reMarkable Paper Pro ausprobiert: Überarbeitet und in Farbe

Vor knapp zwei Jahren hatte ich das „Schreib-Tablet“ reMarkable 2 ausprobiert. Hierbei handelt es sich um ein E-Ink-Tablet mit Stylus. reMarkable hat dem Tablet seitdem noch einige Software-Updates spendiert und im Herbst hat man mit dem reMarkable Paper Pro einen Nachfolger vorgestellt. Wesentlicher Unterschied: Jenes ist mit einem farbigen E-Ink-Display ausgestattet und hintergrundbeleuchtet.

Ich hatte es damals erwähnt: Ich arbeite viel mit PDF-Dateien sowie handschriftlichen Notizen. Hab da natürlich auch ein iPad, finde aber doch, dass das E-Paper-Display im Umgang und bei der Lesbarkeit durchaus komfortabler beziehungsweise augenschonender sind. Außerdem ist die Akkulaufzeit erheblich länger. Da bin ich in meinem alten Testbericht bereits zur Genüge drauf eingegangen und das ist sicherlich in gewissem Maße auch Geschmackssache. Ebenso die Software, die auf Minimalismus setzt, um den Fokus vollständig auf den Notizen zu halten. In diesem Testbericht will ich vor allem auf die Neuerungen sowie auch Veränderungen seitdem ersten Testbericht und beim neuen Modell eingehen.

Das reMarkable Paper Pro fällt mit 11,8 Zoll (ca. 30 cm) etwas größer aus als der Vorgänger (reMarkable 2 mit 10,3 Zoll (ca. 26 cm)). Das neue Pro-Gerät ist 5,1 Millimeter dick (das reMarkable 2 4,7 Millimeter). Besonders deutlich wirkt sich der Größenunterschied sowie der angewachsene Akku auf 5030 mAh im Gewicht von 525 Gramm (zuvor: 404 Gramm) aus. Auch unter der Haube setzt man auf einen neuen Chipsatz und auch mehr Speicherplatz.

Gerät reMarkable Paper Pro reMarkable 2
Abmessungen
Größe 274,1 x 196,6 mm 246 x 188 mm
Gewicht 525 g 404 g
Dicke 5,1 mm 4,7 mm
Bildschirmtechnologie
Display Canvas Farbdisplay
Kann 20.000 Farben darstellen
Canvas Display
Schwarz, weiß und Graustufen
Bildschirm 11,8″ Farbdisplay
2160 x 1620 Auflösung (229 PPI)
10,3″ Monochrom-Display
1872 x 1404 Auflösung (226 DPI)
Leselicht Einstellbares Leselicht
Bequemes Lesen und Schreiben, Tag und Nacht
Nicht verfügbar
Oberfläche Papierähnliche Textur
Strukturierte Glasabdeckung
Papierähnliche Textur
Kunststofffolie als Abdeckung
Stift-zu-Display Abstand 920 µm 946 µm
Sonnenlichtnutzung Nutzbar bei direktem Sonnenlicht
15% weniger Blendung
Nutzbar bei direktem Sonnenlicht
Reflexives digitales Papier-Display
Hardware-Eigenschaften
Akkulaufzeit Bis zu 2 Wochen (5.030 mAh) Bis zu 2 Wochen (3.000 mAh)
Ladegeschwindigkeit 0-90% in 90 Minuten 0-90% in 120 Minuten
Schreibverzögerung 12 Millisekunden 21 Millisekunden
Konnektivität USB 2.0 Typ-C Anschluss
WLAN 2,4 GHz und 5 GHz
USB 2.0 Typ-C Anschluss
WLAN 2,4 GHz und 5 GHz
Gerätespeicher 64 GB 8 GB

Nach dem Auspacken gibt es wieder ein beeindruckend dünnes sowie hochwertiges Stück Hardware, wie man ihn bei einem Stück Technik eher selten erlebt. Man merkt dem Gerät aber direkt an, dass es ein gutes Stück größer und auch schwerer im Direktvergleich zum Vorgänger ist. Der Rand ist nun etwas abgeflacht, das wirkt etwas moderner. Angedeutet sind durch die Rillen die Seiten eines Notizbuchs. Haptisch ganz großes Kino und da die Front jetzt aus Glas ist, fühlt auch die sich noch hochwertiger beim neuen Modell an. Das größere reMarkable Paper Pro fällt einen Tick kleiner aus, als ein A4-Papier.

