Preisabsprachen: Millionenstrafe gegen AVM

Das Bundeskartellamt hat Geldstrafen in Höhe von nahezu 16 Millionen Euro gegen AVM sowie einen ihrer Mitarbeiter verhängt. Der Vorwurf lautet auf vertikale Preisabsprachen mit sechs Einzelhändlern im Elektroniksektor. Das Unternehmen AVM zählt zu den Marktführern in Deutschland für Breitband- und Heimnetzwerk-Lösungen. Den Anstoß für das Verfahren gab eine anonyme Meldung über das Hinweisgebersystem des Bundeskartellamtes sowie zusätzliche Marktinformationen, woraufhin im Februar 2022 eine Durchsuchung stattfand, so das Bundeskartellamt.

Angestellte von AVM haben in Gesprächen mit Elektronikfachhändlern nicht nur über die üblichen Einkaufspreise verhandelt, sondern auch Vereinbarungen über die Verkaufspreise für Endkunden getroffen. Diese Vereinbarungen zielten in der Regel auf eine Erhöhung der Verkaufspreise ab, wobei oft auch bestimmte Mindestpreise gefordert wurden, die zwischen der unverbindlichen Preisempfehlung und den Einkaufskosten der Händler angesiedelt waren. Die Verkaufspreise für Endkunden wurden von AVM-Mitarbeitern ständig überwacht, wobei sie seit Mitte 2019 auch eine spezielle Software nutzten, zusätzlich zu Recherchen im stationären Handel und Online-Preisvergleichen.

Die Maßnahmen zur Preisabstimmung fanden in unterschiedlicher Intensität statt, vor allem wenn die Verkaufspreise signifikant unter den geforderten Mindestpreisen lagen oder wenn Händler sich über zu niedrige Endverbraucherpreise beschwerten. Nach den Eingriffen von AVM versprachen viele Händler häufig, die bemängelten Verkaufspreise für Endkunden zu erhöhen oder passten diese nach oben an.

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: „Wir werfen AVM vor, über Jahre hinweg die freie Preisbildung beim Vertrieb seiner Produkte an Endverbraucherinnen und -verbraucher eingeschränkt zu haben. Durch Abstimmungen mit Elektronikfachhändlern über Anhebungen von Endverbraucherpreisen wurde darauf hingewirkt, den Preiswettbewerb gegenüber den Endverbraucherinnen und -verbrauchern einzuschränken. Das Bundeskartellamt sendet mit den verhängten Bußgeldern ein klares Signal, dass Verstöße gegen das Verbot der Preisbindung nicht toleriert werden.“ 

Update! Es gibt ein AVM Statement, welches ich hier einmal auszugsweise einfüge. Beachtet mal den letzten Satz.

Im Rahmen einer einvernehmlichen Verfahrensbeendigung (sog. Settlement) konnte das gegen AVM eingeleitete Verfahren des Bundeskartellamts jetzt beendet werden. Das Kartellamt hatte gegen AVM seit Anfang 2022 wegen einer möglichen vertikalen Preisbindung ermittelt. Durch die einvernehmliche Beendigung werden langwierige Ermittlungen und juristische Auseinandersetzungen vermieden. Zum Settlement gehört auch ein Bußgeld in Höhe von 15,8 Mio. Euro. AVM hat die einvernehmliche Verfahrensbeendigung auch deshalb gewählt, um den anstehenden Generationswechsel von Belastungen der Vergangenheit freizuhalten.

Ob es was damit zu tun hat?

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109 Kommentare

  1. Am Ende könnte es AVM so gehen, wie so manchem Unternehmen, welches den Hals nicht voll bekommt. Die Produkte werden irgendwann so teuer, dass die Leute entweder nicht upgraden, oder sich nach anderen Herstellern umschauen. Wenn man dann noch die neuen Modelle (7690 + 5690 Pro) in Augenschein nimmt und feststellt, dass gewisse Dinge keinen Sinn ergeben (z. B. 7690 – kein WiFi 7 über 6 GHz), dann stellt sich schon die Frage, warum man zu AVM greifen sollte… Ja klar, die Fritz!Boxen sind All in One Geräte. Am Ende geht es aber vor allem um die alltäglichen Dinge. Da steht WLAN an erster Stelle. Das Glasfasermodem muss auch nicht zwangsläufig integriert sein und DECT… Na ja, das Festnetz wird in immer mehr jüngeren Haushalten unbedeutender…

    AVM hat auch davon profitiert, dass Anbieter wie 1&1 ihren Kunden immer die neuesten Fritz!Boxen zum Start weg angeboten hat. Da wurden direkt massenhaft Router in schwarzen Gehäusen abgesetzt. Davon sieht man im Moment nix. Mir wäre keine 7690 im 1&1 Design bekannt. Es macht vermutlich auch wenig Sinn, das Ding aus Anbietersicht zu bewerben.

