Nothing Phone (3a) und Phone (3a) Pro im Ersteindruck: Nothing greift die gehobene Mittelklasse an

Ein knappes Jahr, nachdem ich das Nothing (2a) unter die Lupe genommen habe, steht der Nachfolger mit dem Nothing Phone (3a) in den Startlöchern. Nothing baut in diesem Jahr sein Mittelklasse-Segment weiter aus und man stellt sich mit einem zusätzlichen Pro-Modell breiter auf. Das Flaggschiff, sprich das Nothing Phone (3), lässt noch etwas auf sich warten. So viel vorneweg zu den 3a-Modellen nach meinen ersten Erfahrungen: Für einen Einstiegspreis von weiterhin 329 Euro gibt es hier sehr viel Smartphone für wenig Geld. Die 3a-Serie wurde doch nochmal ein gutes Stück erwachsener und hat einen Feinschliff bekommen und in vielen Belangen fühlen sich die beiden neuen Modelle nach mehr an als Durchschnitt oder Mittelklasse.

Auf die technischen Spezifikationen und Unterschiede will ich gar nicht groß eingehen und verweise auf meinen Beitrag zum Launch. Unter der Haube kommt bei beiden Smartphones derselbe Chipsatz, nämlich der Snapdragon 7S Gen 3 zum Einsatz – man setzt jetzt also auf Qualcomm. Besonderheit und Premiere bei einem Nothing-Smartphone: Das Nothing Phone (3a) Pro unterstützt eSIM (nebst physischen SIM-Slots für Dual-SIM). Ansonsten sind die beiden Neuvorstellungen nahezu baugleich. Unterschiede gibt es beim Design, wobei beide im typischen Nothing-Look kommen, sowie bei der Kamera.

Nach dem Auspacken sticht direkt die neue Materialwahl ins Auge. So sind die 3a-Phones jetzt mit einer Glas-Rückseite versehen und das spürt man durchaus. Das wirkt schlicht hochwertiger. Unterschiede gibt es lediglich beim (kantigen) Rahmen. Hier setzt man auf griffigen, hochwertigen Kunststoff. Das tut dem Gesamteindruck jedoch keinen Abbruch und auch die sonstige Verarbeitung stimmt. Für ein Gerät mit solchen Abmaßen liegt das Nothing zudem angenehm in der Hand. Besonders willkommen: Die tiefe Button-Platzierung, was dann auch eine problemlose Einhandbedienung ermöglicht – das ist nicht überall so durchdacht. Die Buttons haben gute Druckpunkte.

Das Design ist wie üblich Geschmackssache und trifft sicherlich nicht jedermanns Nerv. Nothing hebt sich hier jedoch von 0815-Geräten, nicht nur mit den leuchtenden Glyph-Elementen, ab. Das Design wirkt jetzt wie eine Mischung aus der Flaggschiff-Reihe und dem alten Phone (2a) – für mich willkommen, denn ich bin Fan des transparenten Looks beim Phone (2).

Der Kamera-Buckel des Nothing Phone (3a) Pro ist allerdings wirklich so riesig, wie die Produktfotos ihn erscheinen lassen. Er wirkt, als würde er nochmal die halbe Gerätedicke auftragen. Das ist schon immens und der Begriff Kamera-Buckel wirkt bei diesem „Kamera-Berg“ wohl eher euphemistisch. Andere Hersteller kaschieren das besser. Immerhin: Bei beiden Modellen sind alle Linsen unter einem gemeinsamen Schutz. Das verhindert Staubansammlungen und vereinfacht die Reinigung.

Beim Phone 3a ist das Ganze dezenter gelungen.

Das 6,77 Zoll (ca. 17 cm) große Display auf der Front ist durch einen symmetrischen, dünnen Rand eingefasst. Das neue AMOLED-Panel bietet abermals eine adaptive Bildwiederholrate von bis zu 120 Hz. Das Display ist scharf und mit stabilen Blickwinkeln und im Vergleich zum Vorgängermodell würde ich sagen, dass man jetzt auf hochwertigere Panel-Technologie setzt. Das macht sich nicht nur an einer höheren Helligkeit bemerkbar, sondern Farben wirken auch wesentlich realitätsgetreuer. So wurde auch die Ablesbarkeit unter direkter Sonneneinstrahlung weiter verbessert – wenngleich das bereits beim Vorgänger ohne größere Bemühungen möglich war.

