Roli Songmaker Kit Studio Edition angespielt
Der eine oder andere von euch hat vielleicht festgestellt, dass ich aktuell mal einen Blick auf Musik-Gadgets geworfen habe. Jamstik für die Gitarren-afinen, Senstroke könnte dem einen oder anderen Drummer gefallen und heute folgt etwas für die Hobby-Produzenten oder Pianisten unter euch.
Das Roli Songmaker Kit bringt – wie der Name schon sagt – alle Werkzeuge mit, die man für das Zusammenbauen eines Songs aus verschiedenen Bausteinen benötigt. Doch fangen wir von vorne an und schauen uns die einzelnen Komponenten des Sets genauer an.
Seaboard Block
Das größte Teil im Kit ist der sogenannte Seaboard Block. Es handelt sich dabei quasi um ein kleines Keyboard, das nicht mit den üblichen physischen Tasten ausgestattet ist. Die Oberfläche ist mit einem matten Silikon bespannt und bietet neben dem klassischen Drücken der Tasten, die leicht vertieft (weiße Tasten des Klaviers) oder erhöht (schwarze Tasten) liegen, auch andere Gesten an. Roli nennt das 5D Touch.
Die folgenden Videos beschreiben euch die unterschiedlichen Möglichkeiten des Seaboard Blocks am besten. Der Block ist quasi eine miniaturisierte Version des Seaboard RISE, einer großen Version des Keyboards. Kurz: Ihr könnt nicht nur normale Anschläge mit dem Gerät durchführen, sondern auch Dinge wie Vibrato, Glides und Slides. Dadurch wird das kleine Gerät noch flexibler beim Spielen von virtuellen Gitarren, Streichinstrumenten und Co.
An den Seiten des Blocks hat Roli Konnektoren, einen Power-Button und einen USB-C-Anschluss zum Laden und zum Übertragen von Daten an Endgeräte angebracht. Durch die Konnektoren oben links und rechts könnt ihr die anderen Bestandteile des Sets nach euren Wünschen an das Seaboard klicken. Ziemlich starke Magnete halten die Komponenten zusammen. Einen Lautsprecher gibt es übrigens nicht, ihr benötigt zwangsläufig eine Verbindung zu einem Smartphone oder Rechner per USB-C oder Bluetooth.
An der Oberseite sind außerdem kleine Pfeile angebracht. Mit denen könnt ihr Oktaven nach oben beziehungsweise nach unten gehen. Wenn ihr beispielsweise mit der rechten Hand spielt und am Ende der Klaviatur angekommen seid, könnt ihr mit der linken Hand in die nächste Oktave springen, um den Spielfluss nicht zu verlieren. Erfordert etwas Übung, geht aber.
Keyboard- oder Klavierspieler werden sich auf dem Seaboard schnell zurechtfinden. Das Spielen ist jedoch komplett anders. Echte Tasten geben dem Spieler ein ganz anderes Feedback als die weiche, leicht schwammige Oberfläche und das Druckgefühl des Seaboard. Das ist nicht vorhanden, weil Roli für schlechte Verarbeitung gesorgt hat, die Schwammigkeit braucht es, um einen Slide, Glide oder das Spielen eines Vibrato zu ermöglichen. Alles ein wenig gewöhnungsbedürftig am Anfang. Man kommt nach der Anlaufphase aber recht zügig voran.
Was mich am Seaboard etwas stört: Die Tasten könnten meiner Meinung nach ein unterschiedliches Design vertragen. Dadurch, dass es keine echten Tasten gibt, erwischt man relativ oft eine „schwarze“ oder „weiße“ Taste, weil man auf den schnellen Blick den Unterschied nicht sieht. Auch das Spielen von Akkorden wäre damit etwas einfacher, weil man direkt sehen würde, wo man hingreifen muss.
Gehen wir zum nächsten Baustein im Kit – dem Lightpad Block.
