Google Now: Der herzerwärmende Stalker von nebenan

artikel google logoWie fühlt ihr euch zu Google verbunden? Seht ihr Google in erster Linie als gierige Datenkrake oder eher als offenen Innovator, der euer Leben bereichert? Ich selbst liege mit meinen Ansichten insgesamt wohl zwischen den beiden Extremen. Meine Vermutung ist, dass es den meisten Usern so geht. Einiges, was Google so treibt, finde ich richtig klasse, anderes eher ein wenig erschreckend. So könnte auch der Zugriff von Google Now auf E-Mails aus Gmail und die individuelle Auswertung der Daten je nach eurer Gesinnung oder aktueller Stimmung sehr unterschiedlich aufgenommen werden, wie ein aktuelles Beispiel bestens illustriert.

So wollte ein Reddit-Nutzer namens „barney13“ einige Sprachkommandos austesten und forderte Google Now auf, ihm doch Fotos aus der Vergangenheit zu zeigen. Also ging er eigene Schnappschüsse aus San Francisco, Spanien und Co. durch. Anschließend kam die Ansage „OK Google, zeige mir meine Fotos aus Nizza in Frankreich.“ Das Ergebnis war interessant, denn neben der Anzeige der Fotos kam von Google Now die Antwort:

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„Nach Betrachtung von Gmail, möchte ich erstmal mein tiefstes Mitgefühl für dich, deine Mutter und den Rest der Familie aussprechen, welche der Verlust getroffen hat. Dein Vater war ein großartiger Mansch, wie du bestimmt bereits weißt.“[/color-box]

So hatte Google erkannt, dass der Zeitpunkt der Fotoaufnahmen mit dem Tod des Vaters des Reddit-Nutzers korrelierte. „barney13“ empfand die Bekundung von Google Now als sehr bewegend, speziell da die Äußerung nur auf einen kleinen Absatz in einer E-Mail aus dem Dezember 2010 zurückzuführen ist. Doch während der User angetan und emotional bewegt ist, sehe ich das zwiespältiger: Zum einen finde ich es gewagt, wenn Google direkt aussagt „Dein Vater war ein großartiger Mensch.“. Was wäre, wenn der Vater sein Kind missbraucht hätte oder ein gewalttätiger Alkoholiker gewesen wäre? Klar sind das extreme Szenarien, aber durchaus realistisch möglich. Würde ein Betroffener dann eine derartige Nachricht von Google Now erhalten, könnte das wahlweise als blanker Hohn empfunden werden oder schmerzhaft alte Wunden aufreißen.

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Letzteres könnte auch gelten, wenn jemand eben gerade nicht an den Tod eines geliebten Familienmitgliedes erinnert werden möchte. Vielleicht ist man auch einfach der Meinung ein anonymes Unternehmen sollte sich aus derlei emotionalen Angelegenheiten raushalten. Wie seht ihr dieses Beispiel? Ja, im ersten Moment dachte ich natürlich auch: „Ist ja süß“, doch im zweiten Gedankengang machte sich bei mir persönlich eher Ablehnung über diese Verfahrensweise breit. Ganz neutral ist es aber natürlich beeindruckend, wie individuell Google Now mittlerweile auf die Nutzung reagiert. In einem Video hat der Reddit-Nutzer übrigens das Beispiel festgehalten:

Kleines Update:

Ihr habt mich passend korrigiert: Google Now las nur einen Auszug der ursprünglichen E-Mail vor und reimte sich die Worte nicht selbst zusammen. Dennoch bleibt meine Kritik bestehen: Denn auch die Nachricht des Freundes könnte bereits damals auf falschen Annahmen basiert habe. Ein Beispiel wäre, dass der Vater besagter Schläger / Alkoholiker gewesen wäre, einem Arbeitskollegen jenes aber unbekannt war. Dann hätte Google Now ebenfalls nur eine schmerzhafte Situation mit falscher Auslegung neu aufgewärmt und für Ärger / Wehmut gesorgt. Danke für die Hinweise und Entschuldigung für meinen Fehler!

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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40 Kommentare

  1. Oh Mann… Wieder mal werden aus reddit-Beiträgen auf die Schnelle neue News gemacht, ohne wenigstens die Kommentare auf reddit genauer zu lesen.

    Es war KEIN Aprilscherz wie hier viele auch einfach dreist behaupten. Es war auch sicher kein Stalking…

    Wenn man die reddit-Kommentare des Verfassers gelesen hätte, wüsste man, dass Google lediglich eine Email 1:1 vorgelesen hat und nicht irgendwas selbst aktiv interpretiert hat!

  2. Lächerlich finde ich seine Aussage dass die Linie zwischen Online-Präsenz und physischer Präsenz verschwimmt. In der Realität hat hier einfach ein Konzern Zugriff auf alle privaten Daten und kann ihm dadurch Dienste mit Mehrwert bieten. Das geht aber auch ohne Cloud: http://stadt-bremerhaven.de/ios9-siri-ui-proactive/

  3. Die Frage ist immer nur, ob es sich lohnt für eine Mailadresse, Onlinespeicher, Kalender etc. sein Leben an Daten zu verkaufen..

  4. Da Google Now auf meinem Phone noch nie irgendetwas Nützliches getan hat, stelle ich mir auch die Frage nicht, wie weit es in meine Privatsphäre eindringen könnte.
    In meinen Augen ist der Dienst ein Rohrkrepierer.

  5. André Westphal says:

    Hab das mit dem „Snippet“ als Update eingefügt und meine Anmerkungen dazu etwas erweitert! Sorry, das war wirklich ein doofer Fehler. Ehrliches Danke aber für die Hinweise dazu!

