Huawei Watch GT 2 im Test

Auch Huawei ist mit einer neuen Smartwatch unterwegs, geht mit der Watch GT 2 allerdings eigene Wege. So setzt man nicht auf Wear OS, sondern auf ein eigenes Betriebssystem. Dieser Umstand führt dazu, dass es keinen App Store gibt, somit können keine zusätzlichen Zifferblätter oder Programme geladen werden. Auch eine Bezahlfunktion werdet ihr nicht finden. Die Uhr ist und bleibt also so, wie sie aus der Packung kommt.

Schauen wir uns zunächst die harten Fakten an. Die Uhr gibt es in einer 42-mm- und 46-mm-Version. Die größere soll bis zu 14 Tage mit einer Batterieladung auskommen, die kleinere „nur“ eine Woche. Angetrieben werden die Uhren vom Kirin A1, als Verbindung zum Handy dient eine Bluetooth-Schnittstelle – WLAN und LTE gibt es nicht. Neben der Smartwatch findet ihr noch ein Ersatzarmband (sofern ihr ein Modell mit Lederarmband gewählt habt) und Ladekabel/Ladeschale. Die Uhr funktioniert mit Android ab 4.4 oder ab iOS 9.

Für meinen Test habe ich die Uhr mit einem iPhone 11 Pro gekoppelt, als iOS-Nutzer müsst ihr mit leichten Einschränkungen rechnen, u.a. ist zum Beispiel die Musikwiedergabe nicht möglich, da es über die iOS-Ausgabe der Huawei Health App keine Möglichkeit gibt, Musik auf die Uhr zu übertragen. Auf diesen Umstand weist der Hersteller auf seiner Homepage ausdrücklich hin. Darüber hinaus habe ich festgestellt, dass die automatische Bestimmung des Stresslevels nicht funktioniert, was jedoch daran liegen könnte, dass die Health App zunächst ein Update braucht. Die GT 2 war zum Testzeitpunkt noch nicht offiziell auf dem deutschen Markt erhältlich, sodass hier durchaus noch nachgebessert werden könnte.

Nach dem Auspacken macht die Uhr zunächst einen sehr schicken Eindruck, die Materialien erscheinen hochwertig, vor allem das sehr große, sehr angenehm glatte Display haben es mir angetan. Persönlich ist mir das beigefügte Lederarmband, für so ein wuchtiges Gehäuse, ein wenig zu schmal, aber das ist Geschmacksache.

Die Kopplung mit dem Smartphone funktionierte ohne Probleme, da die Uhr eigentlich nicht so richtig „smart“ ist, gibt es auch nichts groß weiter einzurichten.

Normalerweise bin ich Apple-Watch-Nutzer und so habe ich die Gelegenheit genutzt, die Messwerte der Uhr von Huawei mit der Apple Watch Series 5 zu vergleichen. Zum Glück verfüge ich über zwei gesunde Arme und konnte beide Geräte gleichzeitig ausführen, was bei meinen Kindern jedoch zu Kopfschütteln geführt hat.

Gleich am ersten Abend ging es zum Hallenfußball, welcher schon die ersten kleineren Unterschiede offenbarte. Bei der Berechnung der Aktivitätskalorien gab es eine Differenz von 64 kcal und auch bei der Durchschnittsherzfrequenz waren sich die Uhren nicht ganz einig – hier betrug die Abweichung 7 Schläge pro Minute.

Der nächste Tag brachte nun einen Vergleich der gezählten Schritte, auch hier gab es eine Differenz von immerhin 1500 Schritten – die Apple Watch zählte deutlich mehr Aktivität. Diese Tatsache finde ich vernachlässigbar, da die gezählten Schritte sowieso nur einen groben Anhalt bieten sollen, hat man nur eine Uhr, ist diese Uhr die Referenz, ob man aktiv war oder nicht.

Letztendlich sollten die beiden Uhren auch noch ihre GPS-Fähigkeiten unter Beweis stellen:

Als Outdoor-GPS-Uhr macht die Huawei Watch GT 2 eine gute Figur, meine Standardstrecke wurde gut abgebildet. Diese Runde laufe ich regelmäßig und die ermittelten Kilometer passen gut mit den Werten von Apple, Garmin und Polar überein. Kleinere Abweichungen treten immer wieder mal auf, was aber in meinen Augen vernachlässigbar ist. Wie ihr auf den Screenshots sehen könnt (bin ich viel zu langsam), ist die Auswertung in der Health-App von Huawei recht ausführlich und bietet eigentlich alles, was ich als Hobbyläufer an Informationen brauche.

