Neobroker: Geschäftsmodell könnte in der EU ins Wanken geraten
Neobroker wie Trade Republic oder auch Scalable Capital erfreuen sich durchaus großer Beliebtheit. Ihren Erfolg ziehen sie vor allem daraus, dass sie deutlich niedrigere Gebühren auf Trades erheben, als etwa bei Depots traditioneller Banken anfallen. Doch zumindest mittelfristig droht dem Geschäftsmodell der Neobroker in der EU das Aus. Denn das Modell „Payment for Order Flow“ (PFOF) soll verboten werden.
Bis Juni 2025 soll das Verbot nach aktuellem Stand der Dinge umgesetzt werden. Worum geht es genauer? Nun, die niedrigen Gebühren können die Neobroker euch nur anbieten, weil sie euch eben nicht die freie Wahl aller Handelsplätze anbieten. Stattdessen erhalten die Broker Geld dafür, dass sie ihre Nutzer zur Ausführung der Trades an bestimmte Börsenplätze leiten. Dadurch sind die niedrigen Gebühren für die Kunden möglich.
Genau dieses Modell soll aber in der EU verboten werden. Die Begründung: Das Modell sei für Nutzer zu intransparent. So müsse es für Kunden möglich sein, selbst unterschiedliche Handelsplätze und die jeweiligen Kurse dort zu prüfen, um sich für das beste Angebot zu entscheiden. Das sei beim PFOF-Prinzip jedoch ausgehebelt. Zusätzlich behauptet man laut ntv in Brüssel, dass Neobroker zu unbedachten Trades verleiten.
Ob man der Argumentation der EU wirklich folgen sollte, kann man kritisch hinterfragen. Sicherlich verleiten geringere Gebühren und eine flotte Bedienung und Ausführung dazu, mehr Trades auszuführen. Trade Republic hat da sogar, aus meiner Sicht unfreiwillig komisch, damit geworben, wie sich so mal eben täglich ein paar Trades in Bus und Bahn nebenbei von jungen Studis ausführen lassen. Die Bafin konnte aber in Studien belegen, dass PFOF für Aufträge mit kleinerem Volumen eher vorteilhaft für die Kunden ist.
Erst bei hohen Transaktionsvolumen, wenn die Gebühren eine geringere Rolle spielen als kleinere Abweichungen beim Kurs, hat PFOF für die Kunden Nachteile. Aktuell sehe ich es auch eher so, dass sowohl Neobroker als auch Kleinanleger vom Modell profitieren. Zumal es sich um niedrigschwellige Angebote handelt, die dazu führen, dass sich mehr junge Menschen für Geldanlagen interessieren.
Man spekuliert daher, dass das EU-Verbot möglicherweise eher durch Lobbyarbeit der großen Börsenplätze motiviert worden ist.
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Wie schon bei der Definition einer erlaubten Krümmung der Banane sind unsere europäischen Politiker auch in diesem Thema und in vielen anderen Themen unermüdlich im Einsatz für uns, den mündigen Bürger ……
Unfassbar, dass Leute immer noch dieses Bananen-Märchen bringen:
https://voxeurop.eu/de/was-wirklich-geschah-als-bruessel-die-bananen-geradebog/
Dann ist es eben die Gurke. Es ist ein Metapher der aktuellen Politik gegen die finanzielle Freiheit des „normalen“ kleinen Steuerzahlers.
Die werden wohl überleben.
Sollte es so kommen, holt man es sich mit noch schlechteren Kursen, der typische Kundenkreis vergleich ja nicht.
Es gibt ja jetzt schon Unterschiede. Allerdings macht es eher bei höheren Beträgen womöglich Sinn, über einen klassischen Broker zu handeln, der das 10fache an Gebühren nimmt.
Die Kunden von Neobrokern sind deutlich preissensibler als die Kunden der Standard-bankeigenen Broker. Logo: Die sind dort gelandet, weil sie Preise verglichen haben. Den Broker der eigenen Bank nimmt man in der Regel nicht wegen der Konditionen, sondern, weil es halt einfach ist, in der Banking-App auf „depot eröffnen“ zu drücken.
Aber ja, überleben werden sie es. Das kommt für die ja auch nicht überraschend.
Ich vergleiche bei Transaktionen immer sowohl den Spread bzw. den Geld-/Briefkurs an den verschiedenen Handelsplätzen, als auch deren Kosten. Ich kann zumindest für Aktien, sowohl deutsche, als auch internationale Werte, nicht bestätigen, dass die Kurse an den von den Neobroker bevorzugten Handelsplätzen groß abweichen. Ja, es gibt immer mal Abweichungen, aber die gehen sowohl nach oben, als auch nach unten. Man muss wirklich immer vergleichen, daher sollte man schon einen Broker nehmen, der mehrere Handelsplätze anbietet.