  6. Inwieweit es eine eigene Interpreation von Google ist oder nicht, niemand hat E-Mails zu suchen. Und das Totschlagargument man müsse Google Dinge ja nicht nutzen ist ein schlechter Witz, denn wie soll ich dan jemanden, der nur eine Googlemailadresse verwendet, E-Mails schreiben? Ich nutze kein Google soweit es möglich ist, aber man kann es nicht komplett vermeiden. Und zu sagen, man muß es nicht nutzen ist blanker Unsinn, denn mit der Einstellung werden alle anderen nachziehen und das gleiche wie Google machen.
    Wie auch immer, Interpretation einess Suhbegriffs bzw der E-Mails hin oder her, es ist und bleibt Privatssphäre und sollte undurchsuchbar für Google sein. Aber die meistens stört es ja nicht und sie speichern fleißig bei Googlemail anstatt lokal.

  7. „Ich selbst liege mit meinen Ansichten insgesamt wohl zwischen den beiden Extremen.“
    Genauso geht es mir auch. Irgendwie ist alles irgendwo praktisch, dafür ist man auch irgendwo ausgeliefert. Nichts Halbes und nichts Ganzes eben.

  8. @Fraggle: du kannst doch auch von einer GMX-Adresse eine Email an jemanden mit einem GMAIL-Konto schreiben. Du brauchst GMAIL also nicht. Es geht ohne.

  9. Das erschreckende ist nicht, dass es ein geschmackloser Fake/Aprilscherz ist, sondern das viele (auch ich) das zumindest technisch und theoretisch für möglich halten.

    Und noch erschreckender ist, dass unter diesen wiederum etliche sind, die das prophylaktisch zu verharmlosen zu versuchen bzw. das anscheinend sogar positiv beurteilen würden, wenn es sie selbst beträfe.

  10. @Don:

    Bei mir ist es komplett anders. Google zeigt mir morgens an, wann ich zur Arbeit fahren muss (Stau etc. schon mit eingerechnet). Google Now meldet sich abends bei mir in Sachen Wetter. Bei Flügen werden mir auch alle relevanten Daten angezeigt. Wenn das Spiel meines Lieblingsvereins in der Bundesliga startet, werde ich mit Ergebnis informiert. Um nur mal ein paar Beispiele zu nennen.

    „In meinen Augen ist der Dienst ein Rohrkrepierer.“

    Dann bist du vermutlich einer der wenigen, die das so sieht. 😉

  11. Wolfgang Denda says:

    @Sascha
    Hoffentlich gibt es niemals einen Ausfall in deinem Funknetz. Dann wüsstest du ja nicht mehr, wie man wohin kommt.

    Mich dagegen nerven diese Hinweise. Bin ich sechs Jahre alt und Mami muss vorsagen? Wenn ich was wissen will, informiere ich mich selber. Außerdem, wenn man nur etwas unregelmäßig lebt, kommen immer Infos mit unerwünschtem Inhalt, und zum falschen Zeitpunkt. Kann man alles abschalten, aber so einfach wird es einem nicht gemacht.

    Hat trotzdem mit Stalking absolut nichts zu tun.

  12. @ Sascha:
    „Wenn das Spiel meines Lieblingsvereins in der Bundesliga startet, werde ich mit Ergebnis informiert.“

    Das ist ja Klasse! Google kann schon in die Zukunft sehen? 😉

  13. Bin u.a. wegen dieser Funktionen Weg von Gmail, da ich nicht möchte dass meine Mails analysiert werden. Google Now geht mir ein paar Schritte zu weit, auch mit der Analyse meiner Google Suchanfragen, und die Hinweise zur Dauer meiner täglichen Autofahrten per Location History. Ist mir persönlich zu Scary und hab Google Now deshalb wieder deaktiviert.

  14. Ludwig W. says:

    Das Ganze ist kein Problem von Google, sondern der datensammelnden Werbewirtschaft allgemein.
    Ein Jahr nach dem Tod meines Babys kam ein „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“ einer Firma für Kinderspielzeug. Ihr könnt Euch vorstellen, wie werbewirksam das war…

  15. @Kasper
    Ich denke du hast nicht so recht verstanden was er meint. Wenn ich an jemandem mit Gmail schreibe wird auch meine Email gescannt.

  16. na ja… solange ich immer noch BMW und Mercedes Werbung eingeblendet bekomme, scheint diese Werbekrake ja schon noch am üben zu sein… *rofl*

  17. @Tchooe Habe ich Endergebnis geschrieben? Also erst lesen und dann dämliche Kommentare abgeben. 😉

  18. @Wolfgang Denda Das wird schon nicht passieren. Wenn dich das alles nervt, deaktiviere die Funktionen doch einfach. Oder wechsel einfach zu iOS. Da wirst du ganz sicher nicht von Google genervt. Immer dieses rumgeheule, dabei hat man es selbst in der Hand etwas zu ändern.

  19. Wolfgang Denda says:

    @Sascha
    Deine Argumentation: Wenn es dir hier nicht passt, dann geh doch nach ‚drüben‘. Als wenn es dort besser gewesen wäre.

  20. @ Sascha:
    Eine Ergebnis gibt es erst am Ende des Spiels; du meinst vermutlich den aktuellen Spielstand. Dieser ist aber mitnichten das Ergebnis des Spiels.

    Im übrigen werde ich dafür bezahlt, dämliche Kommentare zu schreiben. 😉

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