Europäisches Parlament stimmt für ein EU-weites, digitales Wallet

Das Europäische Parlament hat für ein EU-weites, digitales Wallet gestimmt. Ob das aus Sicht der Bürger am Ende eine gute oder schlechte Sache ist, wird von der Umsetzung abhängen. Sinn und Zweck des Wallets soll es sein, dass ihr euch darüber bei öffentlichen und privaten Diensten sicher authentifizieren könnt. Auch das elektronische Signieren von Dokumenten soll ein Thema sein.

Über ein Privacy Dashboard sollen die Nutzer des Wallets jederzeit die Kontrolle über ihre Daten behalten. Die Verwendung des EU-weiten, digitalen Wallets soll freiwillig sein. Das finde ich gut, denn ich werde erst einmal auf die Umsetzung und kritische Einschätzungen von unabhängigen Sicherheitsforschern warten, bevor ich es nutze. Bedauerlicherweise ist es da ja mit staatlichen Anwendungen in Sachen Datensicherheit oftmals nicht so weit her.

Ihr sollt euch jedenfalls mit dem Digital Identity Wallet, wie das Europäische Parlament es nennt, in allen EU-Mitgliedsstaaten ausweisen und online Dienstleistungen in Anspruch nehmen können – ohne auf kommerzielle Anbieter ausweichen zu müssen. Um die Transparenz zu gewährleisten, soll es sich hier um ein Projekt nach Open-Source-Standards handeln.

Um das EU-weite, digitale Wallet in der Gesetzgebung zu verankern, muss noch der Europäische Rat das Projekt absegnen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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39 Kommentare

  1. Dann hoffen wir mal, dass das „Dokument“ auch fürs Reisen ausreicht. Wenn ich nPA und Führerschein in der Geldbörse einsparen kann, solange ich innerhalb der EU unterwegs bin, wäre das ja schon was Feines.

    • Das denke ich auch und befürworte das auch ausdrücklich. Aber ich zumindest werde sicherlich noch eine ganze Weile bestimmte Dinge auch immer noch auf Papier dabeihaben, beispielsweise Flugtickets. Ich weiß, dass das in aller Regel nicht notwendig ist, letztlich aber weiß man nie, wie es läuft, und wenn man mal in der Kasse beim Supermarkt mit dem Handy nicht bezahlen kann, weil es heruntergefallen ist und nicht mehr funktioniert, ist das schon ärgerlich genug, wenn du aber deswegen den Check in beim Flieger nicht durchlaufen kannst, ist das schon sehr sehr ärgerlich.

  2. Ich hoffe, dass das Projekt sinnvoll und gut umgesetzt wird, denn das würde in der Tat einiges erleichtern. Nebenbei könnte es der deutschen Bürokratie helfen sich mal auf ein Identifikationsmerkmal in der digitalen Welt einzustellen.

  3. Wäre schon wichtig, aber die Chance, dass sie den Karren in den Dreck fahren und etwas dystopisches draus machen ist ziemlich hoch. … also mal abwarten. 😀

    • Die Tatsache, dass sie einen irreführenden Namen („digital wallet“) für die digital ID wählten stimmt mich bereits recht bedenklich.

  4. Der Kommentar wird zwar nicht durchkommen, aber die Schlaufe zieht sich immer mehr zu. Und sind es nicht heutige politische Akteure, so lässt sich zukünftiger Missbrauch durch den nächsten „wilden Anführer“ leider nicht ausschließen. Da gab’s doch mal diesen Spruch… Ja richtig…, Wehret den Anfängen. Naja was soll’s. Ohne Kinder und fortgeschrittenen Alters, soll mich das nicht weiter stören und lasse mich stattdessen als Verschwörungsonkel ins Abseits manövrieren. Nur noch Sklavenmoral, weit und breit.

    • Wenn das Open Source wird und nicht Pflicht ist, ziemlich abwegig. Es wird auch keine Pflicht werden weil sonst muss die EU jedem Bürger ein Smartphone spendieren.
      Schlimmer finde ich da Cannabis Clubs. Jeder Kiffer wird namentlich erfasst mit der Menge. Grandios. Die Daten sind dann für den Staat weniger interessant, aber Versicherungen freuen sich darauf.

      • Grumpy Niffler says:

        Versicherungen agieren anders als Staaten und Regierungen größtenteils auf Basis von Empirie und Risikoanalysen. Ich denke für die sind gelegentliche Kiffer völlig uninteressant, von denen geht kaum ein finanzielles Risiko aus – Daten über problematisches Trink- oder Essverhalten bzw. gefährliche Hobbys wären da viel interessanter für die.

