Pebble Index 01 vorgestellt: Ein Gedanken-Speicher am Finger


Manchmal taucht eine Idee kurz auf, ist in dem Moment klar und weg, sobald das Handy aus der Hosentasche geholt ist. Der Kopf merkt sich dann nur noch, dass da etwas war. Genau an dieser Stelle setzt Pebble mit dem Index 01 an: ein smarter Ring, der als externes Gedächtnis dienen soll.

Der Ring ist so groß wie ein herkömmlicher, sitzt in der Regel am Zeigefinger und hat einen mechanischen Knopf samt Mikrofon. Ein Druck mit dem Daumen, Gedanken reinsprechen, fertig. Aufgezeichnet wird zuerst im Ring, später wandern die Sprachschnipsel per Bluetooth auf das Smartphone in die Pebble-App, wo sie lokal in Text umgewandelt und weiter verarbeitet werden. Internet ist nicht nötig, Abo auch nicht.

Gedacht ist Index 01 für diese typischen Momente: auf dem Fahrrad, im Auto, beim Abwasch, die Hände voll, das Handy irgendwo anders. Statt sich krampfhaft zu merken, dass um 15 Uhr ein Anruf oder Einkauf dran ist, wird der Ring gedrückt und der Satz kurz eingesprochen. Die App kann daraus Erinnerungen, Notizen, Kalendereinträge oder einfache Aktionen machen. Wer eine Smartwatch nutzt, kann die erkannten Texte dort sehen und prüfen, ob die Spracherkennung gepasst hat.

Der Ring nimmt nur auf, wenn der Knopf gedrückt ist, Daueraufzeichnung oder Always-on-Mikro gibt es nicht. Der Knopf liefert bewusst einen klaren Klick, damit sicher ist, dass die Aufnahme läuft. Die Technik sitzt in einem Edelstahlgehäuse (316) mit Silikonknopf, das Ganze ist wassergeschützt bis 1 m, also alltagstauglich für Hände waschen, Dusche oder Abwasch, nur Schwimmen wird nicht empfohlen. Index 01 soll beim Tragen nicht stören und beim Halten des Smartphones nicht an Kanten anschlagen, deshalb die kompakte Größe.

Interessant ist die Entscheidung bei der Stromversorgung. Im Ring stecken Silberoxid-Batterien, die laut Entwickler bei typischer Nutzung mehrere Jahre halten. Aufladen ist nicht vorgesehen. Hintergrund: Kein Ladecase, keine Ladeschale, keine extra Elektronik, die den Ring größer oder teurer macht. Ist die Batterie irgendwann durch, meldet die App das, der Ring kann zum Recycling zurück und bei Bedarf wird ein neuer bestellt. Die aktive Nutzungszeit wird mit ungefähr 12 bis 15 Stunden reiner Aufnahmezeit angegeben. Wer am Tag 10 bis 20 kurze Notizen mit 3 bis 6 Sekunden Länge spricht, kommt damit nach aktueller Einschätzung auf bis zu 2 Jahre. Klassisches Wegwerfprodukt.

Technisch läuft viel lokal auf dem Smartphone. Die Verbindung Ring–Telefon ist verschlüsselt, Spracherkennung und weitere Verarbeitung erledigt die offene Pebble-App direkt auf dem Gerät, ohne Cloud-Zwang. Open-Source-Code ist verfügbar, wer mag, kann nachsehen, was da passiert. Wer hochwertigere Spracherkennung will oder Backups braucht, kann optionale Cloud-Dienste nutzen. Die Macher planen hier verschlüsselte Speicherung, das ist aber laut Stand der Infos noch in Arbeit.

Index 01 ist bewusst kein Alleskönner wie Gesundheitsringe mit Schlaf-Tracking und Pulsüberwachung. Im Fokus steht: Gedanken festhalten und einfache Aktionen auslösen. Das Gerät selbst hat keinen Lautsprecher und keinen Vibrationsmotor, nur eine dezente RGB-LED, die aus Stromspargründen kaum genutzt wird. Audio kann auf dem Ring gepuffert werden, falls das Smartphone mal nicht in Reichweite ist, bis zu 5 Minuten landen im internen Speicher und werden später synchronisiert. In der App lassen sich die Rohaufnahmen anhören, falls die Spracherkennung wegen Wind oder Krach daneben liegt.

Wer gern bastelt, bekommt irgendwann später Spielzeug. Die Tastenbelegung kann angepasst werden, etwa Single- oder Doppelklick für Musiksteuerung, Fotos auslösen oder Smart-Home-Aktionen. Unter Android lässt sich mehr machen, weil Shortcuts offener sind, aber auch iOS wird unterstützt. Zusätzlich können Aktionen über MCP eingebunden werden, also kleine Module, mit denen Sprachbefehle an Dienste wie Kalender, Messenger oder Webhooks durchgereicht werden. Sprachaufnahmen oder Transkripte lassen sich zudem direkt an eigene Server oder Apps schicken, wenn man die eigene Infrastruktur nutzen will. Frisst natürlich auch Akku.

