Gorillas wurde von Getir übernommen
Große Übernahme im Liefergewerbe. Getir, das in Istanbul ansässige Unternehmen für Online-Lebensmittelgeschäfte, hat die Übernahme des deutschen Konkurrenten Gorillas abgeschlossen. Der Wert der Gruppe beläuft sich laut der Financial Times nun auf 10 Mrd. US-Dollar, da sich die Konsolidierung auf dem Markt für Schnelllieferungs-Apps beschleunigt. Laut des Berichtes lag der Preis für Gorillas bei 1,2 Mrd. US-Dollar. Sicher ein Preis, der durch die Pandemie noch gestiegen ist, da Unternehmen wie Gorillas auch einen Aufschwung erlebten.
„Die Märkte gehen auf und ab, aber die Verbraucher lieben unseren Service, und die Bequemlichkeit wird bleiben“, sagte Nazim Salur, Gründer von Getir, in einer Erklärung, in der er die Übernahme bestätigte, ohne die finanziellen Bedingungen zu nennen. „Die Branche der superschnellen Lebensmittellieferungen wird in den kommenden Jahren stetig wachsen, und Getir wird diese Kategorie, die es vor sieben Jahren geschaffen hat, anführen“.
Es wird laut Branchenbeobachtern erwartet, dass es zu einem Stellenabbau kommt, da sich das Netzwerk der beiden Unternehmen aus kleinen städtischen Lagern oder „Dark Stores“ in Städten wie London, Paris, Amsterdam und Berlin stark überschneidet.
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Ich verstehe so eine Übernahme nicht. Gorillas arbeitet nach meinen Kenntnissen schon immer hoch defizitär. Es gibt immer Aktionen um die Kundenzahl hoch zu bekommen. Das klingt für mich, als betriebswirtschaftlichen Laien (!), nicht nach einem lohnendem Invest. Und trotzdem hat jetzt jemand einen Einhornmäßigen Preis für ein Unternehmen gezahlt, das mehr Probleme als Mitarbeiter hat.
Wie lohnt sich das?
Ja, Gorillas war in erhebliche Schieflage geraten, weshalb sie auch viele Standorte aufgegeben haben.
Das ist nur ein Geschäft in Hoffnung auf die Zukunft, so wie der Telekom-Hype Anfang der 2000er. Es wiurd kein Geld vernichtet, sondern wandert ur in andere Hände.
Ich denke die Idee dahinter ist dasselbe, wie es auch bei Flixbus oder Lieferando war: Zunächst wird der Markt (welcher aus extrem vielen Konkurrenten besteht) mit billigen Angeboten geflutet, um Kunden an sich zu binden; das Kapital wird von entsprechenden Investoren gedeckt.
Diese Investoren sind sich der aktuellen defizitären Bilanz des Startups bewusst, hoffen aber (ebenso wie die Startups selbst) auf einen sich konsolidierenden Markt. Das heißt, dass irgendwann durch Übernahme oder Insolvenzen der Markt monopolisiert wurde. Der „last man standing“ deckt somit die Branche alleine ab und kann so die Preise auch wieder anheben (denn Konkurrenz ist ja nicht mehr vorhanden). Das ist dann der Zeitpunkt, an dem sowohl die Startups als auch die Investoren ihre Gewinne verbuchen.
Bestimmt gibt es für diese Strategie auch einen BWLigen Fachbegriff, der ist mi aber nicht geläufig
Den Begriff nennt man Monopol.
Aber steht doch alles sauber im Artikel. Stellen werden abgebaut, Kosten gesenkt, Preise erhöht und Abhängigkeiten geschaffen.
Genauso wie die Zecke Lieferando, wo schwer noch Leute direkt beim Lieferdienst bestellen und zum eigentlichen Geschäft beitragen. Geht soweit, dass Lieferando ungefragt Landing Pages der Lieferservices anlegt und deren eigenen Seite so sehr Konkurrenz machen, dass niemand mehr nativ bestellt. Dann schluckst du entweder alle Preiserhöhungen, oder du bekommst keine Bestellungen mehr.
Aber Monopol wäre ja keine Bezeichnung für eine Businessstrategie, sondern eine volkswirtschaftliche Bezeichnung für einen Markt – oder?
Bei der Strategie geht man ja davon aus, dass in Zukunft eine kleinere Kundenbasis (einige werden die Preiserhöhung nicht mitmachen) bereit ist einen so hohen Preis zu bezahlen, dass dann auch noch Gewinne möglich sind. Bin gespannt ob das klappt.
Klassisches Beispiel für die greater fool theory, Du musst immer nur ein größeren Idioten finden der Geld für so eine unrentable Bude bezahlt.
In dem Fall haben viele VC-Investoren und Geldgeber aber Minus gemacht, weil die Bewertung im Vergleich zur letzten Fundraising-Runde deutlich zurückgegangen ist.
Der Plan war mit Sicherheit ursprünglich, Gorillas an die Börse zu bringen und da zu einer abenteuerlichen Bewertung an (Klein-)Anleger zu verklappen. Siehe Oatly, Beyond Meat, About You und diverse unprofitable Tech-Buden, die in den letzten zwei Jahren für völlig verrückte Preise an die Börse gegangen sind. Dann hat der Markt im November 2021 gedreht, Bärenmarkt und puff, Traum vom großen Reibach geplatzt.
Mir ist diess Branche und auch deren Nutzer komplett suspekt. Ist man heute nicht mehr in der Lage seine Einkäufe bspw. wochenweise zu bündeln bzw. etwas zu planen? Weshalb müssen Einkäufe für den tägliche Bedarf spontan und in kleinen Tranchen erfolgen? Da wird über Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit gesprochen und dann müssen diverse Lager und Lieferinfrastruktur aufgebaut werden, nur damit jemand spontan eine Milchtüte möglichst in Echtzeit geliefert bekommt. Nein, dafür habe ich kein Verständnis!
Genau, lieber mit mit dem dicken SUV zum Supermarkt fahren. Das ist dann so richtig umweltbewusst.
Schon mal daran gedacht, dass es zahlreiche Usecases gibt, in denen solche Lieferdienste Sinn machen oder schaust du nur bis zu deinem Tellerrand?
‚Zahlreiche‘ Usecases warum eine Lieferung in 10min stattfinden muss gibt es wahrscheinlich nicht wirklich. Ansonsten schüttel bitte spontan ein paar aus dem Ärmel 😉 Die Dienste wären ja nicht so hoch defizitär wenn es da sinnvolle Use Cases für jeder man gäbe.
Den grundlegenden Nutzen warum jemand kleinere Warenmengen kurzfristig bestellen will sehe ich durchaus, andererseits werden ja meistens nur Ecken beliefert in denen es sowieso von Läden wimmelt die lange auf haben.
❤️
Also ich gehe zu Fuß oder fahre mit dem Fahrrad zum Supermarkt, ist dafür etwa ein SUV vorgeschrieben?
Sonst hast Du aber Recht, es gibt tatsächlich Anwendungsbereiche abseits der eigenen Bequemlichkeit, bspw im Krankheitsfall oder für in Ihr Mobilität eingeschränkte Menschen.