Fairphone 2 vorgestellt
Den Begriff Fairphone hat vielleicht der ein oder andere schon gehört. Es handelt sich hier um ein Smartphone, das unter humanen Bedingungen aus fair gehandelten Rohstoffen gefertigt wird. Bereits seit 2010 arbeitet man an der Serie, 2013 konnte man die erste Ausgabe vorbestellen – nun hat man den Nachfolger namens Fairphone 2 vorgestellt. Im Vergleich zum Erstling, der 60.000 Mal gekauft wurde, hat man noch eine ordentliche Schüppe Hardware-Leistung draufgelegt.
Das Fairphone 2 ist 5 Zoll groß und kommt mit einem FullHD-Display daher, welches durch Gorilla Glass 3 geschützt ist. Ferner kommen beim Dual-SIM-fähigen Smartphone 2 GB RAM, 32 GB erweiterbarer Speicher und ein Qualcomm Snapdragon 801 zum Einsatz. Das Gerät verfügt über LTE, WLAN nach n/ac-Standard und auch Bluetooth 4.0 LE fehlt ebenfalls nicht. Der Akku hat eine Kapazität von 2420 mAh, die Hauptkamera löst mit 8 Megapixeln auf.
Wie auch bei der letzten Ausgabe geht es beim Fairphone 2 darum, dass die Herkunft der Rohstoffe möglichst transparent kommuniziert wird. Dies visualisiert man anhand einer Karte, die man auf der Homepage des Projektes anschauen kann. Noch sind es ein paar Monate, bis das Gerät in Masse produziert wird – aber bis dahin will man zum Beispiel versuchen, Fairtrade-Gold zu bekommen.
In einem Blogpost erläutern die Macher noch einige Details zum Smartphone, so soll dieses besonders einfach zu reparieren sein, man setzt hier auf modulares Design, welches den Austausch von Komponenten besonders einfach machen soll. Das Gerät, welches im besten Fall im Sommer vorbestellbar sein soll, soll um 520 Euro kosten. Behauptung: und auch hier wird man nicht mehr Einheiten absetzen können, als beim Erstling. Fair ist definitiv gut – aber viele moderne Menschen haben heute nur noch in Ausnahmesituationen Geld für „Fair“ übrig – manchmal will man nicht fair, manchmal kann man nicht.
Der eigentliche Skandal ist, dass Apple mit seiner abnormen Gewinnspanne es sich locker leisten könnte, seine Produkte fair zu produzieren und dabei immer noch Unsummen an Geld scheffeln würde.
Aber lieber maximiert man seine Gewinne noch weiter, produziert mit ähnlichen Standards wie andere Billigproduzenten, und verbucht den unverschämten Preisaufschlag als freiwillig geleistete Deppensteuer des Konsumenten.
Das erste Fairphone fand ich ehrlich gesagt einfach nicht so attraktiv. Dieses trifft m.E. auch mit der relativ potenten Hardware eher den Markt! Ich bin noch immer schockiert von meinem erschreckend schnell kaputten G2 (drittes Austauschmodell hab ich nicht mehr reparieren lassen, drei mal Displaybruch) und finde modulare Phones ehrlich gesagt für die Zukunft die bessere Wahl. Muss denn immer gleich ein neues Smartphone gekauft werden, wenn es vielleicht reichen würde RAM und CPU aufzustocken? Muss eine Smartphone alle zwei Jahre ausgetauscht werden, das geht doch prinzipiell auch länger mit neuem Akku! Oder wie ich ein paar Apple Fans im priv. Umkreis habe: jährlich bloß das neue iPhone und dafür zwei Verträge parallel haben, damit es ein paar Euro grünstiger ist?! Aber nein, wir sind nicht Markengeil, nur überzeugt von der Qualität… Nebenbei finde ich Ferrari super, trotzdem fahre ich keinen und kaufe mir erst recht nicht jedes mal das neuste Automodell!
Ende des Jahres wollte ich mich langsam mal umschauen und werde das Fairphone im Blick halten. Ich folge Fairphone zwar in Facebook, habe bislang keine Bekanntmachung wahr genommen… Insofern Danke für den Beitrag.
Generell begrüße ich hier aber vor allem die Kommentare im Bezug auf den Fleischpreis… Das geht weiter bei Milch und Gemüse. Es macht manchmal Sinn den nächstgelegenen Bauern aufzusuchen und sich das eine oder andere erklären zu lassen. Gemüse und Obt in der passenden Saison aus Deutschland zu kaufen bringt schon eine Menge. Warum kostet das Fleisch in den Supermärkten knapp 3 EUR, dann aber mehr als 9 EUR beim Bauern? Bestimmt weil die Tiere gleichwertig gehalten worden sind… Wir in Deutschland haben so ein Glück hier geboren zu sein, so vielen Menschen geht es schlechter. Wenn man ein Buch wie Tribute von Panem liest, stellt man sich auch die Frage, ob das Buch teilweise die Realität wieder spiegelt!
