Organspende: Neuer Anlauf für die Widerspruchslösung

Die Organspende in Deutschland soll einen neuen Weg einschlagen. Nach einem gescheiterten Versuch im letzten Jahr wagen mehrere Bundesländer jetzt einen erneuten Vorstoß zur Einführung der Widerspruchslösung. Der Bundesrat will am heutigen Freitag den Gesetzentwurf zur Änderung des Transplantationsgesetzes wieder in den Bundestag einbringen. 2023 warteten 8.385 Menschen auf ein Spenderorgan, während nur 2.877 Organe von 965 Spendern zur Verfügung standen. Das im März 2024 gestartete Organspende-Register hat bisher keine spürbare Verbesserung gebracht.

Der Kern der geplanten Änderung ist simpel: Künftig gilt jeder Mensch automatisch als potenzieller Organspender, sofern nicht aktiv widersprochen wurde. Die Entscheidungsfreiheit bleibt dabei vollständig erhalten. Ein Widerspruch kann im Organspende-Register, per Organspendeausweis oder in der Patientenverfügung festgehalten werden, ganz ohne Begründung.

Bei fehlender schriftlicher Dokumentation kommen die Angehörigen ins Spiel. Sie werden befragt, ob die verstorbene Person sich jemals gegen eine Organspende ausgesprochen hat. Für Minderjährige treffen die Eltern die Entscheidung, müssen dabei aber den mutmaßlichen Willen des Kindes berücksichtigen. Menschen, die die Tragweite einer Organspende nicht erfassen können, sind von der Regelung ausgenommen.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung soll die Bevölkerung mit Infomaterial und Kampagnen unterstützen, damit jeder eine fundierte Entscheidung treffen kann. Da der ursprüngliche Gesetzentwurf vom 5. Juli 2024 mit dem Ende der Legislaturperiode verfallen ist, braucht es jetzt einen neuen Beschluss des Bundesrats, damit sich der aktuelle Bundestag damit befassen kann.

Übrigens: Über das Thema berichten wir schon lange, das ist ja schon seit 2019 in Gange. Der Großteil unserer Leser war Anfang 2024 für die Widerspruchslösung, mehr als es noch 2019 waren.

Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf ge­lan­gt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir ei­ne kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

97 Kommentare

  1. Schön das du darüber berichtest. Werde auch bald wieder gelistet. Momentan Wartezeit von 8 – 10 Jahren, meistens noch länger.

    • Ich drücke dir meine beiden Daumen!

      • Danke dir.

      • Sorry für den Doppelkomentar. Schreib bzw. lese deinen Blog grad von der Dialyse aus. Sonst ist es recht langweilig hier.

      • Das ist irgendwie auch bisschen makaber.
        D.h. man wünscht, dass jemand bei einem Unfall sein Leben lässt, damit ein anderer sein Organ bekommt.

        • Ich schreibe nirgends, dass ich jemanden den Tod wünsche. Ich wünsche unserem Leser, dass er einen Spender findet. Das kann man sicherlich schon unterscheiden, wenn man in der Lage ist, eine Kommentarfunktion zu benutzen. Normalerweise bin ich ja für den bösen Humor bekannt, in manchen Fällen passt es aber nicht.

          • Ich habe geschrieben: „man wünscht…“ und nicht „du wünschst…“.

            Was bei der Diskussion um Organspende immer zu kurz kommt: Das ganze Thema trägt ein moralisches Dilemma in sich – einerseits Hoffnung für Wartende, andererseits die tragische Voraussetzung dafür.

            • Da existiert überhaupt kein Dilemma. Es sterben definitiv genug Leute und das leider auch jung, um alle Bedürftigen zu versorgen. Das Daumen drücken hat damit zu tun, dass aber dabei es eben auch passt bzgl intaktes Organ, Ort und Zeit etc.und eben auch die Zustimmung aktuell.

              • Danke, und Zustimmung. Da gibt es kein Dilemma – Organspende wird schliesslich nicht dazu führen, dass mehr Menschen sterben, sondern nur, dass ein bisschen mehr Sinn, Solidarität und Vernunft in die Welt kommt.

                Ich will auch nicht sterben. Trotzdem habe ich den Ausweis immer dabei, ich find’s krass, sich mit lebensrettenden Körperteilen zum vergammeln verbuddeln zu lassen, weil man’s kann.

