Lego Dimensions: Wenn Batman Gandalf eins über die Rübe gibt
Weihnachtszeit ist Geschenkezeit: In meinem Bekanntenkreis ist wohlbekannt, dass ich äußerlich zwar mit Falten und grauen Haaren zu tun habe, innerlich aber immer noch mit dem Spieltrieb eines Sechsjährigen ausgestattet bin. Auch wissen meine Freunde, dass ich seit dem ersten „Lego Star Wars“, bei dem ich sogar die Prequel-Thematik verzeihen konnte, Fan der Lego-Games bin. Also kam was kommen musste: Jetzt bin ich stolzer Besitzer des Spieles „Lego Dimensions“ für die Sony Playstation 4. Unter dem Motto „ausgepackt und angezockt“, habe ich mir das Toys-to-Life-Spiel mit einigen Vorbehalten angesehen. Doch es fällt schwer skeptisch zu bleiben, wenn in „Lego Dimensions“ Batman todernst mit Homer Simpsons Auto Gandalf plattwalzt.
Aber warum bin ich überhaupt skeptisch gewesen? Nun ja, ich liebe die bisherigen Lego-Games: Gut, auch da gab es ein Auf und ab: Für ein grandioses „Lego Marvel Superheroes“ hat es zuvor eben auch eine Pleite wie „Lego Indiana Jones 2“ gegeben. Und natürlich hing der Spaß, den ich an den Lego-Spielen hatte, auch von meiner Affinität zu den jeweiligen Franchises ab. So ist die Erinnerung an „Lego Pirates of the Caribbean“ schon allein deswegen recht verblasst, weil ich mit der Filmreihe relativ wenig anfangen kann. Die bisherige Spitze markiert für mich bisher das detailverliebte „Lego Harry Potter“ mit sowohl den Jahren 1-4 als auch 5-7. Dabei handelt es sich bei dem ersten der beiden Spiele sogar um den einzigen Titel, bei dem ich je eine Platin-Trophäe erspielt habe. Ansonsten ist es mir in Spielen stets zu doof, mich auf das Belohnungssystem einzulassen und (übertrieben gesprochen) 100 Stunden auf Wandtexturen zu starren, um die Bronze-Trophäe „Get a Life“ zu erhalten.
Doch ich schweife ab: Eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich die bisherigen Lego-Spiele im Grunde alle geliebt habe: Es waren Beziehungen mit Ecken und Kanten, aber im Grunde haben die Klötzchen-Abenteuer mich am Ende alle mit einem Lächeln hinterlassen. Einer der größten Spaßfaktoren der Lego-Spiele ist nicht das eigentliche Durchspielen der Story, sondern das freie Spiel: Im freien Spiel kann man in bereits durchgezockten Levels erneut nach Geheimnissen und Sammelobjekten stöbern.
Zur Freischaltung benötigt man in der Regel Charaktere mit speziellen Fähigkeiten: Meinetwegen kann man in „Lego Herr der Ringe“ eine Wand beim ersten Durchspielen nicht erklettern, da man dafür einen Klettermaxe wie Gollum benötigt. Später, im freien Spiel, steht der freigeschaltete Gollum dann zur Verfügung und man entdeckt neue Spielabschnitte, rote Legosteine für Boni oder Mini-Kits. Zusätzlich hat es einfach Spaß gemacht, freischaltbare Charaktere auszuprobieren – oft waren dies in den Lego-Games über 100 Stück. Auch skurrile Figuren, in „Lego Marvel Super Heroes“ etwa Howard the Duck, fanden dadurch ihren Platz.
Doch genau an diesem Punkt ziehe ich bei „Lego Dimensions“ eine Augenbraue hoch: Ich kann das Spiel nämlich nach dem Auspacken nur mit drei Figuren zocken: Gandalf aus „Herr der Ringe“, Batman und Wildstyle aus dem „The Lego Movie“. Logischerweise verfügen die Protagonisten nur über eingeschränkte Fähigkeiten. Batman etwa kann mit seinem Greifhaken an festgelegten Punkten Dinge aus den Wänden ziehen, Wildstyle kann besonders hoch springen und Gandalf zaubert vor sich hin. Stoße ich aber z. B. auf silberne Lego-Objekte, die ich wie in allen bisherigen Lego-Spielen nur durch Explosionen zerballern kann, zucken alle Protagonisten mit den Schultern. Stattdessen weist mich „Lego Dimensions“ auf den Simpsons-Fernseher hin, welcher sich als Bombe missbrauchen lässt. Derlei Objekte / Fahrzeuge und Charaktere konnte ich in den anderen Lego-Spielen eben innerhalb des Spiels freischalten. Das fällt bei „Lego Dimensions“ leider flach.