        • Gelegentliche Kiffer kaufen sich gelegentlich eine Tüte Gras bei ihrem Dealer des Vertrauens. Das wird auch so bleiben. In den Clubs finden sich nur Hardcore-Kiffer, Leute die bereit sind neben Geld auch noch Zeit in den Anbau zu investieren, den ganzen Club-Bürokratie-Kram mitzumachen, damit sie dauerhaft größere Mengen beziehen können. Diese Clubs sind ein netter kleine Honeypot. In zwei Jahren „evaluieren“ sie dann das Gesetz, stellen fest dass es noch immer den Schwarzmarkt gibt (oh Wunder wenn es keine Shops gibt) und dann? Gesetz wieder weg, Mitglieder-Listen einsammeln?

          • Dann kiff halt nicht ;-P
            Der Schwarzmarkt ist auch unter Beobachtung, da kriegen sie dich ebenso, früher oder später.

          • Wenn die Daten dann auch an Versicherungen gehen darfst du dir ganz schnell eine neue Auto- und Hausversicherung suchen! Von einer privaten Kranken- und Altersvorsorge ganz zu reden!

      • Es mag nicht bald offiziell Pflicht werden, aber man wird den Zugang zu Diensten und auch Geld ohne diese „digital ID“ (der Name „digital wallet“ ist nur eine Täuschung, weil „digital ID“ bereits verbrannt ist) zunehmend erschweren, später(?) verteuern und halt irgendwann verweigern.
        Ohne digital ID muss man dann halt eine Servicegebühr zahlen bzw. später auf Leistung X verzichten.

        Aber: Sobald die digital ID hinreichend verbreitet ist wird man sie recht sicher zur Pflicht machen, es erleichtert das Projekt „gläserner Bürger“ nämlich sehr.

    • Grumpy Niffler says:

      Kommt halt drauf an, wie es umgesetzt ist. Wenn man dort freiwillig seine ohnehin vorhandenen amtlichen Dokumente hinterlegen kann, dann ist die Missbrauchsgefahr ziemlich gering.
      Wenn Dokumente nur noch darüber ausgestellt und auch einseitig zurückgezogen werden könnten, dann wäre das natürlich problematisch. Andererseits kann dich der Staat auch jetzt schon zur Fahndung ausschreiben oder dich auf eine no-fly Liste setzen. Da hast du zwar noch Dokumente aber kannst damit auch nichts mehr anfangen.

      Wenn es um Überwachung geht, dann wäre es für staatliche Akteure wohl einfacher Daten von irgendwelchen Data-Brokern zu besorgen oder sich in irgendwelche beliebten aber harmlos wirkenden Apps einzukaufen/hacken, als zu versuchen dich mit einer von Sicherheitsforschern sicher extrem penibel untersuchten App auszuspionieren.

      • naja vom Staat aus sehe ich da weniger Gefahr, nur ist das der Jackpot für jeden Hacker!
        Die Vergangenheit hat auch gezeigt „OpenSource“ bedeutet nur vermeintlich safe.

        • Grumpy Niffler says:

          Grundsätzlich hast du recht. Bei einer solchen staatlichen App wird das Interesse aus der Sicherheitscommunity aber relativ sicher groß genug sein, dass da eine ordentliche Evaluation der App stattfinden dürfte. Ich werd mir die App jedenfalls sicher erst holen wenn der CCC oder Leute wie Mike Kuketz sagen, dass das Ding sicher ist.

  5. Und auch wenn leise Kritik mitschwingt, persönlich ist es mir lieber eine EU-Variante zu nutzen als eine privatwirtschaftliche US-Lösung, die mir in blumigen Wort garantiert keine kommerzielle Zweitverwertung meine Daten angedeihen zu lassen, dies sich letztlich aber nicht überprüfen lässt, schon gar nicht, wenn der Shareholder Value wichtiger ist.

    Mag man viel schimpfen über die EU, ihr Vorgehen in den Bereichen Wallet, DSA und USB-C-Standard inkl. der Konfrontation mit den US-BigTechs ist etwas, dass ich begrüße.

    • Hat auch lange genug gedauert. Mac Schrems hat das vor 10 Jahren oder so schon gesagt. Die EU muss geschlossen gegen Daten-Tech aus den USA vorgehen.

    • Mir ist eine priva wirtschaftliche Lösung aus den USA auch nicht unbedingt lieber, wenn ich aber etwas haben möchte, was im Alltag tatsächlich funktioniert, fürchte ich, dass wir noch sehr lange auf eine EU Lösung warten müssen.

