Kabelfernsehen: Vodafone will Schwarzseher angehen

Vodafone hat durch die Abschaffung des Nebenkostenprivilegs tausende Kabelkunden verloren. Parallel hat man aber bei vielen „Schwarzsehern“ den Anschluss am Ende doch nicht abgeklemmt. Das hat für Kritik von etwa der Deutschen Telekom gesorgt. Die würde nämlich die potenziellen Kunden gerne im Markt abfischen. Solange sie aber quasi gratis Kabelfernsehen genießen können, sei das nicht möglich. Vodafone gibt an, dass man nun tatsächlich andere Saiten aufziehen wolle.

Die Deutsche Telekom, waipu.tv und andere Anbieter haben massives Marketing betrieben, um ehemalige Kabelkunden zu gewinnen. Das hat aber wohl mehr schlecht als recht funktioniert – eben auch, weil viele Kunden das Kabelfernsehen nach Auslaufen ihrer Verträge jetzt schwarz nutzen. Vodafone zauderte aus verschiedenen Gründen mit der Abschaltung. Zum einen dürfte man die Kunden schwer zurückgewinnen können, ist der Anschluss einmal abgeklemmt. Zum anderen muss man Mitarbeiter vor Ort entsenden, was natürlich erst einmal wieder Kosten verursacht. Auch machen wohl die TV-Sender Druck, da sie einen Reichweitenverlust befürchten, würden die früheren Kabelkunden vom Netz genommen.

Als kleine Erinnerung: Durch den Wegfall des Nebenkostenprivilegs dürfen Vermieter die Kosten für das Kabelfernsehen nicht mehr über die Betriebskosten der Miete abrechnen. Denn jeder Haushalt soll selbst entscheiden, ob und wie das lineare TV-Programm empfangen werden soll. Vodafone verteidigt sich nun: Gegenüber der dpa (via Tagesspiegel) erklärte der Deutschlandchef des Unternehmens, Marcel de Groot: „Wir informieren unsere Kunden mehrfach und wir klemmen auch ab: Wenn Kunden unser Fernsehsignal nutzen, dann wollen wir natürlich auch, dass sie dafür bezahlen – das ist nur fair.“

Ehemalige Kabelkunden wechseln kaum zu Magenta TV

Vodafone soll innerhalb eines Jahres rund vier Millionen Kabelkunden verloren haben – hingegen gewann aber z. B. Magenta TV nur 0,3 Mio. Kunden hinzu. Daraus ergab sich eben auch die Kritik der Deutschen Telekom, dass Vodafone seine ehemaligen Kunden nicht wirklich in den Markt entlasse, sondern das Schwarzsehen toleriere. Freilich wird es aber neben denjenigen, die z. B. zu waipu.tv oder Zattoo gewechselt sind, auch solche geben, die einfach keinen Bedarf mehr an linearem TV haben. Diese Kunden sind verloren und decken ihre Bedürfnisse via Streaming.

Vodafone bediente sich zudem eines Kniffs: Man verteuerte seine Internettarife deutlich, um den Kunden dann „gratis“ den Kabelanschluss als Dreingabe zu liefern. Jedenfalls wehrt sich das Unternehmen gegen den Vorwurf der Untätigkeit. Der TV-Markt habe sich verkleinert und das sei vorher absehbar gewesen. Zumal es auch „Doppel-Nutzer“ gegeben habe, die neben dem Kabelfernsehen z. B. schon waipu.tv und Co. abonniert hatten und jetzt eben bei einem Dienst bleiben. Dennoch lässt Vodafone offen, wie viele Ex-Kunden und Schwarzseher man tatsächlich abgeklemmt habe. So richtig in die Karten schauen, kann man dem Anbieter also nicht.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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87 Kommentare

  1. GooglePayFan says:

    Um Fernsehen geht es eigentlich doch schon lange nicht mehr. Es geht um Internet.

    Vodafone hat sich jahrelang auf den Nebenkosten-Einnahmen ausgeruht bzw. damit den Internetausbau finanziert und die Internet-Verträge quer finanziert.
    Wieso konnten die wohl so viel günstiger angeboten werden als DSL, obwohl das ja auch schon Jahrzehnte in der Erde liegt?
    Weil jeder Kabelkunde 25% seiner Internet-Kosten schon über die Nebenkosten bezahlt hat. Das TV hingegen verursacht für Vodafone wirklich keine Kosten.

    Und das zeigt sich jetzt auch gut daran, dass TV plötzlich kostenlos im Internet-Vertrag ist.
    Wer wirklich kein lineares Fernsehen braucht, würde ja sonst vielleicht einen günstigeren Internetanbieter nehmen.
    Die Wahrheit ist, der Preis den Vodafone jetzt für Internet aufruft (auch ohne TV) ist der Preis, den Internet schon vorher bei Vodafone gekostet hat, nur eben zwangsfinanziert dank Nebenkostenprivileg. Erstaunlich, dass die Telekom sich das solange hat bieten lassen…

  2. Wäre ja interessant zu wissen, wie viele von den 4 Millionen verlorenen Kabelkunden vorher überhaupt das Kabel genutzt hätten, wenn sie es nicht zwangsweise hätten bezahlen müssen. Ich tippe auf ca. 3,7 Millionen… 🙂

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