Böse Zungen sagen noch heute: man isst, was man ist 😉
Fair wäre auch, dem Käufer dieser Hardware volle Herrschaft über das Gerät zu geben. Wir sieht es damit aus? Ist root “eingebaut“, so wie z.B. bei MIUI?
Ich persönlich kaufe möglichst Handys mit viel Leistung zu wenig €. Über Fairtrade etc. habe ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht.
Dieser Artikel hat mich jedoch zum Nachdenken gebracht 😉
Gerade bei Technikzeugs sind mir (und vermutlich auch anderen Menschen) in erster Linie bestimmte Funktionen und Eigenschaften wichtig. Wenn das Fairphone in diesen Rahmen passt, wird es gekauft. Ist z.B. das Display dagegen zu klein oder zu dunkel, nützt mir ein gekauftes gutes Gewissen nichts und jemand anderes bekommt das Geld.
@Sonja: Mein Gedanke!
@Olli: dazu gerade gestern im Ersten: http://www.ardmediathek.de/tv/Der-Montags-Check/Lebensmittel-Check-mit-Tim-M%C3%A4lzer-1-W/Das-Erste/Video?documentId=28998858&bcastId=22834010
Wir haben unseren Haushalt auch möglichst nachhaltig umgestellt. Marken die sich daneben benehmen (Nestle z.B.) werden grundsätzlich vermieden. Fleisch wird direkt beim lokalen Metzger gekauft der das Fleisch im Umkreis von 10km bekommt. Und es geht nichts über den Geschmack guten Bio-Fleisches. Der preisliche Unterschied gering sofern man nicht täglich Fleisch essen möchte. Lieber nur 2x die Woche Fleisch/Wurst und 1x Fisch aber dafür nachhaltig.
Obst und Gemüse wird saisonal gekauft und zwar gestaffelt. Möglichst alles aus DE und wenn nicht verfügbar dann möglichst aus den Nachbarländern. Ist dies auch nicht machbar, dann maximal die EU. Knoblauch aus China und Birnen aus Israel sorgen für eine gewisse Aversion die ich kaum unterdrücken kann…
Auch die Bezahlung und der Umgang mit den Mitarbeitern welche mir mein Essen „anbieten“ ist mir wichtig, da ich – würde ich diese Arbeit machen – auch fair behandelt werden möchte. Aldi, Lidl und Co sind daher Tabu.
Kleidung wird gekauft, wenn sie in der EU produziert wurde und sie kostet zwar mehr aber das nehme ich in Kauf. Ich brauche nicht jedes 3 neue Jacken und ebenso brauche ich nicht alle zwei Monate neue T-Shirts und Hosen. Etwas mehr Verzicht bedeutet etwas mehr Fairness. Warum 3 T.Shirts für 15 Euro kaufen, die dann in 2 Monaten kaputt sind und dann weitere 15 Euro für neue ausgeben, wenn ich 2x im Jahr 40 Euro ausgeben kann für je 2 T-Shirts, die dafür dann in der EU produziert wurden. Und ja, sie wurden in der EU produziert – nicht nur in der EU etikettiert.
Zurück zur Technik. Hier ist es sehr schwierig nachzuverfolgen woher die Bauteile sind und wie sie produziert wurden. Da finde ich dann solche Telefone super. Wünschenswert wäre hier auch mal ein LED-TV nach gleichem Prinzip. Ich hoffe, neben Fairphones wird es in Zukunft auch Fair-TV geben. Auch hier braucht kein Mensch jedes Jahr ein neues Gerät. Mein Smartphone ist 4 Jahre alt, hat das aktuelle Android und es macht was es soll: telefoniert, schreibt Nachrichten, streamt und zeigt mir Webseiten an. Allerdings ist es kein Fairphone, da es damals nicht existiert hat. Dennoch habe ich auf Reparaturfreundlichkeit geachtet. Zusätzlich kaufe ich, was ich selbst reparieren kann. Wozu also ein neues?
Mit wenig (finanziellem) Aufwand und ein bisschen Verzicht kann mal schon viel bewirken.
Puh, 520€ hab ich für ein smartphone nicht über. da würde halt mal ein beträchtlicher anteil vom monatslohn weggehen. egal ob fair oder nicht.
Wenn die ein gutes smartphone für 120€ bis 200€ machen, wie ich mein sony ZL bekommen habe, dann denk ich gern drüber nach.