Im Zusammenspiel mit Nothing OS 3.1 und dem Snapdragon 7S Gen 3 ergibt sich ein, für dieses Preissegment, super performantes Gerät, welches in diesem Preissegment seinesgleichen sucht und durchaus auch teurere Konkurrenten in den Schatten stellt. Gerade im Zusammenspiel mit dem Display wirkt alles butterweich, da bedarf es in meinen Augen nicht an nichtssagenden Benchmarks. Gerade was alltägliche Anwendungen angeht: Verschiedene Apps öffnen, benutzen, Nachrichten tippen, etc. gibt es da kein Quäntchen Performance, was ich vermissen würde – auch wenn ich im Direktvergleich im Alltag durchaus mit vielen Flaggschiffen hantiere. Was wohl kaum ins Gewicht fällt, ist eine kleine Gedenksekunde beim ersten Öffnen, je nach verwendeter App. Beim weiteren Öffnen aus dem RAM geht das dann 1A. Alles ist butterweich und Nothing rundet dies mit schönen Animationen (z. B. beim Aufwecken des Geräts) und einer einheitlichen Benutzererfahrung nochmal ab. Man bemerkt auch, dass es sich hier nicht um einen Flaggschiff-SoC handelt, da die Bilder nach dem Auslösen der Kamera erst noch verarbeitet werden. Klickt man sich direkt in die Galerie, dann sieht man für einen kurzen Augenblick noch die Aufnahme vor dem Post-Processing.

Was Positives hat der SoC: Er erscheint mir wahnsinnig effizient. Wenngleich ich für die Akkulaufzeit noch keine Langzeiterfahrungen sammeln konnte, wirken die – wie auch die Standby-Zeiten, überdurchschnittlich. Aufgeladen wird dank 50-Watt-Ladung (Power Delivery wird als Standard unterstützt) recht flott. Verzichten muss man allerdings auf drahtloses Aufladen, das gibt es in der A-Reihe weiterhin nicht.

Nothing OS 3.1 (auf Basis von Android 15) sowie den Nothing-Dot-Look mag ich für meinen Teil sehr gerne. Nothing hat inzwischen auch weitere eigene Apps im angepassten Design an den Start gebracht. Nahezu alles wirkt wie aus einem Guss und passt stimmig zusammen. Es ist jedoch auch möglich, einen sehr Android-nahen Stil zu wählen.

Ich würde mir wünschen, dass man es, trotz des günstigen Kostenpunkts, nicht bei drei Jahren Software-Unterstützung für die System-Updates belässt. Klar, man ist ein kleinerer Hersteller, aber da muss man sich durchaus den großen Anbietern, wie Samsung oder Google, zumindest etwas annähern. Kleiner Wermutstropfen: Sicherheits-Patches gibt es immerhin für sechs Jahre und damit ein Jahr mehr als es die EU-Regelung verlangt.

Den wohl größten Unterschied zum Vorgängermodell gibt es bei den Kameras. Vor allem beim Nothing Phone (3a) Pro hat sich da einiges verändert, um nicht zu sagen verbessert. Für den Kostenpunkt besitzen beide Smartphones eine überdurchschnittlich gute Kamera. Beide Nothing Smartphones punkten mit einer sehr natürlichen Farbgebung bei den Bildern. Hier hat man als Nutzer die Möglichkeit, mit (teilbaren) Presets nachzusteuern und den Look dem eigenen Geschmack anzupassen. Vor allem bei Tageslicht kann man mit den Kamera-Setups des Duos gute, detailreiche Resultate erzielen, „Schwächen“ zeigt man wenn dann in der Low-Light-Performance. Eindrücke beider Modelle in voller Bildqualität erhaltet ihr hier. (Nothing Phone (3a) = Nothing A059; Nothing Phone (3a) Pro = Nothing A059P).

Der Ultraweitwinkel-Sensor ist wohl die schwächste Kamera im Kamera-Gespann. Für Schnappschüsse reicht das allemal. Zu den Rändern hin werden die Aufnahmen unschärfer.

Die Hauptkamera ist sowohl im (3a) als auch (3a) Pro mit einem 50-Megapixel-Sensor bestückt. Auch wenn diese laut Nothing nicht komplett identisch sind, sind die Resultate beider Modelle doch auf einem ähnlich hohen Niveau. Durch den großen Sensor entsteht ein schönes, natürliches Bokeh.

Die Kamera des Nothing Phone (3a) Pro ist im Tele-Bereich besser, auch was die Stabilisierung angeht. Bemerkbar macht sich das aber vor allem, wenn ihr viel zoomt. Dies bringt aber auch eine gute Makro-Funktionalität mit.