                Die Vorstellung, dass irgendwo ein anderer Familienvater stirbt, damit in meinem Grab nicht so viel Erde nachrutscht… absurd.

                • der andere Markus says:

                  „…damit in meinem Grab nicht so viel Erde nachrutscht…“

                  Egal wie ernst das Thema Tod sein kann: Aber bei DIESER Formulierung durchte ich herzlich loslachen – VIELEN DANK dafür. Als Mitglied im Team Einäscherung bin ich trotzdem mal neugierig: Wie lange hält eigentlich ein Sarg im Grab – sprich, nach wie viel Jahren kommt es denn tatsächlich mal zum Nachrutschen?

                  • Ich würde mal behaupten, dass es auch davon abhängt ob der Sarg naturbelassen oder lackiert ist und ob eine Platte als Grabstein benutzt wurde (weniger Sickerwasser von oben). Im Falle eines lackierten Sarges mit teilweiser Bedeckung durch eine Platte bei einer sehr nahen Verwandten waren es bei mir 13 Jahre bis dieser nachgegeben hat und eingebrochen ist. Ich hätte vorher gewettet, dass es schneller geht.

    • Ich bin absolut für die Widerspruchslösung und sogar noch mehr.
      Wer widerspricht bekommt selbst kein Organ.
      Damit gäbe es keine Wartezeiten und es würden viel mehr Menschen überleben.

  2. Ich hoffe es kommt endlich durch. Wird allerhöchste Zeit.

  3. Sehr schöner Artikel. Ich hole schon mal das Popcorn raus und warte auf die abstrusesten Erklärungen in Kommentaren, warum Leute gegen Organspende sind. Wobei es darum ja gar nicht geht, es geht nur darum einmal „nein“ zu sagen, wenn man nicht will.

    • Ich bin gegen generelle Organspende. Diese Position braucht man nicht zu rechtfertigen, genausowenig wie die Position für die generelle Organspende.

      • Absolut richtig. Ich bin auch grundsätzlich -mich betreffend- gegen Organspende, warum ich das jetzt unbedingt irgendwo festhalten muss erschließt sich mir nicht, ich empfinde es als absolut übergriffig.
        Wer spenden möchte, hat reichlich Möglichkeiten es zu tun, die aktuelle Lösung ist aus meiner Sicht die einzig richtige.

        • Die aktuelle Lösung ist die einzig angenehme für die die zu faul sind sich Gedanken zu machen und das kurz festzuhalten. Vielleicht denken sie ja auch die auf Organspende wartenden seien es nicht wert sich diese Zeit zu nehmen.

        • Ich habe einen Organspendeausweis, bin aber trotzdem gegen die Widerspruchslösung. Jeder muss über seinen Körper selbst entscheiden dürfen. Die Widerspruchslösung zwingt einem die Entscheidung auf und man muss sich aktiv dagegen aussprechen. Für mich kein guter Weg.

        • Übergriffig? Voraussetzung ist immerhin, dass man tot ist. Übergriffig ist es doch eher, jemanden im schlimmsten Fall sterben zu lassen, obwohl man ihm helfen könnte und das ganze nur, weil EVENTUELL der Verstorbene irgendwelche Probleme zu Lebzeiten mit dem Gedanken daran gehabt haben könnte.

        • Das ist es ja gerade, es soll eben nicht jeder entscheiden müssen.
          Aktuell entscheiden sich mache dafür und manche dagegen, das ist doch auch gut so. Die meisten aber tun gar nichts!
          Was du kritisierst ist, dass sich jeder irgendwann entscheiden soll. Das ist aber nicht gewollt. Es bleibt dabei, jeder der dagegen ist, muss dies festhalten. Ist eigentlich wie jetzt auch, denn wenn du jetzt nichts tust, entscheiden die Angehörigen. Das ist keine angenehme Entscheidung, also triff sie doch bitte selbst! Momentan musst du das aktiv machen, mit der Widerspruchslösen geht es auch passiv. Hat eigentlich für alle nur Vorteile.

          Für jeden der jetzt schon wusste was er will, also du und ich, ändert sich nichts. Der breiten Masse war es offensichtlich egal und wird es auch egal bleiben.

      • Doch. Musst Du.

        Deine Postion ist, andere Leute sterben zu lassen. Wegen irgendeiner Esoterik, oder Verschwörungstheorie, oder weiss der Henker, wie man darauf kommt.

