elementary OS: Zerwürfnis der Gründer
Über elementary OS berichten wir bereits seit 2016. Eine auf Ubuntu basierende Linux-Distribution, die auch optisch einiges zu bieten hat. Bereits Anfang März gab es erste Berichte darüber, dass zwischen den Gründern einiges im Argen ist. Einer veröffentlichte nun einen Beitrag zum Thema. Letzten Endes geht es darum, dass elementary OS selbst nicht die Münder aller stopfen konnte und es Kürzungen bei Gehalt und Krankenversicherungen geben musste.
Der Autor des Beitrages, Mitgründer Cassidy James Blaede, teilte der Mitgründerin Danielle Foré mit, dass er sich neben dem Projekt zur Deckung der Finanzen einen weiteren Job suchen wollen würde. Laut seiner Aussagen hätte er also eine externe Stelle angenommen, seine Stunden bei der Entwicklung von elementary OS runtergekürzt – er hätte aber kostenlos weiterhin am Projekt mitgewirkt. Es kam zum Zerwürfnis und Blaede übertrug seine Anteile auf Danielle Foré und trat zurück.
Die hat sich mittlerweile an die Community gewandt. Sie möchte laut eigener Aussagen weiterhin den Fokus auf das Projekt setzen, aber den Schwerpunkt nicht auf schnellen Gewinn oder den Aufbau eines Millionen-Dollar-Unternehmens legen.
Vermutlich ein Fehler, bei einem solchen Projekt die Einnahmen erst einmal aus der Gleichung zu streichen – denn wenn der Finanzdruck einem Unternehmen und den Menschen dahinter so im Nacken sitzt, wird es unweigerlich zu Problemen kommen.
Schaut man sich bei Distrowatch um, dann landet elementary OS derzeit auf Platz 11, also kein ganz kleines Projekt.
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Ich hatte elementaryOS nach Major-Releases immer mal wieder ausprobiert, war aber nie ganz zufrieden. Zwar ist die Oberfläche optisch schön, aber ich bin des öfteren auf Bugs gestoßen, die mich auf Dauer gestört hätten. Und das bei „normaler Nutzung“, also bei alltäglichen Dingen.
Inzwischen bin ich seit über einem Jahr bei ZorinOS (https://zorin.com/os/) gelandet (aktueller Distrowatch-Rang 9) und vollkommen zufrieden. Optik (auch MacOS / Windows wählbar) und Fehlerfreiheit stimmen
Cool, vielen Dank für den Hinweis.
Ich dachte den hätte James Bond erledigt 🙂
Das entspricht exakt meinen eigenen Erfahrungen.
Als macOS-Nutzer „wollte“ ich, dass mir elementaryOS gefällt.
Aber schon bei normaler Nutzung hat es immer wieder an einigen Stellen „gehakt“.
Bin jetzt ebenfalls mit Zorin OS sehr zufrieden.
Was genau macht die Zorin Distri jetzt zufriedenstellender, als beliebige andere ubuntu-nahe Klone wie Mint?
Bastelbuden allesamt, nur liegen die Baustellen überall anders verstreut. Dazu komme ich nie ohne Mono, Virtualbox und WINE aus, und manuell ins System kopierte standalone Anwendungen, um nur annähernd auf den ursprünglichen Nutzungsumfang zu kommen (bin nicht mal Programmierer).
Benutzt ihr nur noch einen Webbrowser am Server plus Webmail wie Outlook online?
Wie verdienen diese Distros denn überhaupt Geld ?!? Was ist das Geschäftsmodell ?
Bei RHEL und OpenSuse verstehe ich das ja, Enterprise Fokus usw. Aber Privatanwender Distros ?
Nutze übrigens auch ZorinOS und bin sehr zufrieden.
Zumindest Elementary hat direkt auf der Startseite einen „Kaufen“-Button. Man kann zwar auch 0 Euro als Betrag eingeben und es dann kostenlos laden, die Art und Weise wie es gemacht ist, hat aber schon irgendwie ein „Geschmäckle“.