Hier kommt eben der Toys-to-Life-Aspekt zum Tragen, den ich nun mit mehr Details vorstelle. Wem dieses Genre so gar nichts sagt: Toys-to-Life-Spiele verbinden reguläre Videospiele mit physischen Objekten. Andere Beispiele dafür sind die Spiele der Reihe „Skylanders“, Nintendos „Amiibo“ sowie „Disney Infinity“. Im Wesentlichen kann man sich zur Erweiterung des Hauptspiels nachträglich kompatible Spielfiguren kaufen, sie über eine Art Scan-Station andocken und anschließend im Game verwenden. Im Falle „Lego Dimensions“ ist bereits die beiliegende Scan-Station ein großes Lego-Portal, dessen Zusammenbau gut und gerne eine Stunde benötigt. Wer Spaß an Lego hat, wird das aber als Bereicherung des Spieles wahrnehmen. Außerdem liegen besagte Lego-Figuren von Batman, Gandalf, Wildstyle sowie ein Mini-Batmobil bei.
Wer nun allerdings im Spielverlauf auf beispielsweise einen Durchgang stößt, den nur kleine Charaktere durchqueren können, einen Erdhaufen entdeckt, den nur grabende Figuren wie Scooby-Doo aufbuddeln dürfen oder eine Fährte entdeckt, die nur jemand wie Owen Grady aus „Jurassic World“ verfolgen darf, guckt zunächst in die Röhre. Denn im Gegensatz zu bisherigen Lego-Games kann man wie gesagt keine der Figuren freispielen. Stattdessen soll man nochmal reale Moneten auf den Tisch legen. Entweder man kauft sich entsprechende „Fun Packs“ für ca. 15 Euro, welche jeweils einen Charakter und ein Fahrzeug enthalten, „Team Packs“ für ca. 20 bis 25 Euro mit mehreren Charakteren / Fahrzeugen oder „Level Packs“ für ca. 30 Euro.
Letztere enthalten dann auch noch zusätzliche Levels, deren Länge sich allerdings arg in Grenzen hält: Ich habe beispielsweise das zusätzliche Simpsons-Level recht entspannt abgegrast und war trotzdem innerhalb einer halben Stunde durch. Etwas spannender sind die zusätzlichen, offenen „Adventure Worlds“. Jene sind jeweils nur durch passende Charaktere erreichbar: Wer also in die Welt zu „Herr der Ringe“ eintauchen möchte, benötigt beispielsweise Gandalf, Legolas, Gollum oder andere aus dem Franchise stammende Figuren.
Nun ja, man sieht, wie „Lego Dimensions“ über Monate hinweg noch Einnahmen generieren soll. Was mich persönlich daran stört: Es gibt eben schon die anderen Lego-Spiele, in denen das eigentliche Spielprinzip identisch ist – ich aber einmal zahle und dann alle anderen Heerscharen der knuffigen Klötzchen-Figuren freischalten kann. „Lego Dimensions“ fühlt sich in diesem Punkt künstlich beschnitten an. Immerhin gibt es eine Methode, horrende Echtgeld-Ausgaben zu vermeiden: Im Spiel kann man, wenn eine physische Lego-Figur fehlt, die gerade gebraucht wird, die Option „Hire a Hero“ nutzen. Dann erhält man gegen die virtuelle Studs-Währung des Spiels für genau 30 Sekunden den benötigten Helden.
Das hat für mich allerdings im Spiel für Ärgernisse gesorgt: Etwa habe ich in der Adventure World der Simpsons eine Figur benötigt, die graben kann. Schwupps, zahle ich halt 100.000 Studs für 30 Sekunden Scooby-Doo. Nach Freilegen des Erdhaufens taucht allerdings eine Fährte auf. Nun gut, denke ich mir: Zahle ich nochmal 150.000 Studs für Owen Grady. Jener verfolgt die Fährte, an deren Ende nochmals ein Erdhaufen aufploppt. Nochmals soll ich nun 100.000 Studs für Scooby-Doo löhnen. Blöd nur, dass mir jetzt die Studs ausgegangen sind. Einen verärgerten Seufzer später tobe ich durch Lego-Springfield und raffe durch Zerdeppern der Deko die fehlenden Studs zusammen. Als ich allerdings zur besagten Stelle zurückkehre, muss ich wieder den ersten (!) Erdhaufen ausgraben, dem, wie ich nun weiß, eine Fährte und dann erst der zweite Erdhaufen folgen wird. Das nervt!