Den Schlaf im Blick

Im Gegensatz zur Uhr von Apple kommt die Huawei mit integrierter Schlafüberwachung, hier macht sich die lange Akkulaufzeit positiv bemerkbar. Die Uhr misst zunächst die Gesamtschlafdauer und unterteilt diese in die einzelnen Schlafphasen. Als nette Zusatzinfo bietet die App Informationen über die Atmungsqualität, hierbei wird die Anzahl der unregelmäßigen Aspirationen gezählt – wenn ihr mehr als 10 Mal pro Stunde unregelmäßig einatmet, liegt die Schlafqualität bei um die 80 Punkten. Häufigere Unregelmäßigkeiten führen zu noch geringeren Punkten, was auf Schnarchen oder andere Störungen hindeutet. Kannte ich bisher nicht und ich kann mir vorstellen, dass die Information sicherlich bei einigen Nutzern auf Interesse stoßen wird.

Was gefällt mir gut?

Beeindruckend ist in jedem Fall die Akkulaufzeit – in meinem Testszenario bin ich auf knapp 10 Tage gekommen. Dabei war das Display nicht dauerhaft an, sondern, nur wenn ich den Arm angehoben habe. GPS wurde zweimal genutzt. Benachrichtigungen waren eingeschaltet. Selbst wenn es mit mehr Sport vielleicht nur eine Woche gewesen wäre, finde ich die Ausdauer der Watch hervorragend, auch wenn der Wert deutlich unter den von Huawei angegebenen 14 Tagen liegt.

Außerdem gefällt mir das sehr glatte, angenehme Display der Uhr. Wenn man mit dem Finger drüber streicht, fühlt sich das für meine Fingerkuppen perfekt an. Die Apple Watch kann da mit ihrer Oberfläche nicht mithalten.

Was gefällt mir überhaupt nicht? 

Mein größter Kritikpunkt an der Watch GT2 ist die fehlende Möglichkeit einen „Flugmodus“ einzustellen, d.h. es gibt für den Nutzer keine Möglichkeit die Funkübertragung zu unterbinden. Ich konnte das zunächst überhaupt nicht glauben und musste erst einmal in diversen Foren recherchieren, aber bereits beim Vorgänger hatte Huawei diese Möglichkeit nicht vorgesehen. Ich bin beim besten Willen nicht paranoid, was Strahlung angeht, trotzdem finde ich, dass es dem Kunden überlassen sein sollte, wann und wo er Bluetooth verwendet. Die Belastung ist sicherlich gering, trotzdem möchte ich keine sendende Uhr nachts unterm Kopfkissen liegen haben, um meinen Schlaf aufzuzeichnen. Ich persönlich würde diese Uhr deswegen wohl nicht kaufen bzw. gleich wieder retournieren. Ich weiß, das ist ein hartes Urteil und ich bin sehr auf eure Kommentare gerade zu diesem Punkt gespannt.

Fazit:

Wenn man weiß was man bekommt, kann man mit der Huawei Watch GT 2 durchaus Spaß haben, für mich ist die Uhr allerdings preislich zu hoch angesetzt. Man bekommt eigentlich keine richtige Smartwatch, sondern „nur“ eine schöne Uhr mit einer großen, bunten Anzeige – einen hochwertigen Fitnesstracker. Andere Hersteller bieten in der Preisklasse von 199 € – 279 € (je nach Ausstattung) mehr.

Als iOS-Nutzer bekommt man dafür eine Apple Watch Series 3, die deutlich mehr Komfort und eine viel bessere Integration ins System bietet. Wenn man unbedingt eine längere Akkulaufzeit haben möchte, sind sicherlich die Garmin-Uhren eine Überlegung wert, diese bieten immerhin einen App Store und die Möglichkeit, mit der Uhr zu bezahlen. Garmin hat zudem, ebenfalls wie Huawei, den Vorteil, dass die Uhren mit beiden Handybetriebssystemen sehr gut funktionieren. Auch etwas ambitioniertere Sportler sind bei Garmin sicherlich besser aufgehoben.

Ich habe die Uhr hauptsächlich mit einem iPhone betrieben, da Huawei die Uhr auch ganz offiziell für beide Systeme bewirbt, sehe ich darin für mein Urteil auch kein Problem. Als Android-Nutzer kommt ihr zusätzlich zu den beschriebenen Funktionen noch in den Genuss eines MP3-Players, allerdings nur für gekaufte Musik. Streamingdienste funktionieren nicht mit der Uhr. Als Kopfhörer können sämtliche Bluetooth-Kopfhörer mit der Watch gekoppelt werden.