Die Spreads sind ja auch an die großen Handelsplätze gebunden.
Nur während den Öffnungszeiten der Referenzbörse. Außerhalb dieser Zeiten dürfen die Spreads höher liegen.
Das ist richtig, aber das ist auch bei anderen Anbietern so, die einen Handel außerhalb der Öffnungszeiten anbieten.
Aus dem Grund sollte man ja nur während den Börsen Öffnungszeiten handeln.
Natürlich ist hier der Hintergrund Lobbyarbeit. Denn die Großen Player haben mal wieder Sorgen, Einnahmen zu verlieren.
Ich selbst nutze TradeRepublic seit ein paar Monaten und bin begeistert, dass man auch mit kleinem Geld anfangen kann, zu investieren.
Aber wohlmöglich kommen wir dann noch soweit, dass sich auch sehr junge Leute mit kleinem Einsatz und kleinen Sparplänen auf die Dauer bereichern können und Erfahrungen mit Aktien sammeln. Das kann niemand wollen…
Finde ich auch sehr schade. Wir haben nicht mal einen steuerfreien 401k wie in den USA für Renteneintritt. Hier ist so vieles gegen den Normalo gerichtet dass der sich ein bisschen Vermögen aufbauen kann ohne direkt blank zu ziehen steuermäßig…
Ich nutze Trade Republic jetzt schon fast 2 Jahre und finde das toll. Vor einigen Jahren hatte ich mit meinem Depot bei der Deutschen Bank Aktien gehandelt und es war ziemlich krass von den Gebühren her. Da war man schnell mal 10€ los, bei Handelsvolumina von wenigen 100€ war das schon doof.
Für Leute, die das mal ausprobieren wollen ist so ein Neo Broker schon gut, zumal ja immer geraten wird mehr auf Aktien zu gehen. Aber wenn halt eine Person mit niedrigem Einkommen mal 100€ im Monat übrig hat und davon ETF kaufen will schreckt das mit 10€ Gebühr dann doch eher ab.
Trade Republic zeigt ja z.B. ganz gut an, dass der aktuelle Kauf X% über dem Verkaufskurs liegt. Es wäre jetzt auch kein Problem eine Liste mit verschiedenen Handelsplätzen zu machen und die Gebühr mit einzuberechnen.
Dann steht halt da:
Frankfurt 30% über Verkaufskurs
Stuttgart 20% über Verkaufskurs
L&S 3% über Verkaufskurs
In den Niederlanden ist das jetzt schon verboten und trotzdem gibt es dort Neobroker. Ich vermute, dass dadurch eher solche absurden Angebote entfallen, bei denen man für 1€ ein Bruchstück der Apple-Aktie kaufen kann. Wahrscheinlich wird man sich dann eher auf das Geschäft mit Sparplänen und ETF konzentrieren.
Warum sollte das „absurd“ sein?
Weil sich diese Angebote zum Zocken („der schnelle Trade zwischendurch“) verleiten. Das wiederspricht dem Sinn von langfristigem Vermögensaufbau.
Einzelaktien als Einzelkauf machen bei dieser Summe absolut keinen Sinn und haben den Nachtteil, dass man beim Depotwechsel wieder alles verkaufen muss, wenn man keine volle Aktie zusammen hat.
Aber vielleicht will derjenige ja auch keinen langfristigen Vermögensaufbau. Sondern als Daytrader schnell reich (oder arm) werden. Der Sinn der Börse ist nicht per se langfristiger Vermögensaufbau.
Bruchstücke zu kaufen, macht absolut Sinn. Man kauft ja auch Bruchstücke eines ETF, wenn man eine immer gleich bleibende Summe spart und ändert die Summe nicht entsprechend des aktuellen Kurswertes. Bei TR kann man also auch Sparpläne – mit Bruchstücken – auf einzelne Aktien machen. Das ist doch eine sinnvolle Sache – für den, der das machen will.
Eine (!) Berkshire Hathaway Aktie kostet zur Zeit ca. 463.500€ – da ist ein Bruchstück keine kleine Summe. Man kann auch für 100.000€ Apple Aktien kaufen und bekommt dann 581,39 Anteile.
