„Lego Horizon Adventures“ im Test: Post-Apokalypse für Kinder und Familien

Am 14. November 2024 ist das neue Spiel „Lego Horizon Adventures“ erschienen. Dieser kindgerechte Ableger der Reihe steht direkt zum Launch nicht nur für die Sony PlayStation 5, sondern auch für die Nintendo Switch und den PC zur Verfügung. 69,99 Euro kostet dieser Titel, welcher im Gegensatz zu den meisten anderen Lego-Games zur Abwechslung nicht von Traveller’s Tales, sondern von Guerrilla Games und Studio Gobo entwickelt worden ist. Ich konnte mir das Spiel dank eines Codes von Sony bereits vorab für euch anschauen.

Dabei direkt ein wichtiger Hinweis: Dass „Lego Horizon Adventures“ in erster Linie ein Spiel für Kinder und Familien ist, solltet ihr ernst nehmen. Das Gameplay ist sehr simpel und die Dialoge unter den Charakteren teilweise so albern, dass sich das Gesamtbild wirklich primär an Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren richten dürfte. Cool für Familien ist, dass ihr das Spiel auch im Couch-Koop durchzocken könnt. Denn nach dem Start mit der Protagonistin Aloy, bekannt aus „Horizon Zero Dawn“ und „Horizon Forbidden West“, gesellen sich schnell andere Charakter wie Varl, Teersa und Erend hinzu.

Diese weiteren, spielbaren Figuren haben alle unterschiedliche Waffen und können daher auch abweichende Spezialangriffe ausführen. Aloy z. B. kann Eis- oder Flammenpfeile einsammeln und verwenden, was Varl mit seinem Speer nicht möglich ist. Erwartet hier allerdings nicht die Vielfalt bisheriger Lego-Titel wie „Lego Star Wars: Die Skywalker Saga“, das ja Hunderte von Figuren geboten hat. Hier spielt ihr nur eine Handvoll von Figuren, die dafür aber eben auch alle eine Rolle in der Story haben.

„Lego Horizon Adventures“: Ade Open-World

Auf eine offene Spielwelt verzichtet „Lego Horizon Adventures“. Stattdessen agiert die Siedlung Mother’s Heart als Hub. Von dort aus steuert ihr die einzelnen Levels an, die ihr in jeweils überschaubarer Spielzeit von ca. 15 Minuten durchzocken könnt. Auch hier könnt ihr Studs sammeln und diese später entweder in Upgrades wie z. B. mehr Schaden durch Umwelteinflüsse wie explodierende Fässer oder auch neue Kleidung und Dekorationen für Mother’s Heart stecken. Die neuen Kostüme haben aber keinen spielerischen Einfluss und sind rein kosmetischer Natur. Selbiges gilt auch für die Siedlungs-Dekos.

Nach dem Abschluss jedes Levels erhaltet ihr einen goldenen Baustein. Sammelt genug und ihr könnt in der Siedlung neue Plätze freischalten, die aber ebenfalls meist nur dekorativer Natur sind. Ab und an benötigt ihr jedoch bestimmte Gebäude, um zusätzliche Aufträge abzuschließen, die ihr über ein Gemeinschaftsboard annehmen könnt. Für die Erfüllung hagelt es zusätzliche Gold-Bricks. Die Aufträge sind allerdings alle simple Quests wie „Erledige X Monster“, „Erledige X Monster durch Gadgets“ oder „Errichte X verschiedene Gebäude“. Erzählerisch hat das z. B. keine Bedeutung und bringt auch keinen neuen Dreh ins Gameplay.

Bekannte Gadgets aus den beiden Hauptspielen übernimmt „Lego Horizon Adventures“ zwar auch, denkt sich aber allerlei kindgerechte Zusatzgeräte aus. Beispielsweise feuert ein Hot-Dog-Stand munter auf Gegner oder ihr nutzt spezielle Springschuhe für einen Double-Jump, bei dem Gegner unter euch in Flammen aufgehen. Jedes Level wird dabei in der Mitte unterbrochen und ein Händler, der allerdings kein Geld von euch verlangt, stellt euch dann Gadgets für die zweite Hälfte bereit. In den Kämpfen könnt ihr zudem nicht nur wild drauflosschießen, sondern auch gezielt Feinde anvisieren oder Schwachstellen an den Roboter-Dinos nutzen, um Bauteile zu lösen – wie im Hauptspiel.

