Homey Bridge: Multitalent mit Abo-Modell ausprobiert

Nach langer Testphase ist mit der Homey Bridge inzwischen eine neue Smart-Home-Zentrale des niederländischen Herstellers Athom erhältlich. Ich nutze neben diversen Bridges und Plattformen seit einiger Zeit auch den „alten“ Homey Pro, kenne das System also und habe daher einen Blick auf die Homey Bridge geworfen. Die soll einen günstigen Einstieg bieten und mit Bluetooth, Zigbee, Z-Wave, 433 MHz und Infrarot-Unterstützung ein Multitalent sein. Klar, man kann zu eigener Hardware und dem Home Assistant oder auch ioBroker greifen, das ist aber – auch wenn das inzwischen deutlich einfacher als früher funktioniert – nach wie vor nichts für den Otto Normalverbraucher. An jenen richtet man sich (vorrangig) mit den Homey-Modellen.

Die Einrichtung der Homey Bridge ist einfach, da wird man der Zielgruppe gerecht. Eine Art Chatbot führt durch den Einrichtungsprozess. Vonnöten ist ein Account, das dürfte nicht jedermann schmecken. Der Fernzugriff auf das smarte Zuhause ist dadurch ohne Bastelei gegeben. Nicht mehr zeitgemäß: Ein Micro-USB-Anschluss zur Stromversorgung, wenngleich das Kabel da dauerhaft zur Stromversorgung dranbleibt. Die Optik der Bridge selbst geht in Ordnung, die kann man – anders als viele Bridges – durchaus zentral aufstellen und muss sie nicht verstecken.

Die App selbst: schlicht, übersichtlich und funktional. Den Status eines Geräts sieht man direkt in der Übersicht. Kurzes Antippen schaltet, langes Antippen bringt mehr Optionen und Details für ein einzelnes Gerät. Auch für aufwendigere Automationen mit Bedingungen („Flows“) gibt es ein nachvollziehbares UI: >> Wenn… und… dann. << Das ist simpel gemacht und die Flows lassen sich vorab austesten. Zudem gibt es auch Logik-Module, wie Variablen, die fortgeschrittene Automationen erlauben.

Homey Pro legt da mit Advanced Flow allerdings nochmals eine Schippe drauf, das ist aber nichts mehr für den Einstiegsnutzer. Neben den Geräten gibt es zudem auch ein Energie-Dashboard, in dem man Verbrauchsdaten (z. B. von Zwischensteckern) aggregiert. Mehrere Benutzer: Check. Anwesenheitssteuerung lässt sich ebenfalls einfach realisieren.

Die Auswahl an kompatiblen Funkstandards spricht eine deutliche Sprache: Auch die Homey Bridge ist ein Multitalent. Praktisch, denn die Fähigkeiten bei Automatisierungen wollen bestmöglich genutzt werden. Die meisten werden wohl mit Zigbee-Komponenten auskommen, da ist die Auswahl groß. Von Leuchtmitteln (z. B. Philips Hue, Ikea, Innr) bis hin zu Aqara-Komponenten, die ich ganz gerne einsetze, gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten – einzig und allein mit einer Bridge.

Homey bietet da aber auch Z-Wave-Unterstützung und da gibt es unter anderem aus dem Hause Fibaro oder Aeotec nette Komponenten – wenn denn die Reibung zwischen Daumen und Zeigefinger stimmt. 433 MHz dürfte etwas für Personen sein, die ihre alten Steckdosen mit Fernbedienung aus dem Baumarkt anbinden wollen. Als Ersatz für Fernbedienungen dient die Unterstützung von Infrarot. Da spart man sich quasi die Harmony Bridge, das ist im Gesamtpaket mit dabei. Testete ich mit einem Apple TV, funktionierte und ist praktisch, wenn man solche Geräte mit in Automationen einbinden kann. Zudem dabei: Bluetooth, da lässt sich beispielsweise eine Yeelight Candela, die nur per App angesteuert werden kann, mit anderen Geräten verzahnen.

Sollen die anzulernenden Smart-Home-Komponenten funktionieren, dann ist es nicht einfach damit getan, den Kopplungsprozess anzuwählen. Das volle Potenzial entfalten Komponenten nur, wenn man den Hersteller und das passende Produkt anwählt. Das ist für unbedarfte Nutzer wenig nachvollziehbar, das geht definitiv eleganter. Auf der anderen Seite zeigt man so für jede Komponente den passenden Kopplungsprozess und man muss sich da nicht durch mehrere Anleitungen wühlen, insbesondere wenn bei unterschiedlichen Herstellern der Prozess unterschiedlich initiiert wird.