Lightpad Block
Der Lightpad Block ist das Multitalent in dem Songmaker Kit. Es handelt sich dabei um einen MIDI-Controller (auch das Seabord kann als MIDI-Input genutzt werden), der im Gegensatz zu anderen Produkten am Markt nicht über verschiedene Tasten verfügt, sondern über eine große, weiche Touch-Ebene. Unter der Silikon-Oberfläche liegen viele kleine Abtastpunkte und LEDs, die dem Pad die Möglichkeit geben, für verschiedene Szenarien belegt zu werden. Auch hier finden sich an den Seiten besagte Kontakte zum Anklicken an das Seaboard und andere Blöcke, einen An-/Aus-Button und einen USB-C-Anschluss gibt es ebenfalls. Warum ist das Pad denn nun ein Multitalent?
Durch die unterschiedlichen Belegungsmöglichkeiten könnt ihr mit dem Lightpad Block nicht nur Drums einspielen, sondern auch Akkorde, Melodien, Patterns und Loops triggern. Dabei könnt ihr verschiedene Gesten nutzen, die euch viele kreative Möglichkeiten geben. Die weiche Oberfläche ist angenehm, vor allem, wenn ihr etwas kräftiger auf das Pad haut.
Der Lightpad Block zeigt euch auf Wunsch verschiedene Tonarten an. Ihr braucht euch also keine Gedanken darum machen, mal eine Note zu spielen, die nicht in die Tonart passt. Mit dem Ding herumzuexperimentieren, macht unfassbar viel Spaß. Die NOISE-App gibt euch mobil die Möglichkeit, eure Ideen in das Smartphone oder Tablet zu bannen. Wer sich für Roli-Komponenten interessiert, aber nicht direkt das Kit kaufen möchte, ist mit dem kleinen Teil am besten bedient. Denn auch wenn ihr nur das Pad habt, könnt ihr ordentliche Musik zusammenbauen.
Live Block
Die letzte Komponente im Bunde ist der Live Block. Dieser ist quasi die Steuerzentrale für eure Komponenten, mit der ihr verschiedene Aspekte per Tastendruck erledigt. Ihr könnt schnell zwischen verschiedenen Sounds oder Loops wechseln, die Lautstärke einstellen, verschiedene Tonleitern sowie Akkorde auswählen oder den Arp-Modus anschalten. Arp steht für Arpeggio. Dabei werden die Töne eines Akkordes nicht gleichzeitig, sondern schnell hintereinander gespielt.
Über diese Modi könnt ihr relativ zügig verschiedene Kreationen bauen, ohne dabei Buttons einer Software zu bemühen. Alle Blöcke verfügen über einen Akku, funktionieren aber als Einheit, wenn sie zusammengesteckt sind. Es reicht dann also, wenn nur ein Gerät über genügend Akkukapazität verfügt, oder ihr nur einen Block per USB-C angeschlossen habt.
Das Gute an der Modularität der Komponenten ist die Flexibilität im Zusammenbau. Ihr habt viele Möglichkeiten, das Kit an eure eigenen Bedürfnisse anzupassen. Lightpad links oder lieber rechts, oder vielleicht oben? Alles kein Problem, je nach Platz auch gut kombinierbar. In dem Kit ist übrigens auch ein Case dabei, das an der Innenseite mit Mikrofaser beschichtet ist und magnetisch an dem Kit haftet. Unterwegs schnell aufklappen, anstecken und losspielen.
Kommen wir zur Software. Das Kit kommt mit einer Desktop-Software, die sich Roli Studio Play nennt. Ihr verbindet das Kit per Bluetooth oder USB-C mit dem Gerät und habt dort Zugriff auf alle Sounds, die Roli kostenlos anbietet und könnt auch weitere nachkaufen. Neben Funktionen wie smarten Akkorden, Arps und so weiter könnt ihr auch auf Audio-Effekte und Co. zugreifen. Eine vollwertige DAW (Digital Audio Workstation) ist das Produkt jedoch nicht.
Ihr könnt keine Spuren legen und die Instrumente zuordnen, dafür müsst ihr entweder Garage Band, Ableton oder Roli Studio zur Hand nehmen, die im schlimmsten Fall zusätzliches Geld kosten. Das Kit kommt mit einer Lizenz für Ableton Live Lite, das die wichtigsten Funktionen bietet.