Enthusiastisch wie ich bin, packe ich mir tatsächlich beim Händler meiner Wahl den Fun Pack zu „Scooby-Doo“, das Level Pack zu „Zurück in die Zukunft“ und nochmal das Team Pack zu „Jurassic World“ in den Warenkorb. Dann sehe ich allerdings die Endsumme, kratze mich am Kopf und denke mir: „Wow, dafür könntest du dir auch ein komplettes, anderes Game gönnen…“. Wobei ich dann natürlich nicht die zusätzlichen Spielzeuge besitzen würde – und das ist eben der Knackpunkt: Ob sich „Lego Dimensions“ für euch lohnt, hängt sehr stark davon ab, wie viel subjektiven „Wert“ ihr den Lego-Fahrzeugen und -Figuren beimesst. Jene lassen sich übrigens auch von ihren Sockeln mit den Scan-Chips abnehmen und als normale Lego-Spielzeuge nutzen. Den größten Spaß werden also Kids mit den Sets haben: Die können mit den Lego-Figuren im Kinderzimmer ihre Fantasie spielen lassen und sie ohne Konsole als reine Spielzeuge auskosten. Dafür bin ich etwas zu alt, so dass dieser Vorzug an mir vorbeigeht.
Im Grunde trifft meine Kritik natürlich nicht nur „Lego Dimensions“, sondern das gesamte Toys-to-Life-Genre. Im Wesentlichen sind die physischen Spielzeuge eine Möglichkeit nochmal abzukassieren und die nach meiner persönlichen Meinung recht hohen Preise zu legitimieren: 30 Euro für eine Legofigur von Homer Simpsons, das Simpsons-Auto sowie den Familien-TV plus 30 Minuten Spiel und eine Adventure World sind schon eine Menge Geld gemessen am Gebotenen. Kleines Detail am Rande: Lego-Homer knallst sich übrigens kein Bier mehr rein, sondern hat kinderfreundlich auf Buzz Cola umgesattelt.
Doch wie sieht es denn nun mit dem eigentlichen Gameplay von „Lego Dimensions“ aus? Nun, das ist 1:1 identisch zu allen bisherigen Lego-Games: Man durchquert mit seinen Spielfiguren lineare Story-Abschnitte, die sich im freien Spiel nochmals erkunden lassen. Dabei sammelt man die In-Game-Währung Studs und kann damit gefundene, rote Lego-Blöcke bzw. deren Boni freischalten. Außerdem gilt es Mini-Kits und goldene Steine zu sammeln, um geheime Levels freizuschalten. „Lego Dimensions“ lebt dabei wie alle vorherigen Serienteile sowohl von diesem Sammeltrieb als auch dem ureigenen Lego-Charme. Als etwa Batman in der Welt von Oz die dortige Vogelscheuche für den Schurken aus seinem Universum hielt, konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Derartige Gags finden sich sehr häufig im Spiel. Für Fans hagelt es viele kleine Anspielungen, wenn etwa in der Simpsons-Welt das „Little Lisa Slurry“ aus einer einzelnen Folge der Serie in zahllosen Fässern auftaucht.
Kinder haben sowieso ihren Spaß am Spiel, gerne auch im kooperativen Modus mit einem Freund / einer Freundin bzw. Mutti oder Vati. Da man nicht sterben kann, sondern im schlimmsten Fall Studs verliert, kommt selten Frustration auf. Und auch mir macht es als Erwachsenem wie gesagt einen Höllenspaß, wenn ich mit Homer Simpsons durch das New York der Ghostbusters stapfe, während sich Gandalf mit Slimer auseinandersetzen muss. Dieses fast schon anarchische Durcheinanderwürfeln der Franchises zaubert ein Lächeln auf die Gesichter von Jung und Alt. An sich wiederholt sich das Gameplay natürlich schnell, da man stur die gesamte Umgebung zertrümmert um Studs zu ergattern und Objekte für Rätsel freizulegen. Durch den altersübergreifenden Lego-Charme habe ich mich während des Durchzockens jedoch selten daran gestört.
Die Kampagne hat man dabei in rund 10 Stunden durchgezockt – wie viel Reiz das anschließende, freie Spiel hat, hängt von der eigenen Bereitschaft ab nochmals Kohle für die Fun, Team und Level Packs springen zu lassen. Ansonsten bleiben immerhin die durchaus großen Adventure Worlds – ab Werk kann man jene zum Lego Movie (über Wildstyle), Herr der Ringe (dank Gandalf) und DC Comics (dank Batman) erkunden. Alles freispielen kann man aber auch dort nicht, da immer wieder Punkte auftauchen, an denen man eben zusätzliche Charaktere nötig sind. Von meiner besseren Hälfte kam dagegen schon nach 15 Minuten der Kommentar: „Da macht man ja immer nur das gleiche.“
Mein persönliches Fazit: „Lego Dimensions“ ist ein wirklich gutes Lego-Spiel, dessen Toys-to-Life-Elemente Geschmackssache sind. Wie sehr man sich daran stört, wird davon abhängen, wie viel Freude man an den physischen Lego-Figuren hat. Das Spiel selbst punktet mit genau dem Lego-Charme, den wir seit dem ersten „Lego Star Wars“ aus Playstation-2-Zeiten kennen. Aufgewertet wird das Game auch dadurch, dass neben Michael J. Fox als Marty McFly oder Christopher Lloyd als Doc Brown etwa auch Elizabeth Banks als Wildstyle mit ihren Stimmen zurückgekehrt sind. Deswegen empfehle ich älteren Semestern unbedingt den Originalton zu wählen.