Praktisch: Homey bindet auch diverse Netzwerkprodukte und Komponenten an, die auf eigene Apps oder gar Cloud-Lösungen setzen. Zum Beispiel: Dyson oder auch Home Connect. Im Kompatibilitäts-Portfolio aber auch solche, die eine API bieten, wie es Sonos tut.

Den passenden Hersteller erspäht man direkt in der Geräteübersicht durch eine Suchfunktion. Hier schlägt man proaktiv auch Geräte vor, eine vollständige Auflistung der Markennamen wäre aber praktisch.

Der Kopplungsprozess funktioniert, wenngleich das einfacher ginge. Die angebundenen Komponenten funktionierten bei mir reibungslos: Empfang? Passt. Über eine komplette Etage gibt es da nichts zu meckern und ZigBee und auch Z-Wave spannen bekanntlich Mesh-Netzwerke auf. Latenzzeiten: Hervorragend, reagiert ein Sensor, dann aktualisiert sich die App ebenfalls in Sekundenbruchteilen, da gibt es nichts auszusetzen. Praktisch: Die App führt sogar ein Log über jedes Gerät und man hat so im Blick, wann sich z. B. ein Fenster geöffnet hat.

Nicht verfügbar sind bei der Homey Bridge die Experimente. Denn dadurch schießt man sich für Nutzer, die auf Apple Home setzen, quasi ins Aus. Soweit ich weiß, stellt sich Apple da stur, bei Multiprotokoll-Lösungen eine HomeKit-Zertifizierung zu verteilen. Die nicht-zertifizierte Lösung auf dem alten Homey Pro läuft 1A, die Unterstützung für Siri Shortcuts ist halbgar und für die meisten wohl kein Ersatz.

Anders als beim Homey Pro 2023 stellt Athom auch keine Matter-Unterstützung in Aussicht, da hätte man alle Plattformen an Bord gehabt. So sind es eben Alexa und der Google Assistant. Auch das Fehlen von Thread ist eine vergebene Chance, da müssen Nutzer zum Homey Pro 2023 greifen, der ebenfalls in den Startlöchern steht, kostentechnisch die Homey Bridge aber um ein Vielfaches übersteigt.

Das wohl größte Manko ist der Verkaufspreis – schade, bei einem eigentlich tollen Produkt für Alexa- oder Google-Assistant-Nutzer. Für 69 Euro wäre die Zentrale durchaus eine Empfehlung, mit oben genannten Einschränkungen. Doch es ist bei 5 Geräten Schluss und diese Grenze sprengt man schnell. Das Limit übersteigt bei mir allein das Sonos-Setup. Für alles Weitere werden 2,99 Euro pro Monat fällig.

Ich habe durchaus Verständnis dafür, wenn Hersteller laufende Kosten, wie etwa für eine Cloud-Infrastruktur, decken wollen. Finde den Ansatz mit einer Limitierung der gegebenen Möglichkeiten aber überzogen. Da hätte man sich lieber ein alternatives Monetarisierungsmodell überlegt. So wäre es in meinen Augen eher zweckdienlich, die Community-Apps, welche die Bridge allerdings gar nicht unterstützt, jeweils für ein paar Euro loszuwerden. Das sind Hilfen, die der Zielgruppe guttun würden und die wäre da – je nach Bedarf – auch sicherlich zahlungswillig.

Ein Abo zum Freikaufen von Hardware-Limitierungen ist da weniger mein Geschmack, wenngleich ich mir gut vorstellen kann, dass man mit den 69 Euro Erstinvestment nicht kostendeckend arbeitet.

Unterm Strich: Es gäbe noch einige Punkte, mit denen man die Homey Bridge zu einem runden Produkt machen könnte. Manche Punkte dürfte der neue Homey Pro 2023 lösen, aber auch dem günstigeren Modell hätte man Matter und Thread spendieren dürfen. Damit wäre die Homey Bridge nicht nur eine Bridge, die diverse Ökosysteme vereint, sondern sich selbst auch problemlos an sämtliche Ökosysteme anbinden ließe.

Monetarisierung: Klar, warum nicht? Insbesondere, wenn Produkte laufende Kosten verursachen. Die Abo-Kosten von 2,99 Euro monatlich sind auch recht „fair“. Die künstliche Limitierung auf 5 Geräte ohne Abo halte ich aber für mehr als überzogen.