Der dreifache und auch der sechsfache Zoom liefern beim Pro-Modell gute Resultate, bei denen das „normale“ 3a-Modell – und auch die meisten Konkurrenz-Modelle, dieser Preis-Kategorie – nicht mithalten kann.

Beim Glyph-Interface gibt es inzwischen einige (nützliche) Anwendungsfälle (Timer, Benachrichtigungen, etc.) und es ist durchaus ein Hingucker. Weiter mangelt es aber an Drittanbietern, die entsprechende Unterstützung in ihre Apps einbauen – da hat sich leider im Vergleich zum Vorjahr nicht so viel geändert. Und auch wenn Nothing inzwischen weiter verbreitet ist: Es ist halt doch weiter eine nischige Marke mit einer jungen Zielgruppe.

Ansonsten? Der Fingerabdruckscanner arbeitet optisch, jedoch schnell und zuverlässig. Klar an die Quoten und Geschwindigkeiten eines Ultraschall-Modells kommt man da nicht ran, aber das würde man in dieser Preiskategorie auch nicht erwarten. Die Position ist für das große Gerät recht weit unten und somit perfekt auf Griffhöhe für meinen Daumen.

Auch wenn sich der Essential Hub derzeit noch im Beta-Stadium befindet, einige Randnotizen meinerseits zu dieser Funktion. Es handelt sich derzeit quasi um einen Notizzettel mit To-do-Funktionalität. Dieser wird wahlweise mit Screenshots oder kurzen Sprachnotizen befüllt. Das klappte in meinem kurzen Beispiel mit konkreten Arbeitsaufträgen und Terminen auch problemlos auf Deutsch. Vorteil: Man muss nicht eine dedizierte App nutzen, bisher ist der Use Case aber noch sehr nahe an einer klassischen To-do-Liste dran, da braucht es schon mehr um mich vom Hocker zu hauen. Einen Alltagsnutzen sehe ich allemal und ich bin gespannt, in welche Richtung das weiter geht, das hat Potenzial, aber auch Ausbaupotenzial nach oben.

Unterm Strich? Nothing hat seine A-Reihe ordentlich aufpoliert. So gibt es unter anderem hochwertigere Display-Panels und auch bei der Performance gibt es eine Schippe mehr als bei der Vorgänger-Generation. Auch steckt das Gerät jetzt ebenfalls in einem Gehäuse mit Glasrückseite. In vielen Belangen wirken die beiden 3a-Geräte, wie ein Flaggschiff-Gerät und damit durchaus attraktiv sowie konkurrenzfähig – und es gibt auch nur kleinere, verschmerzbare Abstriche (z. B. kein Wireless Charging). Die Kamera ist in dieser Preisklasse sehr gut, kommt aber – verständlicherweise – nicht in allen Belangen an eine Flaggschiff-Kamera heran. Zu diesem Kostenpunkt jedoch suchen beide 3a-Smartphones ihresgleichen. Preislich geht es immerhin ab 329 Euro los – das ist Preis-Leistungstechnisch schon eine Ansage und übertrumpft in vielen Belangen auch die Nord-Geräte, die ebenfalls auf die Federführung des Nothing-CEOs Carl Pei zurückgingen. Aufpreise für Speicher oder die bessere Kamera vom Pro-Modell fallen fair aus. Eine Periskop-Kamera in der Mittelklasse sucht man sonst vergebens und hier gibt’s die nun in einem Smartphone (256 GB Speicherplatz) für 459 Euro.

Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf ge­lan­gt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir ei­ne kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Baujahr 1995. Technophiler Schwabe & Lehrer. Unterwegs vor allem im Bereich Smart Home und ständig auf der Suche nach neuen Gadgets & Technik-Trends aus Fernost. X; Threads; LinkedIn. Mail: felix@caschys.blog

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

2 Kommentare

  1. > Ich würde mir wünschen, dass man es, trotz des günstigen Kostenpunkts, nicht bei drei Jahren Software-Unterstützung für die System-Updates belässt.

    Da bin ich dann raus. Das ist leider überhaupt nicht nachhaltig und fördert Ressourcenverschwendung. Dann lieber weniger Gimmicks und Anpassungen, damit man Updates ohne viel Mehraufwand verteilen kann.

  2. Schöner, ausführlicher Bericht – vielen Dank dafür!
    Schade, dass nur das Pro eSim unterstützt, darauf würde ich nicht mehr verzichten wollen, im Urlaub nutze ich die andauernd.

    Kleiner Korinthenkacker Hinweis: Der „Wermutstropfen„ meint ein störendes Detail, und so ist das in dem Zusammenhang mit den längeren Sicherheitsupdates glaube ich nicht gemeint.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.