Deutsche Post erwägt Zwei-Klassen-System für die Briefzustellung
Für die Deutsche Post stehen Reformen an: Man wünscht sich ein Recht auf eine langsamere Zustellung von Briefen, weil das Briefaufkommen immer niedriger werde. Das mache es wirtschaftlicher, erst einmal genug Sendungen anzusammeln, bevor diese ausgeliefert werden. Es könnte wohl dennoch eine Option geben, seine Briefe „wie früher“ möglichst schnell zu erhalten – natürlich gegen einen Aufpreis.
So berichtet Tagesschau, dass ein derartiges Zwei-Klassen-System in Erwägung gezogen werde. Letzten Endes würden Kunden dann für die gleiche Leistung wie bisher schlichtweg deutlich mehr zahlen müssen – oder auf die langsamere Zustellung zurückfallen. Dieses Prinzip gebe es auch schon in vielen anderen Ländern Europas und habe sich bewährt. Gesichert ist jedoch noch nicht, dass die Deutsche Post so vorgehen darf: Dafür muss die Reform des Postgesetzes noch abgeschlossen werden.
Aktuell muss die Post 80 % der Briefe innerhalb eines Tages zustellen. Die Bundesregierung zeigte sich aber bisher offen dafür, diese Vorgabe zu lockern. Passenderweise argumentiert man hier auch damit, dies würde den Klimaschutz stärken, da viele Sendungen dann mit der Bahn statt mit dem Flugzeug transportiert werden könnten. Dabei hält die Post den Brief weiterhin für wichtig und sichert die Zustellung auch über Verbundzustellungen ab. Das führt dazu, dass Briefträger auch kleinere Pakete ausliefern. In kleinen Städten und Dörfern kommen Briefe und Pakete dabei oft mit einem Fahrzeug bzw. von einem Zusteller.
Aktuell laufen allerdings auch Streiks der Briefzusteller, die angesichts sinkender Reallöhne eine Anpassung der Gehälter fordern. Dabei kommt man bisher aber kaum auf einen Nenner. Als indirekte Drohung kündigte die Deutsche Post schon an, zur Not auch wie die Konkurrenz von Hermes und Co. möglicherweise verstärkt auf Subunternehmen zu setzen. Hier wird es vermutlich noch in den kommenden Tagen und Wochen einiges an Tauziehen geben.
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Völlig richtig. Welche Briefe sind wirklich dringend, bei mir vielleicht 20%. Zustellung reicht auch alle 2 Tage, sofern man eine getrennte Brief und DHL Zustellung hat.
Sie sollten einfach allgemein die Preise stark erhöhen, besonders für Unternehmen. Ich bekomme vielleicht 20 relevante Briefe im Jahr. Der Rest soll bitte ganz wegbleiben.
Alle zwei Tage würde ich auch ganz okay finden und das wäre um einiges schneller, als die aktuelle Laufzeit von 4-20 Tagen, wie es momentan an meiner Anschrift der Fall ist.
Ho ho ho, totaler quatsch.
Die Post hat ihr Briefmonopol. Dann sollen sie auch zusehen, dass die Briefe so schnell wie möglich ankommen. Wenn die Post das nicht gebacken bekommt, sollen sie ihr Monopol abgeben.
Das Briefmonopol gibt es seit anderthalb Jahrzehnten nicht mehr.
Blöd nur, dass es das Briefmonopol schon seit 2008 nicht mehr gibt.
Ho ho ho…. ein Briefmonopol gibt es in Deutschland schon seit 2007 nicht mehr!
Bei uns hier werden Briefe z.B. parallel auch von „BW Post“ befördert, was ein privates Unternehmen ist.
Ho ho ho, totaler Quatsch.
Die Deutsche Post hat kein Briefmonopol, denn wenn sie eins hätte würde es keine anderen Dienstleister für die Briefzustellung geben – daher der Name MONOpol.
Dass diese anderen Unternehmen sich nur die Rosinen rauspicken und ihre Dienstleistung nicht flächendeckend erbringen wollen ist eine andere Geschichte. „Einfach so“ die Briefzustellung abgeben würde vielleicht in Ballungsgebieten funktionieren, aber auf dem platten Land leider nicht – da hat man verhältnismäßig hohe Fixkosten, die muss man als Dienstleister stemmen können und wollen.
