Diablo IV ausprobiert – Das Warten hat sich gelohnt
Das ist das Ding! Seit 1996 gehört die Diablo-Serie für mich zu den liebsten Zeitvertreibern auf dem PC oder den Konsolen. 11 Jahre nach dem Release von Diablo III hat Blizzard sich nach einem zwischenzeitlichen Ausflug auf die mobilen Plattformen mit Diablo Immortal wieder erbarmt und gibt den Fans des Action-RPG-Genres wieder neues Futter für unzählige Stunden des Monster-Schlachtens. Bereits bei der Ankündigung stellte sich heraus, dass Blizzard es ernst meint und Diablo IV wohl düsterer und blutiger wird als die Vorgänger. Und genauso sollte es kommen. Hinzu kommt eine (nicht ganz durchgängig) gut erzählte Story mit einer Gegnerin, die für Diablo-Verhältnisse erstaunlich viel Hintergrund-Geschichte bekommt und damit komplexer ist, als es Diablo war. Lilith ist Mephistos Tochter – damit also Diablos Nichte – und hat das Sanctuary (die Welt in der ihr euch seit Diablo I bewegt) zusammen mit dem Engel Inarius erschaffen.
Wer mehr zur Hintergrund-Geschichte zur Entstehung von Sanctuary erfahren möchte, kann sich die YouTube-Playlist „Book of Lorath“ anschauen. Finde ich gut erzählt und es werden abermals die Verhältnisse in dem Reich klar.
Ich war wirklich überrascht vom Start des Titels, denn Wartezeiten beim Login gab es dieses Mal gar keine. Bei Diablo III hatte man die Spieler teilweise hart sitzen lassen, aber das ist hier gar nicht der Fall. Der Launch war bis auf ein paar Bugs relativ geräuschlos und man hat Bugs wie Glitches in der Landschaft (man war auf einmal unter der Karte) schnell ausgebügelt. Natürlich ist das Spiel noch nicht ganz fehlerfrei, aber dazu gleich mehr.
Nun geht es also an den Start. Ihr habt dabei die Auswahl zwischen fünf Klassen, dem Barbaren, dem Druiden, dem Totenbeschwörer, dem Jäger und dem Zauberer. Habt ihr euch entschieden, wählt ihr, ob Mann oder Frau und könnt den Charakter anpassen. Wer da gern ins Detail geht, wird hier ein wenig enttäuscht. Der Editor ist nicht ganz so detailliert, das heißt, ihr könnt keine Augen verschieben und mehr. Es gibt leider nur vorgefertigte Gesichter, aber das reicht mir vollkommen aus, da richtige Nahaufnahmen relativ rar sind.
Ist der Charakter fertig, geht es mit einem opulenten Intro los und ihr findet euch schließlich in einer verschneiten Schneewelt wieder. Diablo-Fans werden sich sofort heimisch fühlen. Die isometrische Perspektive ist dieselbe, das UI bis auf wenige kosmetische Anpassungen fühlt sich auch direkt vertraut an. Dann geht es auch schon los mit dem Kampf gegen die Schergen und man kommt relativ zügig in ein erstes kleines Dorf mit den ersten Dialogen. Diablo IV führt dann einen Perspektivwechsel durch, rutscht näher mit der Kamera ans Geschehen und zeigt, dass man sich nicht nur beim Weltdesign, sondern auch bei den Charakteren Mühe gegeben hat. Das sieht alles ziemlich gut aus und generell wird die düstere Stimmung des Spiels durch stimmige Grafik, einen gut produzierten Soundtrack und die entsprechenden Soundeffekte untermalt.
Was mich an der Welt von Diablo IV stört: Ihr könnt die Karte nicht mehr Stück für Stück erkunden/aufdecken. Wenn ihr einen neuen Bereich erreicht, dann wird dieser komplett aufgedeckt. Warum mich das stört? Weil ich dann nicht mehr weiß, wo ich schon gewesen bin und wo ich bereits Lilith-Altare (die geben Bonuspunkte) gesucht habe. Das stückweise Aufdecken der Karte ist nur noch in Dungeons so. Seid ihr auf der Map gibt es auch keine Ladezeiten, die findet ihr lediglich kurz beim Wechsel in einen Dungeon vor.
