Projekt SiDiM: Neue Schutzmaßnahmen für Ebooks durch individuelle Textmarkierungen

Es ist immer ein zweischneidiges Schwert, wenn man vom Schutz digitaler Werke spricht. Die Akzeptanz von DRM bei Ebooks beispielsweise ist bei den Konsumenten recht gering, schließlich schränken sie die Weitergabe im kleinem Kreis bereits massiv ein. Anderseits können Ebooks durch ihre geringe Dateigröße natürlich sehr schnell illegal getauscht werden. Einen Kompromiss zwischen Konsument und Verlagen möchte hier das deutsche Forschungsprojekt SiDiM erreichen.

SiDiM Ebooks Schutz

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SiDiM, eine Abkürzung für Sichere Dokumente durch individuelle Markierung, möchte die Ebooks und Dokumente über einen anderen Weg vor der illegalen Verbreitung schützen. Dabei steht weniger die Verhinderung der eigentlichen Kopie im Vordergrund, sondern die eindeutigen Markierungen in den Dokumenten. Diese sollen weitestgehend für den normalen Leser „unsichtbar“ bleiben, aber bei einem entsprechenden Verstoß zweifelsfrei rückverfolgbar sein, wie das Projektblatt beschreibt.

Basis der Überlegung waren digitale Wasserzeichen, wie sie bereits in multimedialen Werken vorhanden sind. Diesen Wasserzeichen-basierten Schutz will man nun mit neuen Technologien auch auf Texte übertragen, sie nennen es Textwasserzeichen. Die Grundidee bei SiDiM zeigt sich durch völlig unscheinbare Textveränderungen am Originaltext. Ein paar Beispiele, wie dies in der Praxis aussehen könnte, haben die Forscher in einer Umfrage bei den Autoren abgefragt.

Beim Durchlesen der einzelnen Texte stellt man schnell fest, dass sich nicht die Inhalte ändern, sondern vorwiegend kleine Wortumstellungen, Veränderungen von Anordnung der Absätze oder Änderungen der Interpunktion durch den Algorithmus vorgenommen werden. Schaut man sich die Beispiele an, wäre dies für mich vertretbar und der klassischen Gängelung durch DRM vorzuziehen. Allerdings muss man den Algorithmus natürlich erst einmal an längeren Büchern testen, denn eine Satzumstellung könnte im schlechtesten Fall die beabsichtigte Intention des Autors verändern und viele Leser dürften sich die Original-Version des Autors wünschen, statt eine abgewandelte Version durch einen Algorithmus.

Ob man damit den illegalen Tausch von Büchern tatsächlich einschränkt, weil derjenige eher rückverfolgbar ist, muss man ebenfalls abwarten. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung sieht jedenfalls eine Zukunft darin und unterstützt das Projekt des Fraunhofer-Instituts. Was haltet ihr von diesem Ansatz?

 

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29 Kommentare

  1. @thomaso66:

    „Ohne diese Globale Datenbank macht das ganze aber nicht viel Sinn, da sonst die Rückverfolgbarkeit ja nicht gegeben ist.“

    Eine „globale Datenbank“ wäre nicht zwingend nötig. Es genügt, wenn jeder Shop eine eindeutige Kennung erhält. Das DRM muss nur die Shop-Kennung sowie eine Identifikationskennung beinhalten. Zusammen mit deiner internen ID (Kundenummer o.ä.) bei diesem Shop und der Shop-Kennung lässt sich ermitteln, wer du bist. In diesem Falle wären deine Daten wirklich nur dem Shop-Betreiber bekannt. Dieser könnte nun bspw. in einer Ermittlung aufgefordert werden, die zugehörigen Kundendaten zu Kundennummer XYZ herauszugeben. Im Prinzip lässt sich das also datenschutztechnisch aus meiner Sicht problemlos regeln.