        Ich bin gegen Ausnahmen. Jeder soll zwingend verpflichtet werden. Schluss, Punkt, Ende..

        Ich habe die Schnauze gestrichen voll von Religions-Esos, Verschwörungs-Esos, Gender-Esos, Covidioten. Sind denn alle verrückt geworden? Da heulen die Leute wegen „Lebensmittelverschwendung“, aber Spenderorgan-Verschwendung“ soll OK sein?

        Alle bekloppt geworden.

        • Der wirre Kommentar beschreibt tatsächlich Sie am Besten, insbesondere wie intolerant man gegen andere Meinung ist. Die Mehrheit der Menschen haben und gehören irgendeiner Relegion oder Glaubensrichtung an. Nur eine Minderheit sind ohne glauben, wenn die 8 Mrd. Menschen betrachtet werden. Je nach deren Glauben oder Überzeugung kann das eine oder andere verboten sein, was Sie vermutlich überhaupt nicht teilen. Nicht alle halten sich aber trotzt des Glaubens an Verbote oder Gebote. Jeder kann und sollte es aber selbst entscheiden. Nichtsdestotrotz ist es anmaßend der Mehrheit eine Meinung und Position auferzwingen zu wollen (wir reden von Zwang, nicht von argumentativer Überzeugung), die eine Mit nderheit für richtig hält. Ich halte persönlich alle Menschen für Irre, die denken alles wäre durch einen Big Bang entstanden, und auch der Anstoß zu diesem jenem Big Bang wäre zufällig. Aber das ist nicht das Thema. Ich teile die Singapur Lösung, wär kein Organ teilen will, bekommt auch nix, oder wird hinten angestellt.

          Das interessante ist ja, dass die ach so progressiven und pseudotoleranten Menschen bei Religionsüberzeugungen, ohne die jeweilige tiefer zu kennen, sich wie ein Stier mit rotem Tuch verhalten.

          Nicht das es mich jucken würde, aber Doppelmoral ist es schon.

      • Du schreibst hier öffentlich in einem Blog, dass Du gegen Organspende bist, aber für den Fall, dass Du hirntot wärst, möchtest Du das nicht in einem Register festhalten, in dem die Ärzte dann wissen, dass Du auf keinen Fall Organe spenden willst?
        Aha.

    • Es ist schade, dass es hier um die Beantwortung einer einzelnen Frage wieder richtig giftig wird. Dabei soll nur jeder Bürger dem Staat einmalig die Frage beantworten. Möchtest du deine Organe spenden? Der Widerspruch kann als übergriffig wahrgenommen werden, allerdings würde eine verpflichtende Beantwortung der Frage garantiert genauso als übergriffig wahrgenommen.

    • Es sollte wie in Singapur geregelt werden: Wer aktiv widersprochen hat, steht zuletzt auf der Liste der Empfänger.

  4. Da drück ich Mal ganz dolle die Daumen, dass diese Lösung endlich zustande kommt. Eine Lösung die einer aufgeklärten Gesellschaft gerecht wird.

  5. Ich habe mich bereits vor Jahrzehnten eingetragen. Es stört mich absolut nicht, wenn nach meinem Tod irgendwelche Ersatzteile von mir noch brauchbar sind und einem anderen Menschen helfen. Die Widerspruchslösung ist aber viel besser, da viele Menschen bequem sind und sich nicht aktiv entscheiden.

  6. Ich bin durchaus für eine Widerspruchslösung. Allerdings möchte ich den Angehörigen nicht die Entscheidung für oder gegen die Organspende aufbürden, wenn der Wille des möglichen Organspenders nicht klar zu beweisen wäre. Widerspruchslösung heißt für mich, ohne dokumentierten Widerspruch ist man automatisch Organspender, ohne Wenn und Aber.

    Es sollte eine gesetzliche Pflicht geben, zu bekunden, ob man der Organspende widerspricht. Damit wäre man aber eher an der vorhandenen Lösung. Es ist und bleibt leider ein schwieriges Thema. In vielen Familien wird die Beschäftigung mit dem Tod tabuisiert. Trotz kompliziertem Erbrecht werden Nachlässe nicht geregelt. Auch so ein Thema, bei dem es eigentlich eine gesetzliche Verpflichtung geben sollte.

  7. Ist man schneller tot, wenn man zugestimmt hat?

    • Nein, aber andere Menschen leben länger, wenn sie rechtzeitig ein Spenderorgan bekommen.

