Fraunhofer HHI: Neuer Standard für Videocodierung H.266/VVC vorgestellt
Dem geneigten Leser eines Techblogs sind Begriffe wie H.264/AVC und H.265/HEVC sicherlich nicht fremd, handelt es sich hierbei doch um zwei der mittlerweile meistgenutzten Standards zur Videocodierung, womit Videosignale möglichst verlustfrei komprimiert und somit schneller über das Internet, aber auch lokal, verschickt werden können. Nun kündigt das Fraunhofer HHI gemeinsam mit seinen namhaften Partnern wie Huawei, Apple, Intel, Qualcomm, Sony, Microsoft und weiteren den neuen Standard H.266/VVC (Versatile Video Codec) an, mit dem eine noch bessere Kompression möglich sein soll.
Laut dem Institut sind die Datenanforderungen mit dem neuen Standard um etwa 50 Prozent im Vergleich zu H.265/HEVC reduziert. Die Videoqualität sei dabei im Vergleich gar nicht beeinträchtigt. Damit eigne sich H.266/VVC vor allem für 4K- und 8K-Inhalte, unterstütze aber auch 360-Grad-Videos. Drei Jahre Entwicklung stecken im neuen Standard, so das HHI, nachdem man dann als Nächstes ein einheitliches Lizenzmodell schaffen will, sollen sich die ersten Chips für mobile Geräte usw. bereits in der Entwicklung befinden. Die erste Software mit H.266/VVC-Unterstützung, sowohl für Encoder als auch Decoder, soll schon in diesem Herbst veröffentlicht werden.
…nachdem man dann als Nächstes ein einheitliches Lizenzmodell schaffen will…
Sagt bloß, man will aus dem Desaster von h.265 gelernt haben?
Trotzdem fragwürdig, inwiefern es Verbreitung finden wird. H.265 steckt im großen und ganzen in BDs, was jetzt nicht so das modernste und am weitesten verbreitete Medium ist, und in DVB-T2, was aber auch ein Alleingang von Deutschland ist. Und das ist seit Januar 2013 ein offizieller Standard.
YouTube nutzt ausschließlich VP9 und AV1, Netflix noch h.264, wo es geht AV1 und zumindest zum Speichern in der Android App VP9. Bei anderen Streamingdiensten wird es nicht anders ausgehen, h.265 ist einfach viel zu teuer. Ansonsten steckt es nur noch in Smartphones und Kameras für Videos und HEIC, wenn nicht standardmäßig ohnehin RAW zum Einsatz kommt. Und auf Smartphones wird es vor allem durch Apple gepusht, da sie davon selbst profitierten.
Das ist leider nicht ganz korrekt. Viele Streaming-Dienst, die in 4K senden, verwendet hierfür HEVC (a.k.a. H.265/MPEG-H Part 2). Spontan fallen mir Netflix und Amazon ein. Bei beiden Unternehmen handelt es sich um Mitglieder des AOM-Konsortiums, welches AV1 entwickelt hat.
Interessant – und dabei von dem oben geschriebenen abweichend – ist beispielsweise Youtube, die die höheren Representation eines Videos in der Bitrateladder mit AV1 und VP9 codieren. Man kann sich die unterschiedlichen Versionen ganz einfach mit „youtube-dl -F “ auf der Kommandozeile angucken. Ein Beispiel sieht so aus:
youtube-dl -F https://www.youtube.com/watch?v=onOEns_MnC4
[youtube] onOEns_MnC4: Downloading webpage
[info] Available formats for onOEns_MnC4:
format code extension resolution note
249 webm audio only tiny 52k , opus @ 50k (48000Hz), 20.36MiB
250 webm audio only tiny 70k , opus @ 70k (48000Hz), 27.13MiB
140 m4a audio only tiny 133k , m4a_dash container, mp4a.40.2@128k (44100Hz), 57.16MiB
251 webm audio only tiny 137k , opus @160k (48000Hz), 54.37MiB
394 mp4 256×144 144p 101k , av01.0.00M.08, 30fps, video only, 32.05MiB
160 mp4 256×144 144p 111k , avc1.4d400c, 30fps, video only, 29.45MiB
278 webm 256×144 144p 115k , webm container, vp9, 30fps, video only, 40.60MiB
395 mp4 426×240 240p 217k , av01.0.00M.08, 30fps, video only, 69.32MiB
242 webm 426×240 240p 238k , vp9, 30fps, video only, 87.59MiB
133 mp4 426×240 240p 246k , avc1.4d4015, 30fps, video only, 68.02MiB
396 mp4 640×360 360p 380k , av01.0.01M.08, 30fps, video only, 129.58MiB
243 webm 640×360 360p 432k , vp9, 30fps, video only, 167.40MiB
397 mp4 854×480 480p 706k , av01.0.04M.08, 30fps, video only, 244.19MiB
134 mp4 640×360 360p 735k , avc1.4d401e, 30fps, video only, 219.49MiB
244 webm 854×480 480p 792k , vp9, 30fps, video only, 315.02MiB