    In einigen Jahren, wenn AVM verkauft wurde und dann auch noch der Support nachlässt, weil die Qualitätsansprüche evtl. zurückgeschraubt werden kann es durchaus sein, dass rote Zahlen geschrieben werden. Ich könnte mir schon jetzt vorstellen ,dass 7590AX Besitzer die 7690 / 5690 Pro überspringen… mal sehen…

  2. AVM-Geräte haben eine UVP – hier geht es nur darum, um wieviel die UNTERschritten wurde. Es wäre wie bei Apple kein Drama, den Listenpreis zu zahlen – oder alternativ auf eine ältere Generation auszuweichen.

    So macht man einen der letzten deutschen Hersteller kaputt. Es gibt keine Alternative zu Fritz!Boxen in EINEM Gerät, und da rede ich noch nichtmal von DECT und DVB-C. 16 Millionen sind kein Pappenstiel, die Nestbeschmutzer können stolz sein. Wenn AVM dann weg ist werden noch alle jammern. Wirtschaft läuft wie immer top in Deutschland…

    • Sebastian says:

      Du bist ja geil. „Es gibt keine Alternative“ also Monopol in Verbindung mit „es fanden Preisabsprachen statt“ irgendwie als Dienst am Kunden kleinzureden und den Untergang der Deutschen Wirtschaft hinaufzubeschwören. Zudem scheint AVM dem freiwillig zugestimmt zu haben. Wäre es existenzbedrohend, hätten sie evtl. einen anderen Weg gewählt.

    • Hallo Oli, genau, es wurden ja schließlich _deutsche_ _Arbeitsplätze_ hier im land geschützt gegen die billlig-Konkurrenz aus Fernost.
      Wenn das die Politik nicht hinbekommt muß sich ein Unternehmen eben selber helfen .
      legal – Illegal – Scheißegal . Da gilt dann die gute alte Rechtfertigung der Hausbesetzerszene von einst.
      AVM ist kein Ausbeuterkonzern wie Huawei und co. es ist eine firma die Menschen hier im Land vernünftig bezahlte Arbeitsplätze zu menschlichen Arbeitsbedingungen bietet.
      Und ja da darf man ruhig mal ein bisschen tricksen um das gegen dumping-Konkurrenz aus dem asiatischem Raum zu verteidigen . Meine Symphatie ist da eher bei AVM als bei Herrn Mundt oder dem anonymen Denunzianten.

      • Sebastian says:

        Fändest du es denn genauso statthaft, wenn sich chinesische, amerikanische, arabische etc Unternehmen über Gesetze hinweg setzen, um deutsche Produkte aus ihrem Markt zu drängen?
        Zudem verstehe ich nicht ganz, inwieweit höhere Preise für AVM-Produkte gegen „Billig-Konkurrenz“ hilft? Der Unterschied im Preis ist damit ja nur größer geworden?

        • Hallo Sebastian, „inwieweit höhere Preise für AVM-Produkte gegen „Billig-Konkurrenz“ hilft? “ nicht den Verbrauchern, aber den menschen die hier im lande für AVM arbeiten: sie können gut bezahlt und zu guten Bedingungen beschäftigt werden. Und nicht zu Löhnen und Arbeitsbedingungen wie in anderen Regionen der Welt wo eine Arbeitskraft nichts wert ist. Und ja da zahle ich dann gern mehr für den Router. Und stelle mir vor einen _inländischen_ Arbeitnehmer etwas glücklich gemacht zu haben.

          • Sebastian says:

            Ist ja alles ein hehres Ziel aber klassischerweise hat man nicht Sorge vor billiger Konkurrenz und hält die Preise hoch, die dann von Idealisten gezahlt werden. Entweder fordert man Zölle auf ausländische Produkte oder senkt seine Preise oder es lässt sich nicht wirtschaftlich weiter machen. So oder so wird normalerweise eher versucht, die Preise näher aneinander zu bringen als anders herum.

  3. Mira Bellenbaum says:

    Was machen hier so manche für einen Wind!
    Samsung, Sony, Apple, Dell, HP. Netgear und viele andere wurden auch schon erwischt, und?
    Kauft Ihr deren Produkte auch nicht mehr?
    Auch hat noch niemand eine echte Alternative aufgezeigt.
    Klar, wer nur ein Modem und einen Router braucht, da ist das wohl kein Problem.
    Aber bekommt ihr da auch solch einen Support? Wie viel Jahre bekommt Ihr Updates?
    Und werden dann bei diesen Geräten auch Funktionen nachgerüstet?

