„Like a Dragon: Infinite Wealth“ im Test: Perfekter Ausflug nach Hawaii
In den vergangenen Wochen hatte ich die Chance, „Like a Dragon: Infinite Wealth“ an der Xbox Series X bereits rund 50 Stunden zu spielen. Dennoch ist der Abspann dieses Mammutwerks noch nicht über meinen Bildschirm geflimmert. Schon im Vorfeld ahnte ich, dass dieses JRPG ein Anwärter auf mein Spiel des Jahres 2024 sein dürfte. Doch meine Erwartungen sind weit übertroffen worden. Aus meiner Sicht liegt hier, nur erreicht von „Yakuza 0“, das beste Spiel des gesamten Franchises vor.
Ich selbst bin seit „Yakuza 3“, noch aus der Ära der PlayStation 3, Fan dieser Spielereihe, die sich mittlerweile „Like a Dragon“ nennt und damit näher an der japanischen Namensgebung steht. So habe ich mich sehr gefreut, zu beobachten, wie die von mir geliebte Marke über die Jahre eine immer breitere Zielgruppe erreicht hat. Denn die tollen Spiele, die stets eine dramatische Hauptgeschichte mit vielschichtigen Charakteren, mit teils abstrusen, aber jederzeit amüsanten Nebenaufgaben mischen, verdienen den Erfolg.
Auf die Kontroversen um den New-Game+-Modus, der über einen kostenpflichtigen DLC erworben werden kann, will ich hier nicht zu sehr eingehen. Denn sie würden aus meiner Sicht ein fantastisches Spiel überschatten, das so viel hochwertigen Inhalt bietet, wie kaum ein anderer Titel der letzten Jahre. Dabei ist die Grundgeschichte rasch erzählt: Es verschlägt den optimistischen Ichiban Kasuga aus „Yakuza: Like a Dragon“ von Japan nach Hawaii, wo er sich auf die Suche nach seiner leiblichen Mutter begibt. Hinter der sind allerdings mysteriöser Weise auch zahlreiche andere Organisationen her. Somit tut sich Ichiban mit Kazuma Kiryu, dem Protagonisten der vorherigen Spiele, wie „Yakuza 6: Song of Life“, zusammen. Kommen sie gemeinsam den anderen zuvor und können Ichibans Mutter vor einem ungewissen Schicksal bewahren?
„Like a Dragon: Infinite Wealth“ – in jedem Bezug besser als der Vorgänger
Die Story weist, typisch für die Reihe, zahlreiche Wendungen auf. Zwar stimmt der Spannungsbogen nicht immer, sodass es eine ganze Weile dauert, bis die Geschichte in Fahrt kommt, doch das ist in Ordnung, da man sich nebenbei in zahlreichen Nebenaktivitäten verlieren kann. Diese verteilen die Entwickler geschickt und verknüpfen sie zum Teil auch mit der Hauptgeschichte. Ich selbst etwa bin erst nach rund 30 Stunden zum enthaltenen „Animal Crossing“-Modus im Resort Dondoko Island gelangt, was sich für euch über Fortschritt in der Main-Story ergibt.
Allein in jenem Modus kann man gut 10 Stunden verbringen. Ihr baut hier ein heruntergekommenes Resort wieder auf, indem ihr Crafting betreibt, Ressourcen abbaut, Gäste einladet und unterhaltet und vieles mehr. Belohnt werdet ihr dafür am Ende auch mit Vorteilen für die Hauptgeschichte – etwa dem sonst ständig knappen Geld. An „Persona 5“ bzw. spezifisch dessen Dungeon Mementos erinnert hingegen ein immer wieder neu zufallsgeneriertes Labyrinth in Honolulu, in dem ihr mehrere Dungeon-Bereiche durchkämmt, um am Ende mit besserer Ausrüstung dazustehen.
Dazu kommen zahlreiche kleinere und größere Substorys und Mini-Aktivitäten wie Dart oder ein abgedrehter Lieferdienst, in dem ihr ähnlich wie in „Crazy Taxi“ die Straßen unsicher macht. Von „Pokémon“ borgt man sich die Sujimon aus. Ihr „sammelt“ Gegner ein und tretet gegen andere Trainer an, um in einem Kampf gegen die besten der Liga schließlich zum Meister aufzusteigen. Auch diese Nebengeschichte kann schon allein etliche Stunden unterhalten und führt euch in der Welt des Spiels auch zu Raids und Kämpfen gegen andere NPCs. Das Beste: Das alles ist aber natürlich kein Zwang, ihr könnt alles auch links liegen lassen und nur der Hauptgeschichte frönen.