      • er meint, ob die Ärzte nicht schneller dir den Hahn abdrehen (Koma und Co) nur weil man gerade ne Organspende wo anders braucht. In Deutschland sehe ich das nicht, andere Ländern wäre es möglich.

    • der andere Markus says:

      Nein – ganz im Gegenteil: Da im Grunde nur super-intakte Organe für eine Transplantation in Frage kommen, hat das medizinische Personal nicht den geringsten Anreiz, Dich zu ermorden. Der Mord muss ja auch noch so „gut“ durchgeführt werden, dass man ihn nicht nachweisen kann, das macht das Ganze noch eine Nummer schwieriger.

  8. Wenn bei fehlender schriftlicher Dokumentation, weil man sich vielleicht denkt: Ich bin ja jetzt automatisch Spender – wie ich es auch möchte, wenn ich nichts schriftlich festhalte, müssen also die Angehörigen befragt werden?

    Was ändert sich denn gegenüber der jetzigen Regelung? Ist nichts festgehalten, werden heute ja schon die Angehörigen befragt.
    Ist der Unterschied tatsächlich nur die Fragestellung? Bisher: „Wollte Ihr Angehöriger seine Organe spenden?“ Und nach einer erfolgreichen Gesetzesänderung: „Wollte Ihr Angehöriger keine Organe spenden?“

    Das würde ja effektiv wieder gar keinen Unterschied machen, da sicherlich viele Angehörige im Zweifel in beiden Fällen „nein“ sagen und wenn nur aus Überforderung.

    Eigentlich müsste die Regelung so sein, dass dann Angehörige gar nicht befragt werden und nur Vorsorgebevollmächtigte (und Eltern minderjähriger Kinder /Ehepartner) auf aktiven Wunsch ablehnen können.

    • der andere Markus says:

      Doch, der Unterschied ist gewaltig. In sehr vielen Fällen dürfte das Gespräch in der Familie nie auf das Thema Organspende gekommen sein. Also wissen die Angehörigen nichts.

      Frage heute: Hat X je gesagt, dass ihre/seine Organe gespendet werden dürfen?
      Antwort: Nein.
      Ergebnis: Nieren, Herz & Co sind nicht verfügbar.

      In der Widerspruchslösung.
      Frage: Hat X je gesagt, dass ihre/seine Organe mit ihr/ihm beerdigt/verbrannt werden sollen?
      Antwort: Nein.
      Ergebnis: Nieren, Herz & Co sind verfügbar.

  9. Wie wäre es denn wenn man auch schon mal in den Schulen über dieses Thema spricht? Je ehr die Menschen aufgeklärt werden wie wichtig eine Organspende ist desto besser.

    Ich bin für ein „aktives NEIN“ sagen müssen.

  10. SemmelnKnödeln says:

    Mir ist es im Grunde egal, soll jeder halten wie er will, aber streng genommen darf es eine solche Regel nicht geben, das ist Leichenfledderei. Es wird ganz sicher genug Situationen geben, in denen jemand keine Möglichkeit (mehr) hat zu widersprechen.

    Ich denke auch, dass dieser Ausweis an sich – und diese Diskussion darüber – kompletter Unsinn ist! Das ginge alles viel leichter, da muss niemand bevormundet werden. Jeder kann sich mit einem Aufkleber, einer Karte im Portemonnaie, einem Tattoo, oder wie auch immer seine Einstellung dazu kenntlich machen. Das ist nur unnötige dumme deutsche Bürokratie. Soll der Staat jedem so ein Ding in den Briefkasten werfen, oder es mit einem neuen Ausweis aushändigen, oder im Ausweis verankern. Wäre billiger und schneller als das ganze Palaver die ganze Zeit.

    Abgesehen davon, hat JEDER das Recht davon zu halten und es zu handhaben was er will! Ich weiß nicht was manche sich einbilden andere dafür dumm zu machen, nur weil sie es nicht wollen, als ob nur deren Meinung die einzig richtige ist. Wollen alle so korrekt und tolerant sein, das gehört auch dazu!

    • Ich habe noch niergendwo gelesen dass die Befürworter der Widerspruchslösung andere „dafür dumm zu machen“. Andersrum lese ich immer wieder von Gegner die schreiben die Widerspruchslösung sei ein Zwang zur Spende – und genau das ist es eben faktisch nicht – jeder kann widersprechen.
      Der Zwang besteht darin sich dann zumindest soweit damit beschäftigen zu müssen.
      In Anbetracht dessen, dass es letztlich um Menschenleben geht, ist dieser Zwang meiner Meinung auch angemessen.

