Kurz angeschaut: Gigaset ME
Was war das für eine Überraschung als Gigaset ankündigte in den Smartphone-Markt zu starten. Viele kennen die Marke als solches und wissen, dass sich ein Telekommunikationsspezialist dahinter verbirgt. Gigaset, ehemals zu Siemens gehörend, hatte sich sehr weise auf das Betriebssystem Android eingeschossen und wollte mit Geräten „Designt in Germany“ punkten. Ob das heute noch zieht, darf sicherlich diskutiert werden. Nun ist das erste der drei neuen Geräte auf dem Markt, das Gigaset ME. Dieses habe ich mir am Wochenende kurz angeschaut. Kann die ehemalige deutsche Traditionsmarke, die mittlerweile zu 2/3 dem Milliardär Pan Sutong aus Hong Kong gehört, auf dem Markt was reißen?
Die ME-Reihe von Gigaset geht in drei verschiedenen Varianten in den Handel, so sollen Einsteiger, Mittelklasse und High End-Nutzer etwas geboten bekommen. Rein preislich sieht man auch hier: man will keinen sanften Einstieg, man legt ordentlich Hardware auf den Tisch, verlangt da aber auch anständig Geld. Ich habe das Gigaset ME im Kurztest, welches die Mittelklasse markiert. Ab sofort im Handel, liegt derzeit bei 469 Euro.
Das Smartphone Gigaset ME verfügt über zwei Plätze für eine Nano-SIM. Diese sind Hot-Plugging-fähig, zudem unterstützt das Gerät im Edelstahlrahmen den Standard LTE. Benachrichtigt wird mit einer 3-Farb-LED, aufgeladen (Qualcomm Quick Charge 2.0 wird unterstützt) und angeschlossen wird via USB-Typ-C.
In Sachen Konnektivität findet man Bluetooth 4.1, einen microSD-Kartenslot, WLAN nach 802.11 a/b/g/n/ac (2,4 GHz & 5 GHz), WifiDirect, Wifi Display, GPS und GLONASS vor. Unter der Haube hat man nicht mit Technik gespart, so findet man einen Qualcomm Snapdragon 810, 3 GB RAM und 32 GB Speicher vor. Das Display verfügt über 5 Zoll bei 1080 x 1920 Pixel (443 ppi, geschlossene Glasfront, 2.5D-Glas).
Zwei Kameras sind an Bord, einmal eine 16 Megapixel starke Hauptkamera und eine 8 Megapixel starke Front-Cam (FF, f2.0, 1.4?m, Weitwinkel bis zu 120°). Goodies? Fingerabdruck-Identifikation, Infrarot, Herzschlag-Sensor, UV-Sensor. Der Akku des 160 Gramm schweren Gigaset ME ist 3.000 mAh stark, das Gerät weist eine Höhe von 7,7 mm und eine Breite von 69,4 mm auf.
Allgemeines:
Dem Qualcomm Snapdragon 810 wurde immer wieder nachgesagt, dass er zu heiß wird. Im Kurztest konnte ich keine außergewöhnliche Hitzeentwicklung feststellen, was auch daran liegen kann, dass Gigaset den Prozessor mit 1,8 GHz betreibt. Das Gigaset ME wirkt auf den ersten Griff etwas wuchtig, zumindest war dieser Eindruck bei mir der Fall. Ich habe derzeit ein Huawei Mate S (hier mein Testbericht) in Betrieb, welches zwar nur ein Gramm leichter ist, hier aber mit größerem Display und anderen Maßen aufwarten kann. Nichts was schlimm ist – man gewöhnt sich dran. Man merkt es halt nur, wenn man ein leichteres oder ein bei gleichem Gewicht größeres Gerät in der Hand hatte.
Die Verarbeitung ist gut und wirkt sehr solide. Der Edelstahlrahmen macht was her. Dennoch weiss man nach dem ersten Anpacken sofort: kauf dir lieber eine Hülle dazu. Sowohl Vorder- als auch Rückseite bestehen aus 2.5D-Glas, trotz Edelstahlrahmen merkt man: lieber nicht fallen lassen, sonst installiert man sich die Spiderman-App.
Rein optisch ist das Gigaset ME Geschmacksache. Während die Front im ausgeschalteten Zustand lediglich dezent schwarz daherkommt und oben mit leicht erkennbarem Gigaset-Logo versehen ist, bildet die Rückseite doch – nennen wir es freundlich – einen Kontrast. Hier hat man das deutlich sichtbare Gigaset-Logo, den Fingerabdruckleser, die Kamera mit zweifachem LED-Blitz und die Antennen. Das Design der Rückseite finde ich persönlich nicht so ansprechend. Aber das ist ja Geschmacksache, erwähnte ich ja bereits.