Honolulu: Der bisher größte Spielplatz der Serie
„Like a Dragon: Infinite Wealth“ macht euch viele Angebote, aber mit welchen ihr interagiert, bleibt stets euch überlassen. Zumal man dabei einen Patzer des Vorgängers eliminiert hat: Da kam es im Verlauf der Geschichte vor, dass ihr auf einmal übermächtigen Gegnern gegenüberstehen konntet, wenn ihr nicht ausreichend Nebenaufgaben gelöst bzw. etwas Grinding betrieben hattet. Hier haben die Entwickler viel Tuning betrieben, sodass ihr nicht gegen solche Barrieren rennt.
Generell wurde das rundenbasierte Kampfsystem enorm verbessert. So könnt ihr euch jetzt in einem bestimmten Bereich frei bewegen, um etwa einen Gegner von hinten anzugreifen oder zu einem anderen Party-Mitglied zu schleudern, der nochmal nachtritt und so den Schaden erhöht. Ebenfalls ergibt es mehr Sinn bzw. macht mehr Spaß, die Jobs der Figuren zu wechseln. So könnt ihr einzelne Skills nämlich in Slots packen, um sie Job-übergreifend für eure Figuren zu übernehmen – klasse!
Im Verlauf der Geschichte erkundet ihr nicht nur die bisher größte Spielumgebung der Reihe, Honulu, sondern besucht auch Yokohama und sogar Kamurocho erneut. Technisch ist insbesondere Honulu sehr lebendig und vollgepackt mit Passanten und kleinen Details in der Umgebung. An der Xbox Series X läuft „Like a Dragon: Infinite Wealth“ dabei mit 30 fps und bietet keine unterschiedlichen Grafikmodi. Mit HDR und offenbar hoher Auflösung sieht das Bild zeitgemäß aus.
Einzig am Strand, wo sich extrem viele NPCs tummeln, brach bei mir die Performance teilweise merklich ein. Das könnten die Entwickler aber noch durch Patches beheben, denn schon während meines Testzeitraums sorgte ein Update für Linderung. Ansonsten ist dieses Spiel erstaunlich bugfrei, was für so einen umfangreichen Titel sehr beeindruckend ist. Ich bin tatsächlich nur auf minimale Fehler gestoßen, wie etwa ab und an besiegte Gegner, die seltsam auf dem Boden rotieren.
„Like a Dragon: Infinite Wealth“ vereint Quantität mit Qualität
Es fällt schwer „Like a Dragon Infinite Wealth“ gerecht zu werden, denn ich kann hier nicht alles erwähnen, was ihr im Spiel tun könnt. Die Entwickler haben nicht nur eine Art Best-of der Vorgängerspiele geschnürt, sondern das bisher wohl umfangreichste Spiel der Marke abgeliefert. Ichiban verdient sich etwa auch als Rettungsschwimmer und hilft z. B. Kindern am Strand, fischt Müll zum Wiederverwerten aus dem Ozean oder absolviert auch erneut Prüfungen an einem Zweig der Ounabara Vocational School.
Angenehm finde ich auch, dass man sich nicht scheut, auch mal einen anzüglichen Witz oder einen sarkastischen Gag für Erwachsene einzubauen, wobei eine gewisse Selbstironie immer dabei bleibt. Wie auch in den Vorgängern entwickelt sich zudem manche Nebengeschichte mit absurdem Beginn teilweise noch unerwartet emotional. Mich hat als langjähriger Fan der Reihe auch die Handlung um den ehemaligen Protagonisten Kazuma Kiryu extrem mitgenommen, sodass da auch mal eine Träne ein Staubkorn im Auge landete.
Nun könnte ich hier noch doppelt so viele Wörter darüber verlieren, wie viel Spaß es etwa macht, neue Ausrüstung auszuprobieren, Restaurants in Honululu abzugrasen, um neue Sidequests zu entdecken oder sich an Ichibans kindlichem, aber ursympathischem Gemüt zu erfreuen. Was ihr wissen solltet: Wenn euch schon andere Spiele der Reihe „Yakuza“ bzw. „Like a Dragon“ gefallen haben, dann werdet ihr „Like a Dragon: Infinite Wealth“ absolut lieben. Doch auch Neueinsteigern kann ich diesen Titel empfehlen, da die Geschichte sich langsam aufbaut und auch verständlich ist, wenn man die Vorgänger nicht kennt. Viele Referenzen rauschen dann jedoch an euch vorbei.