      • Es kann jeder widersprechen, korrekt. Aber es ist auch aktuell möglich, sich als Spender kenntlich zu machen. Da das augenscheinlich nicht ausreicht, wird das Prinzip einfach umgekehrt. Das liest sich alles ein bisschen wie: „Hoffen wir, dass die Menschen es nicht mitbekommen, dass sie widersprechen müssen“. Klar, anfangs wird man noch ein breites Informationsangebot auffahren, was die Widerspruchslösung angeht. Aber das kann (nicht muss) mit der Zeit immer weiter zurück gefahren werden, bis der Organnachschub endlich stimmt. Was mir persönlich missfällt ist der Umstand, dass damit die Gesellschaft / Regierung / Whatever zum Besitzer meiner Organe nach meinem Tod wird, wenn ich nicht aufpasse. Zudem muss ich mich darauf verlassen, dass der Widerspruch auch berücksichtigt wird. Bei der archaischen Bürokratie in Deutschland kommen mir starke Zweifel auf.

        Viele Kommentare, die ich zu diesem Thema lesen, lesen sich, als bestehe bei den Bürgern eine Art Bringschuld, wenn es um die Organe geht. Wie ist es zu solch einem Menschenbild gekommen? Und wenn ich eines gelernt habe: Wenn es um Ressourcen geht, wird es am Ende nie genug sein.

        • Ich verstehe nicht, wieso so viele Leute so asozial (im wörtlichen Sinn) sind? „Ich wickle mich morgen mit dem Auto um den Baum und jemand könnte mit meinem Herz noch überleben? Scheißegal, wenn die nicht richtig fragen dann nein!“. Klar gibt es zb auch religiöse oder andere Vorbehalte aber auch die Religionen zb sind meiner Wahrnehmung nach meist darauf aus, ein guter Mensch zu sein und anderen zu helfen. Und dann Update zur Geschichte oben mit dem Unfall: Glücklicherweise war direkt hinter euch ein Rettungswagen und kommt direkt zu dem Baum gefahren. Ein Sanitäter könnte euch durch eine Infusion das Leben retten. Die Unversehrtheit eures Körpers war euch aber so wichtig. Soll er jetzt nach dem Schreiben oder Tattoo suchen, dass ihr Bluttransfusionen zustimmt? Auch damit haben ja einige wenige Probleme. Oder ist das dann wiederum okay, weil nicht andere sondern ihr selbst profitiert?

    • Man sollte sich vielleicht nicht erst dann Gedanken machen, wenn man bereits im Sterben liegt.

      Und die Widerspruchslösung führt dazu, dass sich mehr Menschen Gedanken darum machen, egal mit welchem Ergebnis (das dann natürlich zu respektieren ist).

    • „streng genommen darf es eine solche Regel nicht geben, das ist Leichenfledderei“ bezieht sich das jetzt auf die Gesetzgebung, sodass das Bundesverfassungsgericht das Gesetz kippen würde oder deinen moralischen Kompass?

  11. Moin,

    eins vorneweg: Organspendeausweis hab ich immer dabei! Ich mich lange damit auseinandergesetzt (bzw. auseinandersetzen müssen!) und habe mich AKTIV DAFÜR ausgesprochen.

    Aber die Widerspruchslösung hat einen sehr faden Beigeschmack. Mit Geburt gehören deine Eingeweide automatisch dem Staat, außer man widerspricht. Bevormundung bis in die privateste Sphäre die es überhaupt gibt.
    Aufklärung ab der Schule, aber keine penetrante Dauerwerbung im Radio/TV und keine Organspendeshows. Das Geld, was zur Zeit nach außerhalb verschenkt und/oder in Kriegsvorbereitung „investiert“ wird, in die Gesundheitsforschung (Stammzellenforschung… für synth. humane Ersatzteile) stecken.
    Es könnte so einfach sein…

    • Wo ist das Problem zu widersprechen ? Ist ausdrücklich erlaubt.