Was mir aber aufgefallen ist: Lauft ihr von einem großen Bereich auf der Map in den nächsten, kann es sein, dass ihr Opfer des Rubberbanding werdet. Der Charakter schnippst wie an einem Gummiband wieder ein paar Meter zurück. Gelegentliche kurze Lags kann es auch geben. Das stört vorwiegend dann, wenn euch eine Horde Monster auf den Fersen ist.
Während des Schnetzelns erlangt ihr wie gewohnt Erfahrungspunkte und könnt diese dann in einem Skill-Baum verteilen. Hier hat Blizzard ein etwas anderes Design gewählt und lässt euch nun einen Pfad erklimmen, je mehr Skill-Punkte ihr bekommt. An jedem Knotenpunkt habt ihr die Auswahl aus aktiven und passiven Skills, die meist mehrere Verbesserungsstufen haben und obendrein noch zwei Ebenen darunter, mit denen man den Skill noch weiter anpassen kann. Nach indessen vielen Spielstunden gefällt mir der Baum doch relativ gut und die Variationsmöglichkeiten, seinen ganz eigenen tödlichen Build zu bauen, sind zuhauf da. Da war ich anfangs skeptischer.
Ich habe mich während meiner bisherigen Reise wieder an meinem Magier abgearbeitet und mich auf Blitz spezialisiert. Die erlangten Fähigkeiten könnt ihr in sechs Schnellzugriff-Slots legen. Es gibt außerdem nur noch Heiltränke (keine Manatränke mehr), Stadtportale können immer gezaubert werden und Identifikationsrollen braucht ihr auch nicht. Wer sich bisher die Zeit mit Diablo II Resurrection vertrieben hat, hat einen Schmerz weniger.
In der Welt sieht man auch immer wieder bekannte Monstergattungen, die verfeinert wurden. Gedroppt werden nach wie vor verschiedene Raritäten an Items, die mehr oder weniger gute Verbesserungen mit sich bringen. So oder so wird man schnell wieder in den Modus verfallen, möglichst vielen Monster den Garaus zu machen und Items zu erhalten. In den Städten findet ihr auch alte Bekannte wieder. Mit Zutaten könnt ihr Elixiere brauen, Items vom Schmied zerlegen lassen, Items sockeln oder entsockeln, das Aussehen von Items ändern, Items verbessern oder verzaubern und so weiter. Über die Zeit werdet ihr auch eine Quest bestreiten, die euch die Nutzung eines Reittiers ermöglicht. Dann könnt ihr fernab der Wegpunkte noch schneller unterwegs sein.
Lasst mich ein paar Worte zur Shared World verlieren. Richtig, Diablo IV ist kein offline Spiel mehr, was ich schade finde. Für mich ist die geteilte Welt aber kein Dealbreaker. Ihr trefft ab und zu ein paar andere Spieler in der offenen Welt, die zusammen mit euch an Events teilnehmen können oder auch mal ein Monster vor euren Augen hinrichten. Im Gegensatz zu Diablo III respawnen die Monster hier, um euch eben zu ermöglichen, auch die XP einzusacken. Jeder hat aber seine eigene Beute, es gibt also kein Gestreite darum. Mehr Spieler sieht man in den Städten. Hier würde ich mir wünschen, dass Blizzard zumindest die Möglichkeit einführt, dass man die Namen ausblenden könnte oder Ähnliches. Die Anzahl der Spieler ist überschaubar, da man sich immer mit einer Handvoll in einem separaten Realm befindet. Ihr müsst also nicht zwangsläufig auf euren Kumpel in der Stadt treffen, nur weil der am selben Punkt steht.