Super Haptik haben übrigens auch das Book Folio sowie das Type Folio. Das Book Folio in Leder ist mit 199 Euro alles andere als kostengünstig, um nicht zu sagen für eine Hülle schlicht zu teuer. Dagegen wirkt das Type Folio mit Tastatur für 249 Euro (aber Stoff) fast günstig. Nachgebessert hat man gegenüber der Hülle des Vorgängermodells, dass man die nun komplett auf die Rückseite falten kann. Zudem gibt es eine Lasche, um den Stift zu sichern. Raffiniert: Die Lasche lässt sich in eine Mulde flach in der Rückseite versenken, somit liegt das reMarkable flach auf dem Tisch. Der Pencil haftet übrigens besser magnetisch am Gerät – das muss er auch. Denn er wird, ähnlich wie ein Apple Pencil am iPad, dort direkt aufgeladen. Beim Vorgängermodell kam der Stift ohne Akku aus. Außerdem neu: Beim Aufklappen eines Folios geht das Gerät automatisch an, so wie man das von modernen e-Readern kennt. Coole Sache: Auch wenn man den Stift vom Gerät abnimmt, geht das Gerät an und ich kann direkt mit meinen Notizen loslegen.

Das reMarkable Paper Pro war flott eingerichtet: WiFi, Account und schon konnte es nicht nur losgehen, sondern auch die anderen Dateien waren dank Cloud-Synchronisierung direkt verfügbar und synchronisieren sich binnen Sekunden nach Änderungen. Hier kann man nicht nur auf die Lösung von reMarkable, sondern auch Google Drive, Dropbox sowie OneDrive setzen. PDF-Dateien lassen sich auf verschiedensten Wegen aufs Gerät übertragen, da verweise ich auf meinen alten Testbericht – auch, was spezielle Möglichkeiten auf der Softwareseite, wie die Bildschirmübertragung angeht. Mit 64 GB Speicherplatz ist jetzt aber auch viel mehr Platz auf dem Gerät selbst.

Das Betriebssystem von reMarkable ist minimalistisch. Es bietet wenig Spielraum für Ablenkung und das ist auch gut so. Viele Funktionen gibt es vor allem bei der Auswahl von Schreibtools. Ich arbeite ansonsten mit GoodNotes auf einem iPad und vermisse zumindest an Basisfunktionen nichts. Es gibt verschiedenste Stifte, Tools zum Löschen sowie ein Lasso, um Handschrift zu verschieben. Beim Anlegen eines Notizbuches gibt es die Wahl zwischen zahlreichen Layouts, die im Nachgang geändert werden können. Die Auswahl verschiedenster Layouts ist groß. Nett wäre hier selbst auch eigene Templates zu hinterlegen. Ihr benötigt also eine Lineatur, wollt aber später eine Blanko-Seite? So etwas klappt. Seiten oder Notizbücher duplizieren oder auch neu anordnen? Check. Innerhalb von fertigen PDF-Dateien leere Seiten einfügen und beschriften, ebenfalls kein Problem. Es gibt eine Suchfunktion sowie Tags sowie eine Ordnerstruktur, um Dokumente zu organisieren bzw. wichtige Dokumente (gefiltert nach Tags) aufzuspüren.

Auch das reMarkable 2 hat in der Werkzeugleiste farbige Stifte angeboten, die wurden dann aber erst in der exportierten PDF sichtbar. Das ist jetzt hier anders – (auf das farbige eInk-Display werde ich aber nochmals separat eingehen): Farbige Markierungen in einem Text sind direkt sichtbar. Das gibt einem viel mehr Möglichkeiten, weil man Markierungen jetzt unterscheiden kann oder auch mit verschiedenfarbigen Stiften Markierungen vornehmen kann. Das wertet die unterschiedlichen Stifte ungemein auf. Allerdings: Es ist leider nicht möglich, im Nachgang nochmal die Farbe eines Textes zu verändern – wie bei einem analogen Stift eben, aber man nutzt hier nicht die digitalen Synergien.