Das Jahr hat gerade erst begonnen, doch „Like a Dragon: Infinite Wealth“ ist ein Spiel, das bereits der erste Kandidat für mein Spiel des Jahres 2024 ist. Ich kann dieses Game also nur absolut empfehlen.
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„ Da kam es im Verlauf der Geschichte vor, dass ihr auf einmal übermächtigen Gegnern gegenüberstehen konntet, wenn ihr nicht ausreichend Nebenaufgaben gelöst bzw. etwas Grinding betrieben hattet.“
So hieß es auch zum Vorgänger und dann musste man wie ein blöder Grinden zum Schluss des Spiels…
Ne, ne, noch mal Fall ich auf den Mist nicht herein, fool me once….
Ah sorry, hatte nicht weiter gelesen, bleibe trotzdem skeptisch.
Bin seit Yakuza 2 (PS2) dabei und bin mit der Serie durch alle Höhen (Yakuza 0) und Tiefen (Yakuza: Dead Souls). Schön zu sehen dass Die Serie immer populärer wird.
Tolle Spiele Serie aus dem schönen Japan. Man muss sich mal vorstellen, wie immens Japan seine Kultur exportieren kann. Ein relativ kleines Studio zieht solche Wunderwerke auf, die in aller Welt beliebt sind. Voll mit dramatischer Story, viel Bizarrem, Humor und auch ziemlich guter Technik und Grafik. Zudem ist Kiryu so ikonisch, dass viele gezweifelt haben, dass er je abgelöst werden könnte, aber Ichiban und Takumi funktionieren absolut super.
Alles in allem, eins der wenigen Spielserien, wo ich nicht auf einen Sale warte. 🙂
„Auf die Kontroversen um den New-Game+-Modus, der über einen kostenpflichtigen DLC erworben werden kann, will ich hier nicht zu sehr eingehen. Denn sie würden aus meiner Sicht ein fantastisches Spiel überschatten, das so viel hochwertigen Inhalt bietet, wie kaum ein anderer Titel der letzten Jahre.“
Nun, das Ei hat SEGA sich ja wohl eindeutig selbst gelegt. Ich sehe es halt genau andersrum: Egal, wie großartig das Game ist, so einen Präzedenzfall darf man nicht setzen. Wenn wir ihnen das einmal durchgehen lassen, wird es nie wieder weggehen, die Gaming-Geschichte der letzten 20 Jahre ist doch wirklich voll von solchen Beispielen, die gekommen sind, um zu bleiben, einfach weil für zu viele Gamer Verzicht, das Ausweichen auf Alternativen, noch nie eine valide Option war, egal wie viel sie dafür über sich ergehen lassen mussten, und die Gaming-Industrie das auch ganz genau weiß.
Am Ende will der Publisher von mir immer noch mindestens 70 Euro haben, von der Zeit, die ich investieren muss, ganz zu schweigen, und es sind einfach die letzten Jahre so viele gute Titel erschienen, dass sich bei mir ein großes Backlog aufgebaut hat – mal ganz davon abgesehen, dass Gaming nicht mein einziger Lebensinhalt oder auch nur die einzige mögliche Freizeitbeschäftigung ist. Aus meiner Sicht besteht da einfach überhaupt keine Notwendigkeit, gegenüber diesem oder jenem Spiel/Franchise/Studio besonders wohlwollend zu sein. Das Mindeste, was man tun kann, ist, derartige miese Maschen klar zu benennen und auch die Wertung von ihnen abhängig zu machen.
Yakuza: Lika a dragon gab es mal bei PS Plus. Nach anfänglicher Skepsis habe ich das Spiel dann doch super gerne gespielt. Es war echt sehr sehr witzig gemacht. Das mit den rundenbasierten Kämpfen ist zunächst gewöhnungsbedürftig, aber eigentlich eine tolle Sache. Es entschleunigt das Spiel sehr. Auch die Minispiele, wie das Unternehmen oder das Dosen sammeln waren sehr witzig.
Jetzt mit dem Hawaii Setting sieht das auch gut aus. Ich denke, dass wird ein Kauf wert sein.