Ich glaube, für Huawei wird es sehr schwierig, Käufer für das Modell zu finden, einzig die lange Laufzeit und evtl. das Design sprechen für diese Uhr.

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Hauptberuflich als Zahnarzt im Süden der Republik unterwegs und somit von der Hand in den Mund lebend. Besitzt allerdings gleichzeitig eine hohe Affinität zu allen Dingen, durch die Strom fließt.

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52 Kommentare

  1. Kimmich Alexander says:

    Ich habe auch eine GT2 und die ist der Hammer. Die Akkulaufzeit ist mächtig gut. Mittlerweile schalte ich die Uhr Abends am Handgelenk aus und in der früh schalte ich das Ding wieder ein, damit habe ich die Akkulaufzeit auf 3 Wochen erhöht. Diese Uhr kann ich jedem empfehlen. Habe meine Uhr damals 229 euro bezahlt. Mittlerweile gibt es auf Amazon die neuere Version also die GT2e siehe https://amzn.to/34oeS2d für nur 169 euro und sieht sogar noch schicker aus finde ich!

  2. Hallo, ich habe festgestellt, daß ich während des laufens keine genaue Angabe von der Durchschnittsgeschwindigkeit pro km erhalte. Ständig wechselnde Angaben im Sekundentakt, von 3:45 min/km bis 6:30 min/km ist innerhalb einer Minute alles möglich. Hat dieses Phänomen sonst keiner festgestellt? Für mich ist diese Zeit nicht unwichtig. Danke für euere Antworten.
    Gruß
    Micha

  3. Ich finde den Test okay soweit und natürlich hat jeder (auch ein Tester) das Recht auf freie Meinungsäußerung. Ich selbst hatte mir die erste „GT“ gekauft obwohl die GT2 bereits auf dem Markt war! ! Warum? Alles was sie kann, lässt sich in meinem iPhone abbilden. Die Zusatzfunktionen der GT 2, Musik und Stressmessung, lässt sich, nach wie vor, nicht im iPhone abbilden bzw. nutzen. Also die erste Version für 107 Euro (Neu) gekauft und happy. Für Android User schaut es sicher anders aus! Die Akkulaufzeit, die Genauigkeit von GPS ist gleich! Ich nutze die Uhr überwiegend beim Joggen und Biken aufgrund des recht genauen GPS. Diese Daten werden dann auch in Apple Health übernommen! Tagsüber, Büro – Freizeit, trage ich die AW Series 3. Zusammen habe ich für die beiden Uhren 307 Euro gezahlt als Neuware (Angebotspreise)und bin absolut zufrieden. Das die Stressmessung der GT2 (braucht man das überhaupt??) nicht im iPhone funktioniert, liegt wohl an Apple laut Huawei Support. Klar, man will sich nicht zuviel Konkurrenz zur den hochpreisigen AW`s in`s Haus holen! Bluetooth lässt sich in der Tat nicht abschalten, ist für mich aber kein Problem. Ich tracke meinen Schlaf mit der AW3 und Drittanbietersoftware! Nachts wird die GT eben ausgeschaltet, da hält der Akku gleich doppelt solange! 🙂

  4. Moin, danke für den Test!
    Ich habe noch ein paar Anmerkungen. Nach 3 Wochen Nutzung sind mir noch Dinge aufgefallen.
    Ich hatte die Uhr als Schlaftracker und Wecker gekauft. Meine Freundin, die ich nicht mehr wecken wollte, bat mich nach ein paar Tagen den Wecker wieder abzuschalten, weil SIE immer wach wurde.
    Ich hingegen war froh, dass ich immer einen echten Wecker hab mitlaufen lassen, da ich leider min. einen Tag in der Woche nicht geweckt wurde. Das Vibrieren reicht auch in der stärksten Stufe leider nicht.
    Der Akku hält bei mir 11 Tage.
    Wenn ich vor dem Fernseher sitze (was selten der Fall ist) rechnet die Uhr das als Schlaf ein. (nein keine Natur-Doku 😉 )
    Den Stress-messer kann ich nicht ernst nehmen, gefühlt habe ich an anderen Zeiten Stress gehabt, als mir die Uhr meldet.
    Ansonsten: nett anzusehen, bequem zu tragen, witzige funktionen. Ich bereue den Kauf nicht.
    Michael

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