„Gotham Knights“ angespielt: In Batmans Schatten

Das neue Triple-A-Spiel für PC sowie Xbox Series X|S und PlayStation 5, „Gotham Knights“, steht in gleich mehreren Hinsichten im Schatten von Batman. Zum einen tritt es gewissermaßen das Erbe von Rocksteadys „Batman: Arkham“-Reihe an. Zum anderen verkörpert man hier als Spieler eben nicht den dunklen Ritter selbst, sondern die erweiterte Bat-Family. Dazu zählen Batgirl, Robin, Nightwing und Red Hood. Ob es sich lohnt, mit Batmans Nachfolgern in Gotham City abzutauchen, verrate ich euch in meinem Anspielbericht.

Letzterer wäre normalerweise zeitnaher zum Release erschienen, aber wie das so ist: Da kam mir so ein gewisser Umzug nach Hamburg dazwischen. Mittlerweile habe ich mich ausreichend mit „Gotham Knights“ vergnügt und meine Gedanken geordnet. Leider muss ich bestätigen, was viele Kollegen monieren: Die Entwickler von WB Games Montreal haben noch viel Arbeit vor sich, um diesen Titel zu optimieren. An der Xbox Series X läuft das Spiel zwar mit hoher Auflösung und Ray-Tracing, die anvisierte Framerate von 30 fps bricht aber immer mal wieder ein und es zeigt sich ein Stottern.

Verschiedene Performance-Modi stehen im Übrigen nicht zur Wahl. Dabei sieht „Gotham Knights“ in der finalen Version besser aus als in den frühen Trailern, als noch die Cross-Generation-Entwicklung anvisiert wurde. Am Ende stampfte man ja die PS4- und Xbox-One-Ports ein. Allerdings habe ich teilweise Bauchschmerzen mit dem Art-Design. Die Proportionen der Figuren wirken merkwürdig, Gotham City mitunter austauschbar und leicht leblos, was Erinnerungen an „Saints Row“ weckte.

Doch vielleicht noch ein wenig Allgemeines zum Spiel: „Gotham Knights“ spielt nach dem Ableben von Batman. Seine Mündel Robin, Nightwing sowie Batgirl und Red Hood übernehmen seine Bürde und schützen die Stadt Gotham City vor neuen Bedrohungen. Dazu zählen Schurken wie Mr. Freeze, Clayface oder Harley Quinn genauso wie der mysteriöse Court of Owls. Ihr könnt dabei alle vier Helden verkörpern und nach Wunsch zwischen ihnen wechseln. Aufwerten müsst ihr sie jedoch in ihren Fähigkeiten separat.

Tatsächlich spielen sich die Figuren jeweils eigenständig und können in verschiedene Richtungen weiter entwickelt werden. Robin ist etwa deutlich agiler als der stoische Red Hood und jeder der Helden birgt das Potenzial eigene Taktiken zu entwickeln, um etwa mehr mit Gadgets, Schleichen oder möglichst wenigen, aber harten Treffern die Gegner auf die Matte zu schicken. Auch die Persönlichkeiten der Charaktere kommen in den vorgegebenen Story-Sequenzen gut durch. Etwas austauschbar wird es lediglich in einigen Dialogen mit den Schurken, da die Gegenspieler jede Figur, egal ob Robin, Nightwing, Batgirl oder Red Hood, gleich anreden – egal wen ihr gerade verkörpert.

Die Story von „Gotham Knights“ ist recht vorhersehbar, reicht also nicht an die „Batman: Arkham“-Spiele heran. Wer einige der aktuelleren Batman-Comics kennt oder die animierten Filme und Serien verfolgt hat, wird die großen Twists meilenweit kommen sehen. Dafür gibt es einiges an Fanservice mit Anspielungen auf Ereignisse oder Charaktere aus dem größeren DC-Universum. Ich wurde als Batman-Fan gut unterhalten, wer nicht so tief im DC-Universum steckt, könnte aber über manch holprige Dialoge stolpern und weniger begeistert sein.

Auch die Kämpfe reichen da leider nicht an das Ballett-artige Kampfsystem der „Batman: Arkham“-Spiele heran. Trotzdem machen sie Laune und werden zudem im Spielverlauf facettenreicher, wenn man die Charaktere individuell weiterentwickelt hat, sodass man die Gefechte jeweils mit einem eigenen Dreh angehen kann. Die Entwickler haben es allerdings etwas übertrieben: Früher oder später ist Grinding notwendig, um die Figuren zu pushen und in der Story fortfahren zu können. Das streckt die Hauptgeschichte unnötig.

Die ist mit ca. 15 Stunden Spielzeit aus meiner Sicht nicht überlang, aber ausreichend. Wer sich verstärkt mit Nebenaufgaben beschäftigt, kann etwa 10 Stunden hinzurechnen. Das große Problem ist eben, dass diese erwähnte Dauer durchaus mit Grinding gefüllt wurde, was manchmal eine gewisse Monotonie einkehren lässt. Eventuell wären knackige 10 Stunden da der bessere Weg gewesen. So hat mir auch das aufgestülpte Loot-System so gar nicht gefallen, bei dem man sich rasch wiederholende Verbrechen aufklären muss, um Rohstoffe fürs Crafting zu bekommen und Mods für die Ausrüstung zu erhalten. Ein wenig wirkt das, als hätte man erst Live-Service-Elemente geplant, jene dann aber doch wieder über Bord geworfen, Gameplay-Versatzstücke jedoch im Spiel belassen.

Mir artete das zu sehr in stupide Sammelei aus, selbst wenn ich im Spiel das ein oder andere Mal gerne die passende Ausrüstung gehabt hätte, um etwa Eis-Schaden auszuteilen oder bestimmten Waffen / Schadenstypen besser zu widerstehen. Doch das Streben danach fühlte sich mehr wie Arbeit als Spaß an. Dabei gibt es zumindest optisch ziemlich coole Items, denn da schöpft man, ähnlich wie zuletzt bei „Injustice 2“, aus dem Vollen. Für Fans der Batman-Historie gibt es da viele Kostüme zu entdecken, die mit klassischen Abenteuern verbunden sind.

„Gotham Knights“ kann auch online im Koop mit zwei Spielern (nicht vier) durchgespielt werden. Der zweite Gamer ist dabei aber in einigen Fällen ein Anhängsel, denn er taucht in Cutscenes nicht auf und kann auch einige Story-Trigger nicht auslösen. Trotzdem macht „Gotham Knights“ zu zweit mehr Spaß als alleine, wie ich in ein paar kurzen Partien mit einem Kumpel herausfinden konnte. Das Grinding fällt dann weniger ins Gewicht und viele Kämpfe wirken so, als seien sie gezielt für zwei Spieler optimiert worden. Während die Synchronstimmen gut besetzt sind, ist die sonstige Soundkulisse im übrigen etwas generisch.

Am Ende des Tages ergeht es mir mit „Gotham Knights“ ein wenig wie mit „Saints Row“: Ich hatte sehr hohe Erwartungen an das Spiel, die leider nicht erfüllt worden sind. Gleichzeitig finde ich persönlich, dass aktuell aufgrund dieser offenbar verbreiteten Enttäuschung etwas zu hart mit dem Titel ins Gericht gegangen wird. Nein, „Gotham Knights“ ist kein zweiter, großer Wurf wie das Franchise „Batman: Arkham“. Für DC-Fans sehe ich hier aber einen kurzweiligen Zeitvertreib, der einen Blick wert ist. Eventuell wartet ihr jedoch auf eine Preissenkung und schaut dann mal rein.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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