Elegoo Centauri Carbon im Test: Der neue CoreXY kann was

Dem geneigten Leser sollte mittlerweile bekannt sein, dass ich dem Hobby 3D-Druck regelrecht verfallen bin. Deshalb habe ich mich dann auch sehr gefreut, dass sich das Unternehmen Elegoo bei mir gemeldet hatte, ob ich mir nicht eventuell den neuen Elegoo Centauri Carbon genauer anschauen möchte. Zugesagt, geliefert, ausgepackt. Und das ging dann sogar richtig flott.

Der Centauri Carbon ist sicher verpackt, dafür aber auch so minimal, als dass ich ihn innerhalb von maximal 15 Minuten einschaltbereit auf dem Tisch stehen hatte. Zum Lieferumfang gehört hier der Drucker selbst, eine beidseitig nutzbare Druckplatte (glatt und texturiert), eine Glasplatte mit Griff als Deckel für die Oberseite des Druckers und natürlich das übliche Zubehör, dass man für die erste Montage und spätere Wartungen so benötigt. Darunter auch ein Klebestift für mehr Haftung auf dem Druckbett, Schmierfett für die Gewindewartung, Inbuswerkzeug für die Demontage der drei Druckbettschrauben, etc. Auch ein USB-Stick liegt bei, unter anderem mit ersten Druckmodellen, die ihr ohne vorheriges Slicen umgehend drucken könntet. Dafür gibt es dann auch eine kleine Filamentbeigabe, die aber wirklich maximal für einen kleinen, schnellen Druck ausreicht.

Direkt auf den ersten Blick fiel mir zudem erfreulicherweise auf, dass hinten an der Chute, also der Rutsche für ausgeworfene Filamentreste auch ein Abstreifgummi für die Nozzle befestigt ist, womit jene direkt nach der Filamentabgabe gereinigt wird – eine Art Naseputzen für die Nozzle quasi. Das fehlt beim P1S von Bambu Lab ab Werk beispielsweise, der kleinere A1 hat jene Vorrichtung indes. Ebenfalls begrüßenswert: Die umfangreiche und größtenteils sehr gut eingedeutschte Bedienungsanleitung, die euch zudem auch mit nützlichen Tipps zum Gerät und dem Drucken versorgt.

Wie bereits erwähnt, war der Aufbau nebst Anklemmen des Touchdisplays in knapp 15 Minuten erledigt, der Laie braucht vielleicht 30 Minuten. Das Display ist unbeweglich und am unteren Gehäusebereich montiert, hier wäre oben fast noch besser gewesen. Nach dem Einschalten wird darüber dann auch die Ersteinrichtung mitsamt Selbsttest initiiert, welcher dann gut eine halbe Stunde benötigt. Das ist aber meiner Meinung nach grundsätzlich vollkommen in Ordnung, wenngleich die Konkurrenz teils deutlich weniger Zeit benötigt. Dafür muss der Test aber nicht vor jedem Druck gefahren werden, entsprechend muss man sich die Zeit bei der Einrichtung einfach nehmen. Lediglich das automatische Leveln des Druckbetts benötigt unnötig mehr Zeit als beispielsweise der P1S, da hier die einzelnen Punkte gefühlt zu langsam abgegrast werden. Ich behaupte aber, da kann man sich dran gewöhnen.

Zu guter Letzt muss dann noch das heimische WLAN verbunden werden, das geschieht auch über das Display. Eine App für das Smartphone gibt es hier leider aktuell noch nicht. Auf meinem Testgerät trudelte dann auch instant ein Firmwareupdate ein, welches enorm schnell geladen und installiert war. Für die Übermittlung von Druckaufträgen abseits der Offlineoption via USB-Stick wird der Elegoo Slicer genutzt, später – sofern Druckerprofile vorhanden sind und nicht mehr Elegoo Link als Verbindung genutzt werden muss – könnte hier dann auch der als Vorbild genutzte Orca Slicer Verwendung finden. Doch zur Software komme ich gleich separat.

Rein optisch gefällt mir der Centauri Carbon jedenfalls sehr gut. Der Mix aus Glas, Kunststoff und Metall wirkt nicht nur robust, sondern auch elegant, die Größe ist nahezu 1:1 vergleichbar mit dem P1P/P1S. An der rechten Gehäuseseite befindet sich der Spulenhalter mitsamt kurz darüber angebrachter Aufnahme für das Filament, welche jenes dann per PTFE-Schlauch ans Hotend führt. Ja, derzeit ist nur eine einzelne Filamentspule anzubringen. Der Centauri Carbon würde aber im Grunde alles mitbringen, um später vielleicht doch nochmal ein nachgereichtes AMS von Elegoo zu unterstützen – allerdings gibt es hierzu bislang keinerlei Informationen vom Hersteller. Das gilt im Übrigen auch für den Preis des Druckers, jenen will Elegoo am 17. Februar 2025 verraten.

Der Wechsel einzelner Filamentrollen ist aber so oder so schnell zu erledigen. So wird das Filament automatisch durch einen am Extruder angebrachten Cutter durchtrennt, die Rolle kann dann einfach manuell aufgerollt und abgenommen werden. Dann die neue Rolle einfädeln, das Filament bis zum Hotend durchschieben (gut spürbarer Stopp) und am Display auf „Laden“ tippen. Das war es dann auch schon. So dauert der Rollenwechsel vielleicht 2 Minuten.