135 mp4 854×480 480p 1386k , avc1.4d401f, 30fps, video only, 461.25MiB
398 mp4 1280×720 720p 1478k , av01.0.05M.08, 30fps, video only, 491.82MiB
247 webm 1280×720 720p 2105k , vp9, 30fps, video only, 646.28MiB
399 mp4 1920×1080 1080p 2520k , av01.0.08M.08, 30fps, video only, 866.67MiB
136 mp4 1280×720 720p 2736k , avc1.4d401f, 30fps, video only, 942.59MiB
137 mp4 1920×1080 1080p 5088k , avc1.640028, 30fps, video only, 1.74GiB
248 webm 1920×1080 1080p 5223k , vp9, 30fps, video only, 1.14GiB
400 mp4 2560×1440 1440p 8771k , av01.0.12M.08, 30fps, video only, 2.93GiB
271 webm 2560×1440 1440p 12532k , vp9, 30fps, video only, 3.75GiB
401 mp4 3840×2160 2160p 17532k , av01.0.12M.08, 30fps, video only, 6.04GiB
313 webm 3840×2160 2160p 24987k , vp9, 30fps, video only, 7.62GiB
18 mp4 640×360 360p 698k , avc1.42001E, 30fps, mp4a.40.2@ 96k (44100Hz), 308.51MiB
22 mp4 1280×720 720p 2264k , avc1.64001F, 30fps, mp4a.40.2@192k (44100Hz)
Hier ist ersichtlich, dass die hohen Auflösungen (1440p und 2160p) ausschließlich mit VP9 und AV1 codiert werden. Weiterhin ist ersichtlich, wie viel besser AV1 als VP9 ist.
Also das YouTube quasi nur VP9 und AV1 ausspielt ist ja nichts neues, aber danke für den Hinweis, wie man sich die ganzen Daten anschauen kann.
Aber dass außer Google noch keiner AV1 wirklich nutzt ist nicht besonders verwunderlich, die werden sicher lieber erst Mal darauf warten, dass sie ihre Server mit entsprechender Hardware ausrüsten können. H.265 kommt halt nur als Notlösung zum Einsatz für die ganz hohen Auflösungen, alles andere würde zu teuer werden.
Ist halt nur die Frage, warum Google es tut. Ist das aufkommen an so hohen Auflösungen einfach so gering, dass sie das Problem mit geballter Rechenkapazität erschlagen können?
Das ist keine Frage der Hardware, da alle Anbieter reine Software-Encoder nutzen. Für die Encodierung werden beliebig skalierbare Cloud-Ressourcen verwendet. So hat Netflix schon um 2016 herum das letzte physikalische Rechenzentrum geschlossen. Und die Menge an dynamisch allokierten Nodes in der Cloud wird sehr flexibel angepasst – je nachdem wie viele Filme/Serienfolgen gerade in der Pipeline sind. Teilweise verbringen diese Wochen in der Encoder-Pipeline, um die bestmögliche Codierung zu erzielen.
Wenn man genau hinguckt – und hier gibt es in der akademischen Literatur zahlreiche Quellen, dann ist die Encodierung mit H.265 deutlich schneller als mit AV1. AV1 spielt da bei den verfügbaren Encodern irgendwo in der Mitte zwischen H.265 und dessen Nachfolger, um den es in dem Artikel geht.
Google nutzt AV1 meiner Meinung nach hauptsächlich aus industriepolitischen Gründen, um die Akzeptanz für AV1 in der Community zu steigern. Sie sind ja schließlich auch einer der wenigen Markt-Teilnehmer, die alles auf AV1 setzen während sich viele andere Teilnehmer sowohl an AV1 als auch an H.266 beteiligt haben.
Haha, wie lustig. Die Medienmafia versucht sich an der nächsten Totgeburt mit durch Patentunwesen verunstaltetem Codec. Wir wünschen auf dieses Mal: viel Misserfolg!
Ja AV1 ist jetzt der King und wird nicht mehr rausgekegelt.
Wir brauchen dringend wieder einen neuen Codec für die Hersteller von TV, SAT, Radios und Multimedia Playern.
Und vermutlich wird es kein Firmware Update für vorhandene alt – Geräte geben.
Sondern jeder darf ein neues TV, SAT, Digital Multimedia Radio, kaufen.
Na das kurbelt die Wirtschaft an, und wenn zum Schluss keiner Kaufen mag, stellen die Öffentlich Rechtlichen Sender einfach auf das neue System um.
Das wird für die in diesen Geräten verbauten Decoderchips garnicht technisch möglich sein, den neuen Codec H.266 /VCC zu decodieren. Es liegt nicht am Unwillen der Hardwarehersteller, sondern am Unvermögen der technischen Umsetzbarkeit.
Sinn des Codecs verstehe ich auch nicht. Schon nachhdem so gut wie jeder am AV1 Codec beteiligt ist und somit kostenlos/Lizenzfrei auch ist.
Ähm. Geld verdienen?
Hat das mit H.265 so gut geklappt? In Gegenteil, es hat dafür gesorgt, dass sich selbst die Unternehmen aus dem MPEG LA mit Google zusammengeschlossen haben und AV1 entwickelt haben