In der Draufsicht befindet sich der Power-Button auf der rechten Seite, darüber dann direkt der Slot für die SIM-Karten oder die microSD-Karte. Oben hat man einen Infrarot-Sensor, denn auf Wunsch fungiert das Gigaset ME auch als Fernbedienung. Ebenfalls oben: der Anschluss für den Kopfhörer. Auf der linken Seite befindet sich im Edelstahlrahmen die Lautstärkewippe. Alles sehr fein und gut verarbeitet. Wertig ist es. Auf der Unterseite dann das Mikrofon und der Lautsprecher und der USB Typ-C-Anschluss.
Das Anschalten:
Gigaset bringt die ME-Reihe mit Android 5.1 auf den Markt, für Marshmallow hat es offenbar leider nicht gereicht, das wäre vielleicht mal ein „Oho“ gewesen. So sitzt der Nutzer erst einmal mit dieser Version auf seinem Smartphone, eine Aussage zu einem zeitnahen Update gibt es hier nicht. Bleibt zu hoffen, dass Gigaset nicht die Update-Strategie fährt, die man teilweise bei den Tablets an den Tag legte.
Man bietet einen eigenen Launcher an, der nicht über den klassischen App Drawer verfügt, stattdessen ist das Ganze wie bei iOS gelöst. Apps auf den Bildschirmen oder man wirft sie in Ordner. Per längerem Klick auf das Display lässt sich der Spaß anpassen, Hintergründe wählen, Drawer-Animationen auswählen oder eben Widgets hinzufügen. Wirkt unaufgeregt. Die Nutzung im Drawer und den klassischen Apps verlief ohne Ruckler – aber hey: da ist ein Snapdragon 810 drin und 3 GB RAM. Man darf hier nichts anderes erwarten.
Display:
Und wenn man es schon angeschaltet hat, fällt das Auge natürlich auf das Display. Durch die schwarze Leiste mit der Software-Navigation wirkt der schwarze Rahmen unten natürlich noch eine Ecke größer – und da er oben in etwa die identische Größe besitzt, ist man schon versucht zu sagen: „Puh, viel Rahmen“. Aber – irgendwo müssen die Bauteile ja landen, sonst wäre das Gerät vermutlich dicker. Das Display löst mit 1080 x1920 Pixeln auf, die Schrift ist knackig scharf, keine ausgefransten Ränder – nichts. Farben werden – so behaupten es meine Augen – sehr natürlich dargestellt.
Der Akku:
Der Akku bietet 3.000 mAh. Damit kommt ihr gut (!) über den Tag. Solltet ihr zumindest. Wenn nicht – das Gigaset ME bietet Quick Charge. Eine genaue Angabe ist allerdings unmöglich, da so unfassbar viele Szenarien wie WLAN oder mobiler Netzzugang, Signalstärke, automatische Displayhelligkeit, Außenbedingungen, Art der Anwendung und ähnliches mit in die Laufzeit des Akkus fallen. In der letzten Zeit gehen wir hier aber im Blog etwas anders mit Test-Szenarien um, um zumindest etwas konkreter werden zu können.
Wie bei den letzten Tests haben wir einen synthetischen Benchmark hinzugezogen – in Form der App „PCMark“. Hierbei wurde die Helligkeit manuell auf 50 Prozent eingestellt, WLAN war die ganze Zeit über an und die Benachrichtigungen des Smartphones waren aktiviert. Daraufhin durchläuft der Benchmark verschiedene Alltags-Nutzungsszenarien wie das Betrachten von Bildern und Videos, das Surfen im Web und vieles mehr. Dies spielt der Benchmark-Test so lange durch, bis der vorher vollgeladene Akku auf 20 Prozent runtergefahren ist. 6 Stunden und 58 Minuten – oder auch 418 Minuten um von 100 auf 20 Prozent zu kommen. Rechnet man das Ganze auf 100 Prozent, dann liegt man bei 8 Stunden und 42 Minuten. Kein schlechter Wert für einen synthetischen Benchmark, wie auch unsere Übersicht zeigt.
