noyb beschwert sich über Metas „Pay or Okay“ bei der österreichischen Datenschutzbehörde

Viele Leser haben sicherlich schon von noyb gehört – wir haben auch schon über die Organisation berichtet. noyb verwendet nach eigenen Angaben die Best Practices von Verbraucherschutzorganisationen, Datenschutz-Aktivisten, Hackern und Legal-Tech-Initiativen und führt sie in einer europäischen Datenschutz-Plattform zusammen. Nachdem Meta kürzlich die Möglichkeit eingeführt hatte, für die Werbefreiheit zu bezahlen, ha noyb nun wegen dieses Wechsels zu „Pay or Okay“ eine Beschwerde bei den österreichischen Datenschutzbehörden eingereicht.

So habt ihr bei Facebook und Instagram inzwischen die Wahl: Entweder ihr stimmt dem Tracking für personalisierte Werbung zu – oder ihr zahlt bis zu 251,88 Euro im Jahr für Datenschutz und Privatsphäre. noyb sieht hier eine erhebliche Gefahr, da man für sein Grundrecht auf Datenschutz plötzlich zahlen müsse. Man rechnet damit, dass Konkurrenten bald ähnliche Initiativen starten – und echter Datenschutz damit für die Masse unbezahlbar werden könnte.

Laut noyb versuche Meta letzten Endes mit seinem Kniff EU-Recht zu umgehen. Denn inzwischen ist das Unternehmen verpflichtet, eine freiwillige Einwilligung für sein Online-Tracking und personalisierte Werbung einzuholen. Aber kann man von echter Freiwilligkeit sprechen, wenn sonst nur die Alternative besteht, horrende Beträge zu zahlen? So empfindet noyb die geforderten Beträge als unverhältnismäßig, wenn der Jahresumsatz pro Nutzer bei Meta aktuell nur 62,88 Euro entspreche.

Meta verlange laut noyb im Grunde nun von Nutzern überhöhte Gebühren, wenn diese ihr Grundrecht auf Datenschutz wahrnehmen wollen. Max Schrems, der Vorsitzende von noyb, verweist auch auf Studien, die gezeigt hätten, dass nur 3 von 10 Menschen nichts gegen das Tracking hätten, aber ca. 99 % der Nutzer dennoch zustimmen, um die Gebühren zu vermeiden. Dies zeige, dass die Entscheidung eben eigentlich keine freie Wahl sei.

Man befürchtet auch einen Dominoeffekt durch das Vorgehen von Meta, der auf z. B. X und TikTok übergreifen könnte. Laut Max Schrems baue Metas Vorgehen eine Zwei-Klassen-Gesellschaft im Bereich des Datenschutzes auf: Wer Geld habe, genieße Privatsphäre – alle anderen würden eben getrackt. Auch in der EU seien mehr als 20 % der Menschen von Armut bedroht. Diese könnten sich die Werbefreiheit schon jetzt nicht leisten.

Am Ende fordert noyb daher ein Dringlichkeitsverfahren bei den Datenschutzbehörden. Die illegale Datenverarbeitung von Meta müsse gestoppt und eine Geldstrafe verhängt werden.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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9 Kommentare

  1. Sorry aber wer zwingt euch die Plattformen zu nutzen? Wenn man weder Geld hat und seinen Daten nicht hergeben will, der soll die Dienste ganz einfach nicht nutzen. Und wer das nicht hinbekommt ist abhängig und soll sich professionelle Hilfe suchen.

    Regulierungen schön und gut aber mittlerweile geht das alles meiner Meinung nach zu weit.