Wirklich traurig, dass es Menschen gibt, die sich von diesem Zocker-Ammenmärchen tatsächlich überzeugen lassen. Unfassbar. Da wird mit massiv Lobby-Arbeit so ein Unsinn gesät und du glaubst noch, die tun dir was gutes, wenn du den alt eingesessenen Banken und Börsenplätzen von nun an mehr von deinem privaten Geld in den Ar**h blasen darfst…
Hier ist mal wieder der Nutzer der Verlierer. Den meisten ist es doch völlig egal wo die Aktie gehandelt wird. Man sieht den Preis und weiß was man kauft. Ohne die niedrigen Gebühren würden die Meisten wohl keine Aktien kaufen, mich eingeschlossen. Da ich meist nur für 100-500€ kaufe, wären die hohen Gebühren eine zu große Hürde.
Außerdem muss es schnell und einfach gehen, sonst sucht man sich andere Investments.
Ich vermute hier auch viel Lobbyarbeit von den Großen.
Die Spreads und Kurse sind während der Handelszeiten an so ziemlich allen Börsen gleich. Bei dem bisherigen Modell ( PFOF) gab es keine Nachteile für den Kunden.
>>Die Bafin konnte aber in Studien belegen, dass PFOF für Aufträge mit kleinerem Volumen eher vorteilhaft für die Kunden ist.
Wenn in der EU etwas vorteilhaft für die Kunden ist, muss es abgeschafft werden. So funktioniert die EUrokratie …
Genau! Deshalb wurden auch die Roaming-Gebühren abgeschafft. Nur zum Nachteil der Kunden…
Der Vergleich mit der Abschaffung der Roaming-Gebühren ist nicht wirklich zielführend. Aber wer möchte, findet selbstverständlich unter all den kundenunfreundlichen Aktionen eine, die vielleicht einen positiven Effekt für einige Kunden hatte. Wer gar nicht im europäischen Ausland unterwegs ist, dem bringt die Abschaffung der Roaming-Gebühren gar nichts. Wer nicht mit Neobrokern tradet, dem kann PFOF egal sein.
Trade Republic & Co haben es erst für viele Kunden interessant gemacht zu traden. 1 € pro Trade sind eine Ansage egal ob es um kleine oder große Beträge geht. Sollte es durch die EU so kommen kommen wie im Artikel dargestellt, werde ich mich nach einer Alternative im Nicht-EU Ausland umsehen. Was herkömmliche Banken an Gebühren verlangen geht gar nicht, der schnelle Trade zwischendurch wäre pase.
Ein finanziell aufgeklärtes und unabhängiges Volk ist ein gefährliches Volk für die Politiker.
Da kann ich jetzt der EU Politiker nicht folgen. Nutze Trade Republic, und freue mich das ich für 1 Euro das gleiche bekomme wie bei Consors. nur das ich mit TR nur ein Bruchteil bezahle. Die gebühren dabei sind sehr Transparent und günstig. Da haben wohl die großen Banken wieder mal viel Lobby Arbeit gemacht und unsere Super Intelligenten (EU) Politiker wohl eher das System nicht verstanden. Die Verbraucher verstehen es!
Wir sind in Deutschland was die Gebühren angeht eigentlich verwähnt gewesen. Man mag es kaum glauben.
In Italien zahlt man für eine Order über 1000,-€ ungefähr 25€ Gebühren. Wenn man amerikanische Aktien möchte bekommt man die teilweise nur über die dortigen Handelsplätze. Bedeutet die Kosten steigen nochmals massiv.
Jetzt expandieren Trade republic und Scalable innerhalb der EU. Und schon kann jeder Italiener binnen Minuten ein Konto in deutschland eröffnen und in Hamburg bzw München kaufen. Das für die geringen Gebühren. Ähnlich sieht es in Spanien oder Frankreich aus!
Dazu kommt noch, wir sind ja eine EU und ein Binnenmarkt! Aber jedes Land hat seine eigenen Quellensteuer! Da müsste man mal ran! Absolute frechheit was eben Italien und Frankreich da abziehen!
Als das vor paar Monaten mit dem PFOF-Verbot aufkam hat ein Gründer ein Interview gegeben. Er meinte es sei nur eine Säule der Einnahmen. Dann kostet der Trade demnächst halt 2€. Ob das zu halten ist wage ich zu bezweifeln da die Broker aktuell noch Verluste schreiben. Auf der anderen Seite machen sie alles richtig massiv und schnell mit voller Kraft in den europäischen Markt einzuschlagen!
Interessanter Gesichtspunkt – ich wusste das mit den recht niedrigen Gebühren in Deutschland nicht. Vielen Dank für Deinen Beitrag.
Ich frage mich, ob sich die Neobroker nicht zusammenrotten können, um ein Gegengewicht zu den traditionellen Häusern zu bilden und so an dedizierten Börsen bessere Transaktionsbedingungen zu vereinbaren, welche sie dann – zumindest in „abgemildeter“ Form auch an ihre Kunden weiterzugeben.