Ich selbst werde sicher noch einige Stunden in das Spiel investieren – spätestens dann, wenn das Level Pack zu den „Ghostbusters“ erscheint. Tja, hier haben die Macher dann wohl auch mich erwischt. Ansonsten möchte ich mein knappes Budget 2016 aber wohl eher in neue Spiele wie „Uncharted 4: A Thief’s End“ stecken. Für Fans der bisherigen Lego-Titel kann ich „Lego Dimensions“ jedoch wärmstens empfehlen. Sind Kinder im Haus, relativiert sich auch der Preis der Lego-Sets etwa, da jene nicht nur als Anhängsel des Games, sondern auch als eigenständige Spielfiguren in Kombination mit anderen Lego-Spielzeugen verwendbar sind.
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schade, dass lego heutzutage so kommerziell geworden ist. das ist ähnlich wie star wars, wo man mehr geld mit fanartikeln usw macht.
Also großer Lego-Fan hat mich das Spiel eigentlich schon interessiert, jedoch schreckt mich der entstehende Preis ein wenig ab :/
Ich hatte mir das Basis-Set in Frankreich gekauft – da gab es das für 74,99 Euro. Immer noch nicht wenig, aber günstiger als in DE. Ist sowieso 1:1 das gleiche Set: Selbst die USK-Logos sind überall draufgedruckt :-).
Aber die ganzen Zusatz-Sets sind dann sehr teuer, es sei denn man hat wirklich auch so an den Figuren Interesse.
Sorry aber die Zusatzfiguren sind einfach überteuert! Für ein gutes Legoset bin ich gerne bereit mehr Geld hinzulegen, aber für 3 solcher Packs kann ich mir den VW Bulli kaufen der wahrscheinlich mehr Spielspaß bietet.
Das ist natürlich schon krass. Für ein 100% Savegame noch mal eine ordentliche Hand voll Taler auf den Tisch wuchten.
Nun gut, mich haben die Lego-Spiele so sehr noch nicht fasziniert, als dass ich für die Wii/U eines hätte haben wollen. Hier kann ich mal den Bogen zu meinen eigenen Toys-to-Life-Erfahrungen schlagen.
Habe mir als alter Nintendo-Fan auf der Wii U Smash Bros schenken lassen und als Metroid-Fan anschließend selbst Samus Aran als Amiibo gekauft. Natürlich hätte ich mich mehr darüber informieren sollen, aber in Smash Bros kann man die Amiibos nur als Partner mitspielen lassen, um sie so zu trainieren. Selbst spielen und somit trainieren, stärkere Moves freischalten etc. geht nicht.
Das man bei Mario Kart mit den Amiibos nur Skins (Anzüge) für den eigenen Mii-Fahrer freischaltet, war mir dagegen bekannt und ist hinnehmbar, wenn man bereits Amiibos aus anderen Gründen für andere Spiele gekauft hat.
Für mich war bei Samus Aran zwar eher Muss-Haben-Effekt ausschlaggebend – denn irgendwie hätte ich schon gerne die ganze bekannte Riege für’s Regal, wollte jedoch nicht so viel Geld dafür ausgeben – aber ich habe eben auch gedacht, man kann in Smash Bros mehr damit anstellen. Deshalb ist es bisher auch nur Samus Aran und Yoshi.
So gilt: Für jedes Amiibo-fähige Wii-U Spiel muss man sich vorher informieren, was welche Amiibos im Spiel bewirken. Es wird nämlich auch nicht jedes Amiibo in jedem Amiibo-fähigen Spiel unterstützt. Letztlich hat Nintendo da vollmundig mehr Spielspaß suggeriert und angepriesen, als bisher möglich ist. Und das finde ich recht schade, weil ich einfach auf mehr gehofft hatte. Die Preise sind natürlich auch enorm, wenn man bedenkt, dass Yoshi bei Mario Kart und Smash Bros bereits als Charakter vorhanden ist, ebenso wie Samus bei letzterem bereits verfügbar ist, jedoch kein produktiver Nutzen aus diesen Amiibos gezogen werden kann.