„Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes“: Das neue JRPG im Test

"Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes" ist ab sofort für PC und Konsolen verfügbar.

„Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes“ ist ab sofort für PC und Konsolen verfügbar.

Lang, lang ist es her, da habe ich über die Crowdfunding-Kampagne des JRPGs „Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes“ berichtet. In dieser Woche ist das Spiel dann endlich für PC und Konsolen erschienen. Im Test schaue ich mir diesen Titel genauer an. Gerade für Besitzer von PC-Gaming-Handhelds hat das Rollenspiel nämlich seine Reize.

Federführend war bei der Entwicklung unter anderem der Schöpfer der Rollenspielreihe „Suikoden“, Yoshitaka Murayama. Bedauerlicherweise hat er das Erscheinen von „Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes“ nicht mehr miterlebt, denn er ist im Februar dieses Jahres verstorben. Das ist schade, denn ich kann hier selbst in den Tenor der meisten Reviews einstimmen: Das letzte Werk von Murayama ist ein starkes JRPG, das bis auf den offiziellen Titel im Grunde das nächste „Suikoden“ repräsentiert.

Gleich zur Aufklärung: Ja, der Name ist Programm. Es schließen sich euch im Verlauf der Geschichte des Rollenspiels also tatsächlich potenziell bis zu 100 Helden an – vorausgesetzt ihr findet sie alle. Wie schon anno dazumal in „Suikoden“ ist es aber so, dass nur eine Handvoll der spielbaren Charaktere eine umfangreiche Hintergrundgeschichte spendiert bekommen haben bzw. eine tragende Rolle in der Story einnehmen. In gewisser Weise kann man dies also auch als Gimmick bezeichnen. Dennoch macht es Spaß, neue Partymitglieder aufzustöbern und mit Kombinationen von Recken zu experimentieren.

Die Geschichte von „Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes“ dreht sich dabei um den jungen Nowa, der in einer Garde aufsteigt und sich mit einem Soldaten namens Seign aus dem Nachbarreich anfreundet. Als Dritte im Bunde stößt Marisa, eine Beschützerin der Natur zur Truppe. Diese anfängliche Gruppe geht zwar schnell wieder auseinander, legt aber den Grundstein für die weiteren Konflikte der Geschichte des Spiels. So bricht ein Krieg zwischen den Reichen aus und aus Freunden werden Feinde. Nowa wird zu einer Schlüsselfigur der Rebellion und baut mit seinen Gefährten eine Burgruine zu einem Zufluchtsort aus.

„Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes“: Vielfältige Gameplay-Mechaniken

Auch hier spielen übrigens die erwähnten Helden, die es zu finden gilt, eine Rolle. Denn es braucht die richtigen Charaktere, um aus dem verfallenen Hort wieder eine prächtige Festung zu zaubern. Wie ihr dabei die neuen Verbündeten rekrutiert, weicht je nach Charakter ab. Den einen müsst ihr im Kampf besiegen, der andere fordert von euch ein bestimmtes Item und der Dritte will schlichtweg eine bestimmte Geldsumme. Hier ist also auch etwas Management gefragt. Zumal ihr eure aktiven Partymitglieder mit entsprechender Ausrüstung versorgen solltet.

Natürlich spielen nämlich die rundenbasierten, taktischen Kämpfe eine große Rolle. Bis zu 6 Helden könnt ihr parallel ins Feld führen – 3 für die vordere und 3 für die hintere Reihe. Im Idealfall positioniert ihr hinten schwächere bzw. Fernkampf-Charaktere und vorne diejenigen, die in den Nahkampf einsteigen sollen und (hoffentlich) mehr einstecken können. Es sind auch teilweise Kombi-Attacken mehrerer Partymitglieder möglich, wenn die Protagonisten sich besonders gut miteinander verstehen.

"Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes" nutzt einen 2.5D-Look.

„Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes“ nutzt einen 2.5D-Look.

Ihr könnt die Kämpfe auch automatisch ablaufen lassen und nur grobe Parameter festlegen, etwa wann andere Charaktere geheilt werden sollen und auf welche Angriffe die Figuren den Fokus legen. Im Übrigen lässt sich Grinding vor einigen Bosskämpfen und Dungeons in „Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes“ kaum vermeiden. Teils muss man also die Oberwelt nach Zufallskämpfen abgrasen, um das passende Level zu erringen – Rollenspiel-Stil der alten Schule also.