Briefmonopol? Schon seit 16 Jahren nicht mehr.
Ok, 15 Jahre. Sorry.
Ralf, genau damit drohen die ja. Damit wird kein großes Geld verdient. Und was machen wir dann? Und andere Anbieter würde es sowieso anders angehen und niemals zu den aktuellen Preisen 5 Tage die Woche ausliefern wollen. Es ist doch logisch, dass durch das immer weiter sinkende Briefvolumen bei gleichen Kosten, etwas geändert werden muss.
Es geht ja nicht darum, dass sie es nicht auf die Reihe bekommen, sondern ob es nötig ist, täglich mit halb leeren Taschen durch die Gegend zu fahren.
Weihnachten mal außer acht gelassen kommen bei mir nur Rechnungen und Werbung per Post. Das kann auch mal einen Tag warten…
Also wollen die einfach nur mehr Kohle, weil wenn Leute die schnellere Zustellung buchen können sie doch auch mir mein Brief direkt reinschmeißen wenn er hier durch die Straße eiert, also betrugsmasche, gut dass man auf nichts wichtiges mehr per Post wartet.
Denke aber die werden damit durchkommen, denn wie sagt man so schön, jeden Tag steht ein dummer auf! 🙂
Bei Paketen gibt es das schon lange. Wenn man Express bucht, dann ist halt mehr oder weniger garantiert, dass das Paket am nächsten Tag kommt, trotzdem kommen Pakete oft bei mir genauso schnell an, auch ohne Express. Man kann sich halt nicht drauf verlassen. Und nein, natürlich schleppt ein Briefträger niemals sinnlos Briefe mit sich rum, wenn überhaupt würde das Briefzentrum den Brief automatisch einer nicht priorisierten Zustellung zuordnen.
Ich würde mal darauf tippen, dass das auf die Zustellung innerhalb einer (von der Post definierten) Region wenig bis gar keinen Einfluss haben wird. Bei Post, die von Hamburg nach München transportiert wird, hingegen schon. So können sie dann zukünftig warten, bis sie eine entsprechende Menge beisammen haben, bevor es dann transportiert wird.
Ich hoffe, dass sie nicht bewusst Briefe liegenlassen, die bereits am Zustellungsort sind. Außer natürlich, man kann dadurch wirklich mal einen ganzen Wohnblock oder eine kleine Straße auslassen. Jeder Stopp kostet Zeit und wenn man jeden Tag nur noch halb so viele Stopps hat, rechnet sich das schon. Selbst, wenn der Zusteller eh an deinem Haus vorbeifährt.
Der Transport von Briefzentrum A (HH) nach Briefzentrum B (FRA) ist nicht das Ding, sondern umso kleiner die Zuordnung ist.
Da die Post damit argumentierte, dass man dann die Briefe auch mal eher per Bahn statt per Flugzeug transportieren könne, bin ich einfach mal von der langen Strecke ausgegangen.
Ist aber letztendlich auch egal, es haben ja schon einige geschrieben, dass es eben nicht so ist, dass der Briefträger dann einfach mit dem Brief in der Tasche am Haus vorbeifährt.
1. Es ist schon viel passiert bevor der Brief in Zustellung ist und vom Briefträger bis zu deinem Briefkasten getragen wird. Warum blendest du das einfach aus?
2. Du gehst fälschlicherweise davon aus, dass der Briefträger weiterhin täglich bei dir vorbei kommt, aber dann halt nichts einwirft. Das ist eine Annahme, die nicht grundsätzlich gilt. Tatsächlich dürfte es nicht wenige Straßen geben, in der an einem gegebenen Tag keine Expresszustellung stattfindet. Diese Straßen können nach dem neuen Modell eben komplett ausgelassen und erst am nächsten Tag wieder beliefert werden.
Der Briefträger „eiert“ also mit nichten eh durch die Straße. Ganz im Gegenteil: Durch effizientes Routenplanen kommt der Briefträger eben seltener und dafür mit mehr Briefen gleichzeitig, was allgemein durchaus effizienter sein dürfte.
Spannend, dass das bei Dir so anders ist als bei mir. An meiner Haustür hängen Briefkästen für drei Parteien. Jeden Werktag kommt alleine hier mindestens eine „Dialogpost“ an, den vier weiteren Gebäude hier in der Straße geht es mit Sicherheit ähnlich.