Der Shop. Ja, Blizzard auch einen Shop eingebaut und ja, Blizzard ruft da auch Mondpreise auf. Aber: Der Shop hat nur kosmetische Änderungen im Programm. Kein Pay-to-Win. Ihr könnt das Ding komplett ignorieren. Und ganz ehrlich, wenn jemand 25 Euro für einen Skin ausgeben will – so what. Wichtiger ist, zu beobachten, ob es tatsächlich bei Kosmetika bleibt oder Blizzard hier doch noch in die Pay-to-Win-Ecke driftet.
Ein Fazit: Diablo IV macht mir richtig Spaß. Endlich kann ich wieder durch Sanctuary pflügen und anspruchslos Monster metzeln. Meiner Meinung nach hat Blizzard hier ganze Arbeit geleistet und für heutige Verhältnisse ein Spiel auf die Beine gestellt, dass qualitativ viel richtig macht. Gelegentlich sind noch Bugs im Spiel, aber die halten sich in Grenzen. Klar, man hier keine Revolution auf den Markt geworfen. Blizzard hat die vielen guten Dinge der Serie genommen und einiges verbessert und grafisch auf ein modernes Niveau gehoben. Für den einen oder anderen ist der Online-Zwang sicher ein Fakt, das Spiel links liegenzulassen. Für den Rest und Fans des Genres ist das das Spiel des Jahres 2023.
Andrés kurze Eindrücke:
Wie Olli gefällt auch mir „Diablo IV“ sehr gut. Dass man Mikrotransaktionen integriert, sehe ich etwas kritischer als Olli, allerdings habe ich bisher nicht den Eindruck, dass das Gameplay drumherum gestrickt worden wäre. Ergänzen kann ich, dass die Ingame-Cutscenes sehr gelungen sind und die Story somit deutlich besser erzählt wird, als in den Vorgängern. Nein, „Diablo IV“ mutiert hier nicht zu „The Witcher 3: Wild Hunt“, bringt die Charaktere und die Handlung aber durchaus solide rüber.
Ich bin im Übrigen mit einem Barbaren ins Feld gezogen und habe mich auf Skills und Waffen fokussiert, welche die Gegner durch Folgeschäden (Bluten) traktieren. Das macht ebenfalls Laune. Gut finde ich auch, dass ihr zu Anfang aus zwei Schwierigkeitsgraden wählen könnt, je nachdem wie erfahren ihr seid. Die Shared World macht aber für mich bedauerlicherweise doch einen Teil der Atmosphäre kaputt. Ich fühlte mich nicht mehr als einsamer Wolf in einer mystischen Welt, wenn ich beim Metzeln von Skeletten plötzlich „Protzus Männlichkus“ oder „Ottofriede Hampela“ neben mir stehen sehe, der bzw. die dem gleichen Tagewerk nachgeht. Es wäre schön, wenn Blizzard die Shared World durch einen Patch optional machen würde.
Technisch liegt hier ein fetter Sprung gegenüber dem Vorgänger vor, aber sobald die Kamera quasi näher heranzoomt, sieht man schon, dass auch die Last-Gen noch eine Rolle gespielt hat. Da sind auch an der Xbox Series X, an der ich die meiste Zeit „Diablo IV“ gezockt habe, die Texturen oft etwas matschig und die Charaktermodelle nicht so ganz zeitgemäß. Meistens spielt das aber keine Rolle, da die isometrische Perspektive diese Fehler gar nicht offenbart. Zumal der Titel mit 60 fps und meistens absolut flüssig läuft.
Am Ende hat mir „Diablo IV“ also ebenfalls viel Spaß gemacht und ich kann es definitiv empfehlen. Lediglich PS5-Besitzer sollten sich ihre Zeit vielleicht besonders gut einteilen – immerhin folgt Ende Juni „Final Fantasy XVI“…
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Wer looten und Leveln haben will, bekommt es. Story ist bisher auch nicht schlecht.
Stellen weise Rubberbanding. Kann nicht sagen, ob es an der Servern liegt, oder an Vodafone.
Das ist auch das einzige Problem, was ich bisher ab und zu bemerke. Das liegt 100% an deren Servern/Software. Ich bin auch bei einem anderen Netzanbieter.