„Digitale Nebenwirkungen“: Doku feiert Montag auf 3sat Premiere

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Am Montag, den 16. November 2015, wird um 22:25 Uhr auf 3sat die Dokumentation „Digitale Nebenwirkungen“ ihre Premiere im deutschen Fernsehen feiern.  Es geht im Wesentlichen darum, dass die Nutzung des Internets sowie von Gadgets wie Smartphones und Tablets den Menschen zwar heute enorm das Leben erleichtert, allerdings auch größere Einflüsse auf unsere Gehirnfunktionen haben könnte, als mancher annimmt.

So warnen einige Wissenschaftler, dass eine zu intensive Online-Nutzung zu einer Art „Digitaler Demenz“ führen könnte: Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- und Konzenrationsschwierigkeiten seien die Folge. Ich selbst kenne einige der Studien und weise aber darauf hin, dass man etwas relativieren muss: Weitere neurologische Studien haben gezeigt, dass tatsächlich die Länge der Aufmerksamkeitsspannen bei den meisten Menschen abnimmt, dafür aber die Konzentration in den produktiven Phasen extrem hoch ist.

Das liegt darin, dass man sich heute als Vielnutzer des Internets z. B. daran gewöhnt in sehr kurzer Zeit extreme Informationsfluten zu filtern. Oft merkt man das gar nicht bewusst – etwa wenn man die Facebook-Timeline durchkämmt. Zugleich sinkt eben tendenziell laut vielen Studien die Länge der Aufmerksamkeit. Das liegt vermutlich daran, dass wir uns immer mehr darauf einstellen viele Dinge parallel zu tun: WhatsApp-Nachrichten am Smartphone beantworten, am Tablet bei Amazon shoppen und zugleich auch noch am TV via Netflix eine Serie streamen. Sprich: Die Menschen können sich tendenziell besser kurzfristig und auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren, aber schlechter langfristig auf eine einzelne Sache.

digitale demenz

Insofern bin ich persönlich gespannt, ob die 3sat-Dokumentation wirklich neutral mehrere Blickwinkel bzw. positive wie negative „Digitale Nebenwirkungen“ einbezieht, oder sich in einseitigem Populismus ergeht. Jedenfalls sollen „zahlreiche Internetkritiker und Experten wie Manfred Spitzer und Martin Korte zu Wort kommen“. Spitzer kritisiert besonders harsch: „Wie sollen 8- bis 13-Jährige Empathie und Dekodieren von Mimik, Gestik oder Sprachmelodie auf den affektiven Gehalt hin erlernen, wenn bei virtuellen Kontakten niemand da ist?“, so eine seiner Thesen.

Zu bedenken ist natürlich: Es kommt immer darauf an wie man ein Medium nutzt – das Medium per se ist weder „gut“ noch „schlecht“. Daran denkt 3sat, wenn der Neurobiologe Korte von der TU Braunschweig recht neutral zu Protokoll gibt: „Wir können im Internet viele Wissenslücken auffüllen. Aber wir können das nur, wenn wir es richtig verwenden.“

Es sollen noch viele weitere deutsche und internationale Experten ihre Ansichten zum Thema „Digitale Nebenwirkungen“ kundtun. Vielleicht lohnt sich das Reinschauen ja auch für den ein oder anderen von euch.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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6 Kommentare

  1. Mir scheint es, dass – zum Glück – die Thesen von Spitzer & Co. nicht mehr so leicht wie noch vor ein paar Jahren geglaubt werden. Inzwischen haben nämlich auch die „Bildungsbürger“ ihre Smartphones in der Tasche und sehen die Vorteile. Nach wie vor ist es – auch bei der Neuerscheinung von Spitzer „Cyberkrank“ – eher empörend, dass sich diese Autoren auf „Studien“ berufen. Mit meinen Studenten habe ich mir bei „Cyberkrank“ den Spaß gemacht, etliche Original-Studien zu vergleichen mit den Interpretationen im Buch. In fast allen Fällen haben die zitierten Studien Spitzers Aussagen nicht gestützt, in etlichen Fällen haben die Studien das glatte Gegenteil ergeben. Das hat nichts mit Wissenschaft und Forschung zu tun (sorry, Herr Kollege Spitzer, auch wenn wir an der gleichen Uni tätig sind 😉 ).

  2. Christian Diepold says:

    Wirklich 2016?

  3. Als in den 1970er Jahren die Sesamstraße Einzug ins deutsche Fernsehen hielt, gabs einen Riesenaufstand unter den deutschen Pädagogen. Nicht nur der Charakter der Figur Oskar sei jugendgefährdend, sondern vor allem die Mache der Sendung. Die Aufteilung in lauter kleine Handlungshäppchen würde die Art des Denkens der Kinder und Jugendlichen verändern. Die Länge der Aufmerksamkeitsspanne würde sich verringern, Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten seien unausweichlich die Folge.

    Den Kritikern damals wurden Zitate namhafter Pädagogen entgegengehalten, mit denen um 1900 vor der Lektüre von Wilhelm Buschs Max & Moritz gewarnt wurde: Nicht mehr eine durchgehende Handlung sei in diesem Schundwerk vorhanden, sondern lauter kleine Episoden. Dadurch würde die Aufmerksamkeitsdauer der Kinder verringert und Gedächtnis- und Konzentrationsstörungn auftreten, usw.

    Ähhh, was sagten die digitalen Demenzforscher heute noch mal?? Scheiße, meine Aufmerksamkeitsspanne ist irgendwie überzogen….. Irgendwas wie: Wilhelm Busch hat Schuld.

  4. ich glaube es soll eher 2015 heißen.

  5. Christian W. says:

    Ich muss sagen ganz so schlecht fand ich das Buch nicht. Gerade was im Bezug auf Kleinkinder / Kinder gesagt wurde. Klar verschiebt sich die Art Dinge zu lernen, aber ob alles so gut für die kleinen ist … Ich weiß nicht.

  6. Spitzer hat übrigens vor kurzem ein weiteres Buch veröffentlicht: „Cyberkrank“.

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