Doch man kann nicht nur am Desktop kreativ werden, auch unterwegs kann mal eben schnell das Kit ausgepackt und ein paar Ideen in den Speicher gebrannt werden. Dazu bietet Roli die sehr übersichtliche NOISE-App an.
https://apps.apple.com/de/app/noise/id1011132019
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.roli.noise&hl=de
Mit der App könnt ihr entweder standalone oder im Zusammenspiel mit den Blocks Loops bauen und euch somit nach und nach einen Titel basteln. Wer nicht mit der NOISE-App arbeiten will, kann aber auch auf Garage Band oder andere MPE-kompatible Apps zugreifen. Die iOS-Nutzer sind hier klar im Vorteil, die Auswahl für Android ist überschaubar.
Am Anfang der Benutzung des Kits und der Software war ich erschlagen von den Möglichkeiten. Unendlich viele Sounds, ein Workflow, der erst erlernt werden möchte und vieles mehr. Der Aufwand am Anfang ist für diejenigen, die zwar einen Musikbackground haben, sich bisher aber noch nicht mit derartigen Tools auseinandergesetzt hatten, ziemlich hoch. Man findet sich jedoch nach dem harten Einstieg ziemlich zügig zurecht. Abhängig davon, welche DAW man nutzt, wird man wiederum unzählige Einstellungsmöglichkeiten vorfinden, Mac- und iOS-Nutzer finden mit Garage Band aber zügig einen Einstieg.
Für wen ist das Kit also etwas? In erster Linie wahrscheinlich für Apple-Nutzer, die Interesse an Musik haben und, was das Klavierspielen betrifft, nicht unbedarft sind. Wer keine Ahnung von weißen und schwarzen Tasten hat, fängt nicht mit dem kompletten Kit, sondern eben mit dem Lightpad Block an. Allein der kleine Kasten kann am Anfang schon nützlich oder sogar ausreichend sein, um seine eigenen Ideen in Musik umzuwandeln.
Das Kit ist mit knapp 670 Euro kein Schnapper. Da sehen 200 Euro für das Pad schon attraktiver aus. Letzteres gibt es auch für 330 Euro im Beatmaker Kit. Wer schon immer mal in diese Richtung abtauchen wollte, wirft einen Blick darauf. Für Professionelle ist das Ganze wahrscheinlich nur bedingt nutzbar, aber da fehlt mir der Einblick. Habt ihr schon einmal mit solchen Dingen zu tun gehabt? Lasst gern einen Kommentar oder eure Fragen da.
- Das Premium-Musikproduktionskit von den Musiktechnik-Innovatoren bei ROLI. Inklusive Seaboard Block und...
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Sehr, sehr abgefahrenes und interessantes Creation Kit. Theoretisch ist das natürlich auch alles mit einem herkömmlichen Keyboard möglich. Allerdings ist hier eine sehr intuitives Arbeiten möglich. Respekt, gute Idee gut umgesetzt.
Wollte gerade sagen. Es kommt bei Musik nicht unbedingt darauf an, wie das möglich ist, sondern was dich dazu bringt, das Beste oder Kreativste herauszuholen.
Gleiches zum letzten Satz. Natürlich arbeiten Profis oft anders, aber auch Profis nehmen manchmal Töne mit dem Mic am Küchentisch auf und samplen sie dann in einen Song. Das kann man so auch nicht sagen.
Genutzt wird, was Spaß macht, Kreativität fördert und gut klingt.
Gut gesagt!
Hab das Produkt vor einigen Monaten auf Youtube gesehen und sieht schon spannend aus. Ich find das Design schick und es hat wirklich viele Funktionen. Der Testbericht liest sich gut und ist ein schöner Einblick in das Kit.
Danke für den Test, ist aber durchaus etwas für Profis, siehe Neon Vines, auf ihrem Kanal sind mehrere Videos mit Hardware des Herstellers https://youtu.be/WXjRsKbdH0Q
Das macht sie schon ziemlich gut da. Allein das Multitasking würde mich kirre machen 😀