Was natürlich nicht heißt dass das ein Naturgesetz ist. Ich persönlich muss nicht jeden Tag eine andere Dialogpost aus dem Briefkasten holen, das würde mir zweimal die Woche auch reichen.
Deinen ersten Punkt halte ich für den wichtigeren. Ich gehe stark davon aus, dass die lokale Zustellung in der Zielregion überwiegend nicht der große Kostentreiber ist, sondern eher die Tatsache, dass die letzte Leerung der öffentlichen Briefkästen hier gerne nach 18:00 stattfindet und der Inhalt trotzdem zu 80% am nächsten Werktag in einem völlig anderen Bundesland beim Empfänger im Haus sein muss.
> Spannend, dass das bei Dir so anders ist als bei mir. An meiner Haustür hängen Briefkästen für drei Parteien. Jeden Werktag kommt alleine hier mindestens eine „Dialogpost“ an, den vier weiteren Gebäude hier in der Straße geht es mit Sicherheit ähnlich.
Das war nicht meine Aussage. Die Post kommt vielleicht aktuell jeden Werktag bei dir vorbei, aber in Zukunft muss das eben nicht der Fall sein. Solange es in deiner Straße keine Expresszustellung gibt, kann der Postbote auch einfach deine gesamte Straße nur jeden zweiten Tag besuchen. Dein Bild eines Postboten der also bei dir vorbei läuft aber nichts einwirft „weil nicht Express“ obwohl schon bis zur Zustellung fertig transportiert, ist somit nicht haltbar. Tatsächlich läuft er mit guter Routenplanung eben gar nicht mehr jeden Tag bei dir vorbei.
Klar machen die das nur wegen Geld. Trotzdem ist der Brief an sich technisch komplett überholt. Alles, was ich noch im Briefkasten finde, ist lediglich aus ANDEREN Gründen keine Email.
Gratulation an den McKinsey-Fanclub (fast alle Vorstände waren mal bei McK) bei der Dt. Post. Sie wollen Ihre Minderleistung als Standard definieren. Und den bisherigen Standard als mehrpreisigen Premium verkaufen. Kann ich als MitarbeiterIn der Dt. Post auch so agieren? Hallo Chef, ich hab bis dato von 5 Zielen 4 nicht erreicht. Wenn du willst, dass ich bis Jahresende 2 Ziele erreiche, bitte zahl mir mehr.
Die Dt. Post hat still und heimlich bei uns schon seit Jahren die 5-Tage Zustellung eingeführt. Montags kommt keine Post.
Damit kann ich leben. Aber die seit Jahren verschlechterte Zustellqualität ist mehr als ein Ärgernis. Man wartet dringend auf einen Brief von Krankenkasse. Lt. Post-App (Briefankündigung) ist der auch unterwegs. Nur kommt dieser nicht bei mir an. Dafür bekomme ich einen Brief der Krankenkasse, der jedoch an einer anderen Person adressiert ist (okay die Hausnummern waren identisch). Vielleicht hat ein anderer nun meinen Brief bekommen und erfreut sich meiner Krankengeschichte…. 🙁
Man transportiert das Verhalten der Dt. Post mal ins Internet. Wenn sie wollen, dass Ihre IP-Pakete rechtzeitig ankommen, dann zahlen sie künftig einen Aufschlag. Bei Videokonferenzen zahlt man dann z.B. 5Euro Aufpreis. Der Aufschrei wäre gross, da ja im Rahmen der Netzneutralität keine Daten bevorzugt behandelt werden dürfen. Aber bei der Post ist dies scheinbar egal. Ich hoffe, dass die Netzagentur dem Treiber der Dt. Post einen Riegel vorschiebt.
Netflix und Youtube zahlen sehr hohe Summen für den Datentransport/Leitungen, damit ihre Streams flüssiger/schneller laufen als andere. Das Thema Netzneutralität ist etwas komplexer.
Briefzustellung ist etwas ganz anderes. Und da die Post nachweisen kann, dass das Briefvolumen stark sinkt und die kosten immer weiter steigen, wird man denen solche Änderungen nicht verweigern. Es ist schon fast so weit, dass der Staat froh ist, dass ein Unternehmen immer noch so zu den Kosten zuverlässig und häufig Briefe zustellt. Läuft bei uns deutlich besser als in anderen Ländern.