Dazu hätte ich gerne Deine Einschätzung erfahren
Dass PFOF reguliert werden könnte, war von Beginn an bekannt, noch bevor Trade Republic und Co um die Ecke kam. Die Diskussion ist alt, die Neobroker haben alle gesagt sie sehen sich bei einer Umstellung nicht gefährdet. Insofern eine unnötiger Aufschrei jetzt mal wieder.
Ob ich jetzt 1 € oder 4€ für eine Order zahle ist für eine ernsthafte Anlagestrategien egal. Ich verstehe auch nicht wer sich mit Teilaktien in die finanzielle Freiheit schweben sieht oder meint mit einer Minimalanlage wäre der finanzielle Aufstieg gesichert. Das geht Richtung sowieso Richtung riskantem Daytrading und nicht um finanzielle Absicherung. Für letzteres reicht ein weiterhin meist kostenloser Sparplan. Der Broker spart da ja vor allem durch die Bündelung der Ausführung.
Für Leute die mit sehr kleinen Beträgen traden macht es sehr wohl einen Unterschied ob es 1 € oder 4 € kostet. Die Differenz muss erstmal verdient werden. Für mich persönlich macht es auch einen Unterschied, denn ich kaufe und verkaufe manchmal mehrmals innerhalb sehr kurzer Zeit um von Schwankungen zu profitieren.
Klar, aber was du machst ist halt spekulatives Daytrading. Das hat wenig mit finanzieller Freiheit oder Altersvorsorge zu tun.
Wenn was hängen bleibt hat es sehr wohl auch mit meiner Altersvorsorge zu tun 😉 Ohne günstige Gebühren würde es sich kaum lohnen und die Hausbanken bieten da auch kaum richtige Echtzeitkurse.
Dann müsste bei KFZ-Versicherungen auch die Rabatt-Option „mit Werkstattbindung“ verboten werden. Es wird doch niemand gezwungen bei diese Broker zu nutzen. Also so richtig leuchtet mir das Ganze nicht ein.
Sehr schöner Vergleich. Die Versicherungsbranche ist ja auch ziemlich reguliert, genau wie die Banken. Theoretisch müssten sie dann dort auch reinregulieren.
Mir gefällt das Beispiel. Sollte man vielleicht mal seinem Abgeordneten stecken 🙂
Das verstehe ich nicht ganz. Ich kann doch bereits jetzt bei Scalable wählen, ob ich kostenlos bei gettex oder gegen die üblichen Gebühren bei XETRA handeln möchte.
Okay, es sind bei Scalable derzeit nur 2 Handelsplätze, aber das ließe sich doch im Zweifel bestimmt noch ausbauen. Wenn sie gezwungen werden, dort noch mehr Handelsplätze anzubieten, ist das für den Verbraucher am Ende doch tatsächlich vorteilhaft. Für kleine Trades nimmt man dann gettex oder L&S, wo man vielleicht geringfügig höhere Spreads aber keine Gebühren hat. Für große Trades dann halt andere Handelsplätze. Die Vermittlung zu den jeweiligen Handelsplätzen werden sich die Neo-Broker dann natürlich bezahlen lassen, aber so what?
Ich fände es schön wenn sich die EU mal wieder aus dem ganzen Broker-Markt heraushalten würde. Ich werde seit 1 Jahr zugemüllt mit MFID-Dokumenten die mir ein paar Tage vor Order-Ausführung schreiben dass bald eine Order ausgeführt wird…ach ne… ob das vielleicht daran liegt dass ich einen Sparplan eingerichtet habe der das regelmäßig macht?
Seit 2 Jahren kann ich auch nicht mehr alle Aktien handeln, darunter auch große Dickschiffe wie American Tower, weil die EU der Ansicht ist, das wären keine Aktien sondern Fonds und für die müsse es eine deutsche Doku geben… ja sicher…
Ich könnte ja noch irgendwie verstehen wenn die EU 50x gehebelten Produkten einen Riegel vorschiebt oder Produkte einschränkt bei denen der Anwender mehr Geld verlieren kann als er einsetzt. Aber es nimmt langsam absurde Züge an.
„Man spekuliert daher, dass das EU-Verbot möglicherweise eher durch Lobbyarbeit der großen Börsenplätze motiviert worden ist.“
Davon gehe ich ebenfalls aus.
Die aktuelle Regelung ist ganz klar zum Vorteil der Kunden.
Die alten Platzhirsche trauern eher der Zeit hinterher, als sie maßlos überteuerte Gebühren nehmen konnten und der Kunde keine Wahl hatte.