Der große Bauteilkühler sitzt an der inneren Rückseite des Bauraums. Auch Beleuchtung gibt es hier im Inneren, manuell zuschaltbar das Ganze. Hier könnte man maximal monieren, dass jene etwas zu dunkel ausfällt. Gerade dann, wenn man doch mal einen Blick auf die integrierte Live-Kamera werfen möchte, um zu erkennen, ob mit dem Druck alles stimmt, könnte das stören.

Ich drucke hauptsächlich PLA und PETG, hin und wieder aber auch robustere Materialien wie ABS und ASA. Ist mit dem Centauri Carbon auch alles problemlos möglich, lediglich für abrasive Materialien sollte man dann doch zu einem entsprechend gehärteten Hotend greifen. Die Lautstärke liegt hier beim Modell zwischen 65 und 70 dB, was durchaus jenseits von „leise“ ist, in einem ähnlichen Bereich arbeitet aber auch die Konkurrenz. Ich handhabe es hier beispielsweise seit geraumer Zeit bei PLA-Drucken so, dass ich den Bauteillüfter auf 60 bis 50 % herunterregle, was die Lautstärke schon einmal deutlich eindämmt, ohne den Druck zu beeinflussen. Allerdings arbeitet der Lüfter mit einer höheren Frequenz, weshalb jener beim Centauri auch besser wahrzunehmen ist.

Mit dem Elegoo Slicer (hier auf macOS) findet man sich sehr schnell zurecht, wenn man bereits im Hobby unterwegs ist und andere Slicer auf Basis vom Octa kennt. Elegoo packt hier auch schon eine Vielzahl von vordefinierten Filamentprofilen dazu, damit man nicht großartig experimentieren muss. Über die Software werden Druckmodelle nicht nur nach eigenen Wünschen gesliced, also für den Drucker vorbereitet, sondern man kann auch einzelne Druckersteuerungen vornehmen, die Temperatur von Heatbed und Nozzle anpassen, das Licht manuell ein- und ausschalten oder aber auf die Kamera zugreifen. Jene bietet dann keine schlecht aufgelösten Einzelbilder an, sondern Liveaufnahmen in doch ganz gut aufgelöster Qualität. Hier fällt nur eben das schon zuvor etwas schwache Licht der LED negativ auf.

Die bisherigen Drucke sind fast ausnahmslos gut bis sehr gut gelungen. Hier und da fiel Ghosting am Modell auf, das lässt sich aber sowohl mit einem möglichen Softwareupdate, als auch durch manuelle Anpassungen beim Slicen (u. a. die Druckgeschwindigkeit minimieren) ändern. Auch scheint das automatische Leveling nicht immer einwandfrei zu funktionieren. So gibt es minimale Unterschiede im Abstand Druck > Druckbett, was unter anderem dazu führen kann, dass Drucke sich am Ende nur sehr schlecht von der Platte lösen lassen. Dafür gibt es dann aber bekanntlich Schaber, in meinem Fall mit ABS-Klingen, mit denen man dann Reste ganz gut entfernt bekommt. Ich denke aber, dass Elegoo das Auto-Leveling softwareseitig noch geregelt bekommt.

Was mich aktuell noch ein wenig stört, ist, dass der Slicer in meinem Fall am MacBook sich derzeit noch nicht durchgehend aktualisiert, wenn er mal minimiert und das Book zusammengeklappt (nicht heruntergefahren) wurde. Bei Bambu sieht das beispielsweise so aus, dass ich das Book aufklappen und den Slicer öffnen kann, jener benötigt wenige Sekunden, in denen erst seine Ansicht aktualisiert und dann sehe ich auch, wie fortgeschritten der Druck gerade ist oder ob jener gar schon fertig abgeschlossen wurde. Beim Elegoo Slicer fehlt jenes Aktualisieren, zudem kann ich es bislang auch nicht manuell einfordern. Der Fortschrittbalken verharrt auf derselben Stelle. Sofern ich weiß, dass der Druck schon beendet ist, kann ich hier auf „Abbrechen“ klicken und dann einen neuen Druck starten. Auch hier muss also die Software noch einmal optimiert werden.

Da Elegoo zumindest Stand jetzt noch keinen Preis für den Centauri Carbon offenbart hat, lässt sich derzeit nur schlecht sagen, ob er als direkte Konkurrenz zu den Mitbewerbern zu betrachten ist oder eher nicht. Er druckt sehr zuverlässig, schnell und in den meisten Fällen auch sehr gut. Das Design ist schlicht, aber schick und der Funktionsumfang (abgesehen von der fehlenden Smartphone-App) schon sehr zufriedenstellend. Ja, es fehlt aktuell noch ein Mehrfarbsystem, was für den einen oder anderen Käufer schon ein Grund zur Absage sein kann. Doch hier könnte Elegoo durchaus noch nachreichen. Bleibt nur zu hoffen, dass es am Ende nicht läuft wie seinerzeit beim AnkerMake M5/M5C, deren AMS lange offiziell angekündigt und am Ende doch nie final veröffentlicht wurde. So sollte der Centauri Carbon definitiv schon unter 500 Euro angesiedelt sein, um überhaupt preislich interessant zu bleiben. Mehr erfahren wir dann aber hoffentlich am 17. Februar 2025.

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Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

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Ein Kommentar

  1. Kein Benchy Bild, kein Test

    Quatsch beiseite. Danke für den Test

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