P.S. Die Krankenkasse hat bei mir viel Geld abgebucht und der Brief ist 3 Tage später gekommen. Die haben dann gesagt dass ich deren App installieren soll, hätte die Info dann in Echtzeit gehabt.
Genau daher weht der Wind. Es geht ausschließlich um den Profit der Aktionäre. Umwelt, Kunden und Zusteller sind nur Deko.
Das Problem hat 2007 mit dem Wegfall des quasi Briefmonopols begonnen. Lukrative Sendungen wie z.B. die Aufträge der Firmen werden seitdem oftmals von anderen erbracht die günstiger sind. Die Post bleibt auf den oftmals unattraktiven Privatsendungen sitzen und muss die in die entlegensten Winkel liefern.
Das sowas natürlich für die Post nicht wirtschaftlich ist, sollte klar sein. Deshalb kann die Post auch nicht einfach die Tarife senken um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Vor 2007 hat das eine eben das andere Querfinanziert.
Persönlich ist es mir ehrlich gesagt völlig egal wie oft die Post kommt. Bei uns hier sehe ich den Postler zwar jeden Tag, gefühlt würde ich aber behaupten bekomme ich 1x pro Woche alle Briefe gesammelt zugestellt. Was mir eigentlich auch völlig ausreicht, ich bekomme so gut wie nix mehr per Post, was nicht vier Tage später auch noch Zeit hätte.
Als ich mal in der Schweiz gelebt habe, musste ich lachen als ich gesehen habe, dass es dort eine A-Post (nächster Werktag) und die 0,20 CHF günstigere B-Post (bis max. 3 Werktage) gibt. Zumal die Schweiz nicht wirklich ein großes Land ist.
Aber unter der Berücksichtigung der geringeren Auslastung und Umverteilung der Prioritäten (oder Skalierung, wie es ja neuerdings heißt), macht das durchaus Sinn.
„kein großes Land“ Luftlinie 60km, Fahrzeit 5 Stunden.
Drastisch übertrieben.
Selbst die eine echte Ausnahme, das Engadin, ist in 2h erreichbar (z.B. Chur -> Samnaun 2:06, ohne Autoverlad).
Finde ich gut, alles wir endlich günstiger: Porto wird weniger, wichtig wenn man mal wieder Dokumente verschickt, Internet wird durch die Maut, die die Telekom will ja kostenlos! 2023 macht Spaß!
Grundsätzlich wäre es mir völlig egal, ob die Post jeden Tag oder alle zwei/drei Tage mal vorbeikommt und Briefe liefert – sofern sich überhaupt was auf dem Postweg zu mir befindet.
Die Frage ist nur: Was ist mit Briefen die bestimmte Fristen beinhalten bzw. in denen es um wichtige (Gerichts-)Termine etc. geht?
Ja, wenn ich mich recht erinnere, beginnen Fristen erst mit wirksamen Zugang zu laufen.
Hachja, wäre alles deutlich einfacher, wenn man die komplette Digitalisierung und ebenso behördliche Kommunikation per (sicherer und rechtsverbindlicher Mail) hinbekommen würde…. *hust*
Hallo Daniel, dann müsste aber jede(r) BürgerIn verpflichtet werden ein digitales Endgerät , und zwar eins daß zur Abwicklung digitaler signaturen fähig ist, vorzuhalten. Das kann und will nicht jeder. Können nicht vom Durchdenken und dem sich Einlassen auf diese elektronischen Methoden und wollen eben auch nicht . Ich habe ein Recht auf eine zustellung in rechtsverbindlicher Form , das ist der Brief , ggf. als einschreiben. Denn ich bin nicht gesetzlich verpflichtet , ein Smartphone oder einen PC vorzuhalten oder meinen Perso als Digitalen Ausweis zu nutzen. Alles kann-Regelungen . Also Bleibt der gedruckte und dinglich versandte Brief Standard. Alles andere ist ein schönes, vielleicht für viele wünschenswertes, obendrauf . Denk nicht immer nur in der Blase eines Technik-blogs, denk einfach mal als Cindy aus marzan. Die ist froh wenn sie einen amtlichen Brief als solchen erkennt und dann damit aufs Amt läuft um darauf zu reagieren. Und das gilt nicht nur für cindy: ich lasse bislang auch von Postident und digitalen Funktionen des Perso die finger. Ist mir alles zu kompliziert und aufwendig. obwohl ich einen PC habe. Wenn ich eine Beglaubigung brauche , gehe ich damit zum Notar und bezahle dafür daß er weiß wwie es richtig geht. Und dann ist das garantiert rechtsverbindlich , und wenn es fehlerhaft war, hat er die Verantwortung.