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Baujahr 1995. Technophiler Schwabe & Lehrer. Unterwegs vor allem im Bereich Smart Home und ständig auf der Suche nach neuen Gadgets & Technik-Trends aus Fernost. X; Threads; LinkedIn. Mail: felix@caschys.blog

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8 Kommentare

  1. Nach verschiedenen Zwave-Zentralen bin ich vor ca 2 Jahren auf Homey gestoßen. 400€ klangen schon krass, aber ein Homee mit allen Würfeln oder auch reine Zwave-Zentralen, waren auch zu dem Kurs zu bekommen.
    Ich bereue es nicht und habe jetzt sogar den 2023er hier stehen. Kann ich also wärmstens empfehlen (wer das Geld dafür locker hat).

    • Heißt das, dass der neue Homey Pro lieferbar ist?

      Wir haben den alten und sind damit trotz Loxone im Haus ganz zufrieden

  2. Ich würde es ander sagen: Monetarisierung ja, wenn Dinge wie Clouddienste wrklich notwendig wären. Sind sie aber bei einer Heimautomatisierung nicht und so ist ein derartiges Abo doch nur ein Kundenmelkwerkzeug.

    • So ein Quatsch. Homey Basic (2,99/Monat) funktioniert auch ohne Bridge. Da arbeitet die App über das Homey Cloud Konto bei den anderen Anbietern über deren offizielle Cloud API. Die Bridge ist eine schwachbrüstige billige Variante um auch lokal zwave, zugebe, etc zu bekommen. Die schafft die ganzen Community Apps und so weiter nicht. Dafür braucht es also Verbindung immer eine Verbindung zu den Homey Servern.

      Will man eine leistungsfähige Smart Home zentrale, muss man tiefer in die Tasche greifen. Selbst für Home Assistant yellow, wo man fast nur die Hardware kosten zahlt, ist man da bei über 200€ (mit RPi CM4). Homey hat software Entwickler und Support, etc, die auch bezahlt werden wollen.

      Und ganz ehrlich: für kontinuierliche Weiterentwicklung einer heimzentrale (was bei so breiter Unterstützung von Anbietern unbedingt notwendig ist), zahle ich liebend gern bisschen was drauf im Jahr. Es soll ja weiterhin alles funktionieren, die Firma möglichst lange existieren. Ich will nicht in 2 Jahren eine neue Zentrale suchen und alles umstellen müssen. Wer hier von „melken“ spricht soll sich selber was mit HA basteln und weiter von Open source schmarozen ohne jemals was zurück zu geben. Oder stellt alles auf sowas wie loxone um. Da zahlt man im Anschaffungspreis der Hardware schon genug, dass die Firma es verkraftet, wenn man danach 10 Jahre lang nichts mehr kauft.

      Homey verkauft NUR zwei Smarthome zentralen. Andere Anbieter haben ein ganzes Ökosystem dahinter. Wie soll ein kommerzielles Unternehmen bitte seine Mitarbeiter bezahlen? Spassköpfe.

      Ich habe die Bridge übrigens auch und sie geht zurück. Werd mit wohl den pro holen, da ich Community Apps brauche (u.a. Für gute HomeKit Unterstützung). Bei IR eine Warnung: alte / Nieschen Geräte gehen da oft nicht und man kann nichts mehr anlernen. Bei RF wird Somfy / Velux io nicht unterstützt, dafür braucht es eine tahoma switch oder dergleichen.

  3. Heisenberg says:

    Warte mal ein SmartHome Hub mit Abo?
    Und dann sind da genau die triggerwörter (Matter thread) auf die die Bauern warten im Abo, welche man aber gar nicht braucht da smart home bei allen anderen außer bei den wartenden Ottos doch schon seit Jahren läuft!
    Also wer sich sowas kauft und dann auch noch monatlich bezahlt der hat die Kosten auch mehr als verdient! xD

    • Bauern, Ottos, das lässt tief blicken.

      • Heisenberg says:

        Ja sorry der Kram ist so overhyped vor Leuten die anscheinend Smart Home ohne diese Technik nicht zum laufen kriegen wenn man so schaut wie die Leute danach schreien.
        Und wie du siehst komm schon der erste Hersteller daher und will das ausnutzen, und ein für ein verbindungsstandard ein Abo aufknöpfen, also bitte was soll man sonst dazu sagen.

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