    • Ja, einfach gebührenfrei mit digitalen Euros zahlen als wäre es Bargeld, mit dem physischen Ausweis auch eine ordentliche Online-ID bekommen… es könnte so schön sein. Was man alles machen könnte mit einem nPA der gut durchdacht und umgesetzt wäre?! Und was für ekelhaften Firmen man die Existenzgrundlage damit entziehen würde… 😀

    • Martin Meier says:

      Mein Bauch und meine Erfahrung sagt was anderes… Meistens ist es gut gemeint, schlecht gemacht und funktioniert nicht. Außerdem traue ich denen keinen Meter… so häufig wie ich schon gehört habe: Das wird nicht für andere Zwecke verwendet etc.. Mautbrücken, Krankenakten, Videoüberwachung, Bankdaten… was an Daten verfügbar ist wird auch genutzt… und dann hab ich lieber die Kondom-Werbung weil ich gestern per Visa nen Porno gekauft habe, als die Anzeige weil ich nen Usenet-Account habe…

      • Usenet Account Strafbar? Seit wann? und nach welchem Gesetz? Selbst Filesharing sit nicht strafbar… auch wenn dir die ContentMAFIA mit Ihrer Gehirnwäsche immer wieder was anderes weismachen möchte.
        Illegale Sachen über diese Dienste zu machen ist strafbar, aber nicht deren Nutzung allgemein.

        Aslo wenn es dazu Gesetzänderunge gibt die deine Aussage bestätigen, immer her damit!

        • Noch nicht, kann aber noch kommen – wenn nicht schleichend, dann als Kampagne („Rettet die Kinder! Zuviel KiPo auf Usenet!!!“) oder bei einem Machtwechsel (stellen Sie sich einfach vor, ihr grösster politischer Feind, die Reinkarnation des Diabolischen, käme an die Macht).

  6. Umsetzung in Deutschland dann 2045

  7. Also ich würde so einer Lösung mehr vertrauen als den bisherigen Lösungen aus Deutschland.

    Und in allen Ländern was einheitliches ist doch auch super, zB fürs reisen.

  8. Es gibt schon die Apple Wallet und die Google Wallet, beide sind im jeweiligen System gut integriert und in den USA werden sie bereits für Führerschein und Ausweis verwendet. Aber nein, die EU muss mal wieder für viel Geld etwas eigenes entwickeln was dann kaum einer nutzen will.

    • Grumpy Niffler says:

      Das finde ich Ausnahmsweise mal sinnvoll. Ich bin wahrlich kein Freund von teuren und schlechten Insellösungen. Aber die Verwaltung und Freigabe hoheitlicher Dokumente und Daten sollte ausschließlich über staatlich zertifizierte und idealerweise quelloffene Apps erfolgen, sodass sowohl der Staat als auch die interessierte Zivilgesellschaft das Teil auf Sicherheit überprüfen kann.

      • Die EU-Lösung klingt aber mehr nach einer Insellösung als Apple Wallet und Google Wallet… Wir kennen doch alle die Elster-, Personalausweis- & Co. Apps unserer Bundesregierung, aber das EU-Wallet soll dann besser werden? Außer teuer dürfte da nicht wirklich viel rum kommen 😉

  9. Grumpy Niffler says:

    Wenn es gut gemacht ist und so offen ist, dass es von Sicherheitsforschern unabhängig überprüft werden kann, dann sehe ich da kein Problem. Könnte sehr nützlich sein z.b. bei Autovermietungen oder Polizeikontrollen mit einem „Tap“ alle erforderlichen Daten freigeben zu können.

  10. Bleibt abzuwarten ob die „digitale Geldbörse“ eine rechte Alternative zu Paypal, Klarna und Co. wird. Die Einhaltung des Datenschutzes muss sich in der Praxis zeigen, Papier ist bekanntlich geduldig. Vor allem die Profilbildung durch Zu- und Abgang der Geldströme in Kombination mit Kommunikations-Metadaten is gefählich. Es dürfte klar sein, durch das SWIFT-Abkommen erhalten die USA ohnhin Zugriff auf alle Daten.

  11. Verschwendetes Geld. Nicht weil ich verschwörungen glaube. Einfach weil die Realität gezeigt hat, dass 80% des Geldes in irgendwelchen Taschen und Firmen verschwindet. Es wird 3 mal so teuer wie angesetzt, die Funktionen umfassen nur 20% des versprochenen, die Folgekosten sind weit aus schlimmer als versprochen und „serivce“ wird es nicht geben.

  12. Wenn das gut umgesetzt wird, würde ich es sehr begrüßen! Aber warum heißt es „wallet“ (Geldbörse), soll man damit auch bezahlen können?

    • Von der Funktion her müsste es „digitalID“ heissen, aber der Name ist eben schon verbrannt, viele wollen genau das nicht. Die versucht man nun, hinters Licht zu führen.

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