„RoboCop: Rogue City“ im Test: Ein Fest für Fans
Die Entwickler von Teyon haben sich auf Computer- und Videospiele zu Marken aus den 1980er-Jahre spezialisiert – mit unterschiedlichem Erfolg. „Rambo: The Video Game“ war ein furchtbarer On-Rails-Shooter. Hingegen war „Terminator: Resistance“ durchaus brauchbar. Mit „RoboCop: Rogue City“ liegt das nächste Game der Polen vor. Ich habe mir das Spiel an der Xbox Series X für euch angeschaut.
Als eines der ersten Spiele basiert „RoboCop: Rogue City“ auf der Unreal Engine 5. Erwartet hier aber keinen Grafik-Bombast vom Schlage eines „Alan Wake 2“. Schließlich ist dieser Titel kein Triple-A-Spiel mit immensem Budget, sondern ordnet sich eher im Double-A-Bereich ein. Das sollte man im Kopf haben, bevor man mit zu hohen Ansprüchen an die Sache geht.
Etwas Wichtiges möchte ich zudem vorwegschicken: Ich selbst zähle den ersten „RoboCop“-Kinofilm aus dem Jahr 1987 zu meinen absoluten Lieblingsfilmen. Es handelt sich um einen Actionfilm mit Tiefgang und satirischem Biss, der inhaltlich aktueller denn je ist. Denn auch das Gebaren von Großkonzernen spielt eine enorme Rolle. Wer „RoboCop“ nie gesehen hat: unbedingt ansehen! Zugleich: Kennt ihr den Film nicht, dann ist „RoboCop: Rogue City“ vermutlich eher nichts für euch. Denn das Spiel lebt auch von der Nostalgie.
Grundsätzlich ist „RoboCop: Rogue City“ eine Mischung aus Shooter und Action-Adventure aus der First-Person-Ansicht. Es gibt aber auch leichte RPG-Elemente, da ihr die Skills des Blechmanns mit zunehmender Spieldauer aufleveln könnt. Wer hier aber Gameplay wie ein „Far Cry 6“ oder „Doom: Eternal“ erwartet, ist schief gewickelt. RoboCop ist ein schwerfälliger Metallkoloss, der viel einstecken kann, aber nicht gerade flink ist. Entsprechend spielen sich die Kämpfe so, dass ihr weniger pfeilschnell ausweichen müsst, als möglichst gezielt Gegner nacheinander umnietet oder euch zwischendurch in der Deckung verschanzt.
Wie man es aus den Filmen kennt, so geht RoboCop, erneut gesprochen von Peter Weller, dem Hauptdarsteller der ersten beiden Streifen, dabei alles andere als zimperlich vor. Gangmitglieder werden blutig beseitigt – Verbrechen lohnt sich eben nicht. Doch Teyon schafft es, nicht nur die bewusst comichafte Gewalt der Vorlage einzufangen. Es gibt auch im Verlauf der Story eine anschwellende, öffentliche Diskussion über den Einsatz von Cyborgs und Robotern in der Polizei – und das Verhalten de stählernen Polizisten.
Zumal neben den Ballereien auch andere Aufgaben auf RoboCop warten. Ähnlich wie in der Reihe „Batman: Arkham“ müsst ihr Tatorte analysieren bzw. Spuren sichern und in der Polizeistation beobachtet ihr, was eure menschlichen Kollegen so treiben bzw. kommuniziert mit diesen. Dabei trefft ihr auch ab und an kleine Entscheidungen und erhaltet je nach Folgen auch Belohnungen für den Dienst nach Vorschrift.
Auch wenn die Story grundsätzlich linear verläuft und es keine offene Spielwelt gibt, habt ihr in Einsatzgebieten teilweise auch die Chance Nebenaufgaben zu erfüllen. Ihr könnt Strafzettel an falsch parkende Wagen verteilen, Morde aufklären oder gestohlene Fahrzeuge wiederfinden. Auch hier mischen die Entwickler also Humor mit der harten Science-Fiction-Stimmung – ganz wie im ersten Kinofilm.
Nun ist es so: Ziehe ich den RoboCop-Fanbonus ab, dann bleibt „RoboCop: Rogue City“ ein solides Spiel – nicht mehr und nicht weniger. Doch die Entwickler treffen eben sehr gut den Charme der Marke – meiner Meinung nach sogar besser als alle Filme und TV-Serien, die nach dem ersten Kinofilm erschienen sind. Anspruchsvoll sind die Schießereien dabei im Übrigen nicht: Man kann zwar die Waffen von Feinden aufnehmen und dann etwa mit Schrotflinten und mehr hantieren, doch die Standardwaffe mit unendlicher Munition erledigt ihren Job bereits zu gut. Lediglich bei stärkeren Gegnern in späteren Levels ist es notwendig, etwas flexibler zu sein. Doch die Standard-Gangmitglieder sehen ohnehin kein Land.
Da es in „RoboCop: Rogue City“ mehrere Schwierigkeitsgrade gibt, kommt aber auch jeder durchs Spiel, der sich vorwiegend für die Story interessiert. Technisch gibt es dabei sowohl einen Performance- als auch einen Qualitätsmodus. Wie so oft ergeben sich primär in den Auflösungen und Framerates Unterschiede. Dabei macht aber auch der Performance-Modus schon eine gute Figur. Ohnehin ist dieser Titel in Sachen Grafik recht durchschnittlich. Die Spielumgebungen und RoboCop selbst sehen etwa durchaus gut aus.
Andere Spielfiguren sind wiederum oft hölzern animiert, Lippenbewegungen sind nicht immer synchron zum gesprochenen Wort und generell sehen die Gegner auch eher nach einem PS4-Spiel aus. Dabei ist „RoboCop: Rogue City“ nur für PS5, Xbox Series X|S und den PC zu haben. Auch wenn Peter Weller natürlich als Sprecher ein Highlight ist, hat Teyon sogar ebenfalls die Lizenzgebühren für den einprägsamen Soundtrack von Basil Poledouris herausgerückt, was das i-Tüpfelchen in einigen Szenen darstellt. Erschallt da das bombastische Theme aus den Filmen, zaubert einem das schon ein Grinsen ins Gesicht.
Im Ergebnis ist „RoboCop: Rogue City“ ein spaßiger Titel für Fans der Marke, der alle anderen aber kaltlassen dürfte und sicher niemanden bekehrt. Das finde ich aber völlig in Ordnung so. Als Jugendlicher musste ich mit schrecklichen RoboCop-Games an C-64 oder SNES aufwachsen. Da ist es schon eine Wucht, endlich mal ein gutes Spiel zur Marke vorzufinden, das auch den satirischen Charme der Vorlage trifft.
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Danke für deine Eindrücke. Ich würde allerdings auch RoboCop 2 als äußerst gelungen betrachten, zumal das Spiel zeitlich nach diesem angesiedelt ist.
RoboCop 2 von „Imperium schlägt zurück“ und Bond-Regisseur Irivin Kershner ist hart, ebenfalls satirisch angehaucht und einer der letzten großen Streifen mit fantastischen handgemachten Stop Motion Effekten.