    Ich persönlich bin sehr gespannt, was die nächsten Jahre ergeben. Gerade im Hinblick auf immer kostengünstigere und leistungsfähigere Hardware eröffnen sich immer neue Möglichkeiten. Im Internet gibt es inzwischen eine recht aktive DIY-Bookscanner Community. Derzeit werden diese Buchscanner größtenteils noch manuell bedient. Automatische Scanner von großen Herstellern kosten aktuell noch ein kleines Vermögen. Spätestens aber wenn es gelingt, automatische Buchscanner günstig zu bauen – selbst wenn diese noch von einem selbst zusammengebaut werden müssten – ergibt sich eine ganz neue Dynamik. Wer auf ein Buch zum anfassen verzichten kann, geht dann in die Bücherei und scannt es sich Zuhause kurzerhand ein. Die ganz abgebrühten kaufen es sich im Internet, scannen es ein und machen dann von ihrem Rückgaberecht gebrauch. Aus dieser Perspektive betrachtet dürfte es sogar in besonderem Maße im Interesse der Verlage liegen, die Digitalisierung voranzutreiben und Angebote zu schaffen, auf welche die Käufer anspringen. Schließlich: Wie will man ein physisches Buch vor dem Scanner schützen?

  2. Hmm,
    das ist zwar eine elegante Methode, aber außerhalb wissenschaftlichem Interesse kann ich den „hohen Praxisbezug“ der im Projekt gefordert und angeblich erreicht wurde, nicht erkennen.

    Vorneweg sprechen für mich 2 Gründe gegen dieses Verfahren:
    1. Nutzerakzeptanz: Ich schätze die Lage so ein, dass die meisten Nutzer keine Bücher möchten, deren Inhalt abgeändert wurde. Auch dann nicht, wenn die Semantik der Sätze gleich bliebe. Bei Übersetzungen mag das noch funktionieren, spätestens wenn man. Gedichte im Original lesen möchte, scheitert das System. Eine Lösung dafür, wäre natürlich die Idee mit den Leerzeichen bzw. Zeichen, welche nicht dargestellt werden.
    2. Schutzfunktion: Die Idee ist ja bei Raubkopien leicht den Ursprung ausfindig zu machen und durch die Drohung vor Raubkopien abzuschrecken. Letztlich kann das System aber leicht umgangen werden. Raubkopierer (wie ich das Wort liebe, da es ja soviel mit Raub zu tun hat, sprich “ Wegnahme einer Sache mittels Gewalt gegen eine Person“), die 3-mal das Buch haben, können mit hoher Wahrscheinlichkeit das Original wiederherstellen,

    Auch wenn ich mich jetzt nicht mit ePub3 groß auseinander gesetzt habe, wen nman die Spezifikation nachschaut, steht da was von sowohl Verschlüsselungsmethoden als auch digitales signieren. Eigentlich sollte sich so das ganze doch ohne Problem und ohne Textänderung umsetzen lassen. Nutzer meldet sich in Webshop an -> eindeutiger Schlüssel wird erzeugt -> Buch wird mit eindeutigem Schlüssel signiert – > bei Raubkopie wird in der Signatur nachgeschaut, welchem Nutzer das Buch gehört.

    Übersehe ich da etwas, oder wäre somit mit bereits vorhandenen Methoden das ganze leicht in den Griff zu kriegen?

    VG
    Sven

  3. dazu gibt es auch einen Beitrag und eine Diskussion bei phantanews.de:
    http://goo.gl/Y16Vx

  4. Wörter verändern? Macht sich bestimmt gut bei Kochbüchern und noch besser bei Medizinbüchern 😀

  5. Schweinebärmann says:

    Quote: Ein recht erfolgreicher eBook-Autor (dessen Webseite ich gerade nicht mehr finde) erklärt die Kosten ziemlich ausführlich und offen.

    [at] FriedeFreudeEierkuchen

    Den Beitrag gibt es hier

    http://www.torbooks.org/allgemein/volker-oppmann-versuch-einer-antwort/

  6. Schweinebärmann says:

    Quote: Ein recht erfolgreicher eBook-Autor (dessen Webseite ich gerade nicht mehr finde) erklärt die Kosten ziemlich ausführlich und offen.

    [at] FriedeFreudeEierkuchen

    Den entsprechenden Beitrag gibt es hier

    http://www.torbooks.org/allgemein/volker-oppmann-versuch-einer-antwort/

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