Auf der Sprachseite soll die lokale Spracherkennung über 99 Sprachen abdecken, die Qualität hängt wie immer von Sprache, Aussprache und Umgebung ab. Parallel denken die Entwickler einen zweiten Pfad: Ein langer Klick mit Spracheingabe für das reine „Merk dir das“, ein doppelter Klick mit Halten für eine Art allgemeinen Sprachassistenten, der dann per Websuche oder lokalem Modell einfache Fragen beantwortet. Die Antworten würden unter anderem auf Smartwatches angezeigt. Das ist eher ein Ausblick, nicht alles wird direkt zum Start funktionieren.

Index 01 wird in drei Farben angeboten, poliertes Silber, poliertes Gold und mattes Schwarz. Ringgrößen orientieren sich an US-Größen von 6 bis 13. Vorbestellungen laufen bereits, Farbe und Größe können später vor dem Versand noch festgelegt werden. Der Startpreis liegt bei 75 US-Dollar, nach dem globalen Versandstart im März 2026 soll der Preis auf 99 US-Dollar steigen. Verschickt wird weltweit. Wer schon Pebble nutzt, kann die Integration direkt mitnehmen, laut Entwicklern läuft Index 01 mit iOS und Android stabil, trotz der bekannten Hürden im Apple-Ökosystem.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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20 Kommentare

  1. Prinzipiell ganz cool, aber vor allem durch die Wegwerfgeschichte dann doch irgendwie nicht. Zudem dürften sehr viele Menschen aus der Zielgruppe eh eine Smartwatch nutzen die sowas genauso gut kann.

    • nice to know, mehr aber auch nicht.
      ich habe mich bisher sogar vor smart-phone + watch gewehrt, werd aber einsteigen.
      zuerst ne watch, wobei ich die auf dem ersten foto intetessant finde.

  2. Jemand Anders says:

    Hmm reine Aufnahme- und Transkribierfunktion… dafür sind 99 Dollar etwas zu viel für ein wegwerf-Produkt … finde ich…

  3. caschy
    was ist das für ne coole smartwatch die ich da sehe?
    und dazu noch quadratisch.
    thx

  4. Mal bestellt.

  5. Sorry, ich hatte auf eine Pebble Steel oder Round gehofft. Dieses Ding ist für mich persönlich der reinste Müll, dafür gibt es Smartphones und Smartwatches….

    • Ja, für mich ist es auch Müll. Aber ich finde die Nische interessant und vielleicht ist es für einige genau richtig.

    • Stimmt schon, aber wie auch im Artikel erwähnt ist es ja für Situationen gedacht wo Endwerder Phone oder Uhr nicht greifbar sind oder die Hände voll (Einhandbedienung).
      Evtl. ist der Gedanke ja auch schon wieder weg bist das Smartphone entsperrt ist.

      Aber dass das Ding nichts für jeden ist, damit hast du natürlich recht.

  6. Entschuldigung – aber dafür nutzen wir das Gehirn – wenn abends vergessen, dann egal (willkommener (!) Filter)

    Hab ich jetzt extra arrogant geschrieben, zum polarisieren ;)!

    • So kann man doch eine Schwäche in eine Stärke umwandeln. Passt doch.
      Rechnung nicht bezahlt? Oups vergessen.
      Wie, das hatte ich dir versprochen?!? Naja, warst dann halt allein unterwegs.
      Erinnerung hat auch was mit Verantwortung und Wertschätzung zu tun.
      Dem einen hilft ein Ring, dem anderen ein Knoten im Taschentuch, dem anderen ist es halt wurscht.
      Da war doch noch was?!? Egal, vergessen….
      Auch mal so dahin polarisiert.

  7. „… Gedanken reinsprechen, fertig.“
    Eben nicht. Dank Caschy arbeite ich mit ticktick. Und auch da lernt man: Reinhämmern ist das eine, abarbeiten das andere.
    Es liegt also weiterhin bei einem selbst. Da kann man noch so viel in seinen Ring quatschen – zum Schluss brauchts Disziplin, Struktur und Prioritäten.

  8. Find das ding von dem Aspekt interessant das es Smarte Technik ist die ohne den heutzutage fast schon üblichen Cloud oder Konto-zwang und Abo daher kommt.
    Auch Klasse das die erst nach aktivem drücken des Knopfes zuhört.
    Aber 99 USD für ein Wegwertprodukt ist echt schade.

  9. Der Ring sieht aus, wie ein schwarzer Kabelbinder

  10. Es wird eine Menge versprochen, was nicht geboten wird zum Start. Da warte ich lieber und zahle dann nach Reviews und der wirklichen Implementierung 25€ mehr.
    Die Startversion ist sicher nur etwas für Enthusiasten.
    Kauf nie etwas auf Basis von Versprechen von zukünftigen Festures

  11. Ich bin sehr bald Jahrgang 70 plus und folge Caschy schon seit einigen Jahren. Leider haben die Kommentatoren hier nicht ihr Alter angegeben, was logischerweise auch nicht gefordert ist. Alzheimer habe ich glücklicherweise noch nicht, aber so einiges rutscht mir doch schon durch. Manchmal habe ich mir vorgestellt, ob es nicht irgendein Hilfsmittel gibt, das Vergessen zu vermeiden und nun kommt der Pebble Ring, also genau das, was ich mir in etwa gedacht habe. Deshalb heute schon bestellt.

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