    Ich finde das Echauffieren einfach nur noch lächerlich!
    Gerade wenn dann auch noch ein Produkt eines anderen Herstellers genutzt wird,
    der ebenfalls schon beim Schummeln erwischt wurde.
    AVM ist „bestraft“ worden, gut ist!

    Kleine Anekdote!
    Bestimmt kauft auch niemand mehr „Müllerprodukte“!
    Das ist jener Konzern, der zig hundert Mitarbeiter gekündigt hat
    und Subventionen der EU eingeheimst hat!
    Erinnert sich da dran noch jemand? Ach und Nestleprodukte kauft natürlich auch niemand, richtig?
    Soll ich noch mehr Unternehmen nennen, die mit fragwürdigen Methoden und sogar mit krimineller Energie
    ihren Umsatz und Gewinn steigern (wollen)?

  4. Die Aussage von AVM ist schon sehr bemerkenswert. Also: Schuldig im Sinne der Anklage! Generationenwechsel? Wohl eher Ausverkauf an obskure Investoren. Und ich wollte mich gerade näher mit der neuen 5690 Pro beschäftigen. Aber irgendwie passt diese Art von Mismanagement ganz gut zu dem technischen Versagen von AVM in den letzten Jahren. Bei der neuen 5690 Pro applaudiert man sich für die Integration des „neuen“ 6 Ghz-Bereichs. Neu? Für AVM, aber keinen anderen Anbieter. Und die Konnektivität sei ganz toll. Wahrscheinlich weil es einen USB-Anschluss weniger gibt als bei der uralten 7590. Ach ja, und einen ganzen 2,5 Gbit-Anschluss. Andere bieten z. B. 2 solcher Anschlüsse und noch 10 Gbit dazu. Trotzdem: In Fritzboxen sind auch Modem und DECT mit drin und ich habe die passenden Geräte dazu. Also vielleicht doch die 7590 behalten und dahinter eine DECO BE85?

  5. Ich habe letze Woche den Umstieg geschafft. Vorher Fritzbox 4060, 3 FB Repeater 1200ax, 2 C60 DECT Telefone. Jetzt: Unifi Cloudgate Ultra, Lite 8 POE Switch mit 3 Unifi U6+. DECT wird aktuell noch über die FB versorgt (im IP Modus), Option: Gigaset GO Box oder ne alte FB wo ich dann nur die DECT Funktion im IP Modus benutze (in der Familie liegt bestimmt noch eine irgendwo rum).
    Alles funktioniert, WLAN Abdeckung ist besser geworden, Meshing funktioniert. Massiver Vorteil: die Unifi App ist sehr gut gemacht. Volle übersicht, alle nützlichen Daten sofort verfügbar ohne Browser. Wifiman/Kartografieren/Signal testen: toll. Teleport (VPN), viele Sicherheitfeatures IDP/IPS etc…. Endlich IP Adressen von Clients ändern ohne blockieren. Ich könnte noch lange fortfahren.
    Die unifi Geräte haben mich 438€ gekostet.
    Also ich bin zufrieden.

  6. Thomas D. says:

    Sollte man Telefonie zusätzlich zum Internet benötigen, geht, glaube ich, kein Weg an AVM vorbei. Ansonsten ist für größere Installationen wahrscheinlich UniFi der richtige Weg.

    Leider geht AVM bei Zigbee einen eigenen geschlossenen Weg. Hier wäre es nutzerfreundlicher, die Fritzbox zu öffnen z. B. hin zu open source „zigbee2mqtt“.

    Der Vorwurf der Preisabsprachen wird das Image von AVM sicherlich dauerhaft schädigen, so daß ich leider nach dem Generationenwechsel keine so guten Aussichten sehe.

  7. Unverstaendnis says:

    Ich weiß nicht, warum sich hier alle so aufregen.
    – Google hat Kartellstrafen von 9 Mrd. EUR gezahlt – aber fas t jeder nutzt weiterhin Google.
    – Intel hat 1 Mrd. Strafe gezahlt. Die Prozessoren erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit.
    – Qualcomm ist knapp 1 Mrd. Strafe aufgebrummt worden. Smartphones werden immer noch mit Qualcomm Chips gekauft.
    – Beim Wurstkartell waren es 340 Mio. EUR. Aber kein Wursthersteller ist aufgrund von Kaufverweigerung pleite gegangen.
    Man sollte die Kirche einfach mal im Dorf lassen.

  8. Axel Schweiß says:

    Genial zu lesen wie sich AVM-Mitarbeiter und Kunden mit verbalen Heugabeln und Fackeln gegenüber stehen. Bitte kurz Pause machen, damit ich das Popcorn holen kann.

  9. Müssten die Händler die dabei mitgemacht haben, nicht auch eine Strafe bekommen?

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