Das Geschäftsmodell war „zahle was du willst“. Klar, dass das nicht funktioniert, wenn es haufenweise bessere Distributionen gibt, die kostenlos erhältlich sind.
Ob eine Distribution besser ist oder nicht, hängt wohl am Ende vom Einsatzzweck ab. Ich habe elementary OS eine ganze Weile verwendet und auch dafür bezahlt. Das Problem ist wohl eher, dass die meisten Nutzenden einfach nicht bereit sind, die Entwickler der Software, die sie tagtäglich nutzen, finanziell zu unterstützen. Generation Geiz ist geil.
Außer, dass elementary OS überhaupt gar keinen Einsatzzweck verfolgt, sondern sich lediglich bei Open Source-Projekten bedient, um einen macOS-Klon zusammenzustückeln und damit Geld zu verdienen. Bin froh, dass ich denen keinen Cent gespendet habe.
Herzlichen Glückwunsch, du hast offenbar verstanden, wie eine Linux-Distribution funktioniert. Linux-Distributionen sind Sammlungen bereits bestehender Open-Source-Projekte.
Sorry, aber so läuft die Sache nicht. Wer ein Produkt kostenlos verteilt, darf sich nicht wundern, wenn sich sein Bankkonto nicht auf magische Weise füllt. Freie Software finanziert sich prinzipbedingt nicht von selbst, also muss man sich ein Konzept überlegen, wie man sich mit (oder trotz) ihrer Entwicklung sein Abendbrot leisten kann. Mäzen, Sponsoren, Crowdfunding, vielleicht macht man ein Regierungsprojekt oder versucht, Gemeinnützigkeit anerkannt zu bekommen, um auf diesem Weg Fördergelder zu erhalten. Natürlich ist das mit Aufwand verbunden, aber wer das nicht hinbekommt, hat m.E. auch kein Mitleid verdient. Hast du schon mal Richard Stallman oder Linus Torvalds darüber jammern hören, dass sie sich kein Abendbrot leisten können? Oder andere der zigtausend, ach, Millionen ITler da draußen, die teils seit Jahrzehnten freie Software schreiben? Die haben andere Wege gefunden, für ein (meist) geregeltes Einkommen zu sorgen, nicht zuletzt weil ihnen bewusst ist, dass es bis zum bedingungslosen Grundeinkommen noch ein ganzes Stück hin ist.
Es gehört sich auch nicht, Geschenke zu verteilen und den Beschenkten dann Schuldgefühle hinterherzuwerfen. Entweder ist es ein Geschenk, dann erwartet man dafür keine Gegenleistung, oder es ist eben kein Geschenk. Freie Software ist ein Geschenk. Man darf sich natürlich über Spenden freuen; aber nörgeln, wenn sie ausbleiben, darf man nicht.
Du weißt aber schon, dass Linus Torvalds bei der Linux Foundation angestellt ist und da sicher nicht schlecht verdient?
Wie kaputt das alles ist sieht man übrigens bei Werner Koch, der das millionenfach eingesetzte GPG entwickelt hat, und trotzdem mal in die Situation kam, sich kein Abendbrot leisten zu können.
Wir müssen da ganz ganz dringend umdenken, wenn wir nicht wollen, dass Freie Software weiterhin nur als „Geschenk“ angesehen wird. Freie Software ist viel mehr als nur ein Geschenk.
Und woher nimmt die Linux Foundation ihre Mittel? Ganz bestimmt nicht, indem sie Linux kostenpflichtig verteilen oder jeder Linux-User spendet.
Man kann die Entwicklung freier Software zum Beruf machen, indem man z.B. eine Firma gründet, die freie Software entwickelt. Allerdings sind Projekte, bei denen das so funktioniert, die Ausnahme; denn die Firma muss ja trotzdem irgendwie Einnahmen generieren, um ihre Kosten zu decken, und die wohl populärste Option – Finanzierung durch Support-Modelle – funktioniert erst, wenn das Produkt erstens fertig und stabil ist und zweitens für eine wichtige Sache und in großem Umfang eingesetzt wird. Die Frage, wie man die Entwicklung freier Software finanziert bekommt, bleibt dadurch aber weiterhin ungeklärt. Eventuell findet man noch einige große Firmen wie IBM, Oracle oder andere, z.B. in der Linux Foundation vertretene, welche ein paar Entwickler für die Entwicklung freier Software bezahlen. Die wenigsten können sich das aber wirklich so einrichten, Personen wie Linus Torvalds sind da die absolute Ausnahme. Zu glauben, man könne das ebenfalls als Finanzierungsmodell für sein Leben aufbauen, ist wie auf einen Lottogewinn zu hoffen. Auch beim Lotto kann jeder gewinnen, aber nicht alle.