    • Ich empfinde den faden Beigeschmack ebenso bei der staatlichen Anmaßung hinsichtlich der Körper von Verstorbenen. Auch wird hier scheinbar darauf spekuliert, dass es viele Leute geben wird, an denen die Neuregelung vorbei geht und die damit ziemlich unfreiwillig zum Organspender werden. Und bei der Vereinsamung der Gesellschaft kommt dann noch dazu, das es keine Hinterblieben gibt… so dass letztendlich niemand weder zustimmt noch widerspricht, was dann den Weg frei macht zum Ausschlachten der Verstorbenen. Für mich ein moralisch fragwürdiges Verhalten.

      Nun ich für meinen Teil bin informiert und werde am ersten Tag dem Ganzen widersprechen. Ist zwar lästig, aber ich hoffe zumindest, das man dies unbürokratisch machen kann.

      • Genauso sehe ich das auch. Jemand ohne Angehörige ist direkt zum ausschlachten freigegeben. Wenn er nicht widerspricht und es überhaupt jemanden interessiert.

  12. Ich verstehe das Heckmeck absolut nicht. Op-Out ist der falsche Weg und wird bei andern Anbietern im Vertragswesen ja auch immer angeprangert und für rechtswidrig erklärt.

    Opt-In hätte man schon vor Jahrzehnten umsetzen können. Bei der Beantragung des Personalausweises/ Reisepass gibt es Informationsmaterial und bei der Abholung muss man dann ja oder nein sagen. Hätte man schon längst umsetzen können und für die Ärzte Bestände dann auch Rechtssicherheit, ohne das man Angehörige fragen muss. Der Wille des Betroffenen ist klar erfasst.

    • Nur ist der Tod kein Vertragspartner. Opt Out hat man aber zum Beispiel auch beim Erbe (als Erbe): Das Erbe wird dir zugesprochen und du kannst es in einer gewissen Frist ausschlagen.

      • Nur ist das Erbe hier nicht vergleichbar. Hier wird der Erbe aktiv vor die Wahl gestellt, wenn es so weit ist. Der Erbe wird aktiv kontaktiert. Erst dann beginnt die Frist. Der Tote kann hier nicht mehr entscheiden. Und genau das sehe ich als Problem. Opt-In sehe ich hier als falsches Mittel, vor allem wenn es ein wikrksamens milderes und einfacheres Mittel gibt, als unzulässig. Und genau die Frage bei der Ausweisausgabe, wäre mit dem Erbe vergleichbar.

        Vor allem würde diese Frage so alle paar Jahre wieder gestewllt werden. Immer dann, wenn ein neuer Ausweis fällig ist. So widersprechen die Leute jetzt und es bleib ewig bei diesem Status. Bei der Frage-Lösung, könnte sich die Meining durchaus geändert haben.

        Man hätte die Frage, bei der Aujsweisausgabe/-bneantrfagung schon längst, ganz ohne rechtliche Hürden, umsetzen können. Und dan sähen die Zahlen auch anders aus.

        Vor allewm frage ich micht, wie ist bei einer Opt-Out ein Widerspruch zu 100% gewährlistet. Wenn eine Hirntoter eingeliefert in Hamburg eingheliefert wird, hat seine Patgientenverfügung mit dem Widerspruch aber in München beim Arzt / Notar hinterlegt … ? Oder er kommt ohne Ausweispapiere. Und wie unsere IT in D funktioniert wissen wir auch alle.

        Ich kann keine Opt-Out anordnedn, wenn ich nicht zu 100% sicherstellen kann, dass diese auch Bedrücksichtung findet.

        Daher sehe ich die Entscheidungslösung, bei der Ausweisausgabe als einzige mögliche Lösung. hier ist der Wille eindeutrig erfasst. Und bei unklarheitgen kann der Status, datgenschutzkonform, vom Artz per Fingerabdrucksabfrage abgefragtr werden. Denn die muss man ja eh abgeben. Vor allem würde es wertvolle Zeit sparen. Fingerabdruck gescannt und der Scanner zeit ein Ja/Nein an. Fertig. Keine Überlegeung/Ermittlung nötig, ob dieser Menschj eventuell irgendwo auf irgend eine Aret widersprochedn hat.

  13. Ich meine zu dem Thema gab es Umfragen die aussagen, dass es den meisten ziemlich egal ist. Bei deiner Idee des Volksentscheides wäre es daher vermutlich wieder so, dass 90 Prozent der Leute das Thema nicht wichtig genug ist, um an der Wahl teilzunehmen. Der Rest macht es dann unter sich aus.