Leicht reparierbar ist cool, aber nur wenn die Software auch so lange geupdated wird…
Hej Carsten
Den letzten Satz finde ich auch nicht okay. Es bricht klar keine Welt zusammen, aber dennoch finde ich es schade, wie die ganze fair geschichte so niedergeklatscht wird.
will keinesfalls missionieren, aber es klingt fast so, als wäre bei all den anstrengungen hopfen und malz verloren, weil es finanziell kaum möglich sei, fair und nachhaltig zu konsumieren. und doch gibt es viele möglichkeiten auch mit bescheidenem budget etwas an seinem konsumverhalten zu ändern, wie es bei mir mit studentenbudget der fall ist.
allein durch minimal geplantes einkaufen, konnte ich beispielsweise weggeworfene lebensmittel auf absolute minimum reduzieren. mit dem freigewordenen budget kann ich mich im gegenzug fast vollständig mit nachhaltigen produkten ernähren.
wie dem auch sei, bleib drann caschy. dein blog ist mein teilzeit-zuhause 😉 danke für den effort!
Ich war einer, der das erst Fairphone bereits in der Ideenphase unterstützt hat und bereits vorbestellte. 6 Monate sollte ich damals im Frühjahr warten- fand ich fair da man bei Null anfangen musste. Leider wurde aus Oktober nichts und auch Dezember nichts. Im Januar war es mir ehrlich gesagt zu blöd weiter zu warten und habe mich für ein anderes entschieden und das Fairphone dann ungeöffnet weiterverkauft.
Die Idee war und ist super. Auch der Preis war angemessen. Auch wenn die Hardware auch etwa 2 Jahre veraltet war.
Es freut mich, das sie nun die 2. Version rausbringen – welche sich echt gut anhört und nicht mehr so „veraltet“ ist. Aber der Preis hat mich dann doch umgehauen.
Klar gibt es Millionen die das iPhone und Samsung sofort kaufen. Aber sie kaufen es nicht nur weil sie scheinbar das Geld haben, sondern weil sie genau das iPhone oder Samsung wollen. ein BMW Fahrer kauft sich auch danach wieder einen BMW und keinen VW, nur weil er ähnlich aussieht und vielleicht fair gebaut wurde.
Und die die ein aktuelles tolles Gerät wollen und auch zum neusten zb iPhone / Samsung greifen, die machen das durch eine Vertragsverlängerung und zahlen das Teil dann monatlich ab.
Ich will damit sagen. Würde das Fairphone auch mit einem Vertrag angeboten werden bei den großen Telekomunikationsbuden, dann würde das gleich ganz anders aussehen. Aber da müssten sie sicher noch mehr vorproduzieren, was sie nicht können.
Zu deinem letzten Satz. Klar er mag erstmal heftig klingen, aber ich gebe dir dabei recht. Denn die Preise gehen immer weiter nach unten und niemand schaut auf die Qualität in der Produktion oder die Ursprungsware. Egal ob nun Haltung von Tieren oder Dumpinglohn. Bei den Klamotten ist es doch genauso. Wer kann sagen, das seine Klamotten NICHT aus einer der Massenschneidereien aus Indien oder Bangladesch kommen? Inzwischen sind wir einfach verwöhnt von der Masse. Würde man 1x die Woche nur Fleisch essen, ein Smartphone alle 5 Jahre kaufen und das auch so pflegen und die Klamotten ebenso pflegen weil ein T-Shirt 50 Eur kostet.. aber das ist Wunschdenken und das ist das was Carsten damit wohl meinte. Oder täusche ich mich?
Aber das geht zu weit in eine andere Richtung 🙂
Waren nicht auch mal alternative Betriebssyteme bzw. offene Unterstützung für Portierungen Thema bei der Entwicklung des Fairephones? Gibts dazu noch irgendwelche Infos?
@Jürgen: du hast ich da missverstanden 🙂 Viele können was ändern, aber dann hört auf jeden Fall etwas der eigenen Bequemlichkeit auf – aber es funktioniert. Der Absatz bezieht sich nicht auf „Gegen Fair“ – sondern ist ein „Pro Fair“. Dennoch gehe ich nicht missionieren, denn ich kenne genug, die wollen nicht fair, denen ist es scheißegal – und wieder andere können definitiv nicht fair. Wenn du die Wahl hast und kannst – auch mit kleinem Budget – dann Hut ab, wirklich 🙂
Grosses Dankeschoen, dass nachhaltige Themen hier Andacht finden. Ich finde es wichtig, Menschen zu erreichen, Entscheidungen bewusst zu treffen.
Wer ein Handy braucht, sich aber finanziell kein faires leisten kann, kann bewusst zu einem gebrauchten greifen, um Geraeten eine laengere Lebenszeit zu gewaehren. Wer Fairphone eine gute Initiative findet, sie aber finanziell nicht unterstuetzen kann, kann sein soziales Kapital einbringen:
Ueber fair produzierte Produkte sprechen, sie in der Masse bekannter machen. Ueber Social Media aktiv diese Communities foerdern.
Es gibt viele kreative Moeglichkeiten, um Nachhaltigkeit im Weltbild der breiten Gesellschaft zu festigen.
Freue mich auf weitere Diskussionen.
LG
Robert