Auch die Grafik ist im Retro-Stil gehalten, kombiniert allerdings Pixel-Artwork mit 3D-Elementen. Das Ergebnis ist ein Hybrid aus Alt und Neu, ganz ähnlich wie in z. B. „Octopath Traveler“. Ich habe dieses JRPG dabei am PC getestet – sowohl an meinem Gaming-PC als auch an einem Ayaneo Slide. So eignet sich „Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes“ hervorragend dafür, es einerseits mal am Wohnzimmer-TV zu zocken und andererseits mobil die Session fortzusetzen. Denn die Systemanforderungen sind relativ moderat, sodass auch an PC-Gaming-Handhelds in 1080p mit hohen Einstellungen gespielt werden kann.

Gute Story, langwierige Dialoge

Grundsätzlich ist der Plot von „Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes“ von Klischees durchzogen, was mich persönlich aber nicht gestört hat. Denn die zentralen Charaktere sind liebenswert bzw. interessant und die Wendungen teilweise zwar vorhersehbar, aber emotional genug inszeniert, sodass man mitgerissen wird. Herausgerissen wird man aber aus der Spielwelt teils durch die langwierigen und fragwürdig inszenierten Dialoge. So unterbrechen immer wieder kurz schwarze Bildschirme die Gespräche, wenn z. B. die Perspektive gewechselt wird. Da die Dialoge manchmal 10 Minuten und länger gehen können und Cutscenes aktuell nicht überspringbar sind, sollte man hier viel Lesefreude und Interesse an der Story mitbringen.

Ich bin auch kein großer Fan der Heeres-Schlachten, die grafisch recht unansehnlich inszeniert werden und an ein Mobile Game erinnern. Besser gefällt mir da etwa das Kochen-Minispiel. Das artet zwar auch eher in Button-Mashing aus, versprüht aber viel Charme. Dies gilt auch für den teils orchestralen Soundtrack, der jedes Genre-Klassikers würdig wäre. Sprachausgabe gibt es wiederum auf Englisch und Japanisch, Texte wahlweise auch auf Deutsch. Die deutsche Übersetzung ist gut gelungen, auch wenn ich am Ende komplett auf die englischsprachige Variante gesetzt habe.

Zu erwähnen ist noch, dass „Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes“ ein komplett lineares Erlebnis ist. Das heißt, ihr könnt die Geschichte nicht etwa durch größere Entscheidungen beeinflussen. Dafür gibt es zahlreiche Nebenaufgaben und Mini-Spielchen, die neben dem erwähnten Kochen z. B. auch ein Trading-Card-Game und ein Rennspiel umfassen. Wie in vielen JRPGs, so könnt ihr also auch hier mit oder ohne diese Aktivitäten dutzende Stunden versenken.

Mein Fazit zu „Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes“

Aus meiner Sicht ist „Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes“ eine saubere (indirekte) Fortsetzung von „Suikoden“ und mischt mit seinem 2.5D-Grafikstil und den rundenbasierten Kämpfen geschickt Retro und Moderne. Ein Gelegenheitsspiel ist dieser Titel aber nicht gerade, denn bis ihr in der Story vorankommt und es ans Eingemachte geht, vergehen viele Stunden. Auch sind nicht alle Elemente gelungen – die großen Schlachten etwa sind dröge inszeniert und könnten gerne komplett überspringbar sein.

"Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes" ist ein gelungenes JRPG.

„Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes“ ist ein gelungenes JRPG.

Dafür punktet das JRPG mit einem tollen Soundtrack, einer durchaus spannenden Story und etlichen liebenswerten Charakteren. Wer sich also ein Rollenspiel vom alten Schlag herbeiwünscht, das einerseits Kindheitserinnerungen weckt und andererseits modernen Komfort bietet, der ist bei „Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes“ absolut an der richtigen Adresse.

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  • Kontinent mit über 100 einzigartigen und charmanten Charakteren

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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4 Kommentare

  1. Danke für den Test! 🙂

    Ich hatte schon irgendwie sehr großes Interesse daran, aber wenn Sweet Baby Inc hier wieder seine Finger im Spiel hatte, vergeht mir sofort die Lust darauf. Die spuckten wie immer auf das Original und hatten offenbar erheblichen negativen Einfluss auf die westliche Umsetzung und die Qualität der Dialoge. Kein Wunder, dass die Dialoge im Test besonders negativ aufgefallen ist.

    • Oh, danke für den Sweet Baby Inc. Hinweis. Dann lasse ich auch lieber die Finger davon.

    • Oh cool, danke für den Hinweis, dann werde ich mir das Spiel definitiv mal genauer ansehen.

    • André Westphal says:

      Sweet Baby Inc. hat an diesem Titel nicht mitgearbeitet. Allerdings ist die englischsprachige Übersetzung dafür kritisiert worden, dass sie sich teils zu weit vom Original entferne und linksliberale Zwischentöne einbringe, die so im japanischen Text nicht vorhanden sind.

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