Das entspiegelte Display lässt sich gut ablesen. Man hat hier, trotz Glasoberfläche, nicht das Gefühl eines Tablets mit spiegelnder, Fingerabdruck anziehender Oberfläche. Die Farbunterstützung ist durchaus eine Bereicherung. Die Farben sind nicht sonderlich knallig, sondern mehr gedeckt. Auch Bilder, wie Buchcover, werden schön farblich differenziert dargestellt – wenn auch, der Auflösung geschuldet, etwas pixelig.

Schreibt man farbig auf das Display, so erscheint die Schrift erst in Schwarz. Diese dunkelt dann erst etwas nach – das braucht etwas, empfand ich allerdings nicht als störend. Die Hintergrundbeleuchtung ist neu und lässt sich in ihrer Intensität auch einstellen. Hier gibt es keine Automatik in Abhängigkeit der Umgebungshelligkeit. Die Beleuchtung selbst ist angenehm und hell. Auch die Farben lassen sich noch gut erkennen, wenngleich sie etwas blasser bzw. ausgewaschener wirken. Mich trübt am hochwertigen Eindruck des Geräts, dass die Beleuchtung an den Rändern durch den Rand hindurchscheint – das ist zwar nicht störend und sicherlich auch Geschmackssache.

Ich habe am reMarkable Paper Pro mit dem Marker Plus gearbeitet. Der kostet einen Aufpreis von 50 Euro. reMarkable gibt eine verbesserte Latenz beim Schreiben von 21 auf 12 Millisekunden an und der Unterschied klingt klein, ist aber enorm: Tinte fließt jetzt quasi direkt aus dem Stift. Der neue Marker Plus muss aufgeladen werden und das ist durchaus bereits nach wenigen Stunden Schreiben ohne Aufladen nötig. Pinnt man den Stift magnetisch an die rechte Seite, dann gibt es zudem eine Ladeanimation und man kann den Ladestatus in den Einstellungen abfragen. Die Rückseite des Marker Plus fungiert als Radiergummi – praktisch. Es ist kein Problem, die Hand auf dem Display abzulegen. Das Schreibgefühl auf den reMarkable-Geräten ist sehr natürlich. Das fühlt sich wesentlich besser als auf der Glasoberfläche eines iPads an und liefert bei mir auch ein sauberes Schreibergebnis. Das gilt übrigens nicht nur von der Haptik, sondern auch vom Geräusch. Das Schreiben hat sich auf dem reMarkable 2 bereits sehr realistisch angefühlt, das reMarkable Paper Pro ist da nochmal eine kleine Ecke besser – das allein wäre aber für mich kein Grund für ein Upgrade. Besser ist die Balance des Stiftes und die Stiftspitzen nutzen sich nicht so flott ab – beim reMarkable 2 sind die Spitzen schnell ausgefranst.

Weitere Randnotizen? Bilder lassen sich weiterhin keine in Notizbücher einbinden, sondern die lassen sich ähnlich wie eine PDF öffnen – und mit weiteren, separaten Notizbuchseiten bestücken. Der Import geht allerdings nicht über die App, sondern nur das Web-Interface. Je nach Dokument (Hoch- oder Querformat) öffnet das reMarkable in der entsprechenden Ausrichtung. Das Display dreht allerdings, wie auch beim Vorgängermodell, nicht automatisch mit. Nachgebessert hat man allerdings in Sachen Texterkennung. Die ist zwar weiter nicht lokal und benötigt eine WiFi-Verbindung. Während früher der Text der Handschrifterkennung nur per Mail weitergeleitet werden konnte, landet dieser formatier- und veränderbar direkt im Dokument. Das funktioniert auch prima für handschriftliche Listen, die dann eine ebenfalls in eine Liste konvertiert werden. Hierbei kann man auf das On-Screen-Keyboard zurückgreifen, mit entsprechenden Latenzen. Oder aber man hat Zugriff auf das teure Type-Cover.

