Microsoft verletzt laut noyb die Privatsphäre von Kindern

Die Debatte an sich ist nicht neu: Schulen sind in Deutschland schon von Datenschützern angehalten worden, die 365-Education-Dienste von Microsoft nicht zu verwenden. So könne der Datenschutz nicht ausreichend garantiert werden. Die Datenschutzaktivisten von noyb werfen den Redmondern abermals vor, die Privatsphäre von Kindern wissentlich zu verletzten – und die Schuld einfach den Schulen selbst in die Schuhe zu schieben.

noyb wirft Microsoft vor, seine Marktmacht auszunutzen und die meisten seiner DSGVO-Verpflichtungen vertraglich auf die Schulen und Behörden abzuwälzen. Das sei aber im Grunde nur ein Kniff, denn die Schulen hätten gar keine echten Möglichkeiten, die Vorgehensweisen von Microsoft zu beeinflussen oder vorzugeben, welche Daten wie verarbeitet werden. noyb hat deshalb bereits zwei Beschwerden eingebracht.

In der Praxis laufe es aktuell so, dass alle Entscheidungsbefugnisse und Gewinne bei Microsoft landen, während die Schulen das Gros der Risiken tragen müssen. Absurde Auswüchse dessen sind, dass Microsoft z. B. Auskunftsersuchen zu Daten nicht beantwortet, während die Schulen wiederum nicht antworten können, weil sie gar nicht die Hoheit über die Daten haben. Microsoft mache es sich also denkbar einfach und horte die Daten, zeige dann aber bei der Ausübung von DSGVO-Rechten unschuldig pfeifend auf die Schulen. Leidtragende seien die Kinder, deren Daten zu Freiwild würden.

Verträge mit Microsoft sind laut noyb realitätsfern

Die Verträge zwischen den Schulen und Microsoft seien realitätsfern. Am Ende sollten in Österreich etwa die lokalen Schuldirektoren sicherstellen, dass Microsoft quasi die Vorschriften einhalte, was so in der Praxis natürlich unmöglich ist. Am Ende sei im Grunde aus rechtlicher Sicht nicht einmal ganz klar, welche Datenschutzrichtlinien oder -dokumente für die Nutzung von Microsoft 365 Education gelten. Microsoft nutzt gezielt so komplizierte und intransparente Dokumentationen, dass nicht einmal Juristen wirklich durchblicken könnten, geschweige denn fachfremde Lehrer oder Schuldirektoren.

Microsoft nutze je nach Dokument unterschiedliche, aber stets bewusst vage Formulierungen. Daher bleibe auch unklar, was konkret mit den Daten der Kinder passiere, die Microsoft 365 Education nutzen. Aktuell sei es auch für Eltern und Kinder daher unmöglich, klar festzustellen, was Microsoft an Daten sammele und auswerte. Laut noyb tracke Microsoft aktuell höchstwahrscheinlich alle minderjährigen Nutzer seiner Softwareprodukte – und das ohne eine gültige Rechtsgrundlage. Betroffen sind wahrscheinlich Hunderttausende von Schülern und Studenten in Europa.

noyb fordert daher derzeit die österreichische Datenschutzbehörde (DSB) dazu auf, die Datenverarbeitung durch Microsoft 365 Education zu untersuchen. Weder Microsofts Datenschutzunterlagen, Auskunftsersuchen noch noyb-eigene Recherchen konnten bislang Klarheit schaffen. Damit verstoße das Unternehmen laut den Aktivisten auch gegen die Transparenzbestimmungen der DSGVO und ignoriere das Auskunftsrecht. Wegen der potenziell großen Anzahl Betroffener schlägt noyb der DSB zudem vor, eine Geldstrafe gegen Microsoft zu verhängen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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16 Kommentare

  1. Was ich nicht verstehe, ist, warum die Schulen nicht auf alternative Produkte setzen. Bei einem schulintern gehosteten Zugang von z. B. Nextcloud mit Zugriff der Schüler über VPN, wären die Daten wahrscheinlich besser aufgehoben, wenn man einen fähigen Dienstleister einsetzen würde.

    • Zu teuer und zu hoher personeller Aufwand.

    • Genau. Und die Schüler greifen per VPN drauf zu? Ich will dir nicht zu nahe treten aber du scheinst von den Technikkenntnissen der breiten Bevölkerung nicht besonders viel mitbekommen zu haben.

      • Hallo Fosssi, „Und die Schüler greifen per VPN drauf zu? Ich will dir nicht zu nahe treten aber du scheinst von den Technikkenntnissen der breiten Bevölkerung nicht besonders viel mitbekommen zu haben.“ stimmt einerseits, die Einrichtung eines klassischen VPN „per hand“ ist und war mir auch zu kompliziert und ich habe dann lieber auf öffentliche WLANs verzichtet und mein mobiles Datenvolumen belastet. Aber es geht auch anders, auch für „mittel-Dummys“ wie mich: FritzBox mit WireGuard VPN – so gut „vorgekauft“ für „durchschnittliche“ PC- und Smartphone-Nutzer und ich hab jetzt VPN und kann auch mal öffentliche WLANs nutzen oder mein NAS von unterwegs ansprechen ganz ohne Dropbox. Sowas geht wenn es gut gemacht wird. Eben EDV-Schonkost die die Endanwender nicht überrfordert.