Für die meisten Menschen dürfte folgendes Modell realistischer sein: Man hat einen „richtigen“ Job, der einem Spaß macht; und der am besten nichts mit Softwareentwicklung zu tun hat, sonst hat man abends nach der Arbeit auch keinen Bock mehr auf weitere Softwareentwicklung. Mit diesem Job finanziert man seinen Lebensunterhalt und in seiner Freizeit entwickelt man freie Software. So wird ein Schuh draus.
Dass du ausgerechnet Werner Koch in dem Zusammenhang genannt hast, könnte passender nicht sein, denn Werner Koch ist ein Musterbeispiel dafür, wie Lebensmanagement auf diesem Gebiet nicht funktioniert, und dass man ihn dafür noch belohnt hat, macht es nicht besser (zumal Facebook, die 50.000 US-$ jährlich zuschießen, nicht gerade eine Firma ist, von der ich persönlich gern Geld annähme).
Und jetzt fragen wir uns mal, warum „Lebensmanagement auf diesem Gebiet“ nicht funktioniert. GPG ist mit eins der wichtigsten Software-Produkte der heutigen Zeit, aber die Menschen und Firmen(!), die es verwenden, haben eine Freibier-Mentalität.
Und wenn Facebook Geld zuschießt, die Entwicklung aber unabhängig weitergehen kann, ist daran nichts verwerfliches, im Gegenteil. Dann wird wenigstens ein Teil der Milliarden, die Facebook mit den Daten ihrer Nutzer verdient, sinnvoll verwendet.
Nein, Werner Kochs Lebensmanagement hat nicht funktioniert, weil wir allen guten Idealen zum Trotz in einem kapitalistischen System leben, in dem gute Ideale allein einem nicht den Magen füllen. Ich persönlich bin ja offen für Konzepte wie das bedingungslose Grundeinkommen, unter anderem damit Leute wie Werner Koch freie Software schreiben können, ohne sich sorgen zu müssen, wovon sie ihre Miete bezahlen und was sie zum Abendbrot essen. Aber so weit sind wir noch nicht. Wir können die Realität nicht einfach wegleugnen.
Und bei Werner Koch kommt erschwerend hinzu, dass er schon in der ausgeprochen privilegierten Position ist, bereits mehrfach Fördergelder von der Bundesregierung erhalten und auch ein erfolgreiches Crowdfunding durchgeführt zu haben. Was soll da erst die absolute Mehrheit an Entwicklern freier Software sagen, denen keine Regierung Kohle hinterherwirft? Die, deren Crowdfunding auf dem Müllberg abertausender anderer gescheiterter Crowdfundingaufrufe verschwindet?
Ich halte es für keine gute Idee, jemanden, der sich wie Werner Koch volle Kanne ohne Fallschirm aus dem Flugzeug stürzt, aufzufangen, weil man damit dieses Modell validiert und den Eindruck erweckt, das sei ein realistischer Weg, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Und dann werden sich etliche Nachahmer finden.
Und was Facebook betrifft, finde ich es gelinde gesagt einfach schizophren, dass jemand, dessen Arbeit sich voll und ganz dem bestmöglichen Datenschutz widmet, von einem Unternehmen Geld annimmt, dessen ganzes Geschäftsmodell darin besteht, die Daten möglichst aller Menschen auf diesem Planeten auszuspähen, zu sammeln, auszuwerten und weiterzuverkaufen. Und da Facebook dieses Geschäftsmodell mitnichten ändern wird, kann man diese Geste im besten Fall (sofern man nicht unterstellt, dass Facebook Entscheidungsgewalt über das Projekt kaufe) eher als Ablasshandel denn als Spende für die gute Sache begreifen, insbesondere wenn man diese 50.000 US-$ und Facebooks Jahresumsatz gegenüberstellt. Mal angenommen, Fridays for Future nähme Geldspenden von der Mineralölindustrie an. Würde irgendwer argumentieren, dass das schmutzige Geld der Mineralölindustrie so wenigstens einmal für gute Zwecke eingesetzt würde? Ich denke, die realistischere Folge wäre, dass niemand FFF mehr ernst nähme.
