„Resident Evil 4“: Remake des Horror-Blockbusters im Test
„Resident Evil 4“ ist ursprünglich 2005 exklusiv für den Nintendo GameCube erschienen. Später folgten weitere Portierungen für etwa den PC und auch die PlayStation 2. Ich habe den Titel damals zum Launchtag gekauft und am GameCube durchgezockt. Nach dem meiner Ansicht nach eher schwachen Teil 3, bin ich hier wieder Feuer und Flamme gewesen. Fast 20 Jahre später erscheint nun das Remake für aktuelle Konsolen und den PC. Da habe ich einen neuen Blick riskiert.
Mir haben schon die Remakes zu „Resident Evil 2“ und auch mit Abstrichen „Resident Evil 3“ gefallen. Teil 4 ist aber nochmal eine andere Nummer: Dieses Spiel war es damals, das die Marke in eine etwas actionlastigere Richtung bewegte und die Steuerung komplett neu aufgezogen hat. Dazu gesellte sich eine neue „Über-die-Schulter-Perspektive“, deren Einfluss bis heute in Third-Person-Spielen spürbar ist. Die deutlich offeneren Spielumgebungen sind ein weiterer Faktor, der schon damals bei Fans gut ankam.
Das alles behält das Remake zum Horror-Klassiker bei und bleibt generell näher am Original als die vorherigen Neuauflagen. Erneut schlüpft ihr in die Rolle des Leon S. Kennedy, der vom Polizisten zum Militäragenten geworden ist. Das Spiel schickt ihn ins spanische Hinterland, wo er die entführte Tochter des US-Präsidenten, Ashley Graham, aufspüren soll. Wie sollte es anders in einem „Resident Evil“ sein: Dabei stößt er auf dunkle Machenschaften, welche nahezu die Grenzen der Logik sprengen.
Solltet ihr das Spiel damals gezockt haben und die pixelige Grafik nicht mehr so in klarer Erinnerung haben, dann seht euch vorab ein paar YouTube-Videos an. Capcom hat hier das Level-Design des Originals zwar weitgehend übernommen, die gesamte Technik ist aber komplett neu. Stellenweise sieht das richtig grandios aus, auch wenn auffällt, dass „Resident Evil 4“ auch noch für die Last-Gen-Konsolen optimiert worden ist.
Ich habe das Game an der Xbox Series X gespielt. Hier werden euch zwei Modi geboten. Performance und Resolution. Normalerweise bevorzuge ich immer den zuletzt genannten Modus, doch die Framerate ist dort dermaßen inkonstant, insbesondere, wenn ihr das optionale Ray-Tracing aktiviert, dass ich doch zum Performance-Modus gegriffen habe. Es gibt auch einen Modus für höher detaillierte Haarsträhnen, der aber noch verbuggt ist und sich deswegen nicht lohnt. Im Performance-Modus läuft „Resident Evil 4“ ohne Ray-Tracing mit stabilen 60 fps, was für ein flottes Spielgefühl sorgt.
Leider ist nicht nur mir aufgefallen, dass die Xbox-Version allerdings derzeit ein Problem hat: Die Sensitivität der Sticks ist viel zu niedrig und alle Bewegungen fühlen sich irgendwie hölzern an. Da muss Capcom noch nachbessern, denn bei der PlayStation-Version soll dies nicht der Fall sein. Sonst wirkt das Spiel knackig, auch wenn in keinem Modus ein natives 4K-Bild genutzt wird. Die meisten Texturen sind hochauflösend und Charaktermodelle sehr detailliert. Auch ohne Ray-Tracing kommt durch die Beleuchtung viel Stimmung auf.
Der Schwierigkeitsgrad, mit dem ihr euch gegen Getier und von Parasiten infizierte Menschen herumschlagt, ist selbst auf der Stufe „Normal“ hoch. Bei mir wurden die Nerven jedenfalls arg strapaziert und ich habe in der Tat gemerkt, dass ich nicht mehr Mitte 20 bin und mit dem Alter offenbar schreckhafter werde. Zumal Capcom sich zwar nahe ans Original hält, aber neue Zwischenbosse eingefügt hat und mehr Dynamik ins Spiel bringt.
Dabei war „Resident Evil 4“ schon damals zwar ein düsterer Titel, der aber immer noch eine Prise Humor eingestreut hat. Das gelingt auch dem Remake, denn Leon hat getreu den klassischen Action-Helden immer wieder Oneliner im hitzigsten Kampfgetümmel auf Lager. Dabei gibt es neue Gegner und Leon kann in den Gefechten vielfältig agieren: Da fliegt der Molotow-Cocktail der Gegner mit etwas Geschick selbigen statt Leon um die Ohren oder das gut abgepasste Auslösen einer Mine schickt gleich mehrere Angreifer über den Jordan. Wer taktisch agiert, hat mehr Spaß und kommt besser weiter.
Ein enormer Vorteil gegenüber dem Original ist, dass man sich weniger Sorgen um das vorschnelle Ableben von Ashley machen muss, sobald diese einen begleitet. Sie kann zwar immer noch zu Boden gehen, dann winkt aber nicht direkt der „Game Over“-Bildschirm und sie hat auch keinen Lebensbalken mehr. Stattdessen helft ihr der Frau dann eben, sich wieder aufzurappeln – bevor Feinde sie davontragen. Dafür kann Ashley sich seltener vor Feinden verstecken, sodass eine gute Balance gefunden worden ist.
Zudem kommt dem Händler, schon im Original ein kurioser Zeitgenosse, eine größere Rolle zu. Für den könnt ihr kleinere Nebenaufgaben erledigen. Die sind nicht sonderlich komplex und drehen sich in der Regel ums Backtracking, um bestimmte Gegner auszuschalten oder Gegenstände einzusammeln. Dafür werdet ihr aber mit speziellen Juwelen belohnt und könnt diese nutzen, um Upgrades für eure Waffen und Co. zu erwerben. Das könnte nun recht nervig sein, aber meistens ist es relativ einfach, diese Aufgaben zu erledigen, oftmals sogar beim normalen Erkunden der Umgebungen. So erhaltet ihr schlichtweg etwas mehr Anreiz, mal vom üblichen Pfad etwas abzuweichen.
Auch die Soundkulisse macht übrigens Laune, auch wenn die Dialoge ihren berüchtigten Kitsch bzw. das Overacting des Originals eingebüßt haben. Die Musik ist stimmungsvoll, aber dezent im Hintergrund und die Umgebungsgeräusche treiben die Spannung stets gut auf die Spitze. Insgesamt liegt hier also mit „Resident Evil 4“ ein Remake vor, das extrem viel Spaß macht und dem Original wirklich gerecht wird.
Bleibt einzig zu hoffen, dass Capcom so einige technische Bugs, wie die hölzerne Steuerung an Xbox-Konsolen, rasch in den Griff bekommt. Wer das Original nochmal in einer extrem aufgepumpten Version erleben will oder einfach Horror-Spiele mag und bisher nie die Chance hatte „Resident Evil 4“ anzuspielen, der sollte hier unbedingt einen Blick riskieren!
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Danke! Ich freue mich schon wirklich sehr auf dieses Remake! Das Original hat mich damals so sehr gepackt wie kaum ein Spiel zu der Zeit.