Hier ist jedoch folgendes zu bedenken: Dies sind Testszenarien. Meine Nutzung ist immer anders, als die eure. Die Akkulaufzeit hängt immer von der persönlichen Nutzung und den installierten Apps ab. Daher ist dieser Akkutest lediglich als Richtwert anzusehen und nicht als absolute Angabe – zudem hat jeder Hersteller unterschiedliche Helligkeitswerte bei 50 Prozent. Und wenn es mal ganz eng wird: es gibt einen Sparmodus für den Akku…
Für die Freunde des synthetischen Benchmarks: auch Antutu habe ich mal durchlaufen lassen, hier in der 64 Bit-Version:
Leistungsstark ist das Gigaset ME, dies steht außer Frage. Das zeigte sich auch in einer gepflegte Runde Asphalt 8, wo man ruckelfrei die Reifen durchdrehen lassen kann.
Kamera:
Mit ihr steht und fällt bei vielen Menschen die Entscheidung für oder gegen ein Smartphone. Auf dem Papier liest sich das im Gigaset ME Verbaute nicht schlecht: Zwei Kameras sind an Bord, einmal eine 16 Megapixel starke Hauptkamera und eine 8 Megapixel starke Front-Cam (FF, f2.0, 1.4?m, Weitwinkel bis zu 120°). Kurz gesagt: die Kamera ist nicht ganz so mein Geschmack. Outdoor wirken die Farben natürlich, das Bild dementsprechend in der normalen Draufsicht gut. Zoomen sollte man allerdings nicht allzu nah ins Bild, dann wirken die Bilder doch arg pittoresk. Zum Vergleich einmal ein gezoomteer Bildausschnitt auf meinen Bachlauf, angefangen mit dem Gigaset ME:
Dann das Huawei Mate S:
danach das iPhone 6s Plus:
und letzten Endes das LG G4:
Indoor, bei nicht idealen Lichtbedingungen, wirken Bilder weichgezeichnet und farblich nicht ganz natürlich. Ich bin zum Vergleich wieder einmal durch Haus und Garten gelaufen und habe im Snapshot-Modus fotografiert. Dem Modus, den die meisten Leute nutzen. Der Autofokus ist flott, auch per Fingerabdruckleser kann fotografiert werden – doch wie erwähnt: im Snapshotmodus bieten hier einige Smartphones bessere Ergebnisse.
Trotz wirklich nicht zittriger Hand wirkt einiges verschwommen. Schade, das hätte ich mir besser gewünscht. Wer sich allerdings mehr Zeit lassen will beim Fotografieren: mit manuellem Modus und der notwendigen manuellen Fokussierung kann man noch einiges aus der Kamera holen. Ob ein Software-Update da noch etwas rausholen kann? Ich weiss es nicht, hoffe es aber. Hier mein Beispiel-Album mit Snapshots.
Sonstiges:
Lautsprecher in den ersten drei Vierteln gut, danach zu blechern. Erkennung des Fingerabdrucksensors ist gut, Entsperren oder Fotografieren geht flott vonstatten.
Was bleibt:
Nicht nur auf dem Papier ein gutes Gerät. Die Verarbeitung ist sehr gut, das Gerät solide. Das FullHD-Display ist scharf, der Akku bringt euch locker durch den Tag. Man verbaut fast alles, was so geht – sogar WiDi ist dabei – verzichtet aber auf NFC. Was mir derzeit nicht so ganz gefällt, das ist die Kamera. Mal schauen, was Gigaset mit etwaig kommenden Geräten abliefert und wie schnell die Updates kommen. Hier stelle ich mir übrigens die Frage, ob man sich in Teilen am CyanogenMod bedient, denn beim Durchstöbern fiel mir das Cyanogen-Logo in den Einstellungen auf.
Das Gigaset Me ist ab dem 16. November 2015 für 469 Euro unter anderem bei Gigaset direkt erhältlich.
Was bedeutet FF in „FF, f2.0, 1.4μm, Weitwinkel bis zu 120°“ ?
ich glaube, Fast Focus
@caschy
„Unabhängig von der Jahreszeit“? Nein, schon alleine wegen einer völlig anders stehenden Sonne. Nicht zu Reden von Lichtstärke, Farbtemperatur, Blende, Fokus, Abstand, Bildausschnitt, Stativ/Freihand etc. So lässt sich also auch kein Schärfenvergleich realisieren, dazu müssten schon identische Bedingungen herrschen.
@Matze:
Ich rede vom Nexus 5X. Nicht vom G4.
Interessant an dem Gerät ist auf jedem Fall, das die Vorderseite keinerlei „Lücken“ hat. Der Ton beim telefonieren kommt mittels Knochenschall. Wie ist denn diesbezüglich die Audio-Qualität?
Testet denn keiner mehr die interne Lausprecherqualität, die Sende- und Empfangsleistung, sowie die Sprachqualität, das ist in der heutigen Zeit scheinbar
total untergegangen.