    • Also Umfragen sind nicht repräsentativ und entspringen einer Blase aber deine persönliche Meinung ist repräsentativ (siehe „eine kleine laute Gruppe)? Selbst wenn dein grundsätzliches Misstrauen in jegliche Umfrage noch eine theoretische Begründung haben kann (die ganze Welt hat sich verschworen), ist der zweite Teil (deine persönliche Meinung ist die allumfassende Wahrheit) dann doch methodisch nicht mehr zu halten.

    • Dafür müssten wir erstmal unsere Demokratie umbauen. Es gibt deutschlandweit nämlich keine Volksbefragungen. Und damit bricht dein Kartenhaus schon hier zusammen!

  14. Wenn es darum geht, ein Organ zu bekommen sagen fast alle selbstverständlich her damit. Die Arbeit drüber nachzudenken und einen Ausweis mit der Bereitschaft zu Spenden zu unterschreiben macht sich aber keiner. Umgekehrt macht es Sinn, wer definitiv nicht spenden will muss drüber nachdenken und es artikulieren. Wo ist das Problem ?

    • Wenn der Stand heute weiterhin Bestand heben sollte:
      vielleicht hilft es zu artikulieren, dass ausschließlich Personen MIT Organspendeausweis und deren minderjährigen Kinder auch Organe erhalten werden?!

      • Soweit mir bekannt scheidet man ab Organ-Empfang (bzw. ggf. Vorbereitung?) als Spender aus.
        Nach dem Plan dürfte es dann in unserer netten Solidargesellschaft so ablaufen:

        Einige Leute, die auf Organe warten werden sich – nur deshalb dann erst als Spender registrieren und sich dadurch – in der Liste hochmogeln.

        Irgendwie erinnern mich solche Feindseligkeiten an Urlaubsorte, die meinen sich unbedingt mit Touristen – auf die man halt doch angewiesen ist, weil man stumpf immer Alles rein darauf ausgerichtet hat – darauf anlegen zu müssen … Ergebnis erwartbar; und das völlig zu Recht.

  15. Na hoffentlich wird das mal umgesetzt, dann sind wir endlich auch damit eine Solidargemeinschaft. Das wäre doch eine feine Sache.

  16. Du würdest also keine Niere haben wollen, wenn du sie bräuchtest und es denn eine gäbe ? Man weiss nie, könnte ja passieren?

    • Ich persönlich wäre eher für eine aktive Sterbehilfe wie z.B. in der Schweiz.

      • Und für eine richtige Demokratie, wie in der Schweiz! Übrigens gilt in der Schweiz die Widerspruchslösung ab 2027! In Österreich schon jetzt! Übrigens in der Mehrzahl der Länder weltweit ist das so. Aber in Deutschland geht das natürlich nicht ….

  17. Gut so. Wenn ich anderen mit meinem, nach dem Tod, vollkommen überflüssigen Körper helfen kann, ist das sinnvoll.
    Ansonsten verfault man nur oder man wird zu Asche gemacht. Da hat niemand was von.

  18. Bin jetzt nicht im Thema dicke drin… aber was genau muss man unter „Information und Kampagnen“ verstehen?

    Was ich in der Hinsicht erwarte, falls die Widerspruchsregelung kommt, ist ein Schreiben mit vorfrankiertem Rückschreiben für einen eventuellen Widerspruch. Weil alles andere muss ich ehrlich gesagt so interpretieren, dass man darauf hofft, dass uninformierte oder unbeholfene Menschen unfreiwillig zum Organspender werden.

  19. Bin absolut dafür. Habe seit Jahren einen Organspendeausweis. Leute die ich getroffen habe und sich dagegen ausgesprochen haben, waren überwiegend Leute die religiöse Werte vorgeschoben haben. Nun, ich bin der Auffassung das wenn ich sterbe und durch ein Organ jemanden das Leben retten kann gibt es nichts was stärker meine Nächstenliebe ausdrücken könnte. Ich bin dafür das jeder widersprechen muss der das nicht will. Jeder soll sich aktiv damit auseinandersetzen. Ich glaube es Gibt viel zuviele Menschen die sich noch nie Gedanken darüber gemacht haben.

  20. Oh je. Alle Jahre wieder. Die Chatkontrolle des Gesundheitssektors. Nicht tot zu kriegen.

Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht. Es besteht kein Recht auf die Veröffentlichung eines Kommentars.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Kommentar-Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.