        • Ich kann das auch. Darum geht es nicht. Schülerinnen und Schüler können das nicht und die Elternhäuser können das auch nicht. Die sind schon mit einer Anmeldung von zwei Kindern bei einer Schul-App völlig überfordert. Wenn sie ein neues Handy haben (ist oft das einzige internetfähige Gerät im Haushalt) brauchen sie einen neuen Account weil der alte ist ja weg usw. Das kann sich hier niemand vorstellen. Da mit einem Vorschlag wie oben zu kommen ist völlig weltfremd. Es gibt gute und funktionierende Lösungen auf dem Markt, die auch datenschutzkonform sind (z.B. iServ oder UCS@school) aber was Selbstgebasteltes auf das dann „alle“ per VPN zugreifen gehört definitiv nicht dazu.

    • Hier ist der Gesetzgeber gefordert. Ist es so schwer Gesetze gegen sowas zu machen? Wohl nicht.
      Dennoch muss man sagen das es Sinn macht Schüler an der Software auszubilden die von 99% der DAX Unternehmen (und allen anderen) verwendet wird.
      Zudem sehen aktuell, dass die Schule an der ich bin, im Jahr über eine Millionen an Subunternehmen zahlt für die Verwaltung. Viel spaß wenn jetzt wieder alles umgestellt werden muss und anstatt einer Software 18 verschieden verwaltet werden müssen.
      Das ganze von Lehrern teilweise ohne Ausbildung in IT warten zu lassen ist Datenschutztechnisch mindestens genauso eine Katastrophe wie der Datenschutz bei MS.

  2. Nur von Kindern? Was ist mit den Trackern und den „Nach-Hause-Telefonieren“ Statusreports an die Zentrale?

    • Heisenberg says:

      Und denk an die neue NSA Screenshot Funktion!

      Snowden hat es ja schon erklärt, also nichts ist mit copilot ausreden.^^

  3. KritikLord says:

    Das passiert nun mal wenn man eine fertige all-in-one Lösung der etablierten Anbieter nutzt da muss man eigene Rechte dem Big Player unterordnen.

    Linux und Quelloffene Standards wären eine alternative aber ist leider kein fertig-Produkt wie es Microsoft anbietet.

    Ohnehin lustig von Datenschutz zu sprechen wenn alle in der Schule Google Suche und Browser Skype Teams etc. Nutzen!

  4. Wenn das das größte Problem an unseren Schulen ist wundert mich auch nix mehr.
    Wie wärs denn mal damit Office und Co zu verwenden, dafür zu sorgen dass alle Kinder damit umgehen können zumal das nachher dann auch in fast allen Firmen eingesetzt wird und mit der freien Empörungskapazität was sinnvolles anstellen in Richtung MINT und nicht Namen Tanzen, Straße kleben oder gegen sonstwas protestieren, Welt retten etc.

    • +1 Und alle beschweren sich über Datenschutz an Schulen. Dabei ist dann auf Insta, TikTok, etc. alles von der Geburt bis zur SkinCare der Kinder zu sehen…

      • Das ist ein interessanter Punkt: Wer beschwert sich denn? Das sind mehrheitlich nicht die Kinder oder die Eltern, also die, um die es eigentlich geht und die man schützen möchte, sondern die, die meinen, für diese Gruppen sprechen zu müssen. Die, um die es geht, werden in aller Regel gar nicht gefragt, wie sie das sehen – so wie es in vielen anderen Bereichen auch ist.

    • > zumal das nachher dann auch in fast allen Firmen eingesetzt wird

      Sehe ich eigentlich gar nicht mehr. In der Regel ist es das Office-Paket von Google — aber an sich spielt es keine große Rolle mehr, weil gar keine Dateien wie „.docx“ mehr verwendet werden, sondern einfach Browser-basierte Dokumente per URL freigegeben werden. Da tippert man dann rein, ohne eine Software zu besitzen.

    • verstrahlter says:

      Es ist definitiv nicht Aufgabe der Schulen Microsofts zukünftige Nutzerschafe heranzuzüchten, nur weil allgemein viel zu viele ahnungslose Entscheider stumpf deren Produkte ordern, ohne sich allzu viele Gedanken zu machen.

      Was Jugendlichen fehlt ist grundsätzliche Medienkompetenz an Bedienung und selbstständiger Entscheidung, wessen Produkte man zu welchem Preis benutzt.
      Wenn man sowas allerdings selbst nicht besitzt, kann man es auch schlecht lehren.

  5. Man nehme IServ und werde glücklich. Kostet ungefähr das gleiche und man hat echte Menschen am Telefon wenn was nicht läuft.

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