Kommt nicht an die Titel von Traveller’s Tales heran

Dabei erzählt „Lego Horizon Adventures“ recht lose die Hauptgeschichte des ersten Spieles nach, zieht aber fast alles durch den Kakao. Aloy etwa ist zu einer hyperaktiven Figur geworden, die jederzeit einen Witz reißt, Erend ist süchtig nach Donuts und Teersa zieht es in Anbetracht einer bedrohlichen Situation vor, erst einmal ein Nickerchen zu machen. Manchmal ist das ganz witzig, auf Dauer kann das aber für Erwachsene recht anstrengend werden. Insbesondere, da die Dialoge nicht in hübschen Zwischensequenzen, sondern über Textfenster mit übergroßen Porträts der Gesprächspartner inszeniert werden. Das wirkt eher statisch und nicht zeitgemäß.

Der kindgerechte Humor verfügt zudem nicht über die Ironie und den Charme, welcher die Lego-Spiele von Traveller’s Tales auch für Erwachsene zu einem Genuss gemacht hat. Um es zu vereinfachen: Wenn die Spiele von Traveller’s Tales die Filme von Pixar wären, dann stünde „Lego Horizon Adventures“ eher für die „Minions“. Das recht einfache Gameplay, das sich im Spielverlauf kaum wandelt, mag zudem Kinder vielleicht über mehrere, kleinere Dosen bei Laune halten, ist für Erwachsene aber spätestens nach 4–5 Levels zu gleichförmig. Zumal die schlauchigen Levels eben trotz unterschiedlicher Umgebungen im Aufbau alle extrem ähnlich sind.

Die Musik hat dabei im Übrigen auch gelitten und wirkt nun wie eine Light-Variante der bombastischen Klänge des Hauptspiels. Dafür gibt es eine deutsche Synchronisation und deutsche Texte, die beide sehr gut umgesetzt worden sind. Der Grafikstil weiß ebenfalls zu gefallen: Im Gegensatz zu den mehrfach erwähnten Spielen von Traveller’s Tales nutzt „Lego Horizon Adventures“ einen Tilt-Shift-Look, der eher an die Lego-Kinofilme erinnert. Obendrein besteht an der PlayStation 5, an welcher ich den Titel getestet habe, die Wahl aus einem Performance- und einem Fidelity-Modus. Ersterer bietet 60 fps mit verringerter Auflösung, letzterer 30 fps mit deutlich erhöhter Bildqualität.

Mein Fazit

„Lego Horizon Adventures“ soll vor allem jüngere Gamer ins Boot holen und für die Marke begeistern. Das könnte aber ein schwieriges Unterfangen werden, denn das Spiel bietet wenig Abwechslung und ist in seiner Albernheit sehr weit von der Kernmarke entfernt. Deswegen dürften Erwachsene, die sich für die beiden Hauptspiele begeistert haben, hier vielleicht sogar eher mit den Augen rollen, statt grinsend auf abgewandelte Szenen zu zeigen, die sie aus den bisherigen Titeln kennen. So gelingt es Guerrilla Games und Studio Gobo nicht, den gleichen Charme zu entwickeln, der die Lego-Spiele von Traveller’s Tales oft zu sowohl witzigen Parodien als auch liebevollen Hommagen an Franchises wie „Avengers“, „Batman“ oder „Star Wars“ gemacht hat.

Am Ende ist aus meiner Sicht etwa ein anderer Sony-Titel in diesem Jahr der bessere Tipp für Kids und Familien: „Astro Bot“. Generell ist „Lego Horizon Adventures“ kein schlechtes Spiel, für Fans der Marke aber eine Enttäuschung – und für Kinder für sich genommen nicht herausragend genug, um als schillernde Eintrittskarte in die Welt von Aloy und Co. zu fungieren.

Mein Rat: Schaut mal wie sich der Preis entwickelt, denn für 69,99 Euro wird hier aus meiner Sicht mit 7 Stunden Spielzeit, die zu wenig Abwechslung aufweisen, etwas zu wenig geboten. Sobald die ersten Deals aufploppen, kann man dann mal hereinschauen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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Ein Kommentar

  1. Bin großer lego und horizon Fan, aber ich war nach 4,5h mit der Story durch und nach knapp 11h kam schon die Platin Trophäe. Schade eigentlich.

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