Wenn etliche Nachahamer dann Software im Stile in der Wichtigkeit von GPG unter einer freien Lizenz entwickeln und veröffentlichen, habe ich damit kein Problem.
Aber ja, Kapitalismus an sich ist kaputt, das werden wir in absehbarer Zeit aber nicht reparieren.
Und wenn dir der Arsch auf Grundeis geht, dann nimmst du auch Geld von Facebook. Der Vergleich mit FFF hinkt daher massiv. Firmen wie Google oder Facebook haben schon immer freie Software unterstützt, weil sie wissen, dass sie massiv davon profitieren. Unabhängig davon, was diese Firmen für Geschäftsmodelle haben, sollten sich andere Firmen an der Unterstützung freier Softwareprojekte ein Beispiel nehmen.
Die Stellungnahme von Cassidy James, dem Hauptentwicklungsarbeit des Projekts, sollte nicht unterschlagen werden:
https://cassidyjames.com/blog/farewell-elementary/
Naja Distrowatch sagt leider wenig aus. Bei der Nutzung von Linuxsystemen wäre ich mit meiner Distro da auch schnell drin mit ein paar Buzzwörtern. Ich bin aber mehr der Typ der aus minimal Install den Rest aufbaut. Deswegen komme ich auch selten in Kontakt mit „exotischen“ Distros.
Irgendwo lese ich da schon wieder so ein Elon Musk mässiges Gründermärchen raus, bei dem einer vom anderen abschreibt ohne tiefer zu recherchieren; so verbreitet sich dann die Fabel.
CJB schildert doch wie lange er bereits als Gründer (2011) im Boot ist, und die nachträgliche Beschäftigung (2015) von DF.
Hat man sich da eine Schlange ins Nest geholt und (2018) versehentlich an einem selbst vorbeibefördert?
BTW, wer den Vergleich nicht versteht: EM hat Tesla in keinster Weise irgendwie gegründet, nur die echten rausgemobbt …
Genau wie Mark Zuckerberg in der Gründungsphase von Facebook seine Mitstudenten aus dem Projekt gekickt hat, um sich allein daran zu bereichern. Traurig, dass Raubtiere immer wieder mit so etwas durchkommen.
Naja wenn du Intelligent bist, geht es dir halt oft auch nicht nur ums Geld. Dann ist dir das manchmal auch einfach egal und dein seelisches Glück ist wichtiger als bei irgendeinem Projekt mitzumachen. Weiß jetzt nicht alles, aber bei mir kam das auch schon vor, dass Projekte groß und erfolgreich und giftig wurden und ich dann halt gegangen bin. Weil es nie um das Geld ging für mich.
Geniales OS. Habs für meine Mutter auf einen Uralt Notebook perfekt zum laufen bekommen und es ist halt alles dabei und vom Design her wie MacOS. Habs daher auch selbst mal auf einem alten System genutzt. Kann es nur empfehlen.
Ja sehr sehr schade. Hab das Projekt seit dem Anfang verfolgt und das OS auch gern genutzt. Cassidy hat ziemlich viel zur Entwicklung beigetragen. Schade, dass es so kommen musste. Trotzdem tolles OS und tolle Entwickler!
Nur lookalike Design ohne die dazu passende Funktionalität ist eher sinnfrei. Und dann lief das auf Ryzen5 eher nicht gut.
Und wer unbedingt will, kann sich doch wohl das Aussehen (=Desktopumgebung) nachinstallieren, ich meine bei Manjaro oder Fedora sowas in den Repos gesehen zu haben.