Spannend bleibt in dem Falle die drei-Tages-Fiktion von behördlichen Bescheiden, die drei Tage nach Aufgabe zur Post als zugestellt gelten. Ein Brief, den die Behörde am Freitag abschickt ist also kann dan. Bei den geplanten Verzögerungen auch schon msl erst Dienstag kommen – zu Lasten des Empfängers, wenn es um Fristen geht. Und den Beweis zu erbringen, wann der Brief im eigenen Briefkasten gelandet ist wird dann schwierig…
Da du genug rechtliches Hintergrundwissen hast um die Zustellfiktion zu kennen sollte es dir klar sein, dass die Gerichte diese kippen würden, würde der Gesetzgeber diese nicht an veränderte Gegebenheiten anpassen. Da solch ein „Kippen“ nicht geltungserhaltend, sondern nur gänzlich möglich ist, Gerichte die Zustellfiktion mithin nicht einfach fiktiv umschreiben können damit sie wieder „passt“, wäre die Zustellfiktion dahin, mit großen Nachteilen für alle Behörden. Deshalb wird der Gesetzgeber sehr motiviert sein schnell zu handeln, sollte es zu Änderungen kommen.
Ein langsamer, dafür lückenlos nachverfolgbarer Behördenbrief ist vermutlich die Zukunft. Technisch ist das inzwischen ohne großen Aufwand möglich, sofern die Absender gewisse Standards einhalten, die eine automatische Bearbeitung und somit das Tracking ermöglichen.
Ich glaube, bevor der Gesetzgeber das ä der, wird die OZG-gemäße digitale Zustellung über das (dann vielleicht sogar verpflichtende) Bürgerkonto Realität…
Unsinn. Du hast das Problem ja genannt, ohne ein verpflichtendes Onlinekonto ist es nicht als vollwertiger Ersatz für Briefpost möglich.
Digitalisierung heißt aber nicht Pflicht zur Digitalisierung. Man muss sich jetzt gar nicht auf Personengruppen beziehen die damit überfordert sind, es reicht wenn jemand einfach keinen Bock auf PC, Smartphone und Internetzugang hat. Dazu kannst du Privatpersonen einfach nicht verpflichten. Anders als Gewerbe. Deswegen müssen Gewerbe die Steuer zwingend per Elster machen, Privathaushalte nicht. Rechtsanwälte müssen per digitalem Anwaltspostfach mit Gerichten kommunizieren, Brief (oder Fax) sind nicht mehr fristwahrend. Privatpersonen dürfen natürlich auch weiterhin formlos Klage erheben.
Der Brief ist der kleinste gemeinsame Nenner bezüglich Telekommunikation und einen Briefkasten zum Empfang bereit zu halten wird jedem zugemutet. Man muss darüber auch kein Fass aufmachen. Die zwei Behördenbriefe pro Jahr sind kostenmäßig irrelevant, es wäre auch nicht wirklich ökologisch wenn sich ein Digitalverweigerer, der sonst keinen PC und kein Smartphone hätte, nur dafür dazu verpflichtet sich die Geräte anzuschaffen. Für die Ökobilanz bei Herstellung eines Smartphones kannst du wahrscheinlich viele Tonnen Papier herstellen und bedrucken. Mit größtem digitalen Aufwand jeden Papierzettel überflüssig zu machen ist also auch nicht ökologisch.
Dann muss man diese Fristen einfach entsprechend auf eine Woche Laufzeit oder so anpassen.
Wenn ich die ganzen Werbesendungen weglasse, erhalte ich pro Jahr vielleicht noch 10 „wichtige“ Briefe; darauf kann ich gerne einen oder 2 Tage länger warten.
Und für dringende Sachen gibts die Prio-Option
Was verschickt man als Privatperson für Briefe?
– Behördenbriefe (weil vieles noch nicht digitalisiert wurde)
– Trauerkarten / Hochzeitskarten
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen an den Arbeitgeber und die Krankenkassen sind vielfach weggefallen. Zu Geburtstagen werden häufig längst digitale Gutscheine etc. verschenkt. Kündigungen kann man online / per E-Mail abschicken.
