„Fantasian Neo Dimension“ im Test: JRPG der alten Schule

Kürzlich hat das Spiel „Fantasian“, das erstmals 2021 in zwei Teilen für Apple iOS als Teil der Flatrate Apple Arcade erschienen ist, weitere Plattformen erreicht. So gibt es das JRPG inzwischen auch für die Nintendo Switch, PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox Series X|S und Windows-PCs. Die Neuauflage unter der Bezeichnung „Fantasian Neo Dimension“ vereint die beiden ursprünglich separat veröffentlichten Teile und fügt Sprachausgabe für die Cutscenes hinzu.

Die Technik ist hingegen nur dezent verbessert worden. So habe ich „Fantasian Neo Dimension“ zwar am PC in 4K-Auflösung mit 60 fps gespielt, allerdings sieht man den statischen Hintergründen an, dass sie eigentlich für die geringe Auflösung älterer Smartphones optimiert worden sind. Was an einem kleinen iPhone-Bildschirm knackscharf aussehen mag, wirkt am OLED mit UHD-Auflösung und 55 Zoll teilweise leicht pixelig oder in einigen Umgebungen unscharf.

So nutzt „Fantasian Neo Dimension“ im Grunde digitalisierte Aufnahmen von real gebauten Dioramen für seine Hintergründe. Wie gesagt, scheint man aber anno dazumal noch nicht an eine Veröffentlichung auf moderneren Systemen gedacht zu haben, da die Qualität für 4K-Displays schlichtweg nicht ausreichend ist. Das Ganze sieht zwar nun nicht so schlimm aus wie etwa die alten Render-Hintergründe aus dem Remaster von „Chrono Cross“, aber eben auch absolut nicht mehr zeitgemäß. So viel zu meiner ersten Kritik an der Grafik.

„Fantasian Neo Dimension“ spielt sich wie ein „Final Fantasy“ aus PS1-Zeiten

In Sachen Gameplay stellt „Fantasian Neo Dimension“ von Hironobu Sakaguchi, der auch bei Square Enix Schöpfer der Marke „Final Fantasy“ gewesen ist, im Grunde eine Weiterführung der „Final Fantasy“-Spiele aus der PS1-Ära dar. So bewegt ihr euch aus der isometrischen Perspektive durch statische Hintergründe und werdet durch zufällige Kämpfe immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Glücklicherweise gibt es mit „Normal“ nun einen leichteren Schwierigkeitsgrad als noch in der iOS-Version, die zentral auf extremes Grinding gesetzt hat. Da ist „Fantasian Neo Dimension“ jetzt recht fair.

Die Story ist dabei nicht sonderlich innovativ, aber solide erzählt: Als junger Recke Leo bewegt ihr euch durch eine Welt, in der Fantasy-Elemente wie Magie mit Science-Fiction wie futuristischen Technologien und Robotern zusammenwachsen. Leo hat sein Gedächtnis verloren und versucht sich an seine Vergangenheit zu erinnern. Auf seinem Weg trifft er auf mehrere Begleiter und findet heraus, dass er es wohl mit dem mysteriösen Gott Vam aufnehmen muss. Dabei hilft er auch immer wieder der Bevölkerung, die von einer seltsamen Maschinen-Seuche bedroht wird.

Auch wenn „Fantasian Neo Dimension“ dabei grundsätzlich in seiner Story linear abläuft, könnt ihr immer wieder Nebenaufgaben erledigen – etwa einer Mutter helfen, ihren vermissten Sohn zu finden und andere, kleinere Aufträge. Dafür winken Erfahrungspunkte, bessere Ausrüstung und andere Items. Auch da ist dieses Spiel „Final Fantasy“ arg ähnlich, sodass sich Veteranen schnell heimisch fühlen werden – auch hier belebt etwa eine Phönixfeder euch im Kampf wieder. Im Gegensatz zu den neueren Games der „Final Fantasy“-Reihe laufen die Gefechte in „Fantasian Neo Dimension“ aber eben rundenbasiert ab.

Der Kniff mit dem Dimengeon

Eine Besonderheit ist das Dimengeon. Gegner, denen ihr bereits begegnet seid, könnt ihr dort einpferchen, statt euch direkt mit ihnen zu duellieren. Allerdings passen dort maximal 30 Feinde hinein. Ist das Dimengeon also voll belegt, bleibt euch nichts anderes übrig als alle Gefangenen platt zu machen. Feine Sache: „Fantasian Neo Dimension“ erlaubt es euch, für Kämpfe auch die Battle-Themes aus z. B. „Final Fantasy VII Rebirth“ und anderen Spielen der Rollenspiel-Reihe zu verwenden – auf Wunsch auch im Zufallsmodus.

Den Soundtrack von „Fantasian Neo Dimension“ hat dabei der legendäre Nobuo Uematsu komponiert, der etwa auch die Musik zu „Final Fantasy VI“, „Chrono Trigger“ (teilweise) und „Final Fantasy VII“ beigesteuert hat. Ich selbst hatte mir da aber mehr orchestrale Klänge erhofft. Für mich ist die Musik insgesamt etwas zu „dudelig“, da ich das Gros der Synthie-Musik hier als etwas austauschbar empfinde. Die englischsprachige Sprachausgabe hingegen ist sehr gelungen und wertet viele Cutscenes auf.

Insgesamt ist „Fantasian Neo Dimension“ im Grunde ein ziemlich klassisches JRPG, das nicht wirklich etwas falsch macht, aber im Jahr 2024 auch nicht wirklich aus der Masse heraussticht. So kommt man da nicht wirklich an die alten Klassiker wie „Final Fantasy IX“, meinen persönlichen Favoriten aus der PS1-Ära, heran.

Mein Fazit zu „Fantasian Neo Dimension“

2021 ist „Fantasian“ sicherlich eines der besten Mobile Games gewesen, aber 2024 ist es „nur“ ein gutes JRPG für Konsolen und PC. Technisch ist der Eindruck eher gemischt, da man dem Titel ansieht, dass die Diorama-Hintergründe nicht für 4K-Bildschirme gestaltet worden sind. In Sachen Gameplay und Story ist dieses Spiel größtenteils ziemlich konventionell, sieht man vom erwähnten Dimengeon ab. In der zweiten Hälfte wird das Gameplay aber durch weitere Elemente, wie Upgrade-Möglichkeiten für Waffen, komplexer.

Habt ihr die „Final Fantasy“-Spiele aus der PS1-Ära geliebt und wünscht euch eine etwas modernere Variante, dann dürfte „Fantasian Neo Dimension“ genau euer Ding sein. Ich persönlich empfinde den Launch-Preis von ca. 50 Euro für ein drei Jahre altes Game mit iOS-Wurzeln aber als zu hoch gegriffen. Wartet bei Interesse auf eine Preissenkung und schlagt dann zu.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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Ein Kommentar

  1. Hatte es auf Arcade gespielt. Aber es wurde dermaßen schwer, da verging mir die Lust. Fand’s aber, bis auf den Schwierigkeitsgrad, ziemlich gut für ein Arcade Game

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