    • BeziehungsweiseRevolution says:

      wenn man den anspruch der netzwerke und der anbieter ernst nimmt, dass sie soziale interaktion und kommunikation ermöglichen sollen, dann ist dies kein valides argument. zumindest dann nicht, wenn wir der realität ins auge sehen. meta bietet mit whatsapp eine defacto-infrastruktur an. ja, es gibt alternativen. aber die werden von vielen eben nicht genutzt.
      und auch bezüglich facebook und instagram kann man fragen, ob es sich hier nicht um eine infrastruktur handelt, was beispielsweise die teilhabe am leben der peer betrifft. wir wissen aus der forschung schon seit 15 jahren um die relevanz der nutzung sozialer medien für die beziehungsgestaltung.
      es ist also nicht ganz so einfach, wie hier propagiert.

      • Was hat das mit dem freien willen der menschen zu tun, sich selbst ein programm auszusuchen und zu nutzen. Und: warum muss ich jemenden regulieren, der die freie auswahl hat, welches programm er auswählt und vor allem, ob ihm dabei werbung eingespielt wird oder ob er dafür bezahlt, dass er sie nicht sieht?

    • Dieser Verein ist über Jahre gewachsen und so bei vielen auch der Kreis an Menschen mit denen man hier einen zwar lockeren aber dennoch ungern zu verlierenden Kontakt hält.
      Und da eine Alternative hieße, sich aktiv mit dem Wust an (teils noch fragwürdigeren) Platformen auseinandersetzen zu müssen und darunter eine zu finden die wenigstens dem größten Teil der Kontakte zusagt, siegt die Bequemlichkeit und die Verlustangst.

      Und nebenbei, die Diskussion geht für viele esrtmal um das Thema Werbung vs. personalisierte Werbung.
      Und wer dem Verein zahlt, wird ja nicht werbefrei, sondern nur weniger Werbung bekommen.
      Und ja, das ist eine Thematik, die durchaus kritisch betrachtet werden darf. Zumal diese Firma durch ihre Größe als Gatekeeper eingestuft ist,

    • Mit der Einstellung kann man so gut wie jede Regulierung oder Einhaltung von Gesetzen sein lassen. Wenn du nicht abgezockt werden willst, dann geh halt nicht zu xy. Wenn du keine ko-Tropfen im Getränk finden willst, dann geh halt nicht aus, zwingt dich ja keiner.

      Nun ist die Regulierung jedenfalls da und dann sollte man sich schon auch daran halten müssen. Immerhin stehen die Unternehmen ja im Wettbewerb. Und wenn sich Firmen, insbesondere die schon großen Player, nicht daran halten, ist das wettbewerbsschädigend.

      Mal abgesehen davon, dass ja Social Media auch explizit auch Jugendliche als Zielgruppe hat und die besonders schützenswert sind.

  2. Eine gut Sache, Datenschutz sollte nicht käuflich zu erwerben sein. Bleibt nur zu hoffen, dass das dann als Präzedenzfall gesehen und grundsätzlich nicht mehr geduldet wird. Zeitungen machen das ja schon länger genau so – und da ist es eigentlich noch viel schlimmer. Wer braucht schon Facebook, aber Nachrichten – zumindest die grundlegendsten – sollten zugänglich bleiben.

    • „Wer braucht schon Facebook, aber Nachrichten – zumindest die grundlegendsten – sollten zugänglich bleiben.“

      Bleiben sie doch auch. Tagesschau.de, heute.de und die ganzen Landesrundfunkanstalten stellen die News öffentlich und für jedermann frei zugänglich zur Verfügung.

      • BeziehungsweiseRevolution says:

        man darf nicht aus dem auge verlieren, dass facebook für einige menschen „das internet“ ist. da gibt es keinen nachrichtenkonsum außerhalb davon.
        wenn wir den markt frei machen wollen, dann müssen wir den konsument*innen auch die entsprechende macht geben um daran teilzuhaben. dies bedeutet ausbildung und information sicherstellen (und zwar so, dass diese auch genutzt werden können) und die akteure auch mit alternativen konfrontieren.

    • Man kann nicht sagen, dass Meta in irgendeiner Form „wesentlich“ wäre. Nein, wirklich nicht. Da bedarf es nicht wirklich einer Kontrolle zur Werbung oder keine Werbung.

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