So richtig viel bleibt da nicht mehr. Klar, kleine Warensendungen, mal ne neue Bankkarte und ansonsten? Dialogpost zu großen Teilen und die können sich die Unternehmen auch echt sparen.
Auch Firmen machen ja immer mehr digital, Rechnungen werden digital zur Verfügung gestellt und nicht mehr verschickt, die Kommunikation läuft per E-Mail, ganze Bankkonten lassen sich papierlos eröffnen…
Ich denke, dass die Post weiß, wo der Weg hingeht. Meiner Meinung nach sollten jedoch zunächst einmal aktuelle Probleme gelöst werden. Krankheitsausfälle, Corona, Warnstreiks… alles gute Gründe, aber irgendwie auch manchmal vorgeschoben…
> Was verschickt man als Privatperson für Briefe?
Genau das ist der Punkt. Jedesmal, wenn ich was verschicke, muss ich erst fragen, was „heutzutage“ eigentlich Porto kostet.
Und der Briefkasten zuhause? Oftmals gucke wir da ’ne ganze Woche nicht rein.
Einen „Lieber Onkel Fridolin“-Brief habe ich seit meiner Jugend nicht mehr geschrieben, und ich bin über 50. Das /eigentliche/ Problem ist doch,…:
– dass Deutschland nicht komplett durchdigitalisiert ist und man für rechtsgültigen Kram immer noch oft Einschreiben und Faxe braucht
– das nachwievor Rücksicht genommen wird auf Menschen, die sich seit Anfang der 80er jeglicher Technik verweigert haben und jetzt „nicht abgehängt werden dürfen“. Ich finde, wer 2023 noch kein Handy hat, der hat sich selbst abgehängt und fällt dann eben durch’s Raster. Tschüß.
Wird das dann so etwas wie der schon bestehende PRIO-Service bei dem dann folgendes gilt:
„Mit der Zusatzleistung PRIO bieten wir Ihnen eine prioritäre Behandlung inklusive einer Sendungsverfolgung Ihrer nationalen Briefe und Postkarten. So können Sie jeden Brief schnell versenden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, dass er bereits einen Tag nach Einlieferung beim Empfänger ankommt.“
Allerdings mit der Erfahrung, dass dieser Brief dann mindesten 3 Tage unterwegs ist 🙂
Die Grundsatzfrage lautet hier, wer soll für die priorisierte Zustellung bezahlen? Der Absender oder der Empfänger? Als Empfänger bin ich nicht bereit irgendwelche Zahlungen an die Post zu leisten. Wenn der Absender zahlt ist es mir egal.
Wie kommst du auf die Idee dass der Empfänger zahlen sollte? Das wäre zudem ein Riesenaufwand wenn der Briefträger klingeln müsste um Geld zu kassieren.
Da es ja nach Aussage der Post immer weniger Briefe werden und hier darauf verwiesen wurde, daß es seit anderthalb Jahrzehnten kein Briefmonopol mehr gibt und das die Privaten Anbieter sich die Rosinen bei der Zustellung und dem Zuschnitt der zustellgebiete herauspickten, bleibt mir nur eine logische Schlußfolgerung: es hätte _Nie die Freigabe der Briefzustellung für Dritte_ geben dürfen. Dann hätte die Post immer noch genügend volumen und Einnahmen um eine Zustellung in gewohnter Qualität sicherzustellen. Wie wäre es also anstelle die Kunden – mich und Dich – warten zu lassen damit, einfach das Briefmonopol wieder einzuführen? gute alte Zeit. Aber ja, sehen wir in vielen anderen Bereichen: wo öffentliche Aufgaben privatisiert und dem Wildwuchs von Konkurrenz und Gewinnmaximierung von Kapitalmarkt-Heuschrecken überlassen wurden, ging es in vielen Bereichen mit der qualität und zuverlässigkeit von dienstleistungen den Bach runter. Und preiswerter wird es – siehe aufschlag für die bisherige Qualität der Zustellung – auch nicht wirklich . Mal die ganze neo-Liberalisierung zurückdrehen. Dann stimmt der Service wieder.
