dafür muss es kein GEZ TV sein, wie einige das trotz Gebühren immer noch loben, weil ja der Content soviel gehobener sein soll.
Jedem das seine, ich bleibe beim streamen, eventuell auch mal eine Blu-ray und gut ist.
„Normales“ (Free)TV schaue ich so gut wie nie.
Habe seit 2010 etwa Pay, zunächst Kabel Deutschland Home HD und seit 2 Jahren Sky.
Sky läuft jetzt zum 31.10. aus – bisher hat sich Sky noch nicht gemeldet um mich behalten zu wollen (SkyWelt + Film).
Ich nutze derzeit ausschließlich Sky (Welt+Film) sowie Amazon Prime (Smart-TV App).
Wenn ich abseits von Sky noch das reguläre TV schaue, höchstens die digitalen der
öffentlich Rechtlichen (ZDFneo..), Arte, 3Sat, „die 3. wie WDR etc.).
Das was die Privaten abliefern ist nicht mehr zu ertragen.
Pro7 läuft in gefühlt Dauerschleife Big Bang Thero und Two and a Half men ….
RTL/Sat.1 keine Ahnung, seit über 5 Jahren nicht mehr eingeschalten.
Der Trend geht ganz klar zum Streaming, da die Inhalte einfach sonst nimmer stimmen.
Zu dem Satz, dass man auf Arte oder History umschaltet nur kurz folgende Anmerkung von mir, dass gerade History sehr abgebaut hat.
Früher war der Name Programm, doch aktuell laufen da so gut wie nur noch Pseudo-Dokus aus der amerikanischen Dose von Holzfällern, Truckern, Alaskapiloten, Pfandhäusern usw. usw. – wirkt wie DMAX 2.0.
Aus reinem Interesse habe ich damals, als er im Sonderangebot erschien, den Amazon-FireStick gekauft. Seitdem haben das Videoangebot von Prime und die Mediatheken komplett über dieses Teil unseren Medienkonsum übernommen. Für unseren Haushalt ist klassisches Fernsehen tot. Qualität ist überragend und Usability grandios (im Vergleich zum klassischen Fernsehen). Natürlich ist ein Richtiger Breitbandanschluss Pflicht (bei uns sind 50 MBit möglich, also Bandbreite satt…), in weniger erschlossenen Gebieten ist Streaming also keine oder nur eine schlechte Alternative, über Mobilfung mit 5GB-Grenzen ist ja nach ein oder 2 HD-Filmen schon das Volumen erschöpft…
Ich frage mich schon seit Jahren, warum es überhaupt noch Fernsehen gibt. Der moderne Anwender guckt seine Lieblingsserie doch eh am liebsten am Stück durch. Wer will denn heute noch nach jeder Folge eine Woche warten, um dann mit Werbung zugeballert zu werden. Wir sind in einer on Demand Zeit. Das ist nicht nur bei Filmen so, sondern auch mit „echten“ Produkten. Ich will bequem zuhause alles sofort haben, wenn ich es will. Genau darum scheitert das klassische Fernsehen und der Einzelhandel.
@Wust: Na ja bei Halt and Catch Fire oder Fear The Walking Dead war es so dass man selbst beim streamen eine Woche auf eine neue Folge warten musste. Hatte auch was. Mir hat es auf jeden Fall Spaß gemacht.
@Alexander, soso welche umfassende Sendung über „neue Produkte, News oder Sport“ schaust du dir denn an? Eventuell muss ich ja doch meine Meinung über das meinungsaufdrückende Portfolio an Nachrichten im öffentlichen Rundfunk oder den Trash Talk der privaten Anstalten abändern.
Und dann wäre da noch die Frage, seit wann man denn Fernsehen schauen muss, um sich über aktuelle Geschehnisse auf der Welt zu informieren oder wie du es favorisierst „neue Produkte, News oder Sport“? Wäre es nicht im allgemeinen besser hier auf verschiedene neutrale Quellen aus dem Netz zurückzugreifen, in denen man eventuell auch neutrale Meinungen zu bestimmten Sachverhalten finden kann.
Aber wie dem auch sei, ich wünsche dir auch weiterhin viel Spaß mit dem Fernsehprogramm und finde es toll, dass du bereit bist dafür 18 € im Monat in den Sand zu setzen.
Ich habe den FireTV und meiner Freundin den FireTV-Stick geschenkt. Bei ihr läuft trotzdem noch auch „normales“ Fernsehen. Bei mir, allein auch schon wegen meines Schichtdienstes, eher weniger. Das, was ich im TV sehen will, aber nicht kann, nehme ich bei onlinetvrecorder auf und downloade es (Immer schön, wenn die seltenen guten Filme, die bei RTL durch Werbung zerhackt werden, bei ORF ohne Werbung zu sehen sind), zum späteren Anschauen. Insgesamt ist das TV-Programm eh zum abgewöhnen, deswegen streame ich auch gerne mal nen Film über Amazon prime..
Ja, die Welt verändert sich. TV weniger, Streaming mehr. Ja, auch bei mir/uns geht wird das klassische TV weniger, Streaming wird mehr. Ob das letztlich mehr an Qualität bringt und billiger wird mag ich mal offen lassen. Oder glauben wir alle das Streaming immer und sofort Verfügbarkeit von Serienfolgen garantiert und keine Werbung? Mal sehen welche Angebote uns ereilen. In 5 Jahren schreiben wir dann das wir Geld für ein Streaming Angebot in den Sand setzen
ich für meinen teil schaue noch TV. allerdings über DVB-T d.h ich habe u.a die RTL Grupep nicht mehr. Tagsüber schaue ich eher die ÖR abends schaue ich auch alle anderen sender. je nachdem was läuft. habe allerdings auch Prime und Netflix allerdings ist dafür oft die verbindung zu langsam (o2).
Streaming = ich zahle freiwillig ungefähr 10 € im Monat, und gucke, was ich will und wann ich will.
ÖR = Ich werde gezwungen 18 € im Monat zu zahlen für Dreck, der mich nicht interessiert. Und wenn ich mich weigere, kommt der Gerichtsvollziehrer, der sogar mein Auto lahmlegen darf.
Tja, was sollte wohl Zukunft haben in einer demokratischen Gesellschaft?