Ein paar Worte zum Type Cover: das tippt sich tatsächlich recht ähnlich wie eine Apple-Tastatur auf einem MacBook – auch von den Abmessungen. Auch Shortcuts lassen sich nutzen (und es gibt ein Cheat Sheet).  Die Tastatur ist beleuchtet (zumindest die Buchstaben) und deren Helligkeit ist einstellbar. Ich habe mich immer mal wieder auf der Suche nach einem Touchpad ertappt.

Ansonsten: Die Textverarbeitung per Tastatur bzw. für getippten Text ist recht rudimentär. Minimalistisch eben, wie der Rest. Notizen sind jedoch kein Problem, hier gibt es etwa Stichpunkte mit zwei Einrückungsebenen. Ob es dafür eine so hochwertige, aber gar teure Tastatur benötigt – wohl kaum.

Der Stand ist direkt in der Hülle integriert – gefällt mir wesentlich besser als die ausklappbaren „Papp-Füße“ in den Logitech-Hüllen. Und das Schreib-Tablet wird nach vorne über die Tastatur geschoben.

In Sachen Akkulaufzeit hat das reMarkable Pro freilich ein wesentlich längeres Durchhaltevermögen. Habt ihr das Gerät im WiFi und schreibt viel darauf und es muss ständig synchronisieren, dann rückt aber auch da die Akkulaufzeit von 2 Wochen in die Ferne und man muss sich mit mehreren Tagen Laufzeit begnügen. Aber auf keinen Fall hängt man da täglich an der Steckdose. Die Laufzeit variiert aber stark nach Nutzung.

Unterm Strich? 649 Euro sind sicherlich kein Pappenstiel. Der Marker Plus schlägt gar mit weiteren 50 Euro zu Buche. Dafür bekommt man ein gut überarbeitetes, super schönes Stück Hardware. Das muss allerdings, vor allem zu diesem Kostenpunkt, in den Workflow und zum Arbeitsstil des Nutzers passen. Wer viel seiner Arbeit auf handschriftliche Notizen ausrichtet, der sollte vielleicht tatsächlich mal den Blick abseits der üblichen Verdächtigen wie iPad & Co auf ein solches Schreib-Tablet richten. Akkulaufzeit sowie das Schonen der Augen beim Lesen werden es euch danken. Und: Farbig, macht das Gerät eine ganze Ecke mehr Spaß als das reMarkable 2. Allerdings muss die Reibung zwischen Daumen und Zeigefinger auch nochmals deutlich mehr sein…

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Baujahr 1995. Technophiler Schwabe & Lehrer. Unterwegs vor allem im Bereich Smart Home und ständig auf der Suche nach neuen Gadgets & Technik-Trends aus Fernost. X; Threads; LinkedIn. Mail: felix@caschys.blog

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3 Kommentare

  1. Könnte ich gut brauchen für Notizen während Software Demos mit geteiltem Bildschirm.
    Aber 700 Umdrehungen sind mir dafür viel zu viel.
    Dafür habe ich mir gerade erst den Geekom A6 und einen 34zöller gekauft.
    Ist zwar ein anderer use case, aber in diesem Fall tut es dann weiterhin ein Schreibblock.

  2. Als der RM Pro rauskam, war ich kurz davor, ihn mir als Replacement des 2er zu holen. Allerdings bin ich inzwischen von den Geräten komplett weg. Die im Test angesprochenen Vorteile wiegen nicht die das Missverhältnis zwischen Nutzbarkeit (nur für Notizen) im Vergleich zum Preis auf. Außerdem ist mir der RM im Notizbereich zu eingeschränkt und vor allem zu langsam (Bsp: kein schnelles Switchen zw. Notizen, Seitenaufbau immer mit spürbarer Verzögerung) und OCR Suche und automatische Formatierensoptionen fehlen oder sind nur rudimentär. Da nehme ich tatsächlich lieber die kürzere iPad Laufzeit in Kauf und nutze eine paperlike-Folie, um nicht so laut rumzuschrubbeln, habe aber ein Gerät, mit dem ich flexibler bin und auch noch weitere Dinge erledigen kann.
    Trotzdem danke für den umfangreichen Test….

  3. Verschlüsselung in der cloud Vermutlich nicht vorhanden?

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