Jo, hatte ich weiter oben schon geschrieben. Mit der Abschaffung des Briefmonopols begannen die Probleme. Und du hast Recht, es ist in vielen Bereich ähnlich. Privatisierung der Wasserversorgung, die dann Jahre später für teure Geld wieder zurückgekauft wurde. Oder die Abfallwirtschaft… früher waren das auch alles städtische Betriebe. Hier bei uns ist z.B. die Abholung der Gelben Säcke mit dem Kunststoffverpackungen privatisiert. Funktioniert aber nur semi gut. Die Säcke liegen oft tagelang in der Stadt rum.
Oder der S-Bahn Verkehr. Der wurde bei uns auch ausgeschrieben und an ein privates Unternehmen vergeben. Früher war das halt die Bahn oder sonst irgend ein staatliches Unternehmen. Heute sieht es so aus, dass ein privates Unternehmen das günstigste Angebot abgegeben hat…. aber selbst 2 Jahre später gar nicht genügend Züge hat und die bei der Bahn wieder gegen teures Geld leihen muss. Folge, der Regionalverband musst nun sogar Geld zuschießen. Sprich das ist jetzt sogar teurer als vorher.
Aber gefühlt muss halt alles optimiert werden um dann festzustellen, dass es vorher gar nicht schlecht funktioniert hat.
Dann wird es hier wie mit manchen Behörden, die Dienstleister beauftragen. Der Brief braucht Wochen und die Frist zum reagieren/Einspruch ist bereits bei Zustellung abgelaufen.
Prinzipiell ist es mir persönlich ja ziemlich egal, ob ein Brief nun morgen oder erst drei Tage später ankommt. In aller Regel ist das tatsächlich unerheblich. Befremdlich finde ich die Begründung trotzdem, denn zu verschiedenen Zeiten, wenn beispielsweise aufgrund von Feiertagen mehr Postsendungen und auch Briefe anfallen, wird immer wieder darauf hingewiesen, dass sich genau deswegen die Zustellung verzögern kann. Jetzt soll sich die Zustellung verzögern, weil das Briefvolumen geringer wird. Das macht schon ein bisschen den Eindruck, man wolle sich die Gegebenheiten so zurecht legen, wie es gerade am besten passt.
Nein.
Normal: Das Volumen (und damit die Einnahmen) nahm stark ab und daran musste man seine Kapazitäten anpassen. Man hat also weniger Fahrzeuge, Zusteller, … und deswegen ist das Beibehalten der Zustellfrequenz schwer.
Weihnachten: Natürlich ist es nach Kapazitätsabbau schwierig, wenn für kurze Zeiträume (z.B.) das Doppelte benötigt wird.
Selbst die erzkapitalistischen USA waren nicht so dumm ihre Post zu privatisieren. Wie soll denn hier Wettbewerb funktionieren? Bei Briefen wird es das niemals geben. Die Konkurrenz der Post konzentriert sich vor allem auf Geschäftskunden und transportiert keine privaten Einzelbriefe nach Schweinehausen am Arsch der Welt. Das wird dann ein komischer Mischmasch aus scheinbar privatem Wettbewerb und trotzdem noch zugeschossenen Subventionen vom Staat. So werden dann indirekt Steuergelder dafür verwendet, dass Post und Bahn in alle möglichen Länder expandiert, statt sich hier auf die Erfüllung ihrer Kernaufgaben zu konzentrieren. Ich sehe die Politik durchaus in der Pflicht, dass es zur Post eine Verpflichtung zu digitalen Schnittstellen gibt. Wenn zeitnah zugestellte Post ein Luxusgut wird, sollte es für alles digitale Alternativen geben, was längst nicht so ist. Das heißt nicht, dass man den digitalen Weg nutzen muss, aber es sollte möglich sein.
Die Post scheint ihren Weg gefunden zu haben, auf die steigende Zahl von Beschwerden zu reagieren. Jetzt soll die Kundschaft entscheiden, ob sie ihre Briefe schneller oder langsamer bekommen will. Zack – auch wieder nicht recht! Mal ehrlich – ich kann diese Debatte nicht nachvollziehen. Wie jedes andere Unternehmen muss die Post wirtschaftlich arbeiten. Selbst nach dem Wegfall des Postmonopols hat kein Mitbewerber es geschafft, die von der Post angebotenen Dienstleistungen im Bereich „Brief“ vollumfänglich zu gleichen oder gar besseren Konditionen als die Post zu erbringen.
Ich kann nur empfehle mal einen Blick ins Postgesetz zu werfen um sich mit Begriffen wie z.B. „Universaldienst“ und dessen Ausgestaltung auseinander zu setzen. Dann sollte man sich einmal die Frage stellen, was wäre, wenn die Post auf ihre Lizenz verzichtet, sämtliches Personal entlässt und sich aus dem deutschen Markt verabschiedet? Findet sich jemand, der seine Briefe demnächst vom Amazon-Lieferservice, von Hermes, DPD und wie die sog. Versanddienstleister sonst noch heißen, zugestellt bekommen möchte? Die als „Dialogpost“ gekennzeichneten Sendungen braucht doch sowieso kein Mensch. Diese Briefsendungen könnte der Postbote bei mir auch direkt in die Papiertonne werfen.
Hallo Mr. T., das Problem ist aber: nicht „Jetzt soll die Kundschaft entscheiden, ob sie ihre Briefe schneller oder langsamer bekommen will. das kann ich als _Empfänger_ ja gar nicht entscheiden, das entscheidet bei diesem 2-Klassen-Modell der Absender. Ich fände es gut wenn entweder die entsprechenden Regelungen in den Zustellungsgesetzen und im BGB was Fristen angeht mit geändert werden oder aber es wird gesetzlich vorgeschrieben daß Dinge, die mit einem Termin verknüpft sind wie Rechnungen (zahlungsziele), amtliche Bescheide usw. _immer_ mit der höchsten Leistungsklasse versendet werden müssen. Nur dann kann die zugangsfiktion aufrecht erhalten werden.
Moin Andreas! Es ist nicht das Problem der Post, dass Du als Empfänger eines Briefes nicht entscheiden kannst, ob er schnell oder langsam zugestellt wird. Bei Frist- und/oder Terminsachen müssten die Absender verpflichtet werden und nicht die Post. Das könnte schwierig werden, weil es nicht mehr in den Bereich des Postgesetzes fällt. Die Absender von Briefsendungen könnten den Empfängern, selbstverständlich gegen entsprechendes Entgelt, eine Wahlmöglichkeit einräumen und so das Problem mit der Zugangsfiktion lösen. Den Anspruch, den Empfänger von Briefsendungen haben, will die Post als Dienstleister eben nicht mehr unterstützen. Ich halte das durchaus für berechtigt, weil Empfänger keine Zahlung an die Post leisten, woraus die zeitliche Abfolge der Zustellung zu begründen wäre. Die Post könnte aber ein solches Bezahlmodell für priorisierte Zustellung etablieren. Dann könntest Du, gegen Bezahlung, für alle an Dich adressierten Briefsendungen eine priorisierte Zustellung erhalten. Ich denke, das werden die wenigsten Empfänger machen wollen.
Was kommt als nächstes, eine Debatte um Faxgeräte? Niemand sollte heute noch einen eiligen Brief oder überhaupt noch Briefe als wichtig erachten. Auch und gerade keine Behörde, die seit Jahren schon digital sein sollte. Wenn ich mir überlege, wann ich das letzte Mal überhaupt relevante Briefpost bekommen habe, verwundert mich die heiße Debatte hier schon sehr.
Hallo Tandeki, wieder nur von einem Ende her gedacht wie oft bei solchen Diskussionen … „Niemand sollte heute noch einen eiligen Brief oder überhaupt noch Briefe als wichtig erachten. Auch und gerade keine Behörde, die seit Jahren schon digital sein sollte. “ nicht die Behörde, der Rechnungsstellende, oder wie auch immer Absender ist hier das Glied in der Transportkette, was den kleinsten gemeinsamen Nenner bestimmt, sondern die Leute an welche die Nachrichten _übermittelt _ werden sollen. Und solange es da noch welche gibt die eben nicht digital sondern per Papier angesprochen werden wollen oder müssen, ist der Brief eben nicht out sondern das „must have“ – alles andere bis hin zur elektronischen Signierung ist „obendrauf“, nice to have , zugegeben, aber kein Grund auf den Brief und damit dessen zuverlässige und zügige Zustellung zu verzichten. Merke: Digitale Behörden einführen – damit hat man noch keine digitale Bevölkerung. Typische „wir führen was von oben nach unten ein“-Denke. Anders geht es richtigrum, nämlich immer von unten nach oben! Und dabei